Video: Nieren in situ
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Hallo, ich bin Astrid. Herzlich willkommen bei Kenhub!
In diesem Tutorial geht es um die Nieren in situ. Wir werden uns also anschauen, wo sie liegen und von welchen Strukturen sie umgeben werden.
Dafür ...
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In diesem Tutorial geht es um die Nieren in situ. Wir werden uns also anschauen, wo sie liegen und von welchen Strukturen sie umgeben werden.
Dafür werden wir uns hauptsächlich mit dieser Abbildung beschäftigen. Das ist das eröffnete Abdomen in ventraler Ansicht. Die inneren Organe wurden soweit entfernt, sodass wir einen freien Blick auf die Nieren bekommen. Von den übrig gebliebenen sehen wir hier lediglich das Pankreas, das Duodenum und die Nebennieren. Auf diese und einige weitere werde ich in diesem Tutorial eingehen.
Wiederholen wir kurz die Anatomie der Niere. Die paarige Niere ist das wichtigste Organ unseres Harnwegsystems. Äußerlich sieht sie aus wie eine Bohne mit einer lateralen konvexen Seite und medialen konkaven Seite. Konvex, konkav. Die Niere liegt hinter der Peritonealhöhle im Abdomen - man könnte auch sagen, im Retroperitonealraum. In diesem Bild wurde das Peritoneum allerdings entfernt. Im Abdomen liegt die Niere recht weit hinten an der Hinterwand. Aus diesem Grund projizieren sich Nierenschmerzen gerne in die hintere oder seitliche Flankenregion. Rein von der Form her sind sich beide Nieren sehr ähnlich. In Wirklichkeit aber ist die linke Niere meist länger und schmaler als die rechte. Außerdem liegt die rechte Niere etwas weiter kaudal, weil die darüber liegende große Leber viel Platz beansprucht.
Die Niere ist für unseren Körper enorm wichtig. Als Ausscheidungsorgan produziert sie Harn und filtert im Rahmen dessen das Blut. Sie befreit es u.a. von Endprodukten unseres Metabolismus, überschüssigen Salzen und Wasser. Auch viele Medikamente werden renal eliminiert. Das Filtrat wird anschließend über den Ureter zur Harnblase geleitet und ausgeschieden. Ihr dürft aber nicht vergessen, dass das noch nicht alles war! Die Niere spielt darüber hinaus eine bedeutende Rolle im Elektrolyt- und Säure-Basen-Haushalt, bei der Blutdruckregulation und bei der EPO-Produktion. Letzteres stimuliert die Bildung von Erythrozyten im Knochenmark. Aufgrund ihrer zahlreichen Funktionen zählt die Niere nicht umsonst zu unseren überlebenswichtigen Organen.
Die Niere lässt sich grob in drei Bereiche unterteilen: den Kortex, die Medulla und den Hilus. Der Kortex ist die äußere Rinde und die Medulla das innere Mark. Als Hilus bezeichnet man den Bereich, wo die Gefäße, Nerven und der Ureter ein- bzw. austreten. Man könnte auch Nierenpforte dazu sagen.
Im Kortex findet die Filtration des Blutes statt, genauer gesagt in den dort befindlichen Nephronen. Ein Nephron ist die funktionelle Einheit der Niere bestehend aus einem Nierenkörperchen und einem Tubulus. Der Großteil des Primärharns wird im Tubulussystem wieder resorbiert und es bleibt der Endharn übrig, den wir als „Urin“ bezeichnen. Dieser enthält neben Wasser hauptsächlich Stoffe, die unser Körper nicht mehr benötigt. Der Endharn landet über die Nierenkelche in das Nierenbecken und fließt von dort in den Ureter ab.
Dies war die vereinfachte Version der Harnproduktion, was uns für das heutige Tutorial reichen soll. Mehr darüber erfahrt ihr in unserem separaten Video über die Niere.
Die linke Niere befindet sich im Abdomen in etwa zwischen dem 11. Brustwirbel und dem 2. Lendenwirbel. Dort liegt sie kaudal des Magens und dorsomedial der Milz. Sie berührt diese beiden Organe aber nicht direkt, da sie intraperitoneal liegen. Das heißt, zwischen ihnen liegt das Peritoneum als „Trennwand“. Kraniomedial berührt die linke Niere den Pankreasschwanz und ventral legt sich typischerweise die linke Kolonflexur an.
Die rechte Niere hat etwas andere Nachbarn. Wie vorhin angesprochen wird sie oben von der Leber heruntergedrückt. Ihr Oberpol fängt daher normalerweise erst auf Höhe des 12. Brustwirbels an. Nach unten geht es variabel bis zum 2. oder 3. Lendenwirbel. In der Unterfläche der Leber hinterlässt die rechte Niere übrigens eine Art „Delle“, die Impressio renalis hepatis. Möglicherweise fragt ihr euch, warum die Leber denn nur die rechte Niere herunterdrückt?! Schließlich erstreckt sie sich mit dem linken Leberlappen auch in das linke Abdomen. Das ist zwar richtig, aber der linke Lappen ist deutlich kleiner als der rechte. Seine Ausdehnung kann man daher nicht mit dem rechten vergleichen und er hat keine Auswirkung auf die Lage der linken Niere. An der Vorderseite des Unterpols legt sich typischerweise die rechte Kolonflexur an. Dabei ist die rechte Niere mit dem Colon ascendens über Bindegewebe direkt verbunden, da dieses ebenfalls retroperitoneal liegt. Das werden wir uns später noch genauer anschauen.
Bevor ich mit der Anatomie weitermachen, möchte ich mit euch kurz ein häufiges Krankheitsbild der Niere diskutieren: die Nephrolithiasis. Übersetzt heißt dies „Steine“ oder „Konkremente in der Niere. Das Krankheitsbild der Nephrolithiasis oder allgemein alle Formen des Harnsteinleidens werden euch häufig in der Klinik begegnen.
Nierensteine entstehen größtenteils aus Verbindungen, die schwer löslich sind. In größeren Mengen formieren sie sich zu Konkrementen und können daraufhin Beschwerden machen. Die wichtigste vermeidbare Ursache ist eine geringe Trinkmenge. Wenn man zu wenig trinkt, produziert die Niere physiologisch weniger Harn. Da unsere „Abfallprodukte“ im Blut trotzdem ausgeschieden werden müssen, wird der Harn entsprechend konzentriert. Dies steigert wiederum das Risiko der Steinbildung. Bestimmte Stoffe prädisponieren besonders zur Nephrolithiasis: Das sind v.a. ein hoher Kalziumspiegel und hohe Oxalatmengen. Auch ein hoher Harnsäurespiegel durch viel Fleischkonsum oder im Rahmen einer Gicht gehört zu den wichtigsten Risikofaktoren.
Je nach Größe und Lokalisation macht ein Nierenstein unterschiedliche Beschwerden. Oftmals bleiben er jedoch lange Zeit asymptomatisch und wird eher zufällig im Rahmen einer Ultraschalluntersuchung entdeckt. Wandert der Stein jedoch weiter und verlegt den Harnweg, kommt es zur gefürchteten Nierenkolik. Diese Obstruktion verursacht einen schlimmen krampfartigen Schmerz, der wellenartig kommt und wieder geht. Darüber hinaus verletzt der Stein nicht selten die Schleimhaut des Ureters oder des Nierenbeckens, was zu Blut im Urin führt. Man sagt klinisch „Hämaturie“ dazu. Die Behandlung der Nephrolithiasis hängt von der Größe und den Beschwerden des Patienten ab. Kleinere asymptomatische Steine gehen oft von allein ab. Größere können je nach Zusammensetzung mit lytholitischen, d.h. steinlösenden Medikamenten behandelt werden. Falls diese konservativen Therapien nicht ausreichen, gibt es weiter die extrakorporale Stoßwellen-Lithotripsie, kurz ESWL. Dabei werden Schallwellen durch die Haut übertragen, welches die Steine von außen zertrümmern sollen. In schweren Fällen muss der Stein endoskopisch über den Ureter entfernt werden.
Nach diesem kleinen Ausflug in die Klinik zurück zur Anatomie: Auf dem Oberpol der Niere liegt wie eine Kappe die Nebenniere auf. Sie befindet sich somit ebenfalls retroperitoneal. Ihren lateinischen Namen kann man sich übrigens gut ableiten: Glandula suprarenalis heißt wörtlich übersetzt „die Drüse über der Niere“. Dieses endokrine Organ hat von außen eine goldgelbe Farbe und kann leicht mit Fettgewebe verwechselt werden. Die linke Nebenniere grenzt nach ventral an das Pankreas und die Bursa omentalis und medial an die Aorta abdominalis. Ventral der rechten liegt dagegen der rechte Leberlappen und medial die V. cava inferior.
Wenn man die Nebenniere in der Mitte aufschneidet, sieht man, dass sie innen braun-rötlich ist. Das ist das Nebennierenmark, welches sich von der äußeren Nebennierenrinde abgrenzt. Wie bei der Niere sagen wir hierzu auch Kortex und Medulla. Im Kortex werden insgesamt drei Gruppen von Hormonen produziert: zum einen Mineralokortikoide, die an der Regulation des Elektrolyt- und Wasserhaushalts beteiligt sind. Der wichtigste Vertreter ist das Aldosteron.
Glukokortikoide, zu denen das Cortisol zählt. Es sind Stresshormone, die den Blutzuckerspiegel steigern und an immunologischen Prozessen beteiligt sind, um nur einige ihrer Funktionen zu nennen.
Die dritte Gruppe sind die Sexualhormone, also primär Androgene und Östrogene.
Die Medulla wiederum produziert eine ganz andere Art von Stoffen, nämlich die Katecholamine Noradrenalin und Adrenalin. Sie werden wie das Cortisol in Stresssituationen ausgeschüttet, wirken aber kürzer und stärker. Allgemein aktivieren sie den Sympathikus und steigern z.B. den Blutdruck und die Herzfrequenz.
Medial der Niere geht der Ureter oder Harnleiter ab. Er ist ein ca. 30 cm langes Rohr, das die Niere mit der Harnblase verbindet. Der Ureter beginnt am Hilus als Fortsetzung des Nierenbeckens und verläuft dann retroperitoneal zum kleinen Becken. Dabei unterkreuzt er die Vasa testicularia bzw. ovarica und überkreuzt die Vasa iliaca communes. Im kleinen Becken angekommen mündet der Ureter schließlich beidseits in den Fundus der Harnblase.
Zoomen wir ein wenig in die Umgebung der rechten Niere hinein. Ihr seht sie hier versteckt hinter der rechten Kolonflexur, dem Duodenum und dem rechten Leberlappen. In dieser Region stoßen wir auf das Lig. hepatoduodenale. Es ist Teil des Omentum minus und zieht, wie der Name andeutet, von der Leber zum Duodenum. Genauer gesagt vom Leberhilus zur Pars superior des Duodenums.
Hier kommt die rechte Niere zum Vorschein, wenn wir das Colon entfernen. Das Lig. hepatoduodenale ist einmal quer geschnitten, damit ihr die drei Gefäße bzw. Gänge sehen könnt, die in ihm laufen. Es enthält die A. hepatica propria, die V. portae hepatis und den Ductus choledochus. Diese drei Strukturen werden wir uns Verlauf des Tutorials noch genauer anschauen.
Medial der rechten Niere verläuft dieses große Gefäß hier, die V. cava inferior. Sie entsteht durch den Zusammenfluss der beiden Vv. iliacae communes im Becken. Damit leitet sie praktisch das gesamte venöse Blut der unteren Körperhälfte weiter. Im Abdomen erhält sie weitere Zuflüsse, z.B. durch die Nieren- und Lebervenen. Durch das Diaphragma tritt sie durch eine große Öffnung an der Hinterwand, das Foramen venae cavae. Im Thorax angekommen mündet die V. cava inferior schließlich im rechten Vorhof.
Knapp unter dem Foramen venae cavae münden diese Venen in die V. cava inferior. Das sind die Lebervenen oder Vv. hepaticae. Meist können wir drei von ihnen finden, wie hier dargestellt. Sie führen das venöse Blut aus der Leber und treten von ventral an die V. cava inferior heran.
Ein Stück weiter links seht ihr den Ösophagus oder die Speiseröhre. Er verbindet, wie ihr sicherlich wisst, den Pharynx mit dem Magen. Damit der Ösophagus vom Thorax in das Abdomen gelangt, muss er ebenfalls durch das Diaphragma. Seine Öffnung wird Hiatus oesophageus genannt. Sie liegt ca. 1-2 Wirbelkörper tiefer als die Öffnung der V. cava inferior.
Das zweite große Gefäß im Abdomen, welches parallel zur V. cava inferior läuft, ist die Aorta abdominalis oder Bauchaorta. Sie ist die Fortsetzung der Aorta thoracica aus dem Thorax. Sie liegt eher auf der linken Seite des Abdomens in der Nähe des Hilus der linken Niere. Die Durchtrittsstelle der Aorta im Diaphragma wird Hiatus aortae genannt. Im linken Bild seht ihr nur den distalen Abschnitt der Aorta abdominalis mit der Bifurkation. Dort teilt sie sich in ihre beiden große Äste auf, die Aa. iliacae communes. Die Aorta abdominalis versorgt die gesamten inneren Bauchorgane mit frischem Blut, u.a. auch die Niere. Hier im rechten Bild seht ihr einige ihrer Äste, auf die ich kurz eingehen möchte.
Der erste große Ast der Aorta abdominalis ist der Truncus coeliacus. Nach einem kurzen Verlauf spaltet er sich sofort in drei große Äste auf: die A. gastrica sinistra, A. splenica und A. hepatica communis. Diese drei Äste möchte ich euch kurz im Bild zeigen.
Die A. gastrica sinistra, also die linke Magenarterie, wandert nach dem Abgang gleich nach links. Am Magen angekommen läuft sie an der kleinen Kurvatur entlang und gibt im Verlauf zahlreiche Äste ab. Diese versorgen hauptsächlich den Magen, einige reichen aber auch bis zum Ösophagus. An der kleinen Kurvatur kommt ihr die rechte A. gastrica entgegen, mit der sie anastomosiert. Diese stammt in aller Regel aus der A. hepatica propria.
Der größte Ast des Truncus coeliacus ist die A. splenica, die Milzarterie. Diese läuft am Oberrand des Pankreas nach links bis zum Milzhilus. Unterwegs entsendet sie kleinere Äste an die Magenhinterwand. Kurz vor Eintritt in die Milz teilt sie sich in mehrere Äste auf, die dann in die Milz eindringen.
Der dritte Ast des Truncus coeliacus ist die A. hepatica communis, die gemeinsame Leberarterie. Anders als die Aa. splenica und gastrica sinistra ist sie eher kurz. Zum Leberhilus entsendet sie die A. hepatica propria und zur Magenkurvatur die rechte Magenarterie, wie vorhin angesprochen. Außerdem gibt sie weitere Äste zur Versorgung des Duodenums und des Pankreas ab.
Der zweite große Ast der Aorta abdominalis ist die A. mesenterica superior. Sie geht in etwa auf Höhe des 1. Lendenwirbels ab. Sie unterkreuzt das Pankreas und überkreuzt das Duodeum. Im Abdomen versorgt sie primär Ileum und Jejunum mit frischem Blut. Des Weiteren speist sie das Caecum, Colon ascendens und transversum, d.h. alles bis zur linken Kolonflexur.
Folgen wir dem Verlauf der Aorta abdominalis, dann geht endlich das Gefäß zur Versorgung der Niere ab: die paarige A. renalis, die Nierenarterie. In dieser Vergrößerung ist die linke A. renalis markiert, die dorsal von Pankreas und Duodenum zum Hilus der linken Niere zieht. Im rechten Bild habe ich das Pankreas entfernt, damit wir den Verlauf besser verfolgen können. Ähnlich wie die A. splenica teilt sie sich bereits kurz vor der Mündung in mehrere Äste auf, die dann in die Niere eintreten. Wir nennen diese auch Segmentalarterien.
Die bisher besprochenen Arterien werden meist von gleichnamigen Venen begleitet. Die V. mesenterica superior zum Beispiel verläuft gemeinsam mit der A. mesenterica superior unter dem Pankreas. Sie erhält zahlreiche Zuflüsse von Duodenum, Pankreas und Colon, um nur einige Organe zu nennen. Gemeinsam mit der V. splenica bildet sie die V. portae hepatis.
Die V. portae hepatis oder Leberpfortader hatten wir vorhin angesprochen, als es um dieses Band hier ging. Erinnert ihr euch noch? Das ist das Lig. hepatoduodenale. Die beiden anderen Gefäße sind die A. hepatica propria und der Ductus choledochus.
Die V. portae hepatis führt das venöse Blut aus den unpaaren Organen des Bauchs. Gemeint sind also z.B. der Magen, das Pankreas und der Dünndarm. Dieses Blut ist also sauerstoffarm, aber sehr nährstoffreich. In der Leber angekommen werden diese Nährstoffe gespeichert und verstoffwechselt, bevor sie in den großen Kreislauf gelangen. Toxine können so z.B. abgebaut werden, bevor sie sich weiter im Körper verbreiten.
Die Nierenvene oder V. renalis läuft parallel zur Nierenarterie. Ihr seht sie hier exemplarisch auf der linken Seite. Genau genommen treten aus der Niere mehrere Segmentalvenen heraus, die kurz nach dem Hilus eine große Vene bilden. Auf diesem Bild seht ihr daher mehrere grün markierte Gefäße. Als Vene eines paariges Bauchorgans mündet die Nierenvene in die V. cava inferior.
Außer Arterien und Venen verlaufen auch Gallenwege in der Nachbarschaft der rechten Niere. Im Lig. hepatoduodenale bspw. läuft der Ductus choledochus. In diesem Bild sind wir allerdings so nah am Leberhilus, dass wir tatsächlich den linken und rechten Ductus hepaticus angeschnitten haben. Diese kommen aus dem linken bzw. rechten Leberlappen und bilden zusammen den Ductus hepaticus communis. Der Ductus hepaticus communis trifft anschließend auf den Ductus cysticus und formt gemeinsam mit ihm den Ductus choledochus. Über den Ductus choledochus wird die Galle letztendlich in das Duodenum abgegeben. Man nennt ihn deshalb auch „Hauptgallengang“.
Nachdem wir einige Gefäße und Gallengänge in der Nähe der Niere besprochen haben, fahren wir mit den weiteren umliegenden Organen fort.
Als es um die verschiedenen Arterien ging, habt ihr bereits erfahren, dass der Dickdarm in verschiedene Abschnitte unterteilt wird. Uns interessieren in diesem Tutorial nur die Bereiche, die Kontakt zu einer der beiden Nieren haben. In sehr enger Nachbarschaft liegt dieser Abschnitt hier, das Colon transversum. Es verläuft quer durch den Oberbauch, vom Unterpol der rechten Niere zum Oberpol der linken.
Ventral der rechten Niere macht das Colon einen Knick. Wir sagen auch rechte Kolonflexur dazu. An dieser Biegung geht das Colon ascendens aus dem Retroperitoneum in das intraperitoneal gelegene Colon transversum über. Aufgrund der Nähe zur Leber ist auch der Begriff „Leberflexur“ geläufig.
Auf der Vorderseite der linken Niere macht das Colon eine zweite Biegung, die sogenannte linke Kolonflexur. Da sie unter der Milz liegt, kann man auch „Milzflexur“ zu ihr sagen. An dieser Biegung geht das Colon transversum in das Colon descendens über. Gleichzeitig verlässt es damit die Peritonealhöhle und geht zurück ins Retroperitoneum.
Das Colon descendens steigt entlang der linken Bauchwand hinab in den linken Unterbauch. Dort geht es schließlich in das Colon sigmoideum über. Auf diesem Bild nicht ganz sichtbar, aber, das Colon descendens ist mit dem lateralen Rand der linken Niere bindegewebig verbunden.
Weiter kranial steht ein weiterer Darmabschnitt in engem Kontakt zu beiden Nieren: das Duodenum oder Zwölffingerdarm. Der oberste Abschnitt, der gleich nach dem Pylorus folgt, wird Pars superior duodeni genannt. Wie ihr seht, liegt sie medial der rechten Niere. Die Pars superior nimmt den Speisebrei aus dem Magen auf und puffert dabei die Magensäure mit alkalischen Sekreten ab.
Es folgt die Pars descendens, der absteigende Teil des Duodenums. Ab sofort befinden wir uns retroperitoneal, d.h. es liegt kein Peritoneum mehr zwischen Duodenum und der rechten Niere. Charakteristisches Merkmal der Pars descendens ist die Mündung der Papilla Vateri. Hier öffnen sich der Gallen- und Pankreasgang und geben ihre Sekrete in das Darmrohr ab.
Der Pars descendens folgt ein quer verlaufender Abschnitt, der entsprechend auch Pars horizontalis genannt wird. Die beiden Abschnitte gehen über die Flexura duodeni inferior ineinander über. Die Pars horizontalis ist der längste Bereich des Duodenums.
Im letzten Abschnitt steigt das Duodenum in der Pars ascendens auf. Nun befinden wir uns bereits links der Aorta abdominalis und ganz in der Nähe des linken Nierenhilus. Alle vier Duodenumabschnitte zusammen bilden einen schönen Bogen um den Pankreaskopf, wie ihr sehen könnt.
Im Anschluss geht das Duodenum in das Jejunum über. Am Übergang macht der Dünndarm einen Knick, was wir als Flexura duodenojejunalis bezeichnen. Diese Krümmung liegt allerdings hinter diesem Jejunumabschnitt, weshalb wir sie auf diesem Bild nicht sehen können. Das Jejunum befindet sich wieder intraperitoneal und ist ca. 1 bis 2 Meter lang. Viele Nährstoffe wie Proteine, Kohlenhydrate und Fette werden hier erstmals aufgenommen.
Inmitten all dieser Organe, Blutgefäße und Bänder liegt das Pankreas, die Bauchspeicheldrüse. Es ist etwa 15 cm lang und liegt - mit Ausnahme des Schwanzes - im Retroperitoneum. Genauer gesagt gehört es zu den sekundär retroperitonealen Organen. Das heißt, es liegt zwar im Retroperitoneum, aber ist mit seiner Vorderseite direkt am Peritoneum befestigt. In situ wird das Pankreas größtenteils vom Magen überdeckt.
Makroskopisch kann man drei Abschnitte voneinander unterscheiden. Der Kopf oder das Caput schmiegt sich in die C-förmige Duodenalschleife, wie wir vorhin gesehen haben. Er verschwindet teilweise hinter der Bursa omentalis.
Der Körper oder das Corpus zieht ventral der Wirbelsäule auf die andere Körperseite rüber. Unter ihm laufen zwei große Gefäße, erinnert ihr euch noch? Das sind die A. und V. mesenterica superior.
Nach links geht der Körper in den Schwanz über, in die Cauda. Dieser reicht bis zum Milzhilus. Besonders dieser Pankreasabschnitt steht in engem Kontakt mit der Vorderseite der linken Niere.
Das Pankreas hat sowohl exokrine als auch endokrine Funktionen. Es produziert Enzyme, die die Spaltung von Proteinen, Fetten und anderen Nährstoffen beschleunigt. Der endokrine Bereich konzentriert sich auf kleine Inselorgane, die man nur unter dem Mikroskop sehen kann. Von den beiden wichtigsten Hormonen, Insulin und Glucagon, habt ihr sicherlich schon einmal gehört. Sie spielen eine zentrale Rolle für unsere Blutzuckerregulation.
Jedes intraperitoneal liegende Organ ist über ein Mesenterium mit der Hinterwand der Peritonealhöhle verbunden. Das Colon transversum hängt beispielsweise am Mesocolon transversum. Ihr seht es hier angeschnitten entlang der Vorderseite des Pankreas. Es beginnt eigentlich an der linken Kolonflexur und kann kaudal bis in das Becken reichen.
Sowohl Jejunum als auch Ileum hängen dagegen am sogenannten „Mesenterium“. Seine Wurzel ist die Radix mesenterii. Sie beginnt am rechten Unterbauch, überkreuzt die Pars horizontalis duodeni und den Pankreaskopf. Anschließend läuft sie an der Vorderseite des Pankreaskörpers und reicht nahezu bis zum linken Nierenhilus.
Bevor ich mich für heute verabschiede, möchte ich die Gelegenheit nutzen, über das Peritoneum parietale zu sprechen. Es ist das äußere Blatt des Peritoneums, welches die Peritonealhöhle auskleidet. Viele der Strukturen und Organe, die wir heute gelernt haben, liegen im Retroperitoneum. Wenn man sich also das Abdomen von ventral anschaut wie hier, werden sie somit vom Peritoneum parietale überlagert.
Fassen wir noch einmal die retroperitonealen Strukturen des heutigen Tutorials zusammen: Ihr seht hier die Nieren und die darauf liegenden Nebennieren. Vom Nierenhilus geht der Ureter ab, den wir in diesem Bild leider nicht sehen können. Dieser liegt aber ebenfalls retroperitoneal.
Die beiden große Gefäße in der Mitte sind die V. cava inferior und die Aorta abdominalis. Das Duodenum liegt ebenfalls größtenteils retroperitoneal. Die Ausnahme bildet seine Pars superior, die direkt dem Pylorus des Magens folgt. Das Pankreas liegt ebenfalls primär im Retroperitoneum - mit Ausnahme der Cauda - sowie des Colon ascendens und descendens. Vergesst nicht: Das Jejunum, Ileum und Colon transversum liegen intraperitoneal!
Das war’s für heute mit den Nieren in situ und den ganzen Oberbauchorganen. Ich hoffe, wir hören uns bald wieder.