Video: Nervus vestibulocochlearis
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Hallo und herzlich willkommen zu einem neuen Tutorial von Kenhub.
Mein Name ist Steffi und in diesem Tutorial werden wir uns den N. vestibulocochlearis einmal ganz genau anschauen. Auf Deutsch wird ...
Mehr lesenHallo und herzlich willkommen zu einem neuen Tutorial von Kenhub.
Mein Name ist Steffi und in diesem Tutorial werden wir uns den N. vestibulocochlearis einmal ganz genau anschauen. Auf Deutsch wird er Hör- und Gleichgewichtsnerv genannt. Er ist also für die Verarbeitung der auditiven und vestibulären Sinneseindrücke von Bedeutung.
Bevor wir loslegen, gebe ich euch erstmal einen kurzen Überblick, was wir uns heute im Bezug auf diesen Nerv alles anschauen werden. Wir beginnen mit der Anatomie dieses 8. Hirnnerven, schauen uns danach seinen Verlauf und seine verschiedenen Komponenten sowie seinen Weg zum zentralen Nervensystem an.
Ich werde in diesem Tutorial also auch über die Hirnnervenkerne im Hirnstamm sprechen. Wenn wir dann damit fertig sind, schauen wir uns noch ein paar typische Erkrankungen an, die im Bezug auf den N. vestibulocochlearis von Bedeutung sind. Wie immer schließen wir dann dieses Tutorial mit einer kurzen Zusammenfassung ab. Ich wünsche euch viel Spaß!
Lasst uns zur besseren Orientierung zunächst einen Blick auf diese Abbildung hier werfen. In der blau markierten Region liegen die Strukturen, die wir heute besprechen wollen. Bei einem Blick ins Innere des Schädels wird der Teil des Ohres sichtbar, um den es in diesem Tutorial geht. Ihr seht hier eine ventrale Ansicht des rechten Schläfenbeins in der Koronarebene.
Wie ihr sicher schon wisst, ist das, was ihr jetzt blau markiert seht, das Os temporale, also das Schläfenbein. Auch die ventrale Seite des Hirnstamms ist hier gut zu erkennen. Hier oben seht ihr den Sinus petrosus superior, das ist der oberer Felsenbein-Blutleiter. Was uns heute aber viel mehr interessiert, sind die Komponenten des Ohres, die ich jetzt für euch blau markiert habe.
Lasst uns also mit der Anatomie beginnen. Schauen wir uns zunächst die einzelnen Anteile oder Kompartimente des Ohres an.
Beginnen wir mit dem äußeren Ohr. Es befindet sich lateral am Kopf. Die Auricula, die euch sicher unter dem deutschen Begriff Ohrmuschel bekannt ist, lassen wir dabei heute mal aus und werfen stattdessen einen genaueren Blick auf die inneren, weiter proximal gelegenen Anteile. Auf unserer Abbildung seht ihr das äußere Ohr grün markiert. Es erstreckt sich von der Auricula bis zur Membrana tympani. Die Membrana tympani ist ein dünnes Häutchen und wird „Trommelfell“ genannt. Es ist auf dieser Abbildung grau markiert.
Der Kanal, den ihr jetzt grau markiert seht, ist der Meatus acusticus externus, der äußere Gehörgang. Das ist der Teil des Ohres, den ein Kliniker mit dem Otoskop untersuchen kann.
Schauen wir uns nun das Mittelohr an, das sich hinter der Membrana tympani befindet.
Es handelt sich dabei um ein Areal, das sich von der medialen Oberfläche der Membrana tympani bis zu der Schleimhaut erstreckt, die die nächste knöcherne Oberfläche medial auskleidet. Ihr seht den Bereich des Mittelohres auf unserer Abbildung grün hervorgehoben.
In diesem Abschnitt gibt es 5 wichtige anatomische Strukturen, die wir uns nun im Uhrzeigersinn, eine nach der anderen anschauen werden. Als erstes schauen wir uns die drei winzigen Gehörknöchelchen an. Sie liegen im Mittelohr und sind für die Schallleitung wichtig.
Wenn ich die Abbildung nun etwas vergrößere, könnt ihr die Strukturen im Mittelohr noch besser erkennen. Ihr seht hier die drei Gehörknöchelchen blau umrandet. Sie haben wie gesagt die Funktion, die Schallwellen von einem Luftmedium im äußeren Ohr, auf ein Wassermedium im Innenohr zu übertragen. Das Erste ist der sogenannte Malleus. Auf Deutsch wird er als Hammer bezeichnet. Er ist der größte und am weitesten lateral gelegenen der drei Gehörknöchelchen und überträgt die Vibrationen der Schallwellen
auf den nächsten kleinen Knochen.
Das zweite Gehörknöchelchen ist der Incus. Er liegt in der Mitte und wird auf Deutsch aufgrund seiner Form auch Amboss genannt. Der Incus ist medial mit dem Stapes verbunden. Dieser wiederum ist das kleinste der drei Gehörknöchelchen und liegt am weitesten proximal. Er wird aufgrund seiner Form Steigbügel genannt und liegt am ovalen Fenster.
Dieses schauen wir uns nun als Nächstes an.
Beim ovalen Fenster handelt sich um ein kleines Loch in der Pars petrosa des Os temporale, also dem Felsenteil des Schläfenbeins. Es wird von einer dünnen Lamina bedeckt.
Der Stapes, den ihr hier wieder blau dargestellt seht, ist also mit dieser Lamina verbunden. Auf diese Weise überträgt er die Vibration der drei Gehörknöchelchen auf das Innenohr und löst dort Wasser-Oszillationen aus.
Kommen wir nun zur dritten Struktur des Mittelohres, dem runden Fenster.
Wie schon beim ovalen Fenster handelt es sich auch beim runden Fenster um ein kleines Loch, das von einer dünnen Membran bedeckt ist. Da auch diese Struktur sehr klein ist, markiere ich sie euch hier mal mit einer blauen Linie. Wie ihr sehen könnt, ist das runde Fenster nicht mit den Gehörknöchelchen verbunden. Seine elastische Membran ermöglicht den Druckausgleich der Druckwelle, die durch die Bewegung der Gehörknöchelchen in der Flüssigkeit des Innenohrs erzeugt wird. Die Tuba auditiva, die euch vielleicht als Eustach’sche Röhre bekannt ist, liegt kaudal im Bereich des Mittelohres. Hier seht Ihr sie blau umrandet. Sie dient der Kommunikation zwischen Mittelohr und Nasopharynx, also dem Nasenrachen, vor allem wenn sie beim Schlucken geöffnet ist. Außerdem spielt sie eine wichtige Rolle beim Druckausgleich zwischen dem Mittelohr und der Außenluft. Das wiederum ist nötig, damit das Trommelfell frei schwingen und die Schallwellen ungehindert übertragen kann. Diese Möglichkeit des Druckausgleichs ist besonders beim Tauchen oder Fliegen wichtig.
Die fünfte und damit letzte Struktur, die wir uns im Bereich des Mittelohres anschauen wollen, ist die Chorda tympani. Dabei handelt es sich um einen Ast des N. facialis. Auf Deutsch wird sie als Paukensaite bezeichnet. Auf dieser vergrößerten Abbildung seht Ihr, wie dieser, jetzt in gelb hervorgehobene Nerv, entlang der Basis des Mittelohrs verläuft. Er entspringt an den Geschmacksknospen, verläuft dann durch das Mittelohr und leitet so sensorische Informationen an das Gehirn. Dadurch entsteht der Geschmackssinn. Wenn es also nach einer Operation am Ohr zu einem Geschmacksverlust kommt, wurde wahrscheinlich die Chorda tympani beschädigt. Wir werden uns die Chorda tympani später in diesem Tutorial noch einmal detaillierter ansehen.
Sprechen wir zum Abschluss des grundlegenden Anatomieteils noch kurz über das Innenohr. Vielleicht denkt Ihr ja, dass der N. vestibulocochlearis nur erfunden wurde, um Medizinstudenten zu verwirren, aber die Entstehung seines Namens ist tatsächlich sehr interessant. Als das Innenohr im 16. Jahrhundert entdeckt wurde, war es in der medizinischen Terminologie üblich, lateinische oder altgriechische Begriffe zu verwenden. Die Menschen, die das Innenohr entdeckten, haben es als ein Kompartiment mit zwei Kammern dargestellt. Eine dieser Kammern ist wie ein Schneckenhaus geformt. Deshalb gaben sie ihr den Namen Cochlea. Das ist der altgriechische Begriff für Schnecke.
Die Cochlea ist dieser Abschnitt hier. Damit das hier alles nicht zu trocken wird, erlaube ich mir an dieser Stelle einen kleinen Scherz und füge hier das Bild einer Schnecke ein. So könnt ihr euch vielleicht etwas besser merken, wie die Cochlea aussieht und warum sie so genannt wird. Sie wird vom N. cochlearis, dem sogenannten Schneckennerv, innerviert.
Neben der Cochlea gibt es wie gesagt einen zweiten kleinen Anteil im Innenohr, das Vestibulum. Er erinnerte die Forscher damals an eine Art kleines Foyer oder einen Vorhof, das zum größten Raum der Schädelhöhle führt. Zur damaligen Zeit waren solche kleinen Räume in den Eingängen von Tempeln und Palästen üblich und wurden Vestibulum genannt. Das ist das lateinische Wort für Vorhof oder Eingangszimmer. Auf diesem Bild könnt Ihr ein kleines Foyer hinter ein paar Stufen sehen. Dieser Anteil wird vom N. vestibularis innerviert. Auf Deutsch ist das der Gleichgewichtsnerv.
Nachdem wir über die verschiedenen Abschnitte des Ohrs gesprochen haben, lasst uns noch kurz ansehen, welche Nerven in dieser Region verlaufen. Von ihnen ist für uns ist heute natürlich der N. vestibulocochlearis der wichtigste Nerv. Ihr seht ihn auf unserer Abbildung grün dargestellt. Wie Ihr Euch vielleicht aufgrund seines Namens schon denken könnt, wird der N. vestibulocochlearis aus zwei Komponenten gebildet. In der Vestibulariskammer ist es der N. vestibularis, ich markiere ihn euch hier einmal blau, und in der Cochleariskammer ist es der N. cochlearis, den Ihr jetzt ebenfalls blau dargestellt seht.
Diese beiden Nerven vereinigen sich, kurz bevor sie das Innenohr verlassen und in die Schädelhöhle eintreten. Diese Stelle seht Ihr hier innerhalb des blauen Kreises. Es handelt sich dabei um den Meatus acusticus internus. Erinnert ihr euch? Das ist der innere Gehörgang. Ich habe euch den Verlauf des N. vestibulocochlearis hier einmal mit dieser grau gepunkteten Linie angedeutet.
Eine andere Art, sich die Anatomie des N. vestibulocochlearis anzuschauen, ist, dem Nerv vom zentralen Nervensystem in die Peripherie zu folgen. Aus dieser Richtung kommend wäre der Meatus acusticus internus die Stelle, an der sich der N. vestibulocochlearis in einen N. vestibularis und einen N. cochlearis aufteilt. Ein wichtiger Punkt, den ihr euch zum Nervus vestibulocochlearis noch merken solltet, ist, dass er der 8. der insgesamt 12 Hirnnerven ist, die aus dem Hirn hervorgehen.
Schauen wir uns nun einen weiteren Nerv an, der mit der Region des Ohres assoziiert ist - den N. facialis. Vielleicht kennt ihr ihn auch unter seinem deutschen Namen: Gesichtsnerv. Es handelt sich dabei um den 7. Hirnnerven. Ihr seht ihn auf unserer Abbildung hier grün dargestellt.
Er ist für die motorische Innervation der mimischen Muskulatur sowie für die Geschmackswahrnehmung und Sensibilität einiger Zungenareale zuständig. Wie Ihr sehen könnt, tritt auch der Nervus facialis über den Meatus acusticus internus aus der Schädelhöhle. Ihr erinnert Euch sicher an diese kleinere Öffnung. Hier seht ihr sie nochmal innerhalb dieses blauen Kreises. Er zieht jedoch am Innenohr vorbei zu anderen Wurzeln. Ich stelle euch seinen Verlauf im Mittelohr auch hier wieder mit einer grauen gestrichelten Linie dar. Wenn wir diesem Verlauf folgen, könnt ihr ganz gut erkennen, wie er hinter den Abschnitten des Mittelohrs und äußeren Ohres verläuft, bis er schließlich den Schädel über ein Foramen hinter dem Processus styloideus verlässt.
Ich werde an dieser Stelle allerdings nicht weiter auf den Verlauf des N. facialis eingehen. Wenn Ihr euer Wissen über diesen 7. Hinnerv auffrischen möchtet, schaut euch gerne eins unserer Tutorials über den N. facialis auf unserer Webseite an! Einen Aspekt des N. facialis würde ich an dieser Stelle allerdings gerne noch erwähnen. Er gibt im Bereich des Mittelohres nämlich einen kleine Ast ab. Das ist die Chorda tympani, die ich vorhin schonmal erwähnt habe. Erinnert ihr euch? Das war die sogenannte Paukensaite. Dieser Ast spielt bei der Geschmackswahrnehmung eine Rolle. Obwohl die Chorda tympani in das Mittelohr eintritt und direkt hinter der Membrana tympani verläuft, hat dieser kleine Nerv keinerlei Verbindung zum auditorischen oder vestibulären System und damit auch nicht zum N. vestibulocochlearis.
Bis hierher haben wir die grundlegende Anatomie des N. vestibulocochlearis behandelt und uns den für die Geschmackswahrnehmung relevanten Ast des N. facialis angeschaut.
Machen wir nun mit den wichtigen anatomischen Elementen weiter, die in die Innervation des Innenohrs involviert sind. Ich beginne in der Peripherie und gehe anschließend weiter in Richtung des zentralen Nervensystems. Wie Ihr Euch vielleicht erinnert, habe ich bereits erwähnt, dass sich der N. vestibulocochlearis in zwei Endäste teilt: den N. vestibularis und den N. cochlearis. Beginnen wir mit dem N. vestibularis.
Ihr seht hier den N. vestibularis, also den Gleichgewichtsnerv auf unserer Abbildung grün dargestellt. Dieser Nerv leitet Informationen über Veränderungen der linearen und der
Winkel-Beschleunigung, also Rotationsbewegungen des Kopfes in jeder Achse, in das Gehirn. Einfacher gesagt: er ist verantwortlich für unseren Gleichgewichtssinn. Er innerviert verschiedene Strukturen, die allgemein als Vestibularapparat bekannt sind und von denen jede für sich eine wichtige Rolle in der vestibulären Wahrnehmung spielt.
Es gibt drei Vestibularorgane, die wir uns gleich der Reihe nach anschauen werden: die Bogengänge, den Utriculus und den Sacculus. Beginnen wir mit den Bogengängen und ihrer Innervation.
Die Bogengänge werden auf Latein als Canalis semicularis bezeichnet. Es handelt sich dabei um drei knöcherne Bögen im Innenohr, die mit Flüssigkeit gefüllt sind. Sie spielen eine wichtige Rolle für das Gleichgewicht und die Wahrnehmung des Körpers im Raum. Jeder der drei Bogengänge, wird nach seiner Lage bzw. Anordnung im Innenohr bezeichnet. Der erste ist der vordere Bogengang, der zweite der laterale und der dritte ist der hintere Bogengang.
Wie Ihr auf der Abbildung sehen könnt, endet jeder dieser Bogengänge in einer Erweiterung. Das ist die sogenannte Bogengangsampulle. Ihr seht sie hier auf unserer Abbildung dunkelgrau markiert. Die Bogengangsampulle ist in die Wahrnehmung von Veränderungen der Winkelbeschleunigung in einer einfachen Ebene involviert. Das bedeutet, die Bogengangsampulle ermöglicht die Wahrnehmung von Drehbewegungen. Jede dieser Ampullen wird von je einem N. ampullaris innerviert. Schauen wir uns das mal im Detail an.
Lasst uns mit dem N. ampullaris anterior, also dem vorderen Ampullennerv, beginnen. Wie Ihr Euch vielleicht denken könnt, innerviert dieser Nerv den vorderen Bogengang, den Canalis semicircularis anterior. Dieser Bogengang ist in der Sagittalebene ausgerichtet und nimmt Änderungen in der Winkelbeschleunigung vertikal zu dieser Achse wahr. Das bedeutet, dass er Bewegungen des Kopfes in der Sagittalebene wahrnimmt. Das ist zum Beispiel beim Kopfnicken der Fall.
Auf dieser Abbildung hier ist die Sagittalebene die grün dargestellte Ebene. Die Richtung der vertikalen Rotation habe ich euch mit diesem blauen Pfeil angedeutet.
Die laterale Bogengangsampulle wird vom N. ampullaris lateralis, also dem seitlichen Ampullennerv, innerviert. Ihr seht ihn auf dieser Abbildung ebenfalls grün hervorgehoben.
Der laterale Bogengang befindet sich in der Transversalebene. In der lateralen Bogengangsampulle werden also Änderungen der Winkelbeschleunigung vertikal zur Transversalachse wahrgenommen. Das ist zum Beispiel beim Kopfschütteln oder Kopfdrehen der Fall. Er führt also Informationen über die Rotationsbewegungen des Kopfes in der Transversalebene.
Wenn wir unsere Modellansicht der Ebenen wieder mit ins Bild holen, auf der jetzt die Transversalebene grün hervorgehoben ist, könnt Ihr euch die Rotation entlang dieser Achse vielleicht wieder besser vorstellen. Ich deute sie hier wieder mit einem blauen Pfeil an.
Werfen wir nun noch einen Blick auf den hinteren Bogengang. Das Erste, was Euch an diesem Bild vielleicht auffällt ist, dass der Ast, der die hintere Bogengangsampulle innerviert, der N. ampullaris posterior, also der hintere Ampullennerv, von einem anderen Ast des N. vestibularis abgeht. Der Grund dafür ist, dass der hintere Bogengang hinter den beiden anderen Bogengängen lokalisiert ist. Dieser Nerv ist für die Wahrnehmung von Änderungen der Winkelbewegung vertikal zur Koronarebene zuständig. Das ist zum Beispiel bei Bewegungen der Fall, bei denen der Kopf zu den Schultern, also zur Seite, geneigt wird.
Schauen wir uns auch hier wieder diese Abbildung an, auf der jetzt die Koronarebene grün hervorgehoben ist. Hier seht ihr wieder den blauen Pfeil, der euch die Richtung dieser Rotationsbewegung andeutet. Das waren also die drei Rotationsrichtungen, die von den Bogengängen wahrgenommen werden.
Schauen wir uns nun einmal genauer an, wie die lineare Beschleunigung wahrgenommen wird. Beginnen wir mit dem Utriculus. Auf Deutsch wird er als großes Vorhofsäckchen bezeichnet. Ihr seht ihn auf unserer Abbildung grün dargestellt. Es handelt sich dabei um einen kleinen häutigen Beutel innerhalb des Innenohrs, der mit den drei Bogengängen verbunden ist.
Hier findet die Wahrnehmung von Änderungen der linearen Beschleunigung in der Horizontalebene statt. Der Utriculus nimmt also wahr, ob und wie schnell wir uns fortbewegen.
Er wird vom N. utricularis, also dem Nerv des großen Vorhofsäckchens, innerviert und führt,
wie gesagt, Informationen über eine lineare Beschleunigung in der Horizontalebene.
Um Euch das etwas besser zu verdeutlichen, werde ich unser anatomisches Modell mal etwas hin und her bewegen, zur Seite, nach vorne und nach hinten. All diese Richtungen werden vom Utriculus wahrgenommen.
Der Sacculus ist ein weiteres membranöses Säckchen innerhalb des Innenohrs.
Der N. saccularis, der Nerv des kleinen Vorhofsäckchens, führt Informationen über die lineare Beschleunigung in der Vertikalebene. Er ist also für die Wahrnehmung der linearen Beschleunigung in der Vertikalebene verantwortlich. Das bedeutet, dass er Bewegungen nach oben und unten wahrnimmt, wie zum Beispiel beim Fallen. Wenn sich also unser anatomisches Modell hier in der Vertikalebene bewegt, werden diese Bewegungen vom Sacculus wahrgenommen.
Kommen wir nun noch einmal zu unserer Abbildung zurück, auf der der N. vestibularis als Ganzes zu sehen ist. Wie Ihr hier sehr schön sehen könnt, formen die kleineren Äste des N. vestibularis zwei größere Äste, einen oberen Ramus superior und einen unteren Ramus inferior. Schauen wir uns als Nächstes an, was durch diese beiden Äste alles innerviert wird.
Beginnen wir mit dem Ramus superior des N. vestibularis. Er wird durch den Zusammenschluss des N. ampullaris anterior, des N. ampullaris lateralis und des N. utricularis gebildet.
Der Ramus inferior dagegen setzt sich aus Anteilen des N. ampullaris posterior und des N. saccularis zusammen.
Bevor wir mit dem Verlauf des N. vestibularis abschließen, lasst mich noch ein wenig über diese zwei prominenten Höcker sprechen, die ihr hier vor dem Zusammenschluss von Ramus superior und inferior sehen könnt. Diese beiden Höcker bilden zusammen das Ganglion vestibulare. Es ist auch unter dem Namen Scarpa-Ganglion bekannt und enthält die Zellkörper der afferenten bipolaren Neurone, die die anatomischen Strukturen des Vestibulums innervieren. Es besteht aus zwei Teilen.
Wie Ihr hier auf unserer Abbildung grün dargestellt sehen könnt, gibt es eine obere Pars superior und eine untere Pars inferior. Lasst uns diese beiden Anteile noch kurz besprechen.
Der obere Teil des vestibulären Ganglions wird wie gesagt Pars superior ganglii vestibulare genannt und enthält die Zellkörper der bipolaren Neurone, die den Ramus superior des N. vestibularis ausmachen. Wie wir bereits besprochen haben, erhalten und führen diese Neurone Informationen aus den vorderen und lateralen Bogengängen sowie dem Utriculus.
Der untere Teil des vestibulären Ganglions wird als Pars inferior ganglii vestibulare bezeichnet. Er enthält die Zellsomata der bipolaren Neurone, die den Ramus inferior bilden. Auch hier haben wir bereits besprochen, dass diese Neurone Informationen von der hinteren Bogengangsampulle und dem Sacculus erhalten und leiten.
Das war also alles Wichtige zum N. vestibularis. Lasst uns nun mit dem N. cochlearis weitermachen.
Der N. cochlearis wird auf Deutsch als Hörnerv bezeichnet. Ihr seht ihn hier auf unserer Abbildung grün hervorgehoben. Er ist in seiner Anatomie sehr viel einfacher zu verstehen als der N. vestibularis. Wie Ihr auf dieser Abbildung sehr schön erkennen könnt, breitet er sich entlang der spiralförmigen Cochlea aus. Er führt über sensible Nervenfasern Informationen über Schallintensität und Schallfrequenz. Dieser Nerv besitzt ebenfalls ein Ganglion, jedoch sieht dieses ganz anders aus als das Ganglion vestibulare, das wir uns gerade angeschaut haben. Die sensorischen Nervenendigungen des N. cochlearis sind spiralig entlang der gesamten Länge des Cortiorgans, das sich in der Cochlea befindet, verteilt.
Im Spiralganglion, das ihr hier auf unserer Abbildung als grünen Punkt seht, befinden sich die bipolaren Neurone des N. cochlearis. Diese afferenten Nervenfasern des Ganglion cochleare bilden die Radix cochlearis des N. vestibulocochlearis und damit das 1. Neuron der Hörbahn. Die efferenten Fasern ziehen zum Corti-Organ.
Bis hierher haben wir also die Anatomie des Innenohrs sowie den vestibulären und den cochlearen Ast des Nervus vestibulocochlearis detailliert besprochen. Sprechen wir nun darüber, wie der N. vestibulocochlearis in die Schädelhöhle und schließlich in den Hirnstamm eintritt. Danach erkläre ich euch, wie die Neurone die aufgenommenen Informationen über Schall bzw. Gleichgewicht zum Hirnstamm leiten. Lasst mich aber zunächst noch ein paar Worte zu den Nuclei, also den beteiligten Hirnnervenkernen sagen.
Von den Nuclei vestibulocochleares gibt es zwei Gruppen. Die erste Gruppe sind die Nuclei vestibulares. Von ihnen gibt es wiederum insgesamt vier. Sie befinden sich auf Höhe des Pons, also der Brücke und der unteren Medulla oblongata, das ist das verlängerte Mark. Ich habe sie für Euch auf unserer Abbildung blau hervorgehoben. Bitte beachtet, dass diese Kerne eigentlich unterhalb der hinteren Seite der Medulla oblongata lokalisiert sind. Von den Nuclei cochleares, die ihr jetzt blau markiert seht, gibt es nur zwei. Sie sind beide in der Medulla oblongata lokalisiert.
Lasst uns nun die einzelnen Kerne einmal der Reihe nach durchgehen. Beginnen wir mit den Nuclei vestibulares. Es gibt, wie gesagt, vier Vestibulariskerne, die sich an jeder Seite des Hirnstamms befinden. Ihr könnt euch die Namen dieser Hirnnervenkerne leicht merken, da jeder der Kerne nach seiner anatomischen Lage benannt ist. Der erste ist der Nucleus vestibularis superior. Er ist der am weitesten kranial gelegene, aber gleichzeitig auch der am weitesten lateral gelegene Hirnnervenkern. Er befindet sich im Pons. Ich habe euch seine Lage hier noch einmal auf dem linken Schnittbild dargestellt.
Der nächste Kern ist der Nucleus vestibularis inferior. Er ist der am weitesten kaudal gelegenen Kern und in der Medulla oblongata lokalisiert.
Der Nucleus vestibularis lateralis befindet sich im unteren Pons. Beachtet an dieser Stelle bitte, dass er neben dem Nucleus superior liegt, auf den ich hier mit dem blauen Pfeil zeige.
Und zu guter Letzt seht ihr hier noch den Nucleus vestibularis medialis. Das ist der größte der vier Nuclei vestibulares. Er erstreckt sich vom Pons bis zur Medulla oblongata. Wenn ihr einen Blick auf dieses Schnittbild hier werft, seht ihr, dass dieser Kern medial des Nucleus vestibularis lateralis liegt.
Lasst uns nun noch einen Blick auf die Nuclei cochleares werfen. Von diesen beiden Hirnnervenkernen ist einer der vordere, also der Nucleus cochlearis anterior und einer der hintere, also der Nucleus cochlearis posterior.
Betrachten wir zuerst den Nucleus cochlearis anterior. Auf unserer Abbildung seht hier diesen vorderen Schneckenkern, der im dorsalen Abschnitt der Medulla oblongata lokalisiert ist.
Der Nucleus cochlearis posterior, also der hintere Schneckenkern, den ihr jetzt grün markiert seht, ist ebenfalls in der dorsalen Medulla oblongata lokalisiert. Er liegt etwas weiter hinter dem Nucleus cochlearis anterior.
Da wir nun mit der Anatomie des N. vestibulocochlearis fertig sind, lasst uns noch über einige wichtige klinische Bilder sprechen, die mit dem N. vestibulocochlearis zu tun haben.
Als erstes möchte ich gerne mit euch über Störungen des vestibulären Systems, also des Gleichgewichtssinns, sprechen. Schädigungen des vestibulären Systems und des N. vestibularis äußern sich häufig in Form von Schwindel. Bei Schwindel handelt es sich um ein Symptom, dass die Wahrnehmung einer drehenden Bewegung des Raumes selbst beschreibt.
Schwindel kann zentral oder peripher ausgelöst werden. Zentraler Schwindel ist häufig mit Läsionen des Kleinhirns und des Hirnstamms assoziiert und tritt normalerweise in Kombination mit einem vertikalen Nystagmus auf.
Nystagmus beschreibt das Phänomen, dass die Augen eines Patienten, der aufgefordert wird, nach oben und unten zu schauen, anschließend eigenständig Auf- und Abwärtsbewegungen machen. Das habe ich euch hier auf der Abbildung mit diesen beiden vertikalen Pfeilen mal versucht darzustellen.
Peripherer Schwindel dagegen wird durch eine Läsion des vestibulären Systems oder der assoziierten Nerven ausgelöst. Er tritt in Kombination mit einem horizontalen Nystagmus auf.
Auf unserer Abbildung habe ich euch den horizontalen Nystagmus mit diesen horizontalen Pfeilen dargestellt. Wenn der Patient aufgefordert wurde, seine Augen horizontal zu bewegen,
machen diese im Anschluss wiederholte Bewegungen entweder nach rechts oder nach links.
Läsionen der Cochlea oder des N. cochlearis können zu Hörstörungen führen und damit die Ursache für eine sogenannte Schallempfindungsschwerhörigkeit sein. Dabei handelt es sich um einen pathologischen Zustand, bei dem die Schallinformationen nicht mehr vom Innenohr an das zentrale Nervensystem geleitet werden können. Sie kann mithilfe einer Stimmgabel von Schallleitungsstörungen, bei denen eine mechanische Obstruktion die Ursache für die Hörstörung ist, unterschieden werden.
Um euch das zu veranschaulichen, fügen hier mal das Bild einer Stimmgabel ein und zeigen Euch die Untersuchung anhand dieser kleinen Animation. Wenn die angeschlagene Stimmgabel auf den Scheitel einer Person, die normal hören kann, gesetzt wird, kann sie den erzeugten Ton in beiden Ohren gleich laut hören.
Eine Person, die dagegen an einer Schallempfindungsschwerhörigkeit leidet, wird den Ton auf dem betroffenen Ohr gar nicht hören.
Eine Person mit einer Schallleitungsschwerhörigkeit wird den Ton auf dem betroffenen Ohr dagegen lauter hören.
Lasst uns zum Abschluss noch einmal kurz zusammenfassen, was wir heute alles besprochen haben. Wir haben zu Beginn dieses Tutorials über die Anatomie des Ohres gesprochen. Dabei haben wir uns zuerst die verschiedenen Abschnitte des Ohres angeschaut.
Das Ohr besteht aus dem äußeren Ohr, das ihr hier noch einmal grün dargestellt seht. Es erstreckt sich vom Trommelfell bis zur Auricula, der Ohrmuschel. Dem schließt sich das Mittelohr an. Es enthält 5 wichtige Strukturen. Die Gehörknöchelchen, bei denen es sich um drei kleine Knochen handelt, welche die Übertragung von Vibrationen, also Schallwellen außerhalb des Körpers auf das wässrige Innere des Innenohrs ermöglichen. Das ovale Fenster ist mit dem Steigbügel verbunden und ebenfalls für die Schallleitung von Bedeutung.
Das runde Fenster überträgt den Druck der Schallwellen auf das Innenohr. Die Tuba auditiva dient der Kommunikation zwischen Mittelohr und Nasopharynx. Dann ging es noch um den Nasopharynx und die Chorda tympani, einen kleinen Ast des 7. Hirnnerven, der eine Rolle bei der Geschmackswahrnehmung spielt.
Anschließend haben wir uns das Innenohr, das aus der Cochlea und dem Vestibularapparat besteht, angesehen. An dieser Stelle habe ich euch die Wortherkunft dieser beiden Strukturen anhand von Bildern erklärt. Erinnert ihr euch? Cochlea leitet sich vom altgriechischen Wort für Schnecke ab, weil sie ein schneckenförmiges Aussehen aufweist und das Vestibularorgan sieht aus wie ein kleiner Vorraum.
Als Nächstes habe ich dann über die entsprechenden Nerven gesprochen. Dabei ging es um unseren heutigen Hauptnerven: den N. vestibulocochlearis, den ihr auf der Abbildung noch einmal grün dargestellt seht.
Dann haben wir den N. facialis besprochen, der auch als siebter Hirnnerv bekannt ist und in seinem Verlauf, wie der N. vestibulocochlearis, durch den Meatus acusticus internus zieht.
Weiter ging es mit der Chorda tympani, einem Ast des N. facialis, der bei der Geschmackswahrnehmung eine Rolle spielt.
Im zweiten Teil dieses Tutorials ging es dann um die beiden Anteile des N. vestibulocochlearis. Zuerst um den N. vestibularis selbst, der bei der Propriozeption, also der Wahrnehmung von Körperbewegung und Körperlage im Raum, eine Rolle spielt. Außerdem ist er für das Gleichgewicht von Bedeutung. Wenn wir mit der Betrachtung seines Verlaufes im zentralen Nervensystem starten und von dort in die Peripherie gehen, beginnt der N. vestibularis mit dem Ganglion vestibulare, das afferente bipolare Neurone enthält.
Das Ganglion vestibulare kann wiederum in zwei Teile unterteilt werden, einen oberen und einen unteren. Der obere Teil, die Pars superior, ist der Teil, aus dem der Ramus superior entspringt, von dem wiederum der N. ampullaris anterior abgeht. Dieser wiederum innerviert den Canalis semicircularis anterior. Außerdem entspringt hier auch der N. ampullaris lateralis, der den lateralen Bogengang innerviert sowie der N. utricularis, der für die Innervation des Utriculus zuständig ist.
Der andere Teil des Ganglion vestibulare ist die Pars inferior, aus der der Ramus inferior des N. vestibularis entspringt, von dem wiederum der N. ampullaris posterior abgeht, der den hinteren Bogengang innerviert sowie der N. saccularis, der den Sacculus innerviert.
Dann haben wir uns den Nervus cochlearis angeschaut, der den zweiten wichtigen Anteil des N. vestibulocochlearis ausmacht. Hierbei handelt es sich um einen kurzen Nerv, der spiralförmig innerhalb der Cochlea verläuft. Das Spiralganglion enthält Zellkörper der bipolaren Neurone des N. cochlearis.
Nachdem wir uns den Verlauf und die einzelnen Komponenten des N. vestibulocochlearis angeschaut haben, ging es um die Hirnnervenkerne. Diese sind im Hirnstamm lokalisiert und können auch wieder in zwei Teile unterteilt werden. Zum einen haben wir hier die Vestibulariskerne, zu denen vier individuelle Nuclei gehören: der Nucleus vestibularis superior, der im Pons lokalisiert ist, der Nucleus vestibularis inferior, der in der Medulla oblongata lokalisiert ist, dann der Nucleus vestibularis lateralis, der sich im unteren Pons befindet und der Nucleus vestibularis medialis, der sich über Pons und Medulla oblongata erstreckt.
Auch die Cochleariskerne haben wir besprochen, von denen es einen Nucleus cochlearis anterior gibt, der im dorsalen Teil der Medulla liegt und einen Nucleus cochlearis posterior, der ebenfalls dort lokalisiert ist.
Als letztes haben wir uns dann ein paar klinische Bilder angesehen, die mit dem N. vestibulocochlearis assoziiert sind. Dabei haben wir als erstes über Läsionen des N. vestibularis gesprochen, die häufig Schwindel verursachen, der zentrale oder periphere Ursachen haben kann. Der zentrale Schwindel ist eher mit Kleinhirn- und Hirnstammläsionen assoziiert und tritt in Kombination mit einem vertikalen Nystagmus auf. Der peripheren Schwindel dagegen, wird durch Schädigungen des Vestibularorgans selbst verursacht und tritt in Kombination mit einem horizontalen Nystagmus auf.
Abgeschlossen haben wir diesen Abschnitt mit der Läsion des N. cochlearis und der damit einhergehenden Schallempfindungsschwerhörigkeit. Dabei handelt es sich um eine Pathologie, bei welcher der Schall nicht mehr vom Innenohr in das zentrale Nervensystem geleitet werden kann.
Damit sind wir am Ende dieses Tutorials. Vielen Dank für’s Zusehen und bis zum Nächsten Mal!