Meningen, Ventrikel und Blutversorgung des Gehirns
Wir wissen alle, dass wir ohne unser zentrales Nervensystem (ZNS) nicht leben könnten. Aber wusstest du, dass die umliegenden Strukturen gleichermaßen wichtig sind? Unter den umliegenden Strukturen des Gehirns und Rückenmarks verstehen wir die Meningen, die Ventrikel, den Liquor cerebrospinalis und die Blutgefäße. Gemeinsam stellen sie so etwas wie das Wartungssystem des Gehirns dar.
Meningen, Ventrikel und Gefäße des Gehirns können unter Studierenden oft für Verwirrung sorgen. Aus diesem Grund haben wir uns entschlossen, sie alle an einem Ort zu besprechen und dich somit mit ihrer Anatomie und Funktion vertraut zu machen. Genieße die Studienreise!
Meningen |
Drei Membranen, die Oberfläche von Gehirn und Rückenmark umhüllen und schützen: Dura mater Pia mater Arachnoidea mater |
Ventrikelsystem |
System aus miteinander verbundenen Hohlräumen innerhalb des Gehirns, durch die der Liquor zirkuliert. Besteht aus: zwei Seitenventrikeln dritter Ventrikel vierter Ventrikel |
Blutversorgung des Gehirns |
Arteriae carotis interna (vorderer Kreislauf), Arteriae vertebrales (Hinterer Kreislauf) Beide Arterien bilden zusammen den Circulus arteriosus cerebri. |
- Meningen
- Ventrikelsystem
- Liquor cerebrospinalis
- Blutversorgung des Gehirns
- Literaturquellen
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Meningen
Die Meningen (Hirn- und Rückenmarkshäute) sind drei Membranschichten, die das Gehirn (Meninx encephali) und das Rückenmark (Meninx medullae spinalis) umgeben. Sie schützen das ZNS, unterstützen die Blutgefäße und schließen einen mit Liquor gefüllten Zwischenraum ein. Von oberflächlich bis tief heißen die drei Hirnhäute:
- Dura mater encephali
- Arachnoidea mater encephali
- Pia mater encephali
Die Dura mater (harte Hirnhaut) ist die äußerste Schicht, sie liegt direkt unter dem Schädel und besteht aus zwei Schichten: einer äußeren Periostschicht (Stratum periostale), die fest mit dem Schädel verbunden ist, und einer inneren Meningealschicht (Stratum meningeale).
Die Arachnoidea mater ist die mittlere Schicht. Sie liegt dicht unter der Dura mater, ist aber nicht mit ihr verbunden. An manchen Stellen weist sie reiskorngroße, zottenartig Fortsätze (Granulationes arachnoideae, oder auch Pacchioni-Granulationen), die mit dem Subarachnoidalraum in Verbindung stehen und Liquor cerebrospinalis führen.
Die Pia mater, die tiefste der Meningealschichten, haftet an dem Gewebe des Gehirns und dringt in alle seine Rillen und Spalten ein. Arachnoidea mater und Pia mater werden zusammen auch als Leptomeninx (weiche Hirnhaut) bezeichnet. Die innere Schicht der Dura mater, die Arachnoidea mater und Pia mater setzen sich durch das Foramen magnum als Rückenmarkshaut fort.
Zwischen den Meningealschichten befinden sich drei Räume:
- Der Epiduralraum (Cavitas epiduralis), ein potentieller Raum zwischen den beiden duralen Schichten.
- Der Subduralraum (Cavitas subduralis), ein potentieller Raum zwischen der Dura- und der Arachnoidea mater.
- Der Subarachnoidalraum (Cavitas subarachnoidalis), ein realer Raum zwischen Arachnoidea- und Pia mater, der zahlreichen oberflächlichen Arterien und Venen des Gehirns und Liquor enthält.
Die zwei Schichten der Dura mater trennen sich an vier Stellen zu faserigen Septen. Durch die Trennung an diesen Stellen bildet die Dura mater Falten, in denen sich durale Ventrikel befinden. Diese vier faserigen Septen sind:
- Falx cerebri: trennt die linke und rechte Gehirnhälfte und enthält die Sinus sagittalis inferior und superior.
- Tentorium cerebelli: trennt das Großhirn vom Kleinhirn und beherbergt die Sinus petrosus superior, - rectus und - transversus.
- Falx cerebelli: trennt die beiden Kleinhirnhemisphären und enthält den Sinus occipitalis.
- Diaphragma sellae: bildet ein Dach über der hypophysären Fossa, in der die Hypophyse sitzt, enthält die Sinus cavernosi.
Meistere die Hirnhäute, indem du unsere Lerneinheit durchgehst!
Ventrikelsystem
Das Ventrikelsystem ist ein Netzwerk innerhalb des Gehirns und besteht aus mit Liquor gefüllten Hohlräumen.
Es gibt vier Ventrikel:
- zwei Seitenventrikel, eingebettet in den beiden Großhirnhemisphären
- der III. Ventrikel, zwischen dem Thalamus
- der IV. Ventrikel, zwischen dem Pons und der Medulla oblongata und oberhalb des Kleinhirns.
Die Ventrikel stehen über Öffnungen miteinander in Verbindung, über welche der Liquor abfließen kann.
- Foramen interventriculare (Foramen Monro) zwischen den Seitenventrikeln und dem III. Ventrikel
- Aquaeductus cerebri (Aquaeductus Sylvii) zwischen III. und IV. Ventrikel
- Aperturae laterales (Foramina Luschkae) zwischen IV. Ventrikel und der Cisterna magna
- Apertura mediana (Foramen Magendii) zwischen IV. Ventrikel und der Cisterna cerebellomedullaris des Subarachnoidalraumes
Festige dein Wissen zum Ventrikelsystem mit den folgenden Lernmaterialien:
Liquor cerebrospinalis
Der Liquor cerebrospinalis (Liquor) zirkuliert durch ein System aus kommunizierenden Hohlräumen, das in seiner Gesamtheit als Liquorraum bezeichnet wird. Die Aufgabe des Liquors besteht darin, mechanische Kräfte abzufedern, das ZNS zu polstern und zu schützen sowie dem Nervengewebe Nährstoffe zuzuführen. Darüber hinaus entfernt es Stoffwechselabfälle aus dem Nervengewebe, ermöglicht den Transport von Neurotransmittern und Neuromodulatoren und kann ein nützliches Diagnosewerkzeug für einige Erkrankungen des ZNS sein.
Die Liquorflüssigkeit wird von einem spezialisierten Gewebe, dem Plexus choroideus, produziert. Dieser ist im Ependym der Seitenventrikel, des III. und IV. Ventrikel zu finden. Die Produktion des Liquors hält sich die Wage mit seiner Resorption, so dass zu jeder Zeit etwa 150 ml Liquor durch das ventrikuläre System zirkulieren.
Wie kommt es zu der Zirkulation des Liquors? Die Liquorflüssigkeit fließt von den Seitenventrikeln durch das Foramen von Monro zum III. Ventrikel. Von dort fließt er durch Aquaeductus mesencephali (auch Aquaeductus cerebri oder Aquaeductus Sylvii) zum IV. Ventrikel. Vom vierten Ventrikel aus fließt ein Teil des Liquors durch einen engen Durchgang, den Obex genannt wird, und gelangt in den zentralen Kanal des Rückenmarks.
Der Großteil fließt dann durch die Apertura mediana (Foramen Magendi) und die seitliche Apertura lateralis (Foramen Luschkae) in die Cisterna interpeduncularis und Cisterna quadrigeminalis. Von dort aus fließt der Liquor durch den Subarachnoidalraum um das Gehirn und das Rückenmark und wird schließlich durch die Subarachnoidalgranulationen wieder in die Duralvenen aufgenommen.
Subarachnoidale Zisternen
Die subarachnoidalen Zisternen sind per Definition Erweiterungen des Subarachnoidalraums, durch welche der Liquor zirkuliert.
- Cisterna cerebellomedullaris (Cisterna magna) - zwischen der kaudalen Oberfläche des Kleinhirns und der dorsalen Oberfläche der Medulla oblongata
- Cisterna basalis
- Cisterna interpeduncularis
- Cisterna chiasmatis
- Cisterna ambiens
- Cisterna fossae lateralis cerebri
- Cisterna pontocerebellaris superior
- Cisterna pontocerebellaris inferior
- Cisterna lumbalis - am kaudalen Ende des Rückenmarks
Überprüfe dein Wissen über das Ventrikelsystem des Gehirns mit folgendem Quiz:
Blutversorgung des Gehirns
In Anbetracht seiner lebenswichtigen Funktionen ist es verständlich, dass das Zentralnervensystem einen hohen Bedarf an sauerstoffreichem Blut hat und eine ordnungsgemäße Drainage von sauerstoffarmen Blut benötigt.
Kenntnisse über das Gefäßnetz des ZNS sind wichtig, da bereits minimale Störungen in der Durchblutung das Gewebe erheblich schädigen und lebensbedrohliche Zustände verursachen können.
Arterien des Gehirns
Die arterielle Versorgung des Gehirns erfolgt aus zwei Quellen:
- Vorderer Kreislauf: Zwei Aa. carotis interna versorgen den vorderen und den mittleren Teil des Großhirns.
- Hinterer Kreislauf: Zwei Aa. vertebrales versorgen den hinteren Teil des Großhirns, des Hirnstamms und des Kleinhirns.
Die Aa. carotis interna verlaufen im vorderen Bereich des Halses nach oben und treten durch den Canalis caroticus, einem Knochenkanal im Felsenbein (Pars petrosa ossis temporalis), in den Schädel ein. Im Schädel ziehen sie nach vorne und verzweigen sich in die vorderen und mittleren Hirnarterien (A. cerebri anterior und media).
Die Aa. vertebrales beginnen ebenfalls an der Basis des Halses und steigen durch die Foramina transversaria von C1-C6. Durch das Foramen magnum treten sie dann in den Schädel ein und bilden die A. basilaris, die sich anschließend in die A. cerebri posterior aufteilt.
Die Äste der A. carotis interna und der A. vertebralis bilden an der Basis des Gehirns eine Gefäßschleife, die als Circulus arteriosus cerebri (Circulus Willisii) bezeichnet wird. Das Rückenmark wird von Ästen der Wirbelarterien sowie von Ästen der Aorta versorgt.
Die Arterien des Gehirns werden ein Kinderspiel sein, sobald du dich durch die folgenden Materialien gearbeitet hast.
Arterienring des Gehirns
Der Arterienring des Gehirns, der offiziell als Circulus arteriosus cerebri bezeichnet wird, ist ein sechseckiges Gefäßnetzwerk aus Anastomosen an der Basis des Gehirns. Die folgenden Gefäßen sind an diesem Netzwerk beteiligt:
- A. communicans anterior (unpaar)
- A. cerebri anterior (links und rechts)
- A. cerebri media (links und rechts), die direkte Fortsetzung der A. carotis interna
- A. communicans posterior (links und rechts)
- A. cerebri posterior (links und rechts), die beide aus der A. basilaris entstehen
Die Hauptarterien, die das Gehirn, das Kleinhirn, den Hirnstamm und das Rückenmark versorgen, stammen alle aus diesem Gefäßkreis.
Cerebrum |
Arteria cerebri anterior (vordere Hirnarterie) Arteria cerebri media (mittlere Hirnarterie) Arteria cerebri posterior (hintere Hirnarterie) |
Hirnstamm |
Arteria cerebri posterior Arteria vertebralis Arteria basilaris Arteria cerebelli superior (SCA) Arteria cerebelli anterior inferior (AICA) Arteria cerebelli posterior inferior (PICA) Arteria spinalis anterior |
Cerebellum |
Arteria cerebelli superior Arteria cerebelli anterior inferior Arteria cerebelli posterior inferior |
Rückenmark |
Arteria spinalis anterior Arteria spinalis posterior |
Probiere doch mal die folgende Lerneinheit, um dein Wissen über die Blutversorgung des Gehirns zu festigen.
Überprüfe anschließend dein neues Wissen über die Blutversorgung des Gehirns mit folgendem Quiz:
Venen des Gehirns
Die venöse Drainage des Gehirns erfolgt durch ein System von Hirn- und Kleinhirnvenen (Vv. cerebri und cerebelli), die wiederum in die Sinus durae matris abfließen. Die Sinus durae matris entleeren sich schließlich in die V. jugularis interna, die zusammen mit der V. jugularis externa venöses Blut aus der Kopf- und Halsregion zurück zum Herzen leiten.
Oberflächliche Strukturen des Kopfes, sowie Teile der Kopfhaut und des Schädels werden über die V. emissaria und epiploica ebenfalls in die Duralvenennebenhöhlen drainiert. Hirnvenen werden in oberflächliche (Vv. superficiales cerebri) und tiefe Gefäße (Vv. profundae cerebri) unterteilt.
Die oberflächlichen Venen sammeln das Blut der Hirnrinde und leiten es schließlich über intradurale Brückenvenen in die benachbarten Hirnsinus, entweder aufsteigend in den Sinus sagittalis superior oder absteigend in den Sinus transversus.
Zu den tiefen Hirnvenen gehören u.a. die V. basalis (Rosenthal-Vene), die Vv. cerebri interna und magna (Galen-Vene) und die V. choroidea. Die V. cerebri magna geht aus der Vereinigung der beiden Vv. cerebri internae hervor. Sie verläuft im Dach des III. Hirnventrikels und mündet in den Sinus rectus.
Hirnsinus
Die Hirnsinus (Sinus durae matris oder auch Hirnblutleiter) sind Teil des venösen intrakraniellen Blutabflusssystems und befinden sich zwischen den Duplikaturen der Dura mater. Im Gegensatz zu dem zuvor erwähnten Subarachnoidalraum, der Liquor enthält, enthalten die Hirnsinus venöses Blut.
Oberflächliche und tiefe Venen des Gehirns münden entweder direkt oder indirekt in diese Höhlen. Des Weiteren gelangt eine kleine Menge Liquor über die Arachnoidalgranulationen in die Hirnsinus. Das venöse Blut wird dann nach kaudal in Richtung der V. jugularis interna weitergeleitet.
Nach ihrer Lokalisation können die Hirnsinus einer dorsalen (oberen) oder ventralen (unteren) Gruppe zugeordnet werden.
Dorsal:
- Sinus sagittalis superior - verläuft bogenförmig vom Ursprung der Falx cerebri nach dorso-kaudal zum Confluens sinuum
- Sinus sagittalis inferior - verläuft am Unterrand der Falx cerebri, oberhalb des Balkens, und mündet an der Spitze des Tentorium cerebelli in den Sinus rectus ein
- Sinus rectus - verläuft an der Schnittstelle zwischen Falx cerebri und Tentorium cerebelli
- Sinus transversus - verläuft horizontal entlang des Tentorium cerebelli und ist über die Labbé- und die Trolard-Vene mit dem Sinus sagittalis superior verbunden
- Sinus sigmoideus - verläuft s-förmig entlang der hinteren Kante der Felsenbeinpyramide bis hin zum Foramen jugulare
- Sinus occipitalis - verläuft am Foramen magnum beginnend entlang der Wurzel der Falx cerebri
Ventral:
- Sinus cavernosus - liegt beidseits des Keilbeinkörpers (Corpus ossis sphenoidalis) und enthält die A. carotis interna und mehrere Gesichtsnerven
- Sinus sphenoparietalis - verläuft von der Innenseite des Schläfenbeins (Os temporale) bis zum Sinus cavernosus entlang der Ala minor ossis sphenoidalis
- Sinus petrosus inferior - verläuft ausgehend vom Sinus cavernosus entlang der Unterkante der Felsenbeinpyramide bis er durch das Foramen jugulare aus dem Schädel tritt und dort in die V. jugularis interna mündet
- Sinus petrosus superior - verläuft ebenfalls ausgehend vom Sinus cavernosus entlang der Oberkante der Felsenbeinpyramide
Hier findest du weitere Informationen zu den Hirnblutleitern:
Blut-Hirn-Schranke
Die Blut-Hirn-Schranke ist eine selektive Diffusionsbarriere zwischen dem Hirngewebe und den der Blutgefäßen. Auf mikroskopischer Ebene wird sie durch Zonulae occludentes (tight junctions) sowie Transportproteine in der Membran des Gefäßendothels gebildet, die eine unkontrollierte Diffusion zwischen den Zellen verhindern.
Die Integrität der Blut-Hirn-Schranke ist für das optimale Funktionieren des ZNS von wesentlicher Bedeutung, da sie zwei sehr wichtige Funktionen erfüllt:
Durch ihre Barrierefunktion verhindert sie zum einen den Austritt von Stoffen aus den Blutgefäßen und damit ins Hirnparenchym, aber zum anderen verhindert sie auch die Aufnahme von Stoffen zurück in die Gefäße.
Um dennoch wichtige Stoffe durch das Endothel transportieren zu können, gibt es zahlreiche Transporter in den Endothelzellen: Glucosetransporter-1, Transferrin-Rezeptoren, eine Vielzahl an Aminosäuretransportern und solche für organische Anionen und Kationen.
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