Video: Nervensystem
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Hallo und Herzlich willkommen zu einem neuen Tutorial von Kenhub. Mein Name ist Cuco und in diesem Tutorial geht es um das Nervensystem.
Bevor wir loslegen, möchte ich euch gerne einen kurzen ...
Mehr lesenHallo und Herzlich willkommen zu einem neuen Tutorial von Kenhub. Mein Name ist Cuco und in diesem Tutorial geht es um das Nervensystem.
Bevor wir loslegen, möchte ich euch gerne einen kurzen Überblick zu den Inhalten des Tutorials geben. Wenn wir über das Nervensystem sprechen, müssen wir zunächst einmal definieren was das Nervensystem überhaupt ist und welche Besonderheiten die Nervenzellen aufweisen. Danach schauen wir uns die Unterteilung in das zentrale und das periphere Nervensystem an. Um das ganze in einen klinischen Kontext einzubetten, schauen wir uns auch ein paar klinisch relevante Fakten an. Wir werden dann auch dieses Tutorial mit einer kurzen Zusammenfassung der wichtigsten Inhalte abschließen.
Lasst uns also loslegen und zunächst einmal definieren, was das Nervensystem eigentlich genau ist.
Es handelt sich bei diesem System um ein Netzwerk aus Nervenzellen und –fasern, das sich durch den gesamten Körper zieht. Auf diese Weise können Informationen in Form elektronischer Impulse durch den ganzen Körper geleitet werden. Das Nervensystem stellt also ein Kommunikationssystem des Körpers dar und ist damit ein essentieller Teil des menschlichen Körpers. Ohne die Nerven würden Informationen bzw. Reize nicht weitergeleitet werden und wir wären nicht in der Lage, uns zu bewegen, unsere Umwelt wahrzunehmen, auf sie zu reagieren, Emotionen zu fühlen oder Gedanken zu formen und Entscheidungen zu treffen. Auf unserer Abbildung seht ihr die Nerven in gelb dargestellt. Im Laufe dieses Videos werde ich die Nerven, die ich euch vorstelle immer wieder in grün markieren, um euch die Orientierung zu erleichtern.
Das Nervensystem ermöglicht es uns also, unsere Hände zu bewegen, das Gesicht zu verziehen oder Speichel und Tränenflüssigkeit zu sezernieren. Selbst Organe wie zum Beispiel das Herz, die Lungen oder unsere Verdauungsorgane sind auf Impulse des Nervensystems angewiesen. Diese vielfältigen Funktionen fordern ein komplexes Netzwerk an neuronalen Verbindungen. Ohne dieses System wären wir nicht überlebensfähig.
Das Nervensystem besteht aus zwei Anteilen: Dem zentralen Nervensystem, das auch als ZNS abgekürzt wird und dem peripheren Nervensystem, kurz PNS. Auf diese beiden Anteile gehe ich gleich noch etwas näher ein.
Jetzt, da ihr einen groben Überblick bekommen habt, lasst uns etwas tiefer in das heutige Thema eintauchen und uns die Grundeinheit dieses neuronalen Netzwerkes anschauen: die Nervenzellen. Hier habe ich eine Nervenzelle, ein sogenanntes Neuron, dargestellt. Es ist charakterisiert durch ein Axon, einen Nervenzellkörper, der auch als Soma bezeichnet wird, und die Dendriten. Bei den Dendriten handelt es sich um baumartig verzweigte Fortsätze, die Signale in Richtung des Somas leiten. Das Axon hingegen dient der Weiterleitung der neuronalen Signale zu anderen Zellen.
Neurone kommunizieren untereinander über Synapsen. So werden die Umschaltstellen zwischen zwei Neuronen genannt. Es werden chemische von elektrischen Synapsen unterschieden. Da chemische Synapsen sehr viel häufiger vorkommen, liegt der Fokus dieses Tutorials auf ihnen. Sie sind an der Freisetzung von Neurotransmittern beteiligt. Neurotransmitter sind Moleküle, die der Kommunikation zwischen den Neuronen dienen. Sie werden in den synaptischen Spalt freigesetzt. Dies wird über das ankommende Signal, das über das Axon der Nervenzelle weitergeleitet wird, initiiert. Die Neurotransmitter gelangen dann an den Dendriten, oder genauer gesagt den dendritischen Dorn des Zielneurons.
In ein Neuron münden mehrere Dendriten, was der Oberflächenvergrößerung dient. An ihren Enden befinden sich sogenannte „spines“, also Dornen, die den Synapsen als Andockstellen dienen. Das Signal wird über die Dendriten empfangen und verarbeitet. Im Gegensatz hierzu besitzt ein Neuron allerdings nur ein Axon, das der Weiterleitung des Signals dient. Ein Bündel aus vielen Axonen bildet schließlich einen Nerven - wie z. B. den Nervus ulnaris, der im Unterarm verläuft.
Es gibt drei Arten von Neuronen, die verschiedene Aufgaben erfüllen. Sensorische Neurone empfangen und verarbeiten Signale aus unserer Umwelt, sodass wir beispielsweise fühlen können, ob eine Oberfläche rau oder glatt ist.
Motoneurone hingegen leiten elektrische Impulse an Muskeln, Organe und Drüsen.
Die dritte Gruppe der Neurone sind die sogenannten Interneurone. Sie befinden sich zwischen zwei Neuronen. Auf diese Weise können sie zwischen zwei gegenspielenden Systemen vermitteln und ein Neuron unter dem Einfluss eines anderen hemmen.
Neben den Neuronen sind auch die Glia-Zellen im Nervensystem von großer Bedeutung. Es handelt sich hierbei um Stützzellen mit vielfältigen Funktionen. Dazu zählen der Schutz und die elektrischen Isolation der Neurone. Durch diese wird eine Geschwindigkeitserhöhung der Signalweiterleitung erreicht.
Im zentralen Nervensystem existieren vier Arten von Glia-Zellen: Die Astrozyten, die Oligodendrozyten, die Mikroglia und die Ependymzellen. Im peripheren Nervensystem hingegen gibt es nur zwei Arten von Glia-Zellen: die Schwann’schen oder Schwann-Zellen und die Satelliten-Zellen. Der Übergang von den Oligodendrozyten zu den Schwann-Zellen stellt übrigens den Übergang vom ZNS zum PNS dar.
Viele Axone sind von einer Myelinschicht ummantelt. Diese sogenannte Myelinscheide dient als Isolator, um eine schnellere Weiterleitung der elektrischen Impulse im Axon zu ermöglichen. Im PNS erfolgt diese Myelinisierung durch die Schwann-Zellen, im ZNS durch die Oligodendrozyten. Auf unserer Abbildung hier habe ich dargestellt, wie diese Zellen das Axon umgeben und isolieren.
Soviel also zu den Nervenzellen. Schauen wir uns nun einmal die Unterteilung des Nervensystems in ZNS und PNS an. Lasst uns mit dem zentralen Nervensystem beginnen.
Das ZNS setzt sich aus Gehirn und Rückenmark zusammen. Es ist zentral im Körper, genauer gesagt im Schädel und der Wirbelsäule, lokalisiert. Schauen wir uns zunächst einmal die Rolle des Gehirns im ZNS an, danach werfen wir einen Blick auf das Rückenmark. Das Gehirn koordiniert Bewegungen, unsere Atmung, die Herzfrequenz und die Ausschüttung vieler Hormone, die wiederum vielfältige Funktionen im Körper haben. Hier habe ich als Beispiel das Wachstumshormon GH gewählt.
Das Gehirn setzt sich grob aus drei Bestandteilen zusammen: dem Großhirn, dem Kleinhirn und dem Hirnstamm. Das Großhirn ist der größte Teil und besteht aus den beiden Großhirnhemisphären - so werden die beiden Hälften des Großhirns bezeichnet. Dem Großhirn schließt sich posterior das Kleinhirn an und der Hirnstamm setzt sich als Rückenmark fort. Lasst uns diese Strukturen im Folgenden einmal etwas genauer betrachten.
Das Großhirn setzt sich also aus einer rechten und einer linken Hemisphäre zusammen. Vereinfacht kann man sagen, dass die linke Hemisphäre die rechte Körperhälfte kontrolliert und umgekehrt. Wenn du zum Beispiel deinen rechten Daumen bewegen willst, wird ein Areal in der linken Großhirnhemisphäre angeregt, das diese Bewegung initiiert.
Charakteristisch für den Cortex, die Großhirnrinde der Hemisphären, sind die Gyri oder Windungen und die Sulci, die Furchen. Durch diese Gegebenheiten wird eine Oberflächenvergrößerung der Großhirnrinde erreicht. Außerdem sind sie hilfreich, um bestimmte funktionale Areale zu lokalisieren. Jede Hemisphäre wird noch einmal in je vier Lappen unterteilt: den Frontal-, Temporal-, Parietal- und Okzipitallappen.
Schauen wir uns diese Lappen im Folgenden einmal genauer an. Lasst uns mit dem Frontallappen beginnen. Zum Frontallappen gehören unter anderem der orbitofrontale Kortex, welcher der Hemmung impulsiver Handlungen dient, der Gyrus präcentralis - das ist der primär motorische Kortex und das Broca-Areal, unser motorisches Sprachzentrum. Der nächste Lappen ist der Temporallappen. Hier befindet sich der primäre auditorische Kortex. Auf dieser Abbildung könnt ihr die Lage dieses Areals etwas deutlicher erkennen. Hier werden auditorische Signale verarbeitet. Dies beinhaltet das Verstehen von Sprache, das Einprägen von Inhalten sowie die Interpretation visueller Eindrücke.
An der Stelle, an der der Temporallappen in den Parietallappen übergeht, existiert ein zweites Sprachzentrum: das Wernicke-Areal. Hierbei handelt es sich um das sensorische Sprachzentrum. Es ist wichtig für das Verstehen gesprochener und geschriebener Sprache. Der somatosensorische Kortex, in dem z. B. Impulse zur Empfindung von Berührungen verschaltet werden, befindet sich ebenfalls im Parietallappen.
Der Okzipitallappen schließt sich dem Parietallappen an. Hier befindet sich der primärer visuelle Cortex, welcher an der visuellen Wahrnehmung beteiligt ist.
Lasst uns nun einen Blick auf das Kleinhirn werfen. Das ist der Bereich, den ihr auf unserer Abbildung in grün dargestellt seht. Wenn das Kleinhirn geschädigt ist oder einen Funktionsausfall erleidet, zeigen die Betroffenen oftmals ein Gangmuster, das dem eines Betrunkenen ähnelt. Unser Kleinhirn ist nämlich für das Gleichgewicht und die Koordination motorischer Bewegungen verantwortlich, sodass diese elegant, flüssig und zielgerichtet ausgeführt werden können.
Auf diesem Medianschnitt des Gehirns, könnt ihr den Hirnstamm gut erkennen. Das ist die grün dargestellte Struktur. Er verbindet das Gehirn mit dem Rückenmark und wird in drei Abschnitte unterteilt: In das Mittelhirn, die Brücke und die Medulla oblongata. Zehn der insgesamt zwölf Hirnnerven entspringen im Hirnstamm. Sie innervieren Haut, Muskeln und Drüsen des Gesichts, Kopfes und Halses. Dazu aber später mehr.
Wir starten jetzt erstmal mit dem am weitesten kranial gelegenen Teil des Hirnstamms - dem Mittelhirn oder Mesencephalon. Das ist der Bereich, der jetzt auf unserer Abbildung in grün markiert ist. Das Mittelhirn ist vor allem in die Modulation grober Bewegungsabläufe, den Schlaf-Wach-Rhythmus, das Sehen, Hören und die Thermoregulation involviert.
Die Brücke, die auch als Pons bezeichnet wird, beinhaltet Nuclei, also Kerne, die den Schlaf, die Atmung, das Schlucken, die Harnkontinenz, den Hörsinn, das Gleichgewicht mitregulieren. Zusätzlich ist sie auch am Geschmackssinn, den Augenbewegungen, der Körperhaltung sowie der Regulation der Gesichtsmuskulatur und damit der Mimik beteiligt.
Der am weitesten kaudal gelegene Abschnitt des Hirnstamms ist das verlängerte Mark, welches auf Latein als Medulla oblongata bezeichnet wird. Die Medulla oblongata ist für die Regulation der Atmung, die Verdauung, das Schlucken und Niesen sowie die Herz- und Kreislaufregulation verantwortlich. Aufgrund all dieser lebenswichtigen Funktionen, ist eine Läsion des Hirnstamms durch z. B. einen Schuss in den Mund oder eine Verletzung im Bereich des Halses lebensgefährlich oder sogar tödlich.
Der zweite Anteil des ZNS, den wir uns nun anschauen wollen, ist das Rückenmark. Auf Latein wird es als Medulla spinalis bezeichnet. Es stellt die Fortsetzung der Medulla oblongata dar und befindet sich im Wirbelkanal der Wirbelsäule. Es besitzt 31 Spinalnervenpaare, die durch die Foramina intervertebralia, die Zwischenwirbellöcher, aus dem Wirbelkanal austreten.
Diese Foramina sind jeweils zwischen zwei Wirbeln und deren Bandscheiben zu finden. Auf dieser vergrößerten Abbildung zweier Wirbel ist das etwas besser zu erkennen. Der Austritt der Spinalnerven aus dem Wirbelkanal stellt den Übergang des ZNS zum PNS dar, das wir uns als Nächstes anschauen wollen.
Das periphere Nervensystem umfasst alle Nerven, die sich außerhalb des ZNS befinden. Seine Hauptaufgabe besteht darin, Informationen aus dem ZNS in die Peripherie zu leiten; Genauer gesagt in die ausführenden Organe, Muskeln und Drüsen. Außerdem werden die Signale aus der Peripherie über die Nerven des PNS in das ZNS geleitet, um dort verarbeitet zu werden. Bis auf die ersten zwei Hirnnerven zählen alle weiteren Hirn- und Spinalnerven zum PNS.
Ein wichtiger Teil des PNS ist das vegetative bzw. autonome Nervensystem, das häufig als VNS abgekürzt wird. Wir nehmen seine Aktionen nicht unbedingt bewusst wahr. Darum wird es manchmal auch als das autonomes Nervensystem bezeichnet. Es innerviert unter anderem diverse Drüsen, die glatte Muskulatur der Blutgefäße und Verdauungsorgane sowie die Lungen. Außerdem spielt es eine wichtige Rolle für die Funktion des Herzens.
Ebenfalls wichtig, und Teil des peripheren Nervensystems, ist das somatische oder willkürliche Nervensystem. Es ermöglicht uns, bewusste Bewegungen auszuführen und zu erfassen, welche Muskeln wir gerade wie stark beanspruchen. Dieser Teil des Nervensystems beinhaltet sowohl motorische als auch sensorische Nervenzellen. Hirn- und Spinalnerven sind Teile des somatischen Nervensystems.
Kommen wir nun zu den Hirnnerven. Vielleicht ist euch aufgefallen, dass ich sie im Verlauf dieses Tutorials bereits eine paar Mal erwähnt habe. Erinnert ihr euch? Als es um den Hirnstamm ging, habe ich bereits gesagt, das hier die zehn der zwölf Hirnnerven entspringen. Schauen wir uns das auf den folgenden Abbildungen einmal genauer an.
Die Hirnnerven steuern Empfindungen und motorische Funktionen im Bereich von Kopf und Hals. Außerdem sind sie maßgeblich an den Sinnesempfindungen, also dem Sehen, Hören, Riechen und Schmecken beteiligt. Die ersten zwei Hirnnerven, also der Nervus olfactorius und der Nervus ophthalmicus, werden zum ZNS gezählt. Alle anderen Hirnnerven gehören zum PNS und entspringen im Hirnstamm.
Auf dieser inferioren Ansicht auf das Gehirn könnt ihr die Ursprünge der Hirnnerven sehr schön erkennen. Der Nervus olfactorius, hier grün dargestellt, ist der erste Hirnnerv und für den Riechsinn verantwortlich, der Nervus opticus, jetzt ebenfalls in grün hervorgehoben, ist als zweiter Hirnnerv für das Sehen verantwortlich.
Der dritte Hirnnerv, der Nervus oculomotorius gewährleistet die motorische Innervation einiger Augenmuskeln, sowie der Pupille und des Lids.
Der Nervus trochlearis ist als vierter Hirnnerv ebenfalls in die motorische Innervation der Augenmuskeln involviert.
Der fünfte Hirnnerv ist der Nervus trigeminus. Seine sensiblen und motorischen Fasern innervieren unter anderem die Haut des Gesichtes, die Schleimhäute der Mundhöhle sowie die Kaumuskeln.
Der sechste Hirnnerv, der Nervus abducens ist wieder ein Nerv, der die Augenmuskulatur innerviert. Er ermöglicht, dass wir unsere Augäpfel nach rechts und links bewegen können.
Der siebte Hirnnerv, der Nervus facialis, innerviert die mimische Muskulatur und ist in die Geschmackswahrnehmung involviert.
Der achte Hirnnerv, der Nervus vestibulocochlearis, innerviert das Hör- und Gleichgewichtsorgan.
Der neunte Hirnnerv, der Nervus glossopharyngeus, versorgt große Anteile der oropharyngealen Schleimhaut, Drüsen, sowie die Muskulatur des Pharynx und Gaumens.
Der Nervus vagus innerviert als 10. Hirnnerv den Pharynx, also den Rachen und die Larynxmuskulatur motorisch, sowie die Hirnhaut und den äußeren Gehörgang sensibel. Zudem ist er über Druckrezeptoren für die Blutdruckregulation sowie die Geschmackswahrnehmung der Epiglottis - das ist der Kehldeckel - zuständig. Er ist außerdem für einen Teil der parasympathischen Innervation der Thorax- und Abdominalorgane verantwortlich.
Der Nervus accessorius innerviert als elfter Hirnnerv einige Muskeln des Kehlkopfes sowie den Musculus trapezius.
Und zu guter Letzt haben wir hier den zwölften Hirnnerv, den Nervus hypoglossus, der die Muskeln der Zunge innerviert.
Soviel zur Innervation des Kopfes und Halses. Doch wie sieht es mit der Innervation des restlichen Körpers aus? Unsere Extremitäten werden über die Spinalnerven innerviert.
Es gibt 31 Spinalnervenpaare, von denen jeder einzelne Spinalnerv aus einer hinteren Wurzel, der Radix posterior und einer vorderen Wurzel, der Radix anterior besteht. Wenn sie über das Foramen intervertebrale den Wirbelkanal verlassen, bilden sie einen vorderen und einen hinteren Ast, die als Ramus anterior und Ramus posterior bezeichnet werden. Der Ramus anterior ist für die Innervation der ventralen Seite des Körpers sowie der oberen und unteren Extremitäten, der Ramus posterior für die Innervation der dorsalen Seite des Körpers verantwortlich.
Die Innervation der Extremitäten ist sehr komplex. Spezifische Muskeln und die Haut werden über Nervenfasern versorgt, die aus nicht nur einem Spinalnerven stammen. Wenn es also zu einer Läsion oder einem Funktionsausfall auf einer bestimmten Spinalebene kommt, kann die Struktur zum Teil noch innerviert werden und so funktionsfähig bleiben. Es handelt sich also um eine gewisse Absicherung des Körpers. Dieser Umstand setzt jedoch voraus, dass die anterioren Rami gemischt und in sogenannten Nervenplexus reorganisiert werden.
Ein Nervenplexus, wie zum Beispiel der hier abgebildete Plexus brachialis, beschreibt ein Geflecht aus Nervenfasern, das aus den anterioren Rami der Spinalnerven gebildet wird.
Wir kommen nun zu den fünf verschiedenen Plexus des peripheren Nervensystems. Das sind der Plexus cervicalis, der Plexus brachialis, der Plexus lumbalis, der Plexus sacralis und der Plexus coccygeus.
Wie euch der Name vielleicht schon verrät, befindet sich der Plexus cervicalis am Hals. Die Nerven dieses Plexus innervieren motorisch Muskeln des Rückens, des Halses und das Diaphragma, also das Zwerchfell. Außerdem wird die Haut des Halses, des Kopfes, der Ohren und des Thorax durch Nerven des Plexus cervicalis sensibel innerviert. Der Nervus phrenicus, das ist der sogenannte Zwerchfellnerv, entstammt dem Plexus cervicalis und innerviert ebenfalls das Diaphragma.
Der Plexus, den ihr hier grün dargestellt seht, ist der Plexus brachialis, das Armgeflecht. Es handelt sich um ein Nervengeflecht, das aus den Rami ventrales der Spinalnerven C5-Th1 gebildet wird und für die motorische und sensible Innervation der oberen Extremitäten verantwortlich ist. Seine Nervenäste reichen von der Schulterregion bis hin zur Achsel.
Schauen wir uns nun drei periphere Äste an, die dem Plexus brachialis entspringen und die oberen Extremitäten innervieren: der Nervus medianus, der Nervus ulnaris und der Nervus radialis. Den Nervus medianus seht ihr hier grün markiert. Wie euch sein Name verrät, verläuft er mittig den Arm entlang, wo er die meisten Flexoren des Unterarms innerviert. Er zieht dann an der palmaren Seite des Handgelenks als einziger Nerv durch den Karpaltunnel auf die Handinnenfläche, wo er einige der kurzen Fingermuskeln innerviert. Außerdem ist er für die sensible Innervation der Handfläche vom Daumen bis zur Innenseite des Ringfingers zuständig. Im Rahmen eines Karpaltunnelsyndroms ist es genau dieser Nerv, der komprimiert wird und so Schmerzen verursacht.
Der Nervus radialis oder Speichennerv, den ihr jetzt grün dargestellt seht, verläuft auf der Streckseite des Oberarms und innerviert überwiegend die Extensoren des Ober- und Unterarms, sowie der Hand. Ein Beispiel wäre der Musculus triceps brachii. Außerdem innerviert er die Muskeln sowie die Haut auf der dorsalen Seite des Arms und der Hand sensibel.
Der dritte Ast, den wir uns an dieser Stelle noch anschauen wollen, ist der Nervus ulnaris. Er verläuft nahe der Ulna mittig am Ober- und Unterarm. Ihr seht ihn hier ebenfalls grün dargestellt. Auf Deutsch heißt er Ellennerv. Er innerviert hauptsächlich Muskeln und Haut der Hand. Ihr habt den Nervus ulnaris wahrscheinlich alle schon einmal schmerzhaft zu spüren bekommen, als ihr euch den Musikantenknochen gestoßen habt. Hierbei wird der Nervus ulnaris zwischen dem Humerus und der posteromedialen Seite des Ellbogens eingeklemmt. Ihr könnt hierbei auch ein Kribbeln in dem Bereich der Haut spüren, der vom Nervus ulnaris sensibel innerviert wird.
Wir haben uns nun mit dem Plexus brachialis ein Nervengeflecht angesehen, das aus den oberen Segmenten des Rückenmarks entspringt.
Schauen wir uns als Nächstes den Plexus lumbalis an. Er entspringt aus den unteren Segmenten des Rückenmarks und ist für die Innervation der Beckenregion und der unteren Extremitäten verantwortlich. Der Plexus lumbalis oder das Lendengeflecht, wird durch die Rami anteriores der Spinalnerven der Segmente Th12 bis L4 gebildet. Er ermöglicht mit seinen Ästen die Innervation der Haut und Muskeln der unteren Extremitäten. Bei einem Bandscheibenvorfall im Bereich der Lendenwirbelsäule sind neben den Ästen des Plexus sacralis, auf den ich gleich noch zu sprechen komme, meist auch Nervenäste des Plexus lumbalis betroffen.
Der Plexus sacralis, das Kreuzbeingeflecht, wird von den Spinalnerven der Segmente L5-S3 gebildet. Er innerviert die Rückseite des Oberschenkels, den Unterschenkel, den Fuß und das Becken sensibel und motorisch.
Oft werden der Plexus lumbalis und der Plexus sacralis als Plexus lumbosacralis zusammengefasst. Im Plexus lumbosacralis befinden sich die längsten Axone des Körpers. Sie können teilweise bis zu einem Meter lang sein.
Wir werden uns nun mit einigen Nerven beschäftigen, die dem Plexus lumbosacralis entspringen und an den unteren Extremitäten verlaufen. Der hier grün dargestellte Nervus obturatorius oder Hüftlochnerv, entspringt dem Plexus lumbalis und verläuft durch das Foramen obturatorium. Er innerviert die Muskeln an der Innenseite des Oberschenkels, die euch vielleicht bereits als Adduktorengruppe bekannt sind. Wenn ihr eure Beine zusammenpresst, könnt ihr dies, weil der Nervus obturatorius Impulse an diese Muskelgruppe sendet und die Muskeln daraufhin kontrahieren.
Der Nervus ischiadicus oder Ischiasnerv, ist der längste und dickste periphere Nerv des menschlichen Körpers. Er entspringt dem Plexus lumbosacralis und innerviert die Rückseite des Ober- und Unterschenkels und den Fuß.
Am Oberschenkel, etwas oberhalb des Knies, teilt sich der Nervus ischiadicus in den Nervus fibularis communis, der manchmal auch als Nervus peroneus bezeichnet wird, sowie den Nervus tibialis auf. Beide Nerven innervieren Areale des Unterschenkels und Fußes. Das schauen wir uns auf den folgenden Abbildungen einmal etwas genauer an.
Der Nervus fibularis communis bzw. der Wadenbeinnerv befindet sich auf der lateralen Seite des Beins. Ihr seht diesen Ast auf unserer Abbildung wieder grün dargestellt. Er innerviert die anterioren und lateralen Kompartimente des Beins und ermöglicht so eine Dorsalextension im Fußgelenk.
Der nun grün dargestellte Nervus tibialis wird auf Deutsch Schienbeinnerv genannt und befindet sich direkt neben dem Nervus fibularis communis. Er verläuft jedoch nach seiner Abzweigung vom Nervus ischiadicus weiter posterior. Er sorgt für die motorische und sensible Innervation der Wade und des Fußes. So kann der Zehenstand vollzogen werden. Hierfür ist nämlich eine Plantarflexion des Fußes notwendig. Genauer gesagt innerviert der Nervus tibialis den Musculus triceps surae, den Musculus popliteus, den Musculus plantaris, den Musculus tibialis posterior, den Musculus flexor digitorum longus und den Musculus flexor hallucis longus. Ein Multitalent sozusagen!
Nun, da wir uns den größten aller Plexus und ein paar seiner peripheren Äste angeschaut haben, werfen wir noch einen Blick auf einen kleineren Plexus: den Plexus coccygeus. Dieser Plexus ist nach dem Steißbein, dem Os coccygis, benannt. Seine Nervenäste innervieren die Haut um das Steißbein. Aufgrund der Lage dieses Nervengeflechtes ist eine Fraktur des Steißbeins extrem schmerzhaft.
Die anterioren Rami der Spinalnerven bilden also einen zervikalen, brachialen, lumbosakralen und coccygealen Plexus. Doch wie verlaufen die Spinalnerven der thorakalen Segmente? Aus ihnen entspringen die Nervi intercostales, die Zwischenrippennerven. Diese entspringen den anterioren Rami der thorakalen Spinalnerven. Sie innervieren die Interkostalmuskulatur und die Haut über dem Thorax sensibel sowie die Muskeln des Abdomens.
Der nun in grün dargestellte Nervus subcostalis ist ein Ast des zwölften Interkostalnervs, der ebenfalls in der Nähe der zwölften Rippe verläuft. Er innerviert gemeinsam mit den unteren Interkostalnerven einige Bauchmuskeln und die Haut in diesem Bereich sensibel.
Lasst uns nun noch einen Blick auf den untersten Abschnitt des Rückenmarks werfen, die sogenannte Cauda equina. Der Wirbelkanal ist länger als das Rückenmark. Die Spinalnervenwurzeln der unteren Rückenmarkssegmente L2-L5, S1-S5 sowie der coccygealen Segmente, die nach kaudal zu den jeweiligen Wirbelkörpern ziehen, vereinigen sich in diesem unteren Bereich des Wirbelkanals zu den Spinalnerven. Dieses Nervengeflecht wird auch als Cauda equina oder Pferdeschwanz bezeichnet. Diese Bezeichnung spielt auf das Aussehen dieses letzten Rückenmarksabschnitts an.
An einigen Stellen des Tutorials habe ich bereits ein paar mögliche klinische Szenarien genannt, bei denen das Nervensystem betroffen ist. Pathologien und Läsionen des Nervensystems sind sehr komplex - wir schauen uns nun ein paar Krankheitsbilder hierzu an.
Die Läsion eines einzelnen peripheren Nerven kann zu Bewegungseinschränkungen und Empfindungsstörungen führen. Der sogenannte Steppergang wird beispielsweise durch eine Läsion des Nervus fibularis communis verursacht. Der Ausfall dieses Nervens hat zur Folge, dass die Fuß- und Zehenheber ausfallen. Das wiederum führt zu einem Gangbild mit einem abnormal hoch gehobenen Bein und einem Aufsetzen des Fußes mit einer herabhängen Fußspitze.
Ein weiteres Beispiel für eine Erkrankung, die das Nervensystem betrifft, ist der Bandscheibenvorfall. Ein Riss des Anulus fibrosus - das ist der Faserring der Bandscheibe, die zwischen zwei Wirbelkörpern liegt-, kann dazu führen, dass der weiche Anteil der Bandscheibe austritt. Dies kann zu einer Kompression der Spinalnerven führen, was starke Schmerzen verursachen kann. Ein Bandscheibenvorfall im Bereich der Lendenwirbelsäule kann dann z.B. zur Irritation der entsprechenden Spinalnervenwurzeln führen, die den Nervus ischiadicus bilden. Der Patient hat in diesem Fall starke ausstrahlende Schmerzen auf der Rückseite eines oder beider Beine.
Das nächste klinische Beispiel habe ich bereits kurz angesprochen als es um den Nervus ulnaris ging: das Anstoßen am sogenannten Musikantenknochen. Das hat jeder von uns wahrscheinlich schon einmal erlebt. Eigentlich ist es nicht der Stoß auf den Knochen, der diese Schmerzen verursacht, sondern der Nervus ulnaris, der in diesem Fall gegen den Humerus gedrückt und komprimiert wird. Wenn ihr beim nächsten Mal genauer darauf achtet, könnt ihr neben dem Nervenschmerz auch ein Kribbeln an den Stellen der Haut spüren, die der Nervus ulnaris sensibel versorgt.
Und damit sind wir inhaltlich am Ende dieses Tutorials. Wie immer fasse ich noch einmal kurz zusammen, was wir heute alles besprochen haben. Wir haben mit der Frage begonnen, was das Nervensystem eigentlich ist. Das Nervensystem ist ein Netzwerk aus Nervenzellen und –fasern, die elektrische Impulse durch den gesamten Körper leiten.
Danach haben wir uns die Nervenzellen etwas genauer angeschaut. Ein Neuron, so haben wir gelernt, besteht aus drei Abschnitten: dem Axon, den Dendriten und dem Soma. Zusätzlich existieren noch die Gliazellen, die als Schwann-Zellen und Oligodendrozyten für die Myelinisierung der Axone im PNS bzw. ZNS verantwortlich sind. Weiter ging es mit dem ZNS, das aus dem Gehirn und dem Rückenmark besteht. Das Gehirn wird in drei Abschnitte unterteilt: das Großhirn, das Kleinhirn und den Hirnstamm. Wir haben auch gesehen, dass das Rückenmark eine Fortsetzung des Hirnstamms darstellt und im Wirbelkanal der Wirbelsäule verläuft.
Beim peripheren Nervensystem, dem PNS, haben wir uns die zwölf Hirnnervenpaare und die 31 Spinalnervenpaare angeschaut. Dabei haben wir gesehen, dass sich die anterioren Rami der Spinalnerven zu Plexus reorganisieren. All diese Plexus innervieren sowohl auf motorischer als auch auf sensibler Ebene verschiedene Bereiche des Körpers. Wir sind auf fünf Plexus eingegangen: den Plexus cervicalis, den Plexus brachialis, den Plexus lumbalis, der zusammen mit dem Plexus sacralis den Plexus lumbosacralis bildet. Der letzte Plexus, den wir uns angeschaut haben, war der Plexus coccygeus.
Danach haben wir haben über einige periphere Nerven der Plexus gesprochen. Es ging unter anderem um den Nervus medianus, der mittig den Arm hinunterläuft, den Nervus radialis, der posterior im Arm verläuft und den Nervus ulnaris, der medial am Ober- und Unterarm verläuft.
Weiter kaudal haben wir uns mit dem Nervus obturatorius beschäftigt, der das eigens nach ihm benannte Foramen obturatorium passiert sowie den Nervus ischiadicus. Der Nervus fibularis communis und der Nervus tibialis sind Äste des Nervus ischiadicus. Alle diese Nerven innervieren die unteren Extremitäten sowohl motorisch als auch sensibel.
Anschließend haben wir uns dann noch die Nervi intercostales und den Nervus subcostalis angesehen, die einige Muskeln und die Haut des Abdomens innervieren. Als Letztes haben wir uns die Cauda equina angeschaut, die den letzten Abschnitt des Rückenmarks ausmacht.
Ich hoffe, diese Einführung in die Anatomie des Nervensystems hat euch gefallen. Vielen Dank für’s Zuschauen und bis zum nächsten Mal!