Video: Milz
Du siehst gerade eine Vorschau. Werde Premium-Mitglied, um das ganze Video zu sehen: Die Milz ist das größte lymphatische Organ im Körper und liegt im linken Oberbauch. Dieses Video beschreibt ihren Aufbau und ihre Funkton!
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Hallo und herzlich willkommen zu einem neuen Tutorial!
Heute möchte ich mit dir über den Aufbau der Milz und ihre Funktionen sprechen.
Hier ist die Milz einmal dargestellt. Links befindet sich die ...
Mehr lesenHallo und herzlich willkommen zu einem neuen Tutorial!
Heute möchte ich mit dir über den Aufbau der Milz und ihre Funktionen sprechen.
Hier ist die Milz einmal dargestellt. Links befindet sich die Facies diaphragmatica, d.h. die dem Zwerchfell zugewandte Fläche. Rechts, also auf der gegenüberliegenden Seite, liegt die Facies visceralis. An diese Fläche grenzen verschiedene abdominelle Organe an. Außerdem befindet sich dort der bekannte Milzhilus, dazu später noch mehr.
Über die Milz wird im Allgemeinen nicht viel gesprochen. Die meisten Menschen wissen weder, wo sie liegt, noch, wozu sie eigentlich da ist. Lass uns zuerst über die Lage im menschlichen Körper sprechen. Hier siehst du das eröffnete Abdomen von ventral. Oben ist ein Teil der Leber zu sehen und unten kannst du die linke Kolonflexur und das Pankreas erkennen. Genau genommen siehst du den Schwanz des Pankreas. Auch einige angeschnittene Darmabschnitte sind abgebildet, zum Beispiel im oberen Abdomen, rechts von der Milz. Der griechische Name für die Milz lautet übrigens „Splen“, und der lateinische „Lien“.
Wusstest du eigentlich, dass die Milz das größte Organ deines Immunsystems ist? Sie ist etwa 12 cm lang und wiegt durchschnittlich 150 Gramm. Von Person zu Person kann das Gewicht jedoch stark schwanken, was am jeweiligen Blutvolumen liegt. Aufgrund der starken Vaskularisierung imponiert das Parenchym dann blaurot. Die Milz liegt intraperitoneal im linken Hypogastrium, etwa zwischen der 9. und der 12. Rippe. Direkt über ihr verläuft das Zwerchfell. Außerdem wird die Milz von einer Schicht aus fibroelastischem Bindegewebe einmal komplett umgeben.
Lass uns nun über die Funktion der Milz sprechen. Ich hatte bereits erwähnt, dass sie das größte Organ des Immunsystems ist. Eine Hauptaufgabe liegt also in der Immunantwort. Sie aktiviert antigeninduziert die B- und T-Lymphozyten, was auch als Lymphopoese bezeichnet wird. Außerdem wirkt sie zusätzlich als eine Art Blutfilter. Darauf gehen wir später aber noch einmal genauer ein. Fresszellen, die in der Milz lokalisiert sind, helfen zudem, eingedrungene Erreger durch Phagozytose unschädlich zu machen.
Bezüglich der Anatomie solltest du dir merken, dass die Milz 2 Ränder, 2 Pole und 2 Flächen besitzt. Die Ränder liegen kranial und kaudal, die Pole ventral und dorsal und die Flächen zeigen in Richtung Zwerchfell und Bauchorgane. Eigentlich recht simpel, oder?
Auf diesen beiden Bildern ist der Oberrand der Milz dargestellt, die Margo superior. Im Gegensatz zum Unterrand ist dieser eher scharf begrenzt und beinhaltet meist mehrere Kerben. Er stellt die Grenze zwischen den beiden Flächen dar, der Facies diaphragmatica und der Facies visceralis.
Auf der gegenüberliegenden Seite liegt die Margo inferior, der Unterrand der Milz. Er grenzt die Facies diaphragmatica und visceralis an der Unterseite voneinander ab.
Die Extremitas anterior stellt den am weitesten ventral liegenden Punkt der Milz dar. Sie liegt dem Lig. phrenicocolicum auf. Das ist ein Band, das sich zwischen dem Zwerchfell und der linken Kolonflexur spannt.
Der am weitesten dorsal liegende Pol wird Extremitas posterior genannt. Er befindet sich in etwa auf Höhe des 10. Brustwirbels und zeigt in Richtung Wirbelsäule.
Lass uns nun einen Blick auf die beiden Flächen der Milz werfen. Als Facies diaphragmatica wird die konvexe, glatte Fläche bezeichnet, die zum Zwerchfell hin zeigt. Über ihr befindet sich die linke Lunge und in direkter Nachbarschaft dazu die 9. bis 11. Rippe. Die erwähnte konvexe Form wird besonders in diesem Querschnitt deutlich. Wie du siehst, liegt der Milzhilus genau auf der gegenüberliegenden Fläche, der Facies visceralis.
Die Facies visceralis zeigt in Richtung Bauchraum und den darin befindlichen Bauchorganen. Daher leitet sich auch die Bezeichnung der „viszeralen Oberfläche“ ab. Die Milz kommt an dieser Fläche mit drei umliegenden Organen in Berührung, die jeweils Impressionen in der Milzoberfläche hinterlassen. Man unterteilt die Facies viszeralis daher in drei weitere Flächen, die Facies gastrica, die Facies colica und die Facies renalis.
Die Facies gastrica splenica befindet sich über dem Hilus und ist in der Regel die tiefste Impression der Milz. Dieser Bereich zeigt nach kranio-ventro-medial und liegt an der Hinterwand des Magens. Der Magen und die Milz werden dabei vom Omentum majus getrennt, dem großen Bauchnetz.
Ein weiterer Abschnitt der Facies visceralis berührt einen Teil des Kolons und wird deshalb Facies colica genannt. Sie befindet sich am lateroventralen Ende der Milz. Wenn wir ganz genau sind, dann sitzt sie mit dieser Fläche der linken Kolonflexur auf, also dem Übergang zwischen Colon transversum und Colon descendens.
Die dritte Fläche ist konkav und zeigt in Richtung der Niere, die Facies renalis. Genauer gesagt liegt sie der ventralen Oberfläche der linken Niere auf. Diese Impression ist jedoch meist nicht sehr stark ausgeprägt, da die Niere etwas weiter entfernt im Retroperitonealraum liegt. Beide Organe werden durch das Lig. splenorenale getrennt.
Soviel zu den Rändern, Polen und Flächen der Milz. Eine wichtige Frage ist jedoch, wie sie an Ort und Stelle bleibt und nicht bei jeder Bewegung verrutscht. Verantwortlich dafür sind zwei wichtige Bänder, die im Intraperitonealraum verankert sind. Es handelt sich dabei um Duplikaturen des Peritoneums, die die Milz umgeben.
Im Bereich des Hilus ist die Milz unter anderem am Lig. gastrosplenicum befestigt, auch bekannt als Ligamentum gastrolienale. Dieses ist Teil des Omentum majus und spannt sich zwischen der großen Magenkurvatur und dem Milzhilus. Durch dieses Band verlaufen die Aa. und Vv. gastricae breves und die A. gastroomentalis sinistra.
Das zweite tragende Band ist das Lig. splenorenale, welches häufig als Lig. lienorenale bezeichnet wird. Der Name dieses Bandes ist etwas irreführend, da es nicht direkt die Milz mit der Niere verbindet. Diese liegt nämlich retroperitoneal. Das Lig. splenorenale verläuft daher von der Milz zur dorsalen Wand der Bauchhöhle und vor der linken Niere. Sie fixiert dabei die Milz gegen das Peritoneum. Wie auch das Lig. gastrosplenicum, ist dieses Band ebenfalls Teil des Omentum majus. In ihm verlaufen wichtige Strukturen, wie z.B. die A. und V. splenica, der Pankreasschwanz sowie die pankreatikosplenische Lymphknoten.
Zusätzlich zu den umliegenden Bändern ist die Milz von einer derben Kapsel umgeben, der Capsula fibrosa. Diese ist mit Peritonealepithel überzogen und besteht aus fibroelastischem Bindegewebe, d.h. einer Mischung aus Kollagen- und elastischen Fasern und glatten Muskelzellen. Die Kapsel sorgt dafür, dass die Milz trotz ihres weichen Parenchyms eine stabile Form besitzt. Mit Ausnahme des Hilusbereichs liegt sie dem Organ direkt an.
Der Hilus, auf Latein „Hilum splenis“, befindet sich im kaudomedialen Bereich der Milz. Er stellt die Ein- bzw. Austrittspforte für Gefäße, Nerven und Lymphbahnen der Milz dar. Zudem setzen hier die Ligg. gastrosplenicum und splenorenale an. Da sich das Peritoneum im Hilusbereich dupliziert, ist der Hilus weder von ihm noch von der Milzkapsel bedeckt.
Ein sehr wichtiges Gefäß, das durch den Hilus in die Milz eintritt, ist die A. splenica, die Milzarterie. Eine andere Bezeichnung für dieses Gefäß ist A. lienalis. Sie geht als kräftigster Ast aus dem Truncus coeliacus hervor, einem Abgang der Aorta abdominalis. Anschließend verläuft sie weiter im Lig. splenorenale und teilt sich kurz vor dem Hilus in mehrere Polarterien auf, die die Milz versorgen. Darüber hinaus gibt sie weitere Äste an umliegende Organe ab, insbesondere an das dorsale Pankreas und den Magen. Dort ist sie v.a. für die Versorgung des Fundus, der großen Kurvatur und der Hinterwand verantwortlich.
Kaudal der Arterie verläuft die Vena splenica, auch Vena lienalis genannt. Sie sammelt das venöse Blut aus den einzelnen Segmentvenen der Milz. Anschließend verläuft sie im Lig. phrenicosplenicum und zieht dorsal des Pankreas und der A. splenica weiter in Richtung Leber. Im Verlauf nimmt sie dabei Blut aus weiteren Venen auf, u.a. der V. mesenterica inferior. Zum Schluss vereinigt sie sich mit der V. mesenterica superior und bildet mit ihr gemeinsam die Pfortader.
Kommen wir nun zum Parenchym der Milz, der Pulpa. „Pulpa“ bedeutet soviel wie „Fleisch“ oder „Fruchtfleisch“, was auf die weiche Konsistenz der Milz hinweist. Bei näherer Betrachtung grenzen sich stark bluthaltige rote Bereiche von den eher blutarmen weißen Arealen ab. Daher die weitere Unterteilung in die rote und weiße Pulpa.
Die rote Pulpa oder Pulpa rubra macht etwa 80 Prozent der Milz aus. Sie besteht im Wesentlichen aus retikulärem Bindegewebe, den Pulpasträngen, und großlumigen Bluträumen, den Sinusoiden. An der Grenze zur weißen Pulpa liegt die Marginalzone, welche reich an B- und T-Zell-Lymphozyten ist. Zwischen den Milzsinusoiden liegen die sogenannten Pulpastränge, in denen das Blut aus kapillären Gefäßen direkt übergeht. Um in die Sinus zu gelangen, müssen die Erythrozyten allerdings eine schlitzförmige Endothellücke passieren. Dies geht nur, wenn sie noch jung und verformbar sind. Andernfalls bleiben sie in den Pulpasträngen zurück und werden dort von lokalen Makrophagen abgebaut. Die rote Pulpa dient also zur Filtration von anormalen Erythrozyten, seien es nun ältere, weniger verformbare oder kranke Erythrozyten.
Die weiße Pulpa, auch Pulpa alba genannt, macht die restlichen ca. 20% der Milz aus. Sie besteht überwiegend aus Milz- oder Lymphfollikeln. Früher waren diese unter dem Begriff „Malpighi-Körperchen“ bekannt. Sie bestehen aus einer Ansammlung von B-Zellen, welche an lymphatisches Gewebe mit zahlreichen T-Zellen angrenzen. Dieses T-Zell reiche Gewebe legt sich um die sogenannten Zentralarterien, weshalb sie auch als periarterioläre lymphatische Scheide bezeichnet werden, kurz PALS.
Als Teil des lymphatischen Systems ist die weiße Pulpa an der aktiven Immunantwort beteiligt. Ihre T-Zellen filtern das Blut nach körperfremden Stoffen und bewirken eine zelluläre Immunreaktion. Die B-Zellen erkennen Antigene, differenzieren sich zu Plasmazellen und produzieren Antikörper. Insgesamt funktioniert die weiße Pulpa also wie ein riesiger Lymphknoten, nur mit dem großen Unterschied, dass sie nicht die Lymphe einer bestimmten Region filtert, sondern das gesamte Blut des Körpers.
Zwischen der roten und weißen Pulpa seht ihr Balken, welche vom Hilus Richtung Kapsel ziehen. Diese werden als Milztrabekel oder Trabeculae bezeichnet. Das sind bindegewebige Balken, die neben kollagenen Fasern auch Fibrozyten und glatte Muskelzellen enthalten. Sie führen die Äste der A. und V. splenica und verschwinden mit ihren feinen Zweigen in der Pulpa. Die Trabekel und die Kapsel stellen zusammen das Stroma der Milz dar, also das Bindegewebsgerüst für das umgebende Parenchym.
All diese Punkte, die ihr hier seht, stellen quer angeschnittene Gefäße innerhalb der Milztrabekel dar. Das eine sind die Aa. trabeculares, welche stark verzweigte Äste der A. splenica sind. Im Bereich der weißen Pulpa werden diese Arterien, wie bereits besprochen, von der PALS umgeben.
Meist direkt daneben, liegen die korrespondierenden Vv. trabeculares. Sie sammeln das venöse Blut aus den Milzsinusoiden weiter zur V. splenica. Eine Besonderheit dieser Venen ist, dass sie keine glatten Muskelzellen enthalten.
Zum Abschluss dieses Videos möchte ich dir noch ein paar klinische Fakten mitgeben. Die Milz befindet sich gut geschützt unter dem linken Rippenbogen und ist bei gesunden Menschen nicht zu tasten. Wenn sie bei Palpation trotzdem tastbar ist, liegt stets eine Vergrößerung der Milz vor. Dies wird als Splenomegalie bezeichnet. Häufige Ursachen sind eine portale Hypertension oder akute Infektionen, wie z.B. die infektiöse Mononukleose. Außerdem sollten chronisch hämolytische Anämien oder Leukämien unbedingt ausgeschlossen werden.
Eine weitere wichtige Pathologie der Milz ist die Milzruptur. Diese entsteht typischerweise bei stumpfen Bauchtraumata, wie z.B. einem Sturz auf den Fahrradlenker. Kinder sind dabei besonders gefährdet, da sie noch recht weiche Rippen und keine ausgeprägten Bauchmuskeln besitzen.
Da die Milz kein überlebensnotwendiges Organ darstellt, wird sie in solchen Fällen notfalls operativ entfernt. Dieses Verfahren wird als Splenektomie bezeichnet. Anschließend haben die Betroffenen jedoch ein etwa 100x erhöhtes Risiko an schweren Infektionen zu erkranken, insbesondere durch Pneumokokken und Haemophilus influenzae. Sie müssen engmaschig gegen bestimmte Erreger immunisiert werden und häufiger Antibiotika einnehmen. Aus diesem Grund wird heutzutage versucht, nach Traumata möglichst Milz erhaltend zu operieren oder gar eine konservative Therapie anzustreben.
So, das war`s schon zur Milz. Ich hoffe, es hat dir Spaß gemacht und bis zum nächsten Mal.