Video: Plexus lumbalis
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Bevor wir so richtig mit dem heutigen Tutorial zum Plexus lumbalis starten, möchte ich euch etwas zum Musculus cremaster erzählen, der nur bei Männern zu finden ist. Er verläuft mit seinen ...
Mehr lesenBevor wir so richtig mit dem heutigen Tutorial zum Plexus lumbalis starten, möchte ich euch etwas zum Musculus cremaster erzählen, der nur bei Männern zu finden ist. Er verläuft mit seinen Fasern durch den Leistenkanal bis in das Scrotum. Er setzt am Hoden an und zieht diesen bei Kontraktion nach kranial. Dieser Reflex – auch Kremaster-Reflex genannt – ist abhängig von verschiedenen physiologischen Faktoren. Befindet sich der Mann beispielsweise in einer kalten Umgebung, dann kontrahiert sich der Musculus cremaster und zieht somit den Hoden näher an den Körper. Von diesem geht nämlich die wohlig-warme Körpertemperatur aus.
Außerdem spannt sich der Musculus cremaster an, wenn sich der Mann in eine Kampf-oder-Flucht-Situation versetzt wird. Diese Umschaltung geschieht, wenn der Mann Stress erlebt und deshalb der Sympathikus aktiviert wird. Evolutionsbiologisch ist dieser Kremaster-Reflex sinnvoll, da der Mann in einer Kampf- oder Fluchtsituationen sein Erbgut, das ja in den Hoden gespeichert ist, nahe am Körper besser schützen kann. Interessanterweise kann der Kremaster-Reflex auch ausgelöst werden, wenn über die Innenseite des Oberschenkels gestrichen wird. Aber wisst ihr, wie genau es zu diesem Reflex kommt oder warum und wann dieser in der Klinik wichtig sein kann?!
Falls ihr an der Antwort interessiert seid, dann lasst doch einfach mal das Video weiterlaufen. Die Antworten auf diese und viele weitere Fragen werdet ihr im Laufe dieses Tutorials über den Plexus lumbalis erfahren.
Zu Beginn möchte ich euch einen kleinen Überblick zum heutigen Tutorial geben. Wir starten mit ein paar allgemeinen Fakten zum Plexus lumbalis, wo er liegt und welche Funktion er ausführt. Anschließend widmen wir uns seinem Ursprung am Rückenmark und schauen uns genauer an, welche Nerven aus ihm hervorgehen. Wir folgen danach diesen Nerven bis zu ihren jeweiligen Zielstrukturen. Die Anatomie des Plexus lumbalis ist äußerst variabel. Darauf werden wir an manchen Stellen auch eingehen. Am Ende soll es – wie immer – natürlich auch um die klinische Relevanz des Plexus lumbalis gehen. Lasst uns loslegen!
Der Plexus lumbalis ist einer der vier großen rückenmarksnahen Nervenplexus des menschlichen Körpers: Dazu gehören der Plexus cervicalis, der Plexus brachialis, der Plexus lumbalis und der Plexus sacralis. Der Name sagt einem ja bereits, wo dieser Plexus zu finden ist; und zwar in der Lendenregion. Doch was genau ist ein Nervenplexus eigentlich?! Ein Nervenplexus beschreibt ein Netzwerk aus Nervenfasern. Stellt euch dieses Netzwerk als Stromkasten vor. Ein paar Kabel ziehen in den Kasten hinein, werden dort neu verschaltet und zusammengelegt, bevor sie aus dem Kasten wieder herauslaufen.
Der Plexus lumbalis erhält Nervenfasern aus den rückenmarksnahen lumbalen Spinalnerven, verschaltet diese und entsendet anschließend periphere Nerven zu den entsprechenden Zielorganen. Genauer gesagt, erhält der Plexus lumbalis seine Nervenfasern aus den Rami anteriores der Spinalnerven L1 bis L4.
Könnt ihr euch noch an die Rami anteriores erinnern? Falls nicht, kein Problem! Die Spinalnerven verlassen den Rückenmarkskanal und teilen sich dann direkt in einen Ramus anterior und einen Ramus posterior auf. Die Rami posteriores der Spinalnerven innervieren hauptsächlich die Haut und die Muskulatur des Rückens. Die Rami anteriores hingegen ziehen in die Plexus hinein.
Die Hauptfunktion des Plexus lumbalis ist die Innervation der unteren Bauchwand, einiger Hüft- und Oberschenkelmuskeln sowie einiger Hautabschnitte der unteren Extremität. Merkt euch an dieser Stelle, dass der Spinalnerv aus L5 in der Regel nicht zum Plexus lumbalis hinzugezählt wird. Er bildet zusammen mit Fasern aus L4 den Truncus lumbosacralis, der in den weiter kaudal liegenden Plexus sacralis zieht. In diesem Tutorial soll es hingegen ausschließlich um den Plexus lumbalis gehen.
Aber bevor wir ins Detail gehen, widmen wir uns zunächst dem allgemeinen Aufbau des Plexus lumbalis. Aus welchen nervalen Bestandteilen setzt sich der Plexus lumbalis denn nun genau zusammen?! Auf diesem Bild seht ihr einen Transversalschnitt durch die Lendenwirbelsäule und den lumbalen Abschnitt des Rückenmarks. Wie ihr wisst, formen die sensiblen Nervenfasern die Hinterwurzel und die motorischen Fasern gehen aus der Vorderwurzel der Spinalnerven hervor. Von dort verlaufen einige dieser Fasern in den Rami posteriores zur dorsalen Rumpfwand und zum Gesäß.
Ein weiterer Teil der Fasern verläuft in den Rami anteriores zu den teils weiter entfernten distalen Zielorganen. Die Rami anteriores sind dicker als die Rami posteriores, weil sie mehr Strukturen im Körper innervieren und dementsprechend auch mehr Nervenfasern beinhalten.
Auf dieser Vorderansicht des Plexus lumbalis könnt ihr sehen, dass es zudem kleine Verbindungen zwischen den Spinalnerven und den Ganglien des Grenzstrangs gibt. Diese nennt man Rami communicantes. Hier zum Beispiel seht ihr diese kleinen Fasern der Segmente L1 und L2. Man unterscheidet den Ramus communicans albus, der präganglionäre sympathische Fasern aus dem Spinalnerven zum jeweiligen Grenzstrangganglion führt, und den Ramus communicans griseus. Letzterer zieht vom Ganglion zurück zum Spinalnerven und enthält postganglionäre sympathische Fasern. Die Rami communicantes albi gibt es auf lumbaler Ebene nur in den Segmenten L1 und L2, wohingegen die Rami communicantes grisei in allen lumbalen Segmenten zu finden sind. Aus diesem Grund seht ihr auf dieser Abbildung jeweils zwei Verbindungen zwischen Spinalnerv und Grenzstrangganglion in L1 und L2, und nur eine in L3 und L4. Bei manchen Menschen liegt allerdings auch ein Ramus communicans albus in L3 vor.
Jetzt wisst ihr, wie sich der Plexus lumbalis zusammensetzt. Als nächstes schauen wir uns genauer an, wo er liegt und wohin seine Nerven verlaufen. Die Rami anteriores der Spinalnerven von L1 bis L4 ziehen von der Lendenwirbelsäule nach ventral und gelangen bald in den Musculus psoas major. Dort verzweigen sie sich untereinander und bilden das Nervengeflecht des Plexus lumbalis. Ihr habt richtig gehört: Der Plexus lumbalis befindet sich zum Großteil innerhalb eines Muskels. Im Plexus lumbalis formen sich diverse periphere Nerven, die den Musculus psoas major dann an seinen medialen und lateralen Seiten, sowie entlang seiner ventralen Fläche, verlassen. Welche Nerven gehen also nun aus dem Plexus lumbalis hervor?
Dafür zeige ich euch diese schematische Abbildung des Plexus lumbalis. An ihr kann man besser nachvollziehen, aus welchen Segmenten sich welche Nerven zusammensetzen. Zunächst werde ich euch einen Überblick über die Nerven geben, bevor wir uns jeden noch einmal genauer anschauen werden. Wir beginnen mit dem Ramus anterior des Spinalnervens aus L1, aus dem zwei Nerven hervorgehen: Das sind der Nervus iliohypogastricus und der Nervus ilioinguinalis.
Der Nervus iliohypogastricus erhält außerdem Fasern vom Nervus subcostalis, welcher wiederum aus dem Ramus anterior des Spinalnerven Th12 entspringt. Unter dem Nervus ilioinguinalis verläuft der Nervus genitofemoralis, der Fasern aus L1 und L2 enthält. Nervenfasern aus den Segmenten L2 und L3 formen den Nervus cutaneus femoris lateralis. Die Rami anteriores aus L2, L3 und L4 teilen sich dann in eine ventrale und eine dorsale Gruppe. Aus der ventralen Gruppe geht der Nervus obturatorius hervor. Aus den Fasern der dorsalen Gruppe formt sich der Nervus femoralis. Am Anfang mag es euch noch kompliziert vorkommen. Aber ich hoffe, dass ihr mittlerweile einen besseren Überblick über die Anatomie des Plexus lumbalis habt.
Eigentlich gibt es nur sechs Nerven, die dem Plexus lumbalis entspringen. Ihre jeweiligen Ursprünge kann man sich ganz gut merken: Die kranialen zwei Nerven des Plexus lumbalis enthalten nur Fasern aus jeweils einem Rückenmarkssegment. Die zwei mittleren Nerven stammen aus zwei Rückenmarkssegmenten und die unteren zwei erhalten Fasern aus gleich drei benachbarten Rückenmarkssegmenten. Darüber hinaus geben euch die Namen der jeweiligen Nerven einen Hinweis auf die von ihnen innervierten Strukturen. Lasst uns also als nächstes noch einmal jeden dieser Nerven genauer unter die Lupe nehmen!
Wir starten mit dem Nervus iliohypogastricus. Der Nervus iliohypogastricus ist einer der beiden Endäste des Ramus anterior aus L1. Allerdings erinnert ihr euch vielleicht noch daran, dass er auch Fasern aus dem Ramus anterior aus Th12, dem Nervus subcostalis, erhält. Die Verbindung beider Nerven bildet der Ramus iliohypogastricus nervi spinalis Th12, den ihr hier sehen könnt. Auf dem nächsten Bild könnt ihr den Verlauf des Nervus iliohypogastricus nachvollziehen. Er beginnt hier am Plexus lumbalis- genau wie der Nervus ilioinguinalis. Dann verläuft er in anterolateraler Richtung parallel zur Crista iliaca über die Vorderseite des Musculus quadratus lumborum. An der lateralen Seite des Musculus psoas major trennen sich die Wege vom Nervus ilioinguinalis und Nervus iliohypogastricus. Letzterer stößt dann durch den Musculus transversus abdominis hindurch.
Zwischen dem Musculus transversus abdominis und dem Musculus obliquus internus abdominis zieht der Nervus iliohypogastricus anschließend in der seitlichen Bauchwand nach ventral. In seinem Verlauf gibt er einen Ramus cutaneus lateralis ab. Dieser innerviert die Haut an der posterolateralen Hüfte. Der Nervus iliohypogastricus durchstößt anschließend auch den Musculus obliquus internus abdominis und verläuft dann oberflächlicher. Im weiteren Verlauf auf der Vorderseite der Bauchwand gibt er motorische Äste an die Bauchmuskulatur ab. Darüber hinaus zweigt sich der Ramus cutaneus anterior ab, der auch noch durch den Musculus obliquus externus abdominis hindurchstößt und die Haut oberhalb des Leistenbandes, der Regio pubica, innerviert.
Weiter geht es mit dem Nervus ilioinguinalis, den wir vorhin schon mal kurz erwähnt haben. Er stammt – wie auch schon der Nervus iliohypogastricus – aus dem Ramus anterior des Spinalnervens aus L1. Auch der Nervus ilioinguinalis erhält Fasern aus dem Nervus subcostalis. Er zieht gemeinsam mit dem Nervus iliohypogastricus aus dem Plexus lumbalis heraus, bevor er sich bald danach von ihm abzweigt. Anschließend verläuft er etwas weiter kaudal fast parallel zum Nervus iliohypogastricus, schräg an der Crista iliaca vorbei nach ventral. Am ventralen Rand der Crista iliaca durchstößt der Nervus ilioinguinalis den Musculus obliquus internus abdominis und den Musculus transversus abdominis, um anschließend in den Leistenkanal zu ziehen. Auf dem Weg dorthin gibt er motorische Äste an die Bauchmuskeln ab. Der Nervus ilioinguinalis verlässt dann den Leistenkanal am Anulus inguinalis superficialis, dem äußeren Leistenring. Er innerviert beim Mann das vordere Drittel des Skrotums und die Peniswurzel. Bei Frauen innerviert er das ventrale Drittel der Labia majora und einen Teil der Clitoris.
In manchen Individuen verlaufen die beiden Nerven, Nervus iliohypogastricus und Nervus ilioinguinalis zusammen bis zur Spina iliaca anterior superior, die auch oft als SIAS abgekürzt wird.
Erinnert ihr euch daran, dass ich zu Beginn darauf hingewiesen habe, wie deutlich die Namen der Nerven aus dem Plexus lumbalis auf ihr jeweiliges Innervationsgebiet hinweisen?! Das kann man sich an den folgenden zwei Beispielen schön ableiten: Der Nervus iliohypogastricus innerviert Strukturen in der Nähe des Os iliums, aber unterhalb des Magens. „Hypo“ bedeutet „unter“ und „gastricus“ kommt von dem Lateinischen Wort für Magen: „gaster“. Der Nervus ilioinguinalis innerviert ebenfalls Strukturen nahe des Os iliums. Allerdings verläuft er auch durch den Leistenkanal, den Canalis inguinalis. Daher sein Name. Anatomische Terminologie ist also eigentlich gar nicht so schwierig.
Der nächste Nerv ist der Nervus genitofemoralis. Der Nervus genitofemoralis erhält seine Fasern aus den Rami anteriores von L1 und L2. Er verlässt den Musculus psoas major auf seiner medialen Vorderseite. Von dort zieht er nach kaudal und bleibt dabei zunächst einmal retroperitoneal. Für den weiteren Verlauf schauen wir uns das nächste Bild einmal genauer an. Hier seht ihr, wie der Nervus genitofemoralis unter dem Ureter hindurchzieht. Lateral von der Arteria iliaca communis und externa teilt er sich dann in einen Ramus genitalis und einen Ramus femoralis. Manchmal findet diese Aufzweigung schon viel weiter kranial kurz nach dem Austritt aus dem Musculus psoas major statt.
Der Ramus genitalis des Nervus genitofemoralis, der hier in grün hervorgehoben ist, enthält Fasern aus L1 und L2 und zieht – wie schon der Nervus ilioinguinalis – in den Leistenkanal. Dort verläuft er neben dem Samenstrang, beziehungsweise dem Ligamentum teres uteri und verlässt den Leistenkanal wieder über den Anulus inguinalis superficialis. Bei Männern innerviert der Ramus genitalis den Musculus cremaster motorisch und die Fascia spermatica, die Tunica vaginalis der Hoden, die Haut es vorderen Skrotums und der Leistenregion sensibel. Bei Frauen innerviert der Ramus genitalis den Mons pubis und die Labia majora.
Der Ramus femoralis des Nervus genitofemoralis, der jetzt hier in grün markiert ist, enthält ebenfalls Fasern aus L1 und L2. Er zieht hinter dem Ligamentum inguinale nach kaudal, um durch die femorale Gefäß-Nerven-Scheide und die Fascia lata hindurch an die mediale Oberfläche des Oberschenkels zu gelangen. Dort innerviert er die Haut des ventralen Schenkeldreiecks.
An den Nervus genitofemoralis kann man sich wahrscheinlich am besten erinnern. Sein Name verrät bereits, in welche Äste er sich aufteilt: nämlich in den Ramus genitalis und femoralis. Er verrät auch, wohin diese Äste ziehen: jeweils zur Regio genitalis und Haut über dem Schenkeldreieck. Ihr müsst euch nur noch ein paar anatomische Landmarken merken und ihr seid gut für die nächste Prüfung gewappnet.
Der nächste Nerv des Plexus lumbalis ist der Nervus cutaneus femoris lateralis. Der Nervus cutaneus femoris lateralis setzt sich aus Fasern der Segmente L2 und L3 zusammen. Um seinen Verlauf besser nachzuvollziehen, wechseln wir wieder die Abbildung. Hier könnt ihr erkennen, dass der Nervus cutaneus femoris lateralis den Musculus psoas major an seinem lateralen Rand verlässt, um anschließend nach inferolateral zu ziehen. Dabei überquert er schräg den Musculus iliacus. Daraufhin zieht er hinter dem Ligamentum inguinale medial von der Spina iliaca anterior superior in den Oberschenkel.
Der Nervus cutaneus femoris lateralis innerviert vor allem die Haut des anterolateralen Oberschenkels bis hinunter zum Knie. Außerdem wird gelegentlich die Haut in der Gesäßregion von ihm innerviert. An dieser Stelle kann man vielleicht erwähnen, dass der Name des Nervus cutaneus femoris lateralis euch sogar noch mehr über seinen Verlauf und seine Funktion sagt als der Name des Nervus genitofemoralis. Der Name des Nervus cutaneus femoris lateralis sagt euch bereits, dass er die Haut am lateralen Oberschenkel innerviert. Ihr könnte euch aber auch gleich merken, dass er den Musculus psoas major an dessen lateralem Rand verlässt. Zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen, nicht wahr?!
Wir nähern uns nun Stück für Stück dem Ende. Der vorletzte Nerv des Plexus lumbalis ist der Nervus obturatorius. Der Nervus obturatorius wird von den ventralen Nervenfasern der Rami anteriores aus L2 bis L4 gebildet. Er verlässt den Musculus psoas major medial und verläuft nach kaudal. Dort kreuzt er den hinteren Beckenring am Sakroiliakalgelenk. Er bleibt dabei immer hinter den Vasa iliaca communes und zieht durch das Foramen obturatum in den Oberschenkel. Von dort aus innerviert er das Peritoneum parietale im Becken sensibel.
Nach seinem Durchtritt durch das Foramen obturatum teilt sich der Nervus obturatorius in zwei Äste, einen Ramus anterior und einen Ramus posterior. Der Ramus anterior innerviert den Musculus adductor brevis, den Musculus adductor longus und den Musculus gracilis. Bei einigen Menschen innerviert er außerdem den Musculus pectineus motorisch und das Hüftgelenk sensibel. Neben dem Hüftgelenk sorgt der Ramus anterior des Nervus obturatorius auch für die sensible Innervation der Haut an der Oberschenkelinnenseite. Der Ramus posterior hingegen innerviert den Musculus obturatorius externus, den ihr hier auf dieser Dorsalansicht erkennen könnt.
Außerdem innerviert der Ramus posterior des Nervus obturatorius den Teil des Musculus adductor magnus, der an der Adduktion im Hüftgelenk beteiligt ist. Der Ramus posterior gibt überdies auch noch ein paar Fasern zur sensiblen Innervation des Kniegelenks ab.
An dieser Stelle möchte ich anmerken, dass der Nervus obturatorius meistens vom Nervus obturatorius accessorius begleitet wird. Der Nervus obturatorius accessorius führt Fasern aus den Rami anteriores von L3 und L4. Er verläuft in anteroinferiorer Richtung, um unter dem Leistenband hindurch in den Oberschenkel zu gelangen. Dort verzweigt er sich dann in drei Äste. Einer von ihnen innerviert den Musculus pectineus, einer das Hüftgelenk und der Dritte schließt sich dem Ramus anterior des Nervus obturatorius an.
Der Nervus obturatorius ist also wieder eine ziemlich dankbare anatomische Struktur. Er zieht durch das Foramen obturatum und innerviert den Musculus obturatorius externus. Denkt dabei aber auch daran, dass er sich in einen Ramus anterior und einen Ramus posterior spaltet und auch noch eine Hand voll anderer Muskeln innerviert! Das kann man sich doch ganz gut merken, oder?!
Der letzte Nerv des Plexus lumbalis, der uns noch fehlt, ist der Nervus femoralis. Dieser geht aus der dorsalen Gruppe der Rami anteriores von L2 bis L4 hervor. Der Nervus femoralis ist recht dick und der größte Nerv des Plexus lumbalis. Ich weiß, es kann sehr verwirrend sein, wenn ich mal wieder von ventralen und dorsalen Gruppen der Rami anteriores spreche. Aber nehmt euch die Zeit, die ihr braucht. Einmal verstanden, vergesst ihr es so schnell nicht wieder! Falls ihr eher visuelle Lerner seid, könnt ihr euch den Plexus ja auch einmal selbst aufmalen?!
Der Nervus femoralis verläuft durch den Musculus psoas major hindurch und verlässt ihn an seinem inferolateralen Rand. Innerhalb seines Verlaufs gibt er Äste zur Innervation des Musculus iliacus ab. Unter dem Ligamentum inguinale, dem Leistenband, hindurch zieht der Nervus femoralis durch die Lacuna musculorum in den Oberschenkel. Dabei verläuft er lateral der großen Oberschenkelgefäße.
Von da aus innerviert er verschiedene Strukturen. Aber keine Sorge! Wir besprechen sie hier alle der Reihe nach. Zunächst gibt der Nervus femoralis einen Ramus muscularis an den Musculus pectineus ab, direkt nachdem er unter dem Leistenband hindurchgezogen ist. Ich habe euch hier noch einmal den Musculus pectineus beschriftet. Wie schon der Nervus obturatorius teilt sich der Nervus femoralis dann in einen Ramus anterior und einen Ramus posterior. Aus dem Ramus anterior des Nervus femoralis gehen zwei Nervenäste hervor, die den Musculus sartorius innervieren. Der Musculus sartorius ist dieser bandförmige Muskel hier, der schräg die gesamte Vorderseite des Oberschenkels bedeckt. Einer dieser beiden Nervenäste wird im Verlauf zum Nervus cutaneus femoris intermedius, der auch als Nervus cutaneus femoris anterior bezeichnet wird. Er innerviert die Fascia lata und die Haut der Oberschenkelvorderseite bis hin zum Knie. Aus dem Ramus anterior geht noch ein weiterer Hautnerv hervor; nämlich der Nervus cutaneus femoris medialis. Der Nervus cutaneus femoris medialis innerviert, wie der Name schon andeutet, die Haut an der Oberschenkelinnenseite.
Aus dem Ramus posterior des Nervus femoralis gehen gleich mehrere Nervenäste zur Oberschenkelmuskulatur ab. So wird der gesamte Musculus quadriceps femoris von mehreren Muskelästen des Ramus posterior innerviert. Der Musculus quadriceps femoris besteht aus dem Musculus rectus femoris, der sich in der Mitte befindet und aus dem Musculus vastus lateralis hier seitlich außen, und aus dem Musculus vastus intermedius, der vom Musculus rectus femoris bedeckt wird und der deshalb auf diesem Bild nicht eingezeichnet ist. Auch der Musculus vastus medialis gehört zum Musculus quadriceps femoris. Auch diesen kann man besser erkennen, wenn man den Musculus rectus femoris entfernt. Schließlich gibt der Ramus posterior des Nervus femoralis noch einen kleinen Muskelast für den Musculus articularis genus und zwei Nervenäste zur sensiblen Innervation der beiden angrenzenden Gelenke – das Hüft- und das Kniegelenk – ab.
Der einzige Hautnerv des Ramus posterior aus dem Nervus femoralis ist der Nervus saphenus. Der Nervus saphenus verläuft bis hinunter in den Unterschenkel und innerviert die Innen- und Vorderseite von Knie und Unterschenkel. Wie ihr hier seht, ist das eine ordentliche Strecke, die der Nervus saphenus zurücklegen muss. Er gilt nicht umsonst als der längste Nerv des menschlichen Körpers.
Den Nervus femoralis in seiner Gesamtheit zu verstehen ist nicht ganz trivial, denn er besitzt ganz schön viele Äste. Natürlich suggeriert schon sein Name, dass er Strukturen im Oberschenkel innerviert. Er hat allerdings so viele Funktionen, dass es sich lohnen könnte, diese Passage des Tutorials noch einmal anzuschauen.
Das bringt uns schon fast ans Ende unseres Tutorials. Aber bevor ich kurz zusammenfasse, worüber wir heute gesprochen haben, möchte ich noch einmal auf den Kremaster-Reflex vom Anfang eingehen. Ihr habt euch vielleicht gedacht, dass ich den vergessen habe, oder?! Wie ich zu Beginn des Tutorials schon erwähnt habe, kontrahiert der Musculus cremaster, wenn über die Oberschenkelinnenseite gestrichen wird. Nach diesem Tutorial werdet ihr hoffentlich verstehen, wie dieser Reflex funktioniert.
Der Kremaster-Reflex zählt zu den Fremdreflexen. Das bedeutet, dass der Rezeptor, der den Reiz empfängt, in unserem Fall also die Hautrezeptoren in der Haut und der Effektor, in unserem Fall der Musculus cremaster, nicht dasselbe Organ sind. Im Gegensatz dazu wäre der Patellarsehen-Reflex ein Beispiel für einen Muskeleigenreflex, bei dem sowohl der Rezeptor als auch der Effektor der Musculus quadriceps femoris selbst ist.
Streicht man also über die Innenseite des Oberschenkels, dann stimuliert das die sensiblen Fasern des Nervus ilioinguinalis. Über den haben wir heute ja bereits gesprochen. Der Stimulus wird im Rückenmark umgeschaltet und die motorische Antwort initiiert. Diese wird nun über motorische Fasern des Ramus genitalis, der ja aus dem Nervus genitofemoralis hervorgeht, übermittelt. Wie ihr euch vielleicht erinnert, innerviert der Ramus genitalis den Musculus cremaster, den Effektor des Kremaster-Reflexes. Der jeweils ipsilaterale Hoden wird angehoben. So schließt sich der Reflexbogen.
In der klinischen Praxis wird der Kremaster-Reflex noch zur Diagnostik einer Hodentorsion benutzt. Bei der Hodentorsion verdreht sich der Samenstrang innerhalb des Skrotums akut und führt dort zu einer Behinderung des Blutflusses. Überdies kann der Kremaster-Reflex zur neurologischen Diagnostik bei Verdacht auf Motoneuronerkrankungen, Läsionen des lumbalen Rückenmarks oder des Nervus ilioinguinalis nach Hernienchirurgie hinzugezogen werden.
Zum Schluss möchte ich nun noch einmal kurz zusammenfassen, worum es in diesem Tutorial ging. Dazu schauen wir uns noch einmal diese vertraute Abbildung an. Zu Beginn haben wir darüber gesprochen, was eigentlich ein Nervenplexus ist. Im Anschluss daran haben wir uns dem Aufbau des Plexus lumbalis gewidmet. Der Plexus lumbalis besteht aus den Rami anteriores der Spinalnerven aus den Rückenmarkssegmenten L1 bis L4. Er befindet sich überwiegend innerhalb des Musculus psoas major.
Danach haben wir uns einzeln die Nerven des Plexus lumbalis angeschaut. Dabei haben wir uns jeweils den Verlauf und die von ihnen innervierten Strukturen angesehen. Zunächst ging es um den Nervus iliohypogastricus und den Nervus ilioinguinalis. Beide enthalten Fasern aus L1 und zu einem kleinen Teil auch aus Th12, dem Nervus subcostalis.
Die Nervi iliohypogastricus und ilioinguinalis innervieren den Musculus transversus abdominis und den Musculus obliquus internus abdominis. Der Nervus genitofemoralis setzt sich aus Fasern der Segmente L1 und L2 zusammen und innerviert den Musculus cremaster.
Der Nervus obturatorius entspringt der ventralen Gruppe der Rami anteriores aus L2 bis L4 und innerviert den Musculus obturatorius externus, den Musculus adductor longus, den Musculus adductor brevis, den Musculus gracilis, den Musculus pectineus und den Musculus adductor magnus.
Die dorsale Gruppe der Rami anteriores aus L2 bis L4 bildet den Nervus femoralis, der den größten Nerven des Plexus lumbalis darstellt. Der Nervus femoralis innerviert den Musculus iliopsoas, den Musculus pectineus, den Musculus sartorius und den Musculus quadriceps femoris.
Der Nervus cutaneus femoris lateralis entspringt den Segmenten L2 und L3 und innerviert lediglich die Haut an der Oberschenkelaußenseite. Er ist der einzige reine Hautnerv des Plexus lumbalis.
Allerdings solltet ihr im Kopf behalten, dass auch andere Nerven des Plexus lumbalis in ihrem Verlauf Hautäste an den Oberschenkel und die Leistenregion abgeben. Am Ende haben wir uns dann noch die Anatomie und die klinische Relevanz des Kremaster-Reflexes genauer angeschaut.
Ich hoffe, ihr habt heute viel mitnehmen können. Vielen Dank fürs Zuschauen und bis zum nächsten Mal!