Video: Plexus cervicalis
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Hallo und herzlich willkommen bei Kenhub. Heute ist unser Thema der Plexus cervicalis. Wir werden dieses Nervengeflecht und einige seiner Äste besprechen, die aus ihm hervorgehen.
Der Plexus ...
Mehr lesenHallo und herzlich willkommen bei Kenhub. Heute ist unser Thema der Plexus cervicalis. Wir werden dieses Nervengeflecht und einige seiner Äste besprechen, die aus ihm hervorgehen.
Der Plexus cervicalis ist eine Ansammlung von Nervenfasern an der Halswirbelsäule. Er entsteht durch die vorderen Äste, also die Rami ventrales der Spinalnerven C1 bis C4. Diese bilden schlingenartige Anastomosen, wie du hier schön siehst, und formen so den Plexus. Einige Lehrbücher beziehen auch den Spinalnerven C5 mit ein. Das liegt daran, dass einige Fasern des C5 in den Nervus phrenicus eingehen, einem Ast des Plexus cervicalis. Diesen Nerven werden wir im Verlauf noch kennenlernen. Aus dem Geflecht gehen sowohl sensorische als auch motorische Äste ab. Man fasst sie als Radix sensoria und Radix motoria zusammen. Sie verlaufen alle tief in der Halsmuskulatur, wie wir später noch sehen werden.
Hier haben wir eine etwas andere Perspektive auf den Plexus cervicalis. Man sieht nur die Nerven, sowie einen Querschnitt der Halswirbel. Auf den nächsten Folien kannst du dich immer an diesen Zwischenräumen hier orientieren. Ganz oben im ersten Zwischenraum, das ist C1. Dann zählst du einfach nach unten: C2, C3 und so weiter. Der unterste Nerv hier unten ist bereits Th1, also der erste thorakale Spinalnerv.
Den Plexus cervicalis musst du übrigens von diesem Geflecht hier unten abgrenzen. Das ist der Plexus brachialis, ein weiteres ebenfalls wichtiges Nervengeflecht. Er ist primär für die Innervation der oberen Extremität zuständig. In diesem Tutorial soll es aber nur um den Plexus cervicalis gehen.
In der ersten Hälfte werden wir uns mit einigen motorischen Ästen beschäftigen. Diese Darstellung hier zeigt einen sehr wichtigen muskulären Ast, den Nervus phrenicus. Er entspringt hauptsächlich dem 4. Spinalnerven, bezieht aber auch Fasern aus C3 und C5. Da manche Anatomen den C5 nicht mehr zum Plexus cervicalis zählen, sehen sie den Nervus phrenicus als einen Mischnerven aus dem Plexus cervicalis und den Plexus brachialis.
Hier siehst du den Nerven von ventral. Er entspringt zwischen den tiefen Halsmuskeln und verläuft an der Vorderseite des Musculus scalenus anterior nach kaudal. Anschließend wandert er zwischen der Arteria und Vena subclavia durch die obere Thoraxapertur.
Den Thorax durchläuft der Nervus phrenicus im mittleren Mediastinum. Dort verläuft er zwischen dem Perikard und der Pleura. Am Diaphragma angekommen spaltet er sich schließlich in viele kleine Äste.
Der Nervus phrenicus führt sowohl motorische als auch sensorische Fasern. Der einzige Muskel, der durch ihn innerviert wird, ist das Diaphragma, also das Zwerchfell. Sensibel werden dagegen Teile der Pleura, des Perikards und obere Abschnitte des Peritoneums von ihm versorgt. Die sensiblen Äste zur Pleura, die Rami pericardiaci, kannst du auf diesem Bild schön sehen. Sie werden beidseits von Ästen der Arteria und Vena pericardiacophrenica begleitet.
Ein weiterer bedeutsamer Ast des Plexus cervicalis ist die Ansa cervicalis. Auf Deutsch bedeutet das so viel wie „Halsnervenschlinge“. Sie formt eine Art Bogen, der aus den Spinalnerven C1 bis C3 gebildet wird. Den oberen Anteil des Bogens nennt man Radix superior. Sie entsteht durch Fasern des C1 und C2. Der untere Anteil ist die Radix inferior. Sie erhält Fasern aus C2 und C3.
Hier noch einmal die vereinfachte Darstellung der Ansa cervicalis. Sie innerviert fast alle infrahyoidalen Muskeln. Eine Ausnahme gibt es jedoch, den Musculus thyrohyoideus. Dieser wird durch einen direkten Ast von C1 versorgt, der ihn über den Nervus hypoglossus erreicht. Diese Ausnahme wird gerne in Prüfungen gefragt. Das solltest du dir also gut merken.
Der Nervus hypoglossus gehört zwar nicht zum Plexus cervicalis, steht aber in engem Kontakt zu ihm. Er ist unser zwölfter Hirnnerv und kommt aus der Medulla oblongata unseres Gehirns. Er verlässt den Schädel durch den gleichnamigen Canalis nervi hypoglossi und verläuft dann nach kaudal. Einige Fasern spalten sich auf seinem Weg ab und gesellen sich zu den C1-Fasern.
Das kannst du im vereinfachten Schema besser sehen. Hier oben grün markiert ist der Nervus hypoglossus. Er teilt sich mit der Ansa cervicalis einen gemeinsamen Weg. Es gibt unterschiedliche Namen für diesen Bogen. Manche sagen Ansa cervicalis profunda dazu, andere Ansa hypoglossi. Beide Varianten sind jedoch richtig.
Diese Fasern zur Ansa cervicalis profunda machen aber nur einen kleinen Teil des Nervus hypoglossus aus. Der Großteil folgt seinem Hauptverlauf zur Zunge. Dort innerviert er sowohl die inneren als auch äußeren Zungenmuskeln und auch den Musculus thyrohyoideus. Zur Erinnerung: Die Fasern dafür kommen aus dem ventralen Ast des ersten Spinalnerven. Das heißt, der Muskel wird streng genommen nicht vom Nervus hypoglossus selbst innerviert. Der Nerv fungiert eher als eine Art Transporter für die motorischen Fasern.
Der Plexus cervicalis besitzt eine weitere Verbindung zu einem Hirnnerven, und zwar dem 11. Hirnnerven. Es geht um den Ramus trapezius plexus cervicalis, auch Ramus trapezius nervi accessorii genannt. Der Name sagt also, dass es sich um den Ast des Nervus accessorius handelt, der den Musculus trapezius innerviert. Seine Fasern stammen aus den Spinalnerven C2 und C3.
Der Ramus trapezius schließt sich dem Ramus externus des Nervus accessorius an und versorgt anschließend den Musculus trapezius. Man kann an dieser Stelle sicherlich streiten, ob man den Nerven wirklich als einen „Ast“ des Nervus accessorius sehen kann. Ähnlich wie beim vorherigen Beispiel wirkt dieser nämlich nur als eine Art Transporter für die Fasern des Ramus trapezius. In den meisten Lehrbüchern wird er jedoch dem Nervus accessorius zugerechnet.
Vom Plexus cervicalis gehen noch eine Reihe weiterer Rami musculares ab. Das sind Äste, die direkt umliegende Halsmuskeln versorgen. Von kranial nach kaudal sehen wir als Erstes Äste zu den kurzen Kopfmuskeln, und zwar zu den Musculi rectus capitis anterior und lateralis. Die Musculi longus colli und capitis werden hauptsächlich über diese drei Nerven versorgt. Weiter unten gehen die Zweige für die Musculi scaleni und den Musculus levator scapulae ab.
Sich den genauen Abgang der Rami musculares zu merken, ist meist nicht entscheidend. Wichtiger ist es zu wissen, welche Halsmuskeln direkt durch den Plexus cervicalis innerviert werden.
Nach den motorischen Ästen soll es im zweiten Teil um die Radix sensoria gehen, die sensiblen Äste des Plexus cervicalis. Sie sind für die Innervation von Hautarealen am Hals und Hinterkopf zuständig. Wir werden uns folgende vier Nerven anschauen: den Nervus occipitalis minor, den Nervus auricularis magnus, den Nervus transversus colli und die Nervi supraclaviculares.
Der Nervus occipitalis minor entsteht aus Fasern der Spinalnerven C2 und C3. Sein Name deutet schon darauf hin, dass er zur Regio occipitalis zieht, also zum Hinterkopf. In diesem Bild schauen wir auf den Schädel von dorsal und können den Verlauf des Nerven gut verfolgen.
In der lateralen Ansicht siehst du ein charakteristisches Merkmal. Der Nervus occipitalis minor windet sich nämlich um diesen großen Muskel hier, dem Musculus sternocleidomastoideus. Am Hinterrand angekommen läuft er dicht am Muskel anliegend hoch zum Hinterkopf. Man kann also sagen, dass der Nerv den Musculus sternocleidomastoideus als Leitstruktur nutzt.
Der Nervus occipitalis minor ist ein rein sensibler Nerv. Er versorgt den kraniolateralen Bereich des Halses und den kaudalen Bereich des Hinterkopfs. Er ist also vor allem für das Areal hier hinter dem Ohr und rund um den Processus mastoideus zuständig.
Der zweite der vier Hautäste ist der Nervus auricularis magnus. Er wird wie der Nervus occipitalis minor aus Fasern des C2 und C3 gebildet.
In der lateralen Ansicht siehst du, dass er sich auch ebenfalls am Musculus sternocleidomastoideus orientiert. Statt zum Hinterkopf wandert er jedoch zum unteren Wangenbereich. Dort innerviert er die umliegende Haut und den dorsalen Bereich des Unterkiefers. Außerdem reichen sensible Äste nach oben bis zur Ohrmuschel.
Aus den Fasern des C2 und C3 entsteht noch ein weiterer sensibler Ast, der Nervus transversus colli. Er wird häufig auch Nervus transversus cervicis genannt. Auch er überquert den Musculus sternocleidomastoideus, läuft aber nahezu horizontal nach vorne.
Das können wir besser in der ventralen Ansicht sehen. Hier wandert der Nerv bogenförmig am Außenrand des Muskels entlang. Vorne teilt er sich schließlich in seine zahlreichen Äste auf. Diese versorgen die Haut rund um den Muskel, also den ventrolateralen Bereich des Halses. Sein Vorsorgungsgebiet reicht dabei von hier unten am vom Sternum bis hin zum Unterkieferrand.
Beim letzten Hautast des Plexus cervicalis handelt es sich eigentlich um eine Gruppe von Ästen, die Nervi supraclaviculares. Sie erhalten ihre Fasern weiter unten aus den Spinalnerven C3 und C4. Anders als die drei eben besprochenen Nerven wandern sie nach kaudal Richtung Schulter.
Schauen wir einmal von dorsal darauf. Hier siehst du den großen Trapeziusmuskel. Und über seinen Schulterabschnitt ziehen die Nervi supraclaviculares und versorgen die umliegende Haut. Ihr Versorgungsgebiet umfasst allgemein den dorsalen Hals und den kraniodorsalen Schulterbereich, also in etwa auf Höhe der Clavicula.
Nachdem wir uns die Radix sensoria des Plexus cervicalis angeschaut haben, möchte ich euch einen kleinen Tipp verraten. Es gibt im Englischen nämlich eine beliebte Eselsbrücke, um sich die vier sensiblen Äste zu merken. Es ist das Wort „oats“, auf Deutsch „Hafer“. O steht für “occipitalis minor”, A für “auricularis magnus”, T für “transversus colli” und S für “supraclaviculares”.
Bevor ich das Tutorial abschließe, möchte ich gerne noch ein wichtiges Krankheitsbild in Bezug auf den Plexus cervicalis vorstellen, die Phrenikusparese. Einer der wichtigsten Äste des Plexus cervicalis ist ohne Zweifel der Nervus phrenicus. Er innerviert das Diaphragma, unseren wichtigsten Atemmuskel. In dieser Abbildung schauen wir auf das Diaphragma von kaudal. Der Nervus phrenicus ist hier grün markiert. Hier vorne ist der Rippenbogen und hinten die Wirbelsäule. Dieser flache Muskel erstreckt sich kuppelartig zwischen Thorax und Abdomen. Seine Kontraktion zieht den Thorax nach unten, was einen Unterdruck in der Lunge verursacht. Dies saugt die Luft an und wir atmen ein. Bei der Phrenikusparese kommt es zu einer Lähmung des Nervus phrenicus und das stört diesen Mechanismus.
Die Phrenikusparese entsteht häufig im Rahmen eines Traumas. Dies kann zum Beispiel ein Unfall sein oder eine Komplikation nach einer Operation im Halsbereich. Manchmal tritt sie auch nach einer Strahlentherapie in der Halsregion auf. Umliegende Tumore können ebenfalls auf den Nerven drücken, vor allem Bronchialkarzinome. Eine schwerwiegende Ursache ist die Querschnittslähmung. Dabei kommt es zu einer teilweisen oder kompletten Schädigung des Rückenmarkquerschnitts. Da der Nervus phrenicus jedoch hauptsächlich Fasern aus C4 erhält, muss diese Verletzung sehr weit oben im Halsbereich liegen. Dies kommt glücklicherweise selten vor.
Die Symptome der Phrenikusparese variieren je nachdem, ob nur einer oder beide Nerven betroffen sind. Interessanterweise zeigen die meisten Patienten keine Symptome. Zumindest subjektiv empfinden sie keine Einschränkung im Leben. Andere wiederum klagen über Dyspnoe bei Belastung. Im schlimmsten Fall, also im Falle der beidseitigen Phrenikusparese, kommt es hingegen zu schweren Atemstörungen bis hin zum Atemstillstand, denn das Diaphragma verliert dabei vollständig seine Innervation.
Und damit sind wir Ende angekommen. Ich hoffe, es hat dir gefallen und bis zum nächsten Mal!