Video: Schultermuskulatur
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Warst du schon mal in einem Zirkus und hattest du damals auch Angst vor den Clowns? Feuerspucker, Akrobaten, Jongleure – was man dort alles geboten bekommt, ist schon erstaunlich. Besonders ...
Mehr lesenWarst du schon mal in einem Zirkus und hattest du damals auch Angst vor den Clowns? Feuerspucker, Akrobaten, Jongleure – was man dort alles geboten bekommt, ist schon erstaunlich. Besonders eindrucksvoll sind diese Künstlerinnen und Künstler. Wie schafft man es bitte sich derart zu verbiegen? Tatsächlich trägt unser Schultergelenk einen großen Teil dazu bei, denn es ist eines der beweglichsten Gelenke des menschlichen Körpers. Dank ihm sind solche ungewöhnlichen Bewegungen und Stellungen überhaupt erst möglich.
Ein Gelenk mit einer derart großen Bewegungsamplitude, hat aber automatisch eine geringere Stabilität und ein erhöhtes Luxationsrisiko. Zum Glück gibt es Strukturen, die einer solchen Schultergelenksluxation entgegenwirken, wie zum Beispiel die Rotatorenmanschette. Diese und weitere Muskeln sind das Thema unseres heutigen Tutorials.
Bevor wir loslegen, hier ein kurzer Überblick. Mit den Knochen des Schultergelenks werden wir starten, denn sie bilden das knöcherne Gerüst, an dem unsere Muskeln ansetzen. Danach besprechen wir die Muskeln des Schultergelenks, ihren Ursprung und Ansatz, ihre Funktion und ihre Innervation. Zum Schluss werfen wir noch einen Blick in die Klinik.
Lass uns mit den Knochen des Schultergelenks beginnen. Das Schultergelenk ist ein Synovialgelenk und zählt zu den Kugelgelenken. Wir sehen es hier von anterior. Der Gelenkkopf heißt Caput humeri und ist Teil des Humerus. Die Gelenkpfanne wird durch die Cavitas glenoidalis gebildet, die zur Scapula bzw. dem Schulterblatt gehört. Man nennt das Schultergelenk deshalb auch Glenohumeralgelenk.
Okay, nach dieser kurzen Erklärung zu den knöchernen Gelenkpartnern der Schulter, kommen wir jetzt zu den Muskeln. Eine weltweit bekannte Zirkusnummer, ist der angeblich stärkste Mann der Welt. Er kann wahnsinnig schwere Hanteln und sogar andere Menschen hochheben. Bei diesem Herrn ist ein Muskel zweifellos besonders gut ausgeprägt - der Musculus deltoideus. Er ist der oberflächlichste Muskel des Schultergelenks und bildet das abgerundete Relief der Schulter. Wir entfernen hier Haut und Bindegewebe, damit wir einen besseren Blick auf den Musculus deltoideus werfen können. Du siehst ihn hier aus einer anterioren Ansicht. Es ist wichtig zu wissen, dass dieser Muskel aus drei Anteilen besteht, die jeweils nach ihrem knöchernen Ursprung benannt sind.
Anterior befindet sich die Pars clavicularis. Sie entspringt am lateralen Drittel der Clavicula. Wir wechseln zu einer posterioren Ansicht, denn hier siehst du den zweiten Anteil des Musculus deltoideus besser - die Pars acromialis, die am Acromion der Scapula entspringt. Der dritte und letzte Anteil ist die Pars spinalis. Wie uns ihr Name verrät, entspringt sie an der Spina scapulae. Alle drei Anteile des Musculus deltoideus laufen weiter distal zusammen und setzen gemeinsam an der Tuberositas deltoidea an, einer Knochenerhebung an der Seitenfläche des Humerusschafts.
Aber was genau ist jetzt eigentlich die Funktion dieses Muskels? Der Musculus deltoideus ist an mehreren Bewegungen des Schultergelenks beteiligt. Jeder Anteil übt dabei eine andere Funktion aus. Die Pars clavicularis bewirkt eine Anteversion, eine Innenrotation und eine Adduktion im Schultergelenk. Die Pars acromialis ist der Hauptmuskel für die Abduktion des Arms. Und die Pars spinalis bewirkt eine Retroversion, Außenrotation und Adduktion im Schultergelenk. Die Innervation erfolgt durch den Nervus axillaris.
Als nächstes möchte ich dir eine Muskelgruppe vorstellen, die ich vorhin schon kurz erwähnt habe, die sogenannte Rotatorenmanschette. Sie besteht aus vier Muskeln, die man auf diesen beiden Abbildungen sehr gut sehen kann. Rechts siehst du das Schultergelenk von posterior und links von anterior. Posterior befindet sich der Musculus supraspinatus, der Musculus infraspinatus und der Musculus teres minor. Anterior liegt der Musculus subscapularis. Alle vier Muskeln entspringen an der Scapula und setzen am Humerus an. Die Stabilisation des Schultergelenks ist eine gemeinsame Hauptaufgabe dieser Muskelgruppe, um das Luxationsrisiko zu senken. Sie halten den Gelenkkopf, das Caput humeri, in seiner korrekten Position innerhalb der Gelenkpfanne, der Cavitas glenoidalis. Die Innen- bzw. Außenrotation des Arms im Schultergelenk, sowie die Abduktion sind weitere Funktionen dieser vier Muskeln, die wir uns jetzt einzeln mal genauer anschauen.
Wir starten mit dem Musculus supraspinatus. Sein Name gibt uns bereits einen Hinweis auf den Ursprung: die Fossa supraspinata scapulae. Diese flache Grube der Scapula liegt oberhalb der Spina scapulae. Der Musculus supraspinatus zieht zum Humerus und setzt am Tuberculum majus an. Seine Funktion ist die Abduktion des Arms und ist vor allem für die Initiierung dieser Bewegung zuständig. Wie alle Muskeln der Rotatorenmanschette stabilisiert auch er das Schultergelenk. Die Innervation erfolgt über den Nervus suprascapularis. Dieser Nerv entspringt dem Truncus superior des Plexus brachialis und ist hier in grün gut sichtbar.
Inferior der Spina scapulae liegt der Musculus infraspinatus. Er entspringt an der Fossa infraspinata scapulae und setzt auch am Tuberculum majus humeri an, genau wie der Musculus supraspinatus. Seine Kontraktion bewirkt eine Außenrotation des Arms und auch er stabilisiert das Schultergelenk. Der Musculus infraspinatus wird ebenfalls durch den Nervus suprascapularis innerviert.
Der dritte Muskel der Rotatorenmanschette, ist der Musculus teres minor. Er entspringt an der Margo lateralis der Scapula und setzt, wie auch die anderen beiden Muskeln, am Tuberculum majus humeri an. Er ist für die Außenrotation und Adduktion des Arms, sowie die Stabilisierung des Schultergelenks zuständig. Der Musculus teres minor wird vom Nervus axillaris innerviert.
Um den vierten und letzten Muskel sehen zu können, drehen wir unsere Abbildung kurz um, denn der Musculus subscapularis entspringt an der ventralen Seite der Scapula, genauer gesagt an der Fossa subscapularis. Im Gegensatz zu den restlichen Muskeln der Rotatorenmanschette, setzt dieser Muskel am Tuberculum minus an. Seine Funktion ist die Innenrotation des Arms und die Stabilisierung des Schultergelenks. Er wird durch den gleichnamigen Nervus subscapularis superior und inferior innerviert. Das sind Äste des Fasciculus posterior truncus brachialis. Auf dieser Abbildung siehst du ihren Verlauf.
Jetzt kennst du alle vier Muskeln die zur Rotatorenmanschette gehören. Auf dieser Abbildung hier, schauen wir jetzt von lateral auf die Scapula und sehen alle vier Muskeln auf einen Blick. Nochmal zur Wiederholung: Posterior liegt der Musculus supraspinatus, der Musculus infraspinatus und der Musculus teres minor. Anterior verläuft der Musculus subscapularis.
Damit du dir das leichter merken kannst, gibt es folgenden Merkspruch: „Der Humeruskopf sitzt in der Gelenkpfanne”. Wenn man das Wort “sitzt” ins Englische übersetzt, also “sits”, hat man genau die Anfangsbuchstaben der vier Muskeln. Unser nächster Muskel, der Musculus teres major gehört nicht zur Rotatorenmanschette, ist aber dennoch ein wichtiger Schultermuskel. Wir sehen ihn hier von posterior. Sein Ursprung liegt am Angulus inferior der Scapula. Er zieht zum Humerus und setzt an der Crista tuberculi minoris an. Der Musculus teres major ist für die Innenrotation, die Retroversion und die Adduktion im Schultergelenk zuständig. Die Innervation des Musculus teres major erfolgt über die Nervi subscapulares, die du hier in grün markiert siehst.
Bevor wir uns noch mehr Muskeln anschauen, möchte ich dir noch ein paar anatomische Räume vorstellen, durch die wichtige Strukturen verlaufen. Sie werden durch die Muskeln begrenzt, die wir gerade besprochen haben. Als erstes gibt es den dreieckigen Raum. Er wird nach superior durch den unteren Rand des Musculus teres minor und nach inferior durch den oberen Rand des Musculus teres major begrenzt. Lateral grenzt der mediale Rand des Caput longum des Musculus triceps brachii an. Durch diesen Raum verlaufen die Arteria und Vena circumflexa scapulae.
Es gibt auch einen viereckigen Raum, du siehst ihn hier in blau eingezeichnet. Superior grenzt der untere Rand des Musculus teres minor und inferior der obere Rand des Musculus teres major an. Das Collum chirurgicum humeri bildet die laterale Begrenzung. Die mediale Begrenzung übernimmt der laterale Rand des Caput longum des Musculus triceps brachii. Durch diesen viereckigen Raum verlaufen der Nervus axillaris und die Arteria circumflexa posterior humeri.
Der letzte Raum ist das Dreiecksintervall. Die superiore Begrenzung ist hier der untere Rand des Musculus teres major. Das Collum chirurgicum humeri grenzt von lateral an und der laterale Rand des Caput longum des Musculus triceps brachii von medial. Durch das Dreiecksintervall verlaufen die Arteria profunda brachii und der Nervus radialis.
Ich möchte dir jetzt noch ein paar Muskeln vorstellen, die sich zwar nicht direkt in der Schulterregion befinden, aber dennoch Einfluss auf das Schultergelenk haben.
So wie der Musculus pectoralis major, der sich ventral am Rumpf befindet. Ähnlich wie der Musculus deltoideus, hat auch er drei Anteile, die jeweils nach ihrem Ursprung benannt werden. Die Pars clavicularis entspringt an der medialen Hälfte der Clavicula, die Pars sternocostalis am Sternum und am Rippenknorpel der ersten sechs Rippen. Sein dritter Anteil, die Pars abdominalis hat seinen Ursprung am vorderen Blatt der Rektusscheide.
Alle drei Anteile setzen gemeinsam an der Crista tuberculi majoris des Humerus an. Seine Funktion ist die Anteversion und die Adduktion des Armes. Auch an der Innenrotation ist er beteiligt. Die Innervation des Musculus pectoralis major erfolgt über zwei Nerven, den Nervus pectoralis medialis und den Nervus pectoralis lateralis. Beide sind direkte Äste des Plexus brachialis.
Jetzt kommen wir zum Musculus coracobrachialis. Er liegt im vorderen Kompartiment des Oberarms und entspringt am Processus coracoideus der Scapula. Er zieht nach distal, entlang des Humerusschafts, und setzt an der anteromedialen Fläche des Humerus an. Er ist für die Anteversion, Innenrotation und Adduktion im Schultergelenk zuständig. Seine Innervation übernimmt der Nervus musculocutaneus, den du hier in grün markiert siehst.
Einer der bekanntesten Muskeln überhaupt, ist der Musculus biceps brachii. Auch er befindet sich im vorderen Kompartiment des Oberarms. Er hat zwei Anteile mit unterschiedlichem Ursprung. Das Caput longum entspringt am Tuberculum supraglenoideum scapulae. Das Caput breve hat seinen Ursprung dagegen am Processus coracoideus der Scapula. Beide Teile laufen weiter distal zusammen und setzen gemeinsam an der Tuberositas radii an.
Seine Funktion im Schultergelenk ist die Anteversion, die Innenrotation und die Abduktion. Im Ellenbogengelenk bewirkt er die Flexion und Supination.
Seine Innervation übernimmt der Nervus musculocutaneus, genau wie beim Musculus coracobrachialis von gerade eben.
Zum Schluss möchte ich dir noch den Musculus latissimus dorsi zeigen. Er verläuft am Rücken und hat mehrere Ursprünge. Er entspringt an den Processi spinosi des siebten bis zwölften Brustwirbels, an der Crista iliaca, an der Fascia thoracolumbalis sowie an der neunten bis zwölften Rippe. Zudem gibt es am Angulus inferior der Scapula einen weiteren, jedoch inkonstanten Ursprung. Die Muskelfasern laufen nach kranial zusammen und setzen gemeinsam am Sulcus intertubercularis humeri und an der Crista tuberculi minoris an. Beides befindet sich auf der Ventralseite des Humerus und ist aus dieser Perspektive hier leider nicht so gut zu erkennen.
Die Funktionen des Musculus latissimus dorsi sind die Innenrotation, Adduktion und Retroversion des Arms im Schultergelenk. Durch diese drei Funktionen nennt man ihn auch Schwimmmuskel. Er wird durch den Nervus thoracodorsalis, einem Ast des Plexus brachialis, innerviert.
Werfen wir nun noch einen Blick in die Klinik. Hier geht es heute um Verletzungen der Rotatorenmanschette. Wie vorhin bereits erwähnt, wird das Schultergelenk durch Muskeln stabilisiert, die dafür sorgen, dass der Humeruskopf innerhalb der Gelenkpfanne bleibt. Zu den häufigsten Verletzungen der Rotatorenmanschette zählt die Muskelzerrung, auch Distension genannt, die Tendinitis und die Bursitis. Muskelzerrungen treten häufig durch Überlastungen oder akute Traumata auf, wie z.B. durch Sportverletzungen oder Verkehrsunfälle. Dies führt meist zu akuten starken Schmerzen. Ist eine Sehne rupturiert, z.B. die des Musculus supraspinatus, kann ein chirurgischer Eingriff erforderlich sein.
Von einer Tendinitis spricht man, wenn sich eine Sehne entzündet. Die Ursache ist oft Überbelastung, wie z.B. durch Streichen oder Tennis spielen. Eine Bursitis ist eine Entzündung des Schleimbeutels, bzw. der Bursa Synovialis. Am Schultergelenk kann es die Bursa subacromialis und die Bursa subdeltoidea betreffen. Die Bursa subacromialis siehst du hier in grün markiert.
Generell werden Verletzungen der Rotatorenmanschette in den meisten Fällen konservativ behandelt. Man arbeitet an den betroffenen Stellen mit Wärme oder Kälte, um Schwellungen zu minimieren. Physiotherapie trägt zur Stärkung der Muskulatur und zur Verbesserung der Beweglichkeit bei. Auch entzündungshemmende Medikamente, wie Ibuprofen, und Schonung tragen zur Linderung der Beschwerden bei. Wenn diese Maßnahmen zu keiner Besserung der Symptome führen, kann eine chirurgische Behandlung indiziert sein.
Bevor wir dieses Tutorial beenden, lass uns noch einmal kurz zusammenfassen, was wir gelernt haben. Mit den Knochen des Schultergelenks, dem Humerus und der Scapula, hat unser Tutorial gestartet. Danach habe ich dir die wichtigsten Muskeln rund um die Schulter gezeigt, inklusive Ursprung und Ansatz, Funktion und Innervation. Auch Muskeln, die zwar nicht direkt an der Schulter liegen, aber dennoch einen großen Einfluss darauf haben können, habe ich dir auch gezeigt. Im klinischen Teil ging es um die typischen Verletzungen der Rotatorenmanschette.
Jetzt sind wir am Ende des Tutorials angelangt. Ich hoffe es hat dir gefallen.
Vielen Dank fürs Zuschauen und bis zum nächsten Mal.