Dermatome
Ein Dermatom ist ein Hautareal, das von den sensiblen Fasern der Hinterwurzel eines einzelnen Spinalnervs innerviert wird. Eine Ausnahme bildet der Spinalnerv C1, das einzige Rückenmarksegment ohne eigenes Dermatom, da er ausschließlich motorische Fasern enthält.
Dermatome verlaufen segmental entlang des Körpers und spiegeln die embryonale Segmentierung des Nervensystems wider. Sie sind streifenförmig am Rumpf angeordnet und folgen an den Extremitäten einem spezifischen Muster, das durch die Embryonalentwicklung der Gliedmaßen bedingt ist.
Benachbarte Dermatome überlappen sich, sodass eine Schädigung eines einzelnen Spinalnervs meist nicht zu einem vollständigen Sensibilitätsverlust im betroffenen Hautareal führt.
In der klinischen Praxis helfen Dermatome dabei, neurologische Läsionen zu lokalisieren, indem geprüft wird, welche Hautareale in ihrer Sensibilität beeinträchtigt sind.
In diesem Artikel werden die Anatomie, Entwicklung und die Anordnung von Dermatomen erklärt.
Definition | Hautareal, das von den sensiblen Fasern der Hinterwurzel eines einzelnen Spinalnervs innerviert wird |
Entwicklung | Aus Somiten |
Klinik | Sensibilitätsstörungen können Hinweise auf Schädigungen eines bestimmten Rückenmarkssegments geben |
Entwicklung
Somiten sind segmentale Zellansammlungen des Mesoderms, die sich während der Embryonalentwicklung entlang der Neuralrinne bilden. Jeder Somit differenziert sich in drei Hauptbestandteile:
- Myotom – entwickelt sich zur Skelettmuskulatur
- Sklerotom – bildet Wirbel und Rippen
- Dermatom – entwickelt sich zur Lederhaut (Dermis) und zum subkutanen Bindegewebe
Während anfangs noch alle Dermatome strikt segmental und gerade angeordnet sind, verschieben sich die Dermatome der Extremitäten im Laufe des Wachstums.
Anordnung
Die Dermatome des Rumpfes sind relativ gleichmäßig in einer streifenförmigen Anordnung verteilt. Sie verlaufen parallel zu den Rippen und umschließen den Thorax und das Abdomen ringförmig.
Die Dermatome der oberen und unteren Extremitäten folgen einem anderen Muster, was auf die Knospenbildung und Rotation der Gliedmaßen während der frühen Embryonalentwicklung zurückzuführen ist.
Um die Dermatomverteilung der oberen Extremität besser zu verstehen, kann man sich eine Person in einer stehenden Vorbeuge mit abduzierten Armen und nach oben zeigenden Daumen vorstellen. Die Beine sind gestreckt, der Oberkörper ist in der Hüfte um 90 Grad nach vorne gebeugt, der Rücken gerade. Die Arme hängen parallel zu den Beinen locker zum Boden, die Handflächen zeigen nach innen. Die Dermatome in dieser Haltung erstrecken sich nun von oben nach unten segmental von C2 bis S5. In dieser Position entsprechen die Dermatome noch ihrer ursprünglichen Anordnung vor der Rotation der Gliedmaßen.
Mit dem folgenden Quiz kannst du dein Wissen zur Anordnung der einzelnen Dermatome testen:
Wichtige Dermatome
Die Kenntnis einzelner Dermatome dient in der klinischen Praxis zur Beurteilung der kutanen Sensibilität und hilft dabei, Schädigungen bestimmter Spinalnerven und Rückenmarkssegmente zu identifizieren und das Ausmaß einer Verletzung zu bestimmen.
Kopf und Hals
Das Gesicht ist in drei Dermatome unterteilt, die jeweils von einem der drei Äste des Nervus trigeminus (HN V) innerviert werden.
- Nervus ophthalmicus (V1): versorgt die Haut der Stirn und des Nasenrückens
- Nervus maxillaris (V2): innerviert die Haut über dem Oberkiefer (Maxilla)
- Nervus mandibularis (V3): versorgt die Haut über dem Unterkiefer (Mandibula) sowie die Haut vor dem Ohr
Die übrigen Dermatome von Kopf und Hals werden von den Spinalnerven C2–C4 innerviert.
- C2: Regio occipitalis superior
- C3: Regio cervicalis anterior, Regio nuchae superior, Fossa supraclavicularis
- C4: Regio cervicalis posterior inferior, Fossa infraclavicularis, Regio deltoidea
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Obere Extremität
- C5: Außen- und Rückseite der Schulter und proximaler Oberarm
- C6: dorsoradialer Oberarm, radialer Unterarm, Daumen
- C7: Rückseite des Oberarms, Streckseite des Unterarms, 2.–4. Finger
- C8: ulnare Handseite, 4.–5. Finger
Thorax und Abdomen
- Th4: auf Höhe der Mamille
- Th10: auf Höhe des Bauchnabels
Untere Extremität
- L1–2: Leistenregion
- L3: Vorderseite des Oberschenkels
- L4: lateraler Oberschenkel, Knie, medialer Unterschenkel
- L5: Rückseite der Großzehe, lateraler Unterschenkel, Vorderkante des Schienbeins
- S1: lateraler Unterschenkel, Ferse, lateraler Fußrücken
- S2: Rückseite des Oberschenkels, Kniekehle, Rückseite des Unterschenkels
- S3: Innenseite Oberschenkel
- S4: Gesäß
- S5: Gesäßfalte
Mit der folgenden Lerneinheit kannst du dein Wissen zu den Dermatomen vertiefen:
Klinik
Herpes zoster (“Gürtelrose”) ist eine Infektion des peripheren Nervensystems, die durch die Reaktivierung des Varicella-Zoster-Virus (VZV) verursacht wird – dem Erreger der Windpocken.
Nach einer Windpockeninfektion zieht sich das Virus in ein Spinalganglion zurück, wo es inaktiv verweilt. Mit zunehmendem Alter nimmt die zellvermittelte Immunabwehr ab, wodurch das Virus reaktiviert werden kann – meist bei Personen über 50 Jahren. Sobald das Virus aus dem Ganglion austritt, befällt es die sensiblen Nerven der Haut. Das betroffene Dermatom zeigt typische Symptome wie Schmerzen, Hautverfärbungen, Ausschlag und Bläschen, die sich oft streifenförmig entlang des Nervenverlaufs ausbreiten. Besonders häufig sind die thorakalen und lumbalen Dermatome betroffen.
Zur Behandlung werden meist antivirale Medikamente eingesetzt, ergänzt durch Schmerzmittel zur Linderung der Beschwerden. Die Erkrankung dauert in der Regel drei bis fünf Wochen, allerdings kann es in einigen Fällen zur Post-Zoster-Neuralgie (PZN) kommen, bei der die Beschwerden über Jahre anhalten können.
Die wirksamste Vorbeugung gegen Gürtelrose ist die Impfung, entweder gegen Windpocken oder speziell gegen Herpes zoster.
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