Arteria cerebri media
Die A. cerebri media ist die kraniale Fortsetzung der A. carotis interna. Sie versorgt das somatosensible Rindenfeld, das Hörzentrum, das motorische (Broca) und das sensorische (Wernicke) Sprachzentrum sowie Areale, die am Geschmackssinn beteiligt sind.
Teilweise oder vollständige Verschlüsse der A. cerebri media gehören zu den häufigsten zerebralen Durchblutungsstörungen.
In diesem Artikel erfährst du mehr über die Anatomie, die verschiedenen Äste und die Funktion der Arteria cerebri media.
Ursprung | Fortsetzung der A. carotis interna |
Äste |
Pars sphenoidalis Aa. centrales anterolaterales A. lenticulostriata A. polaris temporalis Pars insularis Rr. terminales superiores Rr. terminales inferiores |
Versorgungsgebiet | Somatosensibles Rindenfeld Hörzentrum Motorisches und sensorisches Sprachzentrum Areale für den Geschmackssinn |
Verlauf und Äste
Das Gefäß verläuft seitlich der Cisterna carotica und zieht nach anterolateral, beinahe parallel zur Ala minor ossis sphenoidalis. Der Gefäßabschnitt bis zur Fossa lateralis wird als zentrale Pars sphenoidalis (M1-Segment), der nachfolgende als periphere Pars insularis (M2-Segment) bezeichnet.
Pars sphenoidalis (M1-Segment)
Dieser Abschnitt ist im Durchschnitt 16 mm lang und etwa 2,6 mm stark. Vom Chiasma opticum ausgehend wendet er sich nach lateral entlang der Ala minor ossis sphenoidalis, wobei er die Aa. centrales anterolaterales abgibt.
Bei den Aa. centrales anterolaterales handelt es sich um durchschnittlich 8 Äste, die weiter kranial die Substantia perforata anterior, das Putamen, das Caput nucleus caudati, einen großen Teil des Pallidums sowie Teile der Capsula interna versorgen. Am äußeren Rand des Putamens findet sich häufig ein längerer Ast, der klinisch als A. lenticulostriata bezeichnet wird.
Alle Äste sind Endäste und besitzen keine Kollateralen. Bei Verschlüssen der jeweiligen Gefäße kommt es zu Ausfällen der versorgenden Strukturen. Neben den 8 variablen Ästen findet sich die A. polaris temporalis, die als einziger regulärer M1-Ast gilt und nach unten medial zum Temporalpol absteigt.
Pars insularis (M2-Segment)
Am unteren Rand der Insel (Limen insulae) verzweigt sich die Fortsetzung des Gefäßes, die Pars insularis, in zwei bis vier, selten mehr Äste auf. Kleinere Äste des M2-Segmentes versorgen die Inselrinde (Aa. insulares), das Claustrum und Teile des Putamens, die nicht vom M1-Segment versorgt werden.
Die Hauptäste werden in zwei Gruppen gegliedert: Rr. terminales superiores (= Rr. corticales superiores) und Rr. terminales inferiores (= Rr. corticales inferiores).
Rami terminales superiores
Zu den Rr. terminales superiores gehören die hauptsächlich in den Sulci verlaufenden Gefäße:
- A. frontobasalis lateralis, welche mit ihrem R. externus die Gyri frontales (medius et inferior) sowie mit dem R. inferior den laterobasalen Teil des Frontallappens versorgt
- A. sulci precentralis (= A. preorolandica), die im Sulcus precentralis verläuft und Äste an die frontrale Hälfte des Gyrus precentralis sowie an die Gyri frontales medius und inferior abgibt
- A. sulci centralis (= A. rolandica), die einen der stärksten Äste darstellt und im Sulcus centralis verläuft und die benachbarten Hälften der Gyri precentralis et postcentralis versorgt
- A. sulci postcentralis, welche dem Sulcus postcentralis folgt und die hintere Hälfte des Gyrus postcentralis versorgt
- Aa. parietales anterior und posterior, deren Äste zu vorderen Abschnitten des Gyrus parietalis, des Gyrus supramarginalis sowie der weißen Substanz zwischen Insel und Unterhorn des Seitenventrikels ziehen, wobei die Radiatio optica in die Versorgung mit eingeschlossen ist.
Rami terminales inferiores
Die Gefäße der Rr. terminales inferiores besitzen eine gewisse Variationsbreite und sind z.T. nur inkonstant ausgeprägt. Zu ihnen zählen:
- A. temporalis anterior, die jedoch auch aus dem Segment M1 stammen kann
- A. temporalis media, die, sofern vorhanden, den mittleren Teil des Temporallappens versorgt, der anderenfalls von Ästen aus M1 oder M2 versorgt wird
- A. temporalis posterior, die hauptsächlich die Heschl'sche Querwindung sowie zum Teil das Wernicke-Sprachzentrum versorgt
- A. gyri angularis, die den gleichnamigen Gyrus versorgt, aber auch als Ast aus der A. parietalis posterior oder der A. temporalis posterior entspringen kann
Die A. temporalis posterior wird auch als „Arterie der Wernicke-Aphasie“ bezeichnet.
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Hämodynamik
Weil die A. cerebri media eine direkte Fortsetzung der A. carotis interna darstellt, ist ihre Hämodynamik stark von den Gefäßverhältnissen in der A. carotis interna abhängig. Verschlüsse oder Stenosen der A. carotis interna haben direkte Auswirkungen auf die Flussqualität innerhalb der A. cerebri media. Eine kontinuierliche Blutversorgung ist für das Gehirn sehr wichtig. Mithilfe unseres Lernmaterials erfährst du, welche Gefäße neben der A. cerebri media das Gehirn durchbluten.
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Klinik
Embolien im Stromgebiet der A. cerebri media gehören zu den häufigsten zerebralen Durchblutungsstörungen des Gehirns. Häufig ist nicht das Gefäß selbst, sondern zunächst die vorgeschaltete A. carotis interna stenosiert. Plaques können sich dann ablösen und die A. cerebri media (teil-)verschließen.
Symptomatisch wird zwischen Hauptstamm- und peripheren (M2-Segment) Verschlüssen unterschieden.
Ein Hauptstammverschluss führt rasch zur Nekrose im Bereich der Basalganglien sowie der Capsula interna, für die es keine Kompensationsmöglichkeit gibt. Bei Läsionen der Zentralregion ist mit kontralateralen arm- und gesichtsbetonten motorischen und / oder sensorischen Ausfällen zu rechnen (Hemiparese). Im Akutstadium kann eine Blickwendung zur Gegenseite (Deviation conjugee) beobachtet werden, die bildgebend (CT oder MRT) darstellbar ist und als weiches Kriterium eines Media-Infarktes angesehen wird. Im Rahmen eines interventionellen Eingriffes kann das Gefäß mit verschiedenen Methoden wieder reperfundiert werden. Der Hauptstamm ist für solche Eingriffe gut zugänglich.
Periphere Verschlüsse haben kleinere Infarkte der jeweils nachgeschalteten Gefäße zur Folge. Die neurologischen Symptome sind weniger vielfältig und können hochspezifisch sein. Wegen ihres variablen Versorgungsgebietes kann bei Mitversorgung der Sehstrahlung auch eine homonyme Hemianopsie zur Gegenseite auftreten. Frontale und rostrale temporale Infarkte bleiben hingegen sehr häufig klinisch stumm.
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