Video: Dermatome
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Stell dir folgendes Szenario vor. Du wachst morgens auf, draußen ist es dunkel und du bist noch im Halbschlaf.
Du streckst deine Beine aus dem Bett und lässt sie auf den Boden sinken. Brrrr! Es ist ...
Mehr lesenStell dir folgendes Szenario vor. Du wachst morgens auf, draußen ist es dunkel und du bist noch im Halbschlaf.
Du streckst deine Beine aus dem Bett und lässt sie auf den Boden sinken. Brrrr! Es ist eiskalt unter deinen Fußsohlen. Du fühlst, wie etwas Weiches gegen dein Schienbein streift… Oh, es ist deine Katze, die gerne ihr Frühstück hätte. Du gehst in die Küche, um dir eine Tasse Kaffee zu machen. Du zündest ein Streichholz an, drehst den Knopf am Herd und schon blubbert dein Kaffee vor sich hin.
Du kannst fühlen, wie die wohltuende Wärme aus dem Kessel in deine Hände strömt. Du driftest in einen Tagtraum ab und plötzlich steckt dein Finger in der Flamme! Ok, du hattest sicher schon bessere Morgen! Aber ist es nicht unglaublich, dass es möglich ist, dass wir so viele Empfindungen innerhalb von nur ein paar Minuten erleben können?
Und das alles Dank des größten Organs deines Körpers - der Haut!
Aber wie verbindest du so eine große Oberfläche mit so vielen unterschiedlichen Arten an Empfindungen? Die Lösung, die sich der Körper dafür hat einfallen lassen, ist wirklich genial. Die Oberfläche des Körpers bzw. unsere Haut ist in viele kleine Abschnitte unterteilt und jeder dieser Abschnitte wird von einem bestimmten Spinalnerven innerviert.
Ziemlich clever, oder? Willst du mehr darüber erfahren? Dann bleib dabei und erfahre alles Wissenswerte zu den Dermatomen.
Bevor wir richtig ins Thema einsteigen, möchte ich euch noch kurz zeigen, was wir uns alles in diesem Tutorial anschauen werden. Wir werden mit den Grundlagen beginnen und noch einmal kurz die Spinalnerven wiederholen.
Diese spielen eine wesentliche Rolle für die segmentale Innervation der Haut. Danach schauen wir uns an, was Dermatome sind und welche Funktionen sie erfüllen. Danach werfen wir einen Blick auf verschiedene Dermatom-Karten. Wir schauen uns die Dermatome des Kopfes und des Rumpfes an, und danach die der Extremitäten.
Außerdem besprechen wir verschiedene klassische Referenzpunkte am Körper, die bestimmten Dermatomen zugeordnet werden. Das ist sehr hilfreich, wenn man mal keine Übersichtskarte der einzelnen Dermatome zur Hand hat. Zu guter Letzt werfen wir wie immer auch einen Blick in die Klinik, um dir zu zeigen, wie die Kenntnis über die einzelnen Dermatome in der Diagnostik genutzt wird.
Lasst uns loslegen!
Hier siehst du das Rückenmark mit seinem Verlauf innerhalb der Wirbelsäule und den von ihm abgehenden Spinalnerven. Diese Spinalnerven laufen durch alle peripheren Regionen des Körpers und sorgen sowohl für die sensorische als auch motorische Innervation von Rumpf, Kopf und Hals, und natürlich auch den Extremitäten.
Am wichtigsten ist für uns heute natürlich ihre Rolle bei der Innervation eines Großteils der Haut unseres Körpers. Nur bestimmte Areale im Gesicht sind davon ausgenommen. Sie werden von Ästen des fünften Hirnnerven, dem N. trigeminus, innerviert.
Zur kurzen Wiederholung: Wir haben acht zervikale, zwölf thorakale, fünf lumbale fünf sakrale Spinalnerven und nur ein coccygeales Nervenpaar am Ende. Also, insgesamt einunddreißig Paare.
Ok, was genau sind denn nun diese Dermatome, über die wir so viel hören? Das Wort Dermatom stammt aus dem Griechischen und bedeutet Schnitt der Haut, im Sinne eines Abschnittes. Von den Spinalnerven, die wir uns gerade angeschaut haben, innerviert jeder einzelne einen definierten Abschnitt der Haut sensibel. Diesen Abschnitt bezeichnet man als Dermatom. Nur der erste Spinalnerv C1 kann keinem Dermatom zugeordnet werden, da seine hintere Wurzel oft nicht vorhanden oder unterentwickelt ist. Das bedeutet, dass dieser Spinalnerv generell keine sensorische Komponente präsentiert.
Der Sitzbeinnerv ist ebenfalls eine Ausnahme, da auch er kein ihm entsprechendes Dermatom innerviert. In manchen Lehrbüchern kann man jedoch finden, dass er ein kleines Hautareal über dem Steißbein innerviert. Deswegen halten wir fest, dass wir zwischen C2 und S5 jeder Spinalnerv ein entsprechendes Dermatom besitzt.
Eine Abbildung, auf welcher alle Dermatome des Körpers eingezeichnet wurden, nennen wir eine Dermatomkarte. Falls du schon durch ein paar Lehrbücher geblättert hast, ist dir bestimmt aufgefallen, dass diese nicht immer gleich aussehen. Dies ist dadurch bedingt, dass über die Jahre unterschiedliche Dermatomkarten von verschiedenen Forschern vorgeschlagen wurden, welche alle durch unterschiedliche Methoden ermittelt wurden. Leider ist keine davon perfekt, was das Lernen dieses Themas nicht gerade erleichtert! Jede hat ihre Fehler, die wir im Verlauf des Tutorials diskutieren werden. In diesem Video werden wir uns die beiden bekanntesten Versionen der Dermatomkarten anschauen.
Die erste Dermatomkarte, die wir hier benutzen, basiert auf der 1948 vorgestellten Karte von Keegan und Garrett. Diese ist wahrscheinlich die in Lehrbüchern am häufigsten benutzte Karte. Sie wird von vielen bevorzugt, da die Zusammenhänge zur Embryologie und die daraus abgeleiteten kontinuierlichen Dermatome leicht nachvollziehbar sind.
Und obwohl sie die klinisch am meisten genutzte Dermatomkarte ist, ist sie sehr fehlerhaft. Tatsächlich ist es bisher keinem Forscher gelungen, die experimentelle Bestimmung dieser Karte zu replizieren. Dennoch ist sie sehr bekannt und deswegen ist es wichtig, dass wir sie uns anschauen.
Die andere Karte, die wir uns nun anschauen werden, ist die Foerster Karte. Sie wurde 1933 von Otfrid Foerster erstellt und ist nach der ersten am meisten in bekannten Anatomie Lehrbüchern vorzufinden. Sie zeigt eine eher segmentale Verteilung der Dermatome, besonders an den Extremitäten, aber das sehen wir uns gleich näher an. Eines der größten Probleme dieser Karte besteht darin, dass Foerster keine konsequente Aufzeichnung seiner Methoden festgehalten hat, wenn es darum geht, wie er die Dermatome auf seiner Karte bestimmt hat. Aus einer klinischen Perspektive, wird die Karte als etwas zuverlässiger als die von Keegan und Garret betrachtet, allerdings ist wie gesagt, keine Dermatomkarte hundertprozentig zutreffend aus folgenden Gründen, die ich dir nun zeigen werde.
Nachdem ich dir nun die zwei bekanntesten Dermatomkarten vorgestellt habe, sehen wir uns diese beiden einmal etwas genauer an, um zu sehen, wo die Hauptunterschiede liegen. Alle Empfindungen der Haut werden von kutanen Ästen der peripheren Nerven weitergeleitet. Am Rumpf innerviert je ein Spinalnerv einen Hautstreifen, so dass das Hautareal, das von einem Nerven versorgt wird, identisch zu dem entsprechendem Dermatom ist.
An den Extremitäten wird es allerdings komplizierter. Schuld daran sind die verschiedenen Plexus. Durch diese bestehen die peripheren Nerven in diesem Bereich aus mehreren Nervenfasern aus verschiedenen Spinalnerven. Nun, schauen wir uns Dermatome des Körpers an und benutzen dafür sowohl die Karte von Keegan und Garrett, als auch die von Foerster, damit wir sie vergleichen können.
Wir arbeiten uns von oben nach unten und beginnen mit den Dermatomen des Gesichts. Hier ist es wichtig, sich zu merken, da ist wichtig sich dabei zu merken, dass das Gesicht nicht von Spinalnerven innerviert wird, sondern von einem Hirnnerven. Es gibt drei Dermatome in der Gesichtsregion, die alle drei von Ästen des N. trigeminus versorgt werden, welcher wie wir wissen ein Hirnnerv ist. Der N. trigeminus hat, wie wir wissen, drei Äste, die - wie du sicher schon erraten hast - jeder ein Dermatom des Gesichts innervieren.
Es gibt drei Dermatome in der Gesichtsregion. Jedes dieser Dermatome wird von einem Ast des N. trigeminus versorgt, dem 5. Hirnnerven. Die Stirn und die Nase werden durch den kutanen Ast des N. ophthalmicus innerviert. An der Maxilla, oder auch dem Oberkieferknochen, finden wir Der Bereich des Oberkiefers liegt das Dermatom, das auch als V2 beschrieben wird. Es wird und durch den N. maxillaris innerviert wird. Der Bereich des Oberkiefers wird durch den N. maxillaris innerviert.
Zum Schluss, werden der Unterkiefer und das Hautareal vor dem Ohr versorgt durch den N. mandibularis und formen das V3 Dermatom. Der Unterkiefer und das Hautareal vor dem Ohr werden durch den N. mandibularis versorgt. In der Realität wurde jedoch durch Studien festgestellt, dass es erhebliche Überlappungen dieser Dermatome gibt, was man in der klinischen Praxis beachten sollte.
So, nun haben wir alles abgeklärt was es über die Dermatome des Gesichts zu wissen gibt. Da war schon alles Wichtige zu den Dermatomen des Gesichts! Dann machen wir weiter mit den restlichen Dermatomen - du weißt schon, jene, die von den Spinalnerven innerviert werden.
Wie vorher auch, sehen wir uns zum Vergleich die Karte nach Keegan und Garrett - also diese hier - und die von Foerster - hier - an. Außerdem benutzen wir Bilder die sowohl die anteriore als auch die posteriore Ansicht auf den Körper darstellen. Dies tun wir, da die Dermatome sich natürlich über den gesamten Körper erstrecken, aber sie eben nicht unbedingt auf der anterioren Seite gleich aussehen wie auf der posterioren.
Wir nutzen dafür Abbildungen, die sowohl die anteriore als auch die posteriore Ansicht auf den Körper darstellen. Dies tun wir, da sich die Dermatome natürlich über den gesamten Körper erstrecken, sie aber auf der Vorderseite des Körpers nicht immer gleich aussehen wie auf der Rückseite.
Dann sehen wir uns jetzt endlich die Dermatome C2 und C3 an. Wie du auf beiden Karten erkennen kannst, wird allgemein zugestimmt, dass dieses Dermatom die superoposteriore Seite des Kopfes bedeckt. Wie weit es sich nach unten zieht ist jedoch eine andere Frage.
Fangen wir mit den Dermatomen C2 und C3 an. Wie du auf beiden Karten erkennen kannst, ist man sich einig, dass diese beiden Dermatome den Hinterkopf bedecken. Wie weit sie nach unten ziehen ist jedoch eine andere Frage.
Wie du hier sehen kannst, zeigt die Karte von Keegan und Garrett, dass das Areal um die Ohren, die laterale Wange sowie die Region direkt unter dem Unterkiefer und dem Kinn dem C2 Dermatom zugeordnet wird. Auf der Foerster Karte siehst du allerdings, dass diese Region dem C3 Dermatom zugeschrieben wird, was auch in einer klinischen Studie bewiesen werden konnte. Außerdem erkennst du, dass sich das C3 Dermatom der Foerster Karte bis in die supraklavikuläre Region erstreckt, was auf der Keegan und Garrett Karte aber nicht beschrieben wird.
Das C4 Dermatom zeigt ebenfalls einen signifikanten Unterschied zwischen den beiden Karten. Es ist wichtig diesen Unterschied zu kennen, denn dieses Dermatom ist oft Teil der neurologischen Untersuchung. Wir sehen uns zuerst die Karte von Keegan und Garrett an. Hier siehst du, dass es nur aus einem schmalen Band im Bereich des Nackens besteht, das an das untere Ende des Halses und an die Region über dem Schlüsselbein grenzt.
Übrigens dehnt es sich nicht nach lateral zu den Schultern aus. Wie du dir vielleicht schon denken kannst, liegt unter C4 das Dermatom C5, das wir uns später noch ansehen werden.
Wenn wir uns jetzt die Foerster Karte ansehen, erkennt man, dass sich das C4 Dermatom dort weiter nach lateral erstreckt. Es zieht von der posterioren Seite der Schulter bis zur Vorderseite der Schulter und von dort weiter nach medial über die Regio pectoralis. Beachte hier, dass unmittelbar unter C4 das T2 Dermatom liegt. Das sind ja wirklich erhebliche Unterschiede, aber wer hat nun recht? Beide Versionen werden von verschiedenen Quellen bestätigt, weshalb man von individuellen Variationen ausgeht.
Beispielsweise werden die superiore pektorale Region sowie auch die Delta-Region von den Nervi supraclaviculares innerviert. Allerdings zeigen diese bei mindestens fünfzig Prozent der Menschen eine Variation. Diese Gruppe an Nerven setzt sich ausschließlich aus Nervenfasern der Spinalnerven C3 und C4 zusammen, was die Version der Foerster Karte bestätigt. Es soll auch Varianten geben, bei denen Fasern aus dem Spinalnerv C5 enthalten sind. Dies spricht wiederum für die Karte von Keegan und Garrett. Bevor wir nun zu den Dermatomen der oberen Extremität übergehen, möchte ich dir kurz die Dermatome des Rumpfes zeigen, denn diese sind sehr einfach. Auch wenn unsere beiden Karten hier größtenteils übereinstimmen, gibt es Unterschiede. Der auffälligste ist das Vorhandensein beziehungsweise die Abwesenheit des Th1 Dermatom auf der Brustseite. Und auch hier sind anatomische Variationen eine mögliche Erklärung.
Im Allgemeinen haben alle Zwischenrippen- bzw. Interkostalnerven, die Äste der thorakalen Spinalnerven sind, kutane Äste, die die Thoraxwand innervieren. Der erste Interkostalnerv, der ein Ast des Spinalnervs Th1 ist, besitzt allerdings meist keinen kutanen Ast, der die darüberliegende Haut innerviert.
Deswegen findet man auf der Foerster Karte auch kein Th1 Dermatom.
Wenn wir uns die restlichen thorakalen Dermatome ansehen, wirst du erfreut festellen, dass dieser Abschnitt eher unkompliziert ist. Von Th2 auf Höhe der Achselhöhle bis nach unten zum Th12 Dermatom auf Höhe des Beckens sind die Dermatome als longitudinale Streifen, die wie Schichten untereinander liegen, angeordnet. Das kann man sich leicht merken, oder?
Weiter geht es mit der oberen Extremität, wo es wieder kniffliger wird, denn es gibt wieder große Unterschiede zwischen unseren beiden Karten. Die Karte von Keegan und Garrett zeigt die Dermatome von C5 bis Th1 entlang der Extremität als kontinuierlich verlaufend. Die Foerster Karte wiederum stellt diese Dermatome diskontinuierlich dar. Wie kann das sein?
Um die Verteilung der Dermatome der oberen Extremität zu verstehen, müssen wir etwas zurückgehen. Weit zurück zur embryologischen Entwicklung.
In den frühen Stadien der fetalen Entwicklung sehen wir eine Segmentierung, bei der jedes Segment einen anderen spinalen Level Abschnitt, also ein anderes Dermatom darstellt.
Es bilden sich die Gliedmaßenknospen, die sich nach lateral und nach ausstülpen, weg vom Körper.
So weit, so gut, denn die Dermatome befinden sich noch wie am Rumpf in einer Reihenfolge. Die obere Knospe wird innerviert durch die Spinalnerven C5 bis Th2.
Während sie wächst und sich verlängert, ziehen die Dermatome C6-C8 in die Extremität hinein. Auf der Vorderseite des Körpers innerviert C6 vor allem das Areal um den Daumen, C7 den Mittelfinger und C8 den kleinen Finger.
Die Innervation des Zeige- Index- und Ringfingers ist dagegen sehr variabel und man kann sie keinem festen Dermatom zuordnen.
Nach diesem kleinen Exkurs schauen wir uns noch schnell die verbleibenden Dermatome der oberen Extremität an und wandern weiter nach oben in Richtung Schulter und Brust. Hier kann man schön sehen, dass das dort C5 Dermatom unmittelbar an Th1 angrenzt. Und tatsächlich ist diese Region die einzige, wo es keine Überlappung der Dermatome gibt und die Streifen sehr klar definiert sind.
Am Rücken verlaufen diese beiden Dermatome jedoch voneinander getrennt.
Als Nächstes schauen wir uns jetzt die untere Extremität an, wo die Uneinigkeit unserer beiden Karten leider anhält. Ähnlich wie bei der oberen Extremität, zeigt uns die Keegan und Garrett Karte auf der linken Seite kontinuierliche Dermatome, die sich der Länge nach am Bein bis nach unten erstrecken. bis zum Fuß und zu den von der Mittellinie bis zu ihrem Ende in der unteren Extremität erstrecken. Die Foerster Karte rechts zeigt dagegen eher segmentierte Dermatome.
Die L2 und L3 Dermatome scheinen auf beiden Karten relativ ähnlich zu verlaufen, da sie größtenteils in dem Areal oberhalb des Knies liegen. Die Unterschiede werden vor allem bei L4, L5 und den sakralen Dermatomen deutlich, die sich bei Keegan und Garret vom unteren Rumpf bis zum Bein und Fuß erstrecken, aber sich bei Foerster diskontinuierlich und größtenteils distal des Knies befinden.
Dies kann natürlich für sehr viel Verwirrung sorgen. Etwa, wenn du einen Patienten hast, der wegen einer Empfindungsstörung am anterolateralen Oberschenkel zu dir kommt. Dann ist es möglich, dass die Verletzung im Bereich von L2, L3, L4 oder sogar L5 liegt, je nachdem welche Karte du benutzt. Um die Anordnung der Dermatome der unteren Extremität zu verstehen, schauen wir uns wieder die embryologische Entwicklung an. In den frühen Stadien der fetalen Entwicklung, sehen wir wieder eine Segmentierung, bei der jedes Segment einen anderen spinalen Abschnitt, also ein anderes Dermatom darstellt. Die Gliedmaßenknospen beginnen sich nach lateral und nach vorne weg vom Körper weg zu entwickeln. So weit, so gut, denn die Dermatome befinden sich zu diesem Zeitpunkt noch in der gleichen Reihenfolge wie am Rumpf. Die gesamte untere Extremität wird innerviert durch die Spinalnerven L2 bis S3 innerviert.
Während sie die Knospe wächst und sich verlängert, wandern die Anteile von L3 bis S2 nach distal, wodurch die diskontinuierlichen Dermatome entstehen.
Das erklärt auch, warum L2 und S3 in der Leistenregion aneinandergrenzen.
Abschließend lässt sich also sagen, dass es ziemlich viele Unterschiede bei den Dermatomen gibt und man darf nicht vergessen, dass es auch noch viele individuelle Variationen gibt, die eine klare und eindeutige Zuordnung der Dermatome zusätzlich erschweren.
Deswegen, ist es sehr hilfreich gewisse Referenzpunkte zu haben, die größtenteils einheitlich sind, trotz dieser Überlappungen und individuellen Variationen. Wir beginnen mit dem am weitesten superior gelegenen Dermatom C2 und arbeiten uns dann nach unten.
Der Referenzpunkt für C2 ist die Protuberantia occipitalis und für C3 die Fossa supraclavicularis.
Die Schulter entspricht gewöhnlich dem Dermatom C4 und wenn wir den Arm hinunter weiter zum Mittelfinger gehen, haben wir C7. Wenn wir nun also wissen, dass C4 an der Schulter liegt und C7 am Mittelfinger, dann können wir uns auch schon denken, wo C5 und C6 liegen.
C5 kann entlang der lateralen Seite am Oberarm getestet werden und C6 etwas distaler weiter distal am Daumen.
Gehen wir den Arm wieder hoch, beginnen wir wieder am Mittelfinger mit C7, gehen weiter zum kleinen Finger, wo du C8 findest. Von dort kommen wir wieder zum Mittelfinger mit C7, gehen weiter zum kleinen Finger, wo du C8 findest.
Geht man an der Innenseite des Armes wieder nach oben, kommt man zum Th1 Dermatom.
Das nächste Dermatom ist Th2. Es liegt im Bereich der Achselhöhle.
Der Am Rumpf ist die Zuordnung etwas schwieriger, da es so viele Überschneidungen gibt und die Dermatome sehr schmal sind. Trotzdem gibt es ein paar charakteristische Referenzpunkte.
Th4 ist liegt auf Höhe der Brustwarzen und Th10 auf Höhe des Bauchnabels.
Mithilfe dieser festen Referenzpunkte kann man sich dann auch leicht ableiten, dass Th3 zwischen der Brustwarze und der Achselhöhle liegen muss und dass die Dermatome Th5 bis Th9 grob zwischen der Brustwarze und dem Bauchnabel liegen.
Was die untere Extremität angeht, gibt es auch hier zwei hilfreiche Referenzpunkte. Der erste ist das L2 Dermatom im Bereich der Hüfte.
Der andere und am weitesten distal gelegene Referenzpunkt ist L5, der am großen Zeh liegt. Zwischen diesen beiden liegt das L3 Dermatom am Knie und L4 am Fußknöchel.
Vom großen Zeh mit dem L5 Dermatom, gehen wir zum kleinen Zeh, der S1 entspricht.
Von dort wandern wir auf der Rückseite des Beines wieder nach oben. In der Kniekehle liegt das S2 Dermatom, das sich bis auf die Rückseite des Oberschenkels erstreckt.
Die Gesäßregion entspricht dem Dermatom von S3 und S4 und S5 ziehen in die Analregion.
Anterior befinden sich die Referenzpunkte für S2 und S3 hauptsächlich im Bereich der äußeren Genitalien.
Bitte vergesst nicht: Wenn ihr die Sensibilität mit hilfe dieser Referenzpunkte überprüft, ist es wichtig, immer dieselben Punkte auf beiden Seiten des Körpers zu testen, um eventuelle Unterschiede feststellen zu können.
Mittlerweile fragst du dich bestimmt, wozu die ganze Mühe sich die Dermatome anzuschauen, wenn es doch so viele Überlappungen und Uneinigkeiten gibt.
Die sensorische Prüfung der Haut mithilfe der Dermatome ist eine gängige, nichtinvasive Methode, um die Funktion von Komponenten des zentralen und peripheren Nervensystems zu untersuchen. Natürlich werden nicht nur die Dermatome alleine genutzt, um eine Diagnose zu stellen, aber sie dienen dennoch als wichtiges Mittel um neurologische Verletzungen lokalisieren zu können.
Wenn beispielsweise ein Areal mit Parästhesien oder Taubheit mit dem Innervationsgebiet eines sensibles Nervens übereinstimmt, kann man daraus schließen, dass wahrscheinlich eine Schädigung des versorgenden Nerven dieses Areals vorliegt.
Wenn die Parästhesie jedoch eher einem Dermatom eines Spinalnervs gleicht, dann bedeutet dies, dass das Problem liegt im zentralen Nervensystem oder beim Spinalnerven liegt. Mithilfe der Dermatomkarte kann man die Schädigung einem bestimmten spinalen Level zuordnen.
Zwei Gründe, warum man sich nicht ausschließlich auf existierende Dermatome im klinischen Alltag stützen kann, sind zum einen, dass sie keine anatomischen Variationen mit einberechnen, und zum anderen, Überlappungen zwischen angrenzenden Dermatomen ebenfalls nicht berücksichtigen. Eigentlich sind es sogar drei Gründe: Es wurde nämlich kürzlich festgestellt, dass die sensible Innervation der Haut einer dynamischer Natur ist. Dies bedeutet, dass sich Dermatome in Wirklichkeit ausbreiten oder verkleinern können, je nach anatomischen oder physiologischen Gegebenheiten des entsprechenden Rückenmarkabschnitts. Wer hätte das gedacht?
Im Großen und Ganzen ist die take-home Message für heute deshalb, dass man am Besten nicht zu streng an den klassischen Dermatomkarten, die ich dir heute gezeigt habe, festhält, denn keine davon ist perfekt, trotz ihrer Beliebtheit. Am besten nutzt du sie als Richtwert, ohne dabei zu vergessen, dass es individuelle Variationen und Überlappungen zwischen benachbarten Dermatomen gibt.
Und damit haben wir es geschafft und sind am Ende angekommen.
Zum Schluss möchte ich noch einmal die wichtigsten Dermatome und ihre Referenzpunkte wiederholen, die im klinischen Alltag nützlich sein können.
Wir haben mit den Dermatomen des Gesichtes begonnen und gesehen, dass die Stirn und die Nase vom N. ophthalmicus innerviert werden, der Oberkiefer vom N. maxillaris und der Unterkiefer vom N. mandibularis. Diese drei Nerven sind alle Äste des N. trigeminus, dem 5. Hirnnerv. welche alle Äste des kraniellen N. trigeminus sind.
Weiter kaudal haben wir gesehen, dass die Dermatome C2 bis C4 auf der Rückseite des Kopfes und des Halses und Th2 bis Th12 am Rumpf ein gleichmäßiges Muster an übereinander liegenden Schichten bilden.
Wichtige Referenzpunkte hier sind Th4 auf Höhe der Brustwarze und Th10 auf Höhe des Bauchnabels.
Danach haben wir uns die Dermatome der Extremitäten angeschaut. Wir haben gesehen, dass die Dermatome der oberen Extremität durch die Spinalnerven C4 bis Th2 innerviert werden.
Hier lohnt es sich zu merken, dass die Schulter gewöhnlich durch C4 innerviert wird, der Daumen von C6, der Mittelfinger von C7 und der kleine Finger von C8.
Die Dermatome der unteren Extremität werden innerviert von L2 bis S3, wobei die Hüfte von L2, der große Zeh von L5 und der kleine Zeh von S1 sensibel versorgt wird.
Die Dermatome S3 bis S5 laufen in der perianalen Region zusammen.
Und damit sind wir wirklich am Ende dieses Tutorials angekommen. Danke für’s Zuschauen und bis zum nächsten Mal!