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Hypophyse (Hirnanhangsdrüse)

Dieses Video beschreibt den Aufbau Gehirns und die sichtbaren Strukturen in einer medialen Ansicht. Schau dieses Video, um dein Wissen zu vertiefen!

Die Hypophyse (Hirnanhangdrüse, Glandula pituitaria) ist das zentrale Organ der Sekretion von Steuer- und Effektorhormonen. Sie wird vom Hypothalamus als oberste Instanz aller Hormonachsen angesteuert und zur Ausschüttung von direkt an Organen wirkenden Hormonen (Effektorhormonen) angeregt.

Sie besteht aus zwei grundlegend unterschiedlichen Anteilen, die von einer gemeinsamen Bindegewebskapsel umgeben sind: der zellreichen Adenohypophyse (Vorderlappen) und der faserigen zellarmen Neurohypophyse (Hinterlappen). Durch das hypothalamo-hypophysäre Portalgefäßsystem, einem im Gehirn einzigartigem Gefäßsystem, sind jedoch beide Anteile miteinander verbunden.

In diesem Artikel werden wir über die Anatomie, Histologie und die zahlreichen Funktionen der Hypophyse sprechen.

Kurzfakten zur Hypophyse
Aufbau Adenohypophyse: Pars tuberalis, Pars intermedia und Pars distalis
Neurohypophyse: Pars nervosa und Infundibulum
Hypophysenstiel: Verbindung zum Diencephalon
Lage In der Fossa hypophysialis der Schädelbasis
Eingebettet in die Sella turcica des Os sphenoidale
Inferior des Hypothalamus und Diaphragma sellae
Blutversorgung Arteria und Vena hypophysialis superior und inferior
Funktion Endokrines Organ
Adenohypophyse: produziert Hormone (TSH, ACTH, FSH, LH, STH, Prolaktin, MSH)
Neurohypophyse
: sezerniert die im Hypothalamus gebildeten Hormone (Oxytocin, ADH)
Inhalt
  1. Aufbau und Histologie
    1. Adenohypophyse
    2. Neurohypophyse
  2. Lage  
  3. Embryologie
  4. Blutversorgung
    1. Portalgefäßsystem
    2. Modulatorische Funktion
  5. Funktion 
    1. Adenohypophyse
    2. Neurohypophyse
    3. Sekretion
  6. Literaturquellen
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Aufbau und Histologie

Die Adenohypophyse ist der deutlich größere Teil der Hypophyse und besteht aus Epithelzellen die verschiedene Hormone produzieren. 

Die Neurohypophyse dagegen ist eine Fortsetzung des Hypothalamus und über den Hypophysenstiel (Infundibulum) mit ihm verbunden. In der Neurohypophyse werden die im Hypothalamus gebildeten Hormone gespeichert und ans Blut abgegeben.

Adenohypophyse

Die Adenohypophyse besteht aus einer kleinen Pars tuberalis und einer Pars intermedia sowie der ausgeprägten Pars distalis.

Alle drei enthalten epithelartige Zellen, die in unterschiedlichem Ausmaß azidophil, basophil oder chromophob sind. Zwischen ihnen liegen follikuläre Sternzellen, die mit ihren langen Fortsätzen Netzwerke bilden und die Epithelzellen umschlingen. 

Die Pars distalis, auch Lobus anterior oder Vorderlappen genannt, ist dicht gepackt und weist verschiedene Zellen mit unterschiedlicher Anfärbbarkeit auf. 

Die Pars tuberalis besteht aus Epithelzellen, die in Form kurzer Stränge, gelegentlich auch kleiner Follikel vorliegen. Zudem finden sich Nester mehrschichtigen unverhornten Plattenepithels.

Die Pars intermedia (Hypophysenmittellappen) ist eine schmale Zellzone direkt am Übergang zur Neurohypophyse. In dieser kommen sehr häufig einige mit Kolloid gefüllte Zysten vor, die jedoch keine Follikel bilden und daher als hypophysäre Pseudozysten bezeichnet werden.

Kennzeichnend für die Pars intermedia sind zudem corticotrope (basophile) Zellen, die an einigen Stellen die Grenze zur Neurohypophyse überwinden. Dies wird als hypophysäre Basophileninvasion bezeichnet.

Neurohypophyse

Die Neurohypophyse besteht aus dem Hinterlappen (Pars nervosa oder Lobus posterior) und dem Infundibulum. Beide Anteile sind reich an Axonen, die in der HE-Färbung Ähnlichkeit mit straffem Bindegewebe haben. Häufig sind diese Axone aufgetrieben und besitzen einen granulatartigen Inhalt (Herring-Körper). 

Insgesamt ist die Neurohypophyse recht zellarm. Etwa 25% des Volumens der Neurohypophyse sind spezifische neurohypophysäre Gliazellen, die Pituizyten. Ihr Zytoplasma besitzt häufigm kleine Fettröpfchen und Pigmentgranuladie im lichtmikroskopischen Präparat erkennbar sind. 

Die Ausläufer der Zellen sind über Nexus verbunden und bilden eine Art Maschenwerk, in dem die Axone der Neurohypophyse verlaufen.

Des weiteren finden sich sinusoidale Kapillaren mit fenestriertem Epithel. Sie sind Ausdruck der fehlenden Blut-Hirn-Schranke in dieser Region. 

Das Hormonsystem des Körpers ist sehr komplex und umfasst viele verschiedene Organe. Die Hypophyse ist nur eines davon. Verschaffe dir mit unserem Arbeitsblatt einen Überblick über die Hormondrüsen des Körpers!

Lage  

Die Hypophyse hängt am Hypophysenstiel (Infundibulum), welches Teil des Diencephalons, genauer gesagt eine Fortsetzung des Hypothalamus ist. Sie liegt an der Schädelbasis in der Fossa hypophysialis (Hypophysengrube) knöchern eingebettet, welche ventrokaudal des Sinus sphenoidalis (Keilbeinhöhle) und dorsokaudal des Clivus anliegt. Kranioventral der Hypophyse verläuft das Chiasma opticum, welches über eine dünne Membran mit dem Infundibulum verbunden ist. Kraniodorsal befindet sich der Hypothalamus, dessen unmittelbare Nähe für die schnelle Übertragung seiner Effektor- und Inhibiting-Hormone in die Hypophyse verantwortlich ist.

Embryologie

Adenohypophyse (Hypophysenvorderlappen) und Neurohypophyse (Hypophysenhinterlappen) gehen embryologisch aus unterschiedlichen Anteilen hervor: Die Adenohypophyse entstammt einer ektodermalen Ausstülpung (Rathke-Tasche), während die Neurohypophyse eine Ausstülpung des Diencephalons ist.

Die Rathke-Tasche ist eine Ausstülpung des Stomatodeums (Derivat des Vorderdarms), die nach dorsal auf das Infundibulum zuwächst. Am Ende des 2. Embryonalmonats verliert sie ihre Anbindung an die embryonale Mundhöhle und kommt in engen Kontakt mit dem Infundibulum. Die Zellen in der Vorderwand der Rathke-Tasche proliferieren und bilden die Adenohypophyse. In der weiteren Reifung differenzieren sich die Zellen zur Pars tuberalis, Pars intermedia und Pars distalis.

Aus dem Infundibulum entsteht indessen ein Teil des Hypophysenstiels, welcher die verbindenden Gefäße zwischen Hypophyse und Hypothalamus enthält, sowie die Neurohypophyse. Formal wird letztere in Infundibulum und Lobus nervosus unterteilt.

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Blutversorgung

Die Hypophyse wird von je einer rechten und einer linken Arteria hypophysialis superior und inferior versorgt.

Erstere entspringt der A. carotis interna im Subarachnoidalraum, welche unter Abgabe kleiner Äste zum Hypophysenstiel zieht. Von der ihr geht die A. trabecularis ab, welche im Bereich des Infundibulums mit Gefäßschlingen der A. hypophysialis inferior anastomosiert.

Die A. hypophysialis inferior stammt entweder ebenfalls direkt aus der A. carotis interna oder einem ihrer caroticocavernösen Äste.

Der venöse Blutabfluss der Adenohypophyse erfolgt über die V. hypophysialis superior und laterales, die untereinander in diesem Bereich anastomosieren. Das venöse Blut der Neurohypophyse fließt dagegen über die V. hypophysialis inferior ab.

Portalgefäßsystem

Die Blutversorgung der Adenohypophyse erfolgt vorwiegend über ein Portalgefäßsystem. Die dem Hypophysenstiel anliegenden Rami descendentes der A. hypophysialis superior treten in das Infundibulum ein und bilden mit den venösen Ausläufer der V. hypophysialis superior ein erstes Kapillarnetz. Dieser Bereich des Infundibulums wird als Eminentia mediana bezeichnet und gehört zu den zirkumventrikulären Organen. Statt einer Blut-Hirn-Schranke besitzen diese charakteristischerweise eine Blut-Liquor-Schranke.

In der Umgebung der Kapillarschlingen befinden sich Nervenfaserenden aus den kleinzelligen Kerngebieten des Hypothalamus (z.B. dem Nucleus arcuatus). Im weiter distalen Abschnitt des Infundibulums befinden sich ähnliche Kapillarschlingen bestehend aus Anastomosen zwischen A. trabecularis und A. hypophysialis inferior sowie V. hypophysialis superior. Diese Kapillaren besitzen fenestriertes Endothel, eine Blut-Hirn-Schranke fehlt.

Aus den Kapillarschlingen der Eminentia mediana fließt das Blut über Portalvenen, den Vv. portales hypophysiales (daher die Bezeichnung Portalgefäßsystem), zur Adenohypophyse. Dort verzweigen sie sich und münden in die weitlumigen sinusoidalen Kapillaren, die in engem Kontakt zu den Drüsenzellen stehen.

Nachdem das Blut dieses Kapillarsystem durchlaufen hat, sammelt es sich in kleinen Venen, die über oberflächliche venöse Kleinstgefäße in den Sinus cavernosus und in die Sinus intercavernosi münden.

Die Blutversorgung der Neurohypophyse erfolgt durch die A. hypophysialis superior und die A. hypophysialis inferior. Beide Arterien speisen einen dichten Plexus von Kapillaren mit fenestriertem Endothel, anschließend wird das Blut in die oberflächlich anliegenden Venen abgeleitet.

Modulatorische Funktion

Neben der Aufgabe als reine Transportgefäße des Blutes besitzen die Kapillarnetze des Infundibulums sowie der Neurohypophyse noch eine weitere Funktion: Im Bereich der Plexus befinden sich Sensoren, welche die Osmolarität und Elektrolytkonzentration des Blutes messen. Diese Informationen haben Einfluss auf die sekretorische Aktivität im Infundibulum sowie der Neurohypophyse.

Funktion 

Die Hypophyse ist Teil der hormonellen Achsen, welche immer den gleichen prinzipiellen Aufbau haben: Vom Hypothalamus werden Releasing-Hormone freigesetzt, die wiederum die Sekretion von Effektorhormone bewirken, welche dann auf die nachgeschalteten peripheren endokrinen Organe wirken. In Bezug auf die Freisetzung der Effektorhormone ist jedoch zwischen der Adenohypophyse und der Neurohypophyse zu unterscheiden.

Adenohypophyse

Die Adenohypophyse setzt ihre Effektorhormone erst nach Anregung durch die entsprechenden Releasing-Hormone vom Hypothalamus frei. Dabei handelt es sich um:

  • TSH (Thyreoideastimulierendes Hormon)
  • ACTH (Adrenokorticotropes Hormon)
  • FSH (Follikelstimulierendes Hormon)
  • LH  (Luteinisierendes Hormon)
  • STH (Somatotropes Hormon)
  • Prolaktin
  • MSH (Melanozytenstimulierendes Hormon)

Diese Hormone wiederum wirken an Nebennierenrinde, Schilddrüse, Leber, Brustdrüse und Ovar bzw. Hoden, wo ggf. weitere Hormone freigesetzt werden.

Neurohypophyse

An der Neurohypophyse gestaltet sich die Situation anders. Für die Freisetzung des antidiuretischen Hormons (ADH) oder Oxytocin werden keine Releasinghormone vom Hypothalamus benötigt, da die Neurohypophyse selbst ein Teil des Hypothalamus ist ("verlängerter Arm des Hypothalamus"). Die Hormone werden dort also solange vorgehalten, bis sie benötigt werden. Zudem haben ADH und Oxytocin primär keinen Einfluss auf endokrine Organe.

ADH wirkt an zwei verschiedenen Vasopressinrezeptoren: V1-Rezeptoren in Gefäßen und V2-Rezeptoren in der Niere. An Gefäßen sorgen sie für eine Kontraktion der glatten Muskelzellen und in der Niere für den Einbau von Wasserkanalproteinen (Aquaporinen), wodurch mehr Wasser im Tubulussystem rückresorbiert wird (Antidiurese). Beides führt zu einer Erhöhung des arteriellen Blutdrucks.

Oxytocin hingegen wirkt in verschiedenen Abschnitten des Gehirns und ist an sozialen Interaktionen beteiligt. In der Schwangerschaft bindet es an Oxytocinrezeptoren im Uterus und löst die Wehentätigkeit aus. Nach der Geburt bindet es an Rezeptoren im Parenchym der Brustdrüse und stimuliert die Milchejektion.

Bei der nicht schwangeren, nicht laktierenden Frau sind Oxytocinrezeptoren nur in sehr geringer Zahl vorhanden. Gelegentlich kommt es jedoch vor, dass sie aktiviert werden. Da Oxytocin eine Rolle in der Physiologie des Sexualaktes und der partnerschaftlichen Bindung spielt, kann es daher gelegentlich zur Milchejektion ohne Schwangerschaft oder Stillaktivität kommen (z.B. im Zuge sexueller Aktivitäten).

Sekretion

Die im Infundibulum und in der Adenohypophyse gespeicherten Hormone werden nicht kontinuierlich abgegeben, sondern zwischengespeichert, und erst auf einen entsprechenden Reiz hin ausgeschüttet (pulsatile Sekretion).

Sie zeigen dabei häufig eine ausgeprägte Tag-Nacht- oder Schlaf-Wach-Rhythmik. Aus diesem Grund zeigt jeder Mensch innerhalb von 24 Stunden und in Abhängigkeit vom Schlafverhalten deutliche Hormonschwankungen. Untersuchungen haben zudem gezeigt, dass auf diese 24-Stunden-Rhythmen auch übergeordnete Wochen-, Monats- und Jahresrhythmen sowie Rhythmen in Abhängigkeit von der Jahreszeit einwirken. Dementsprechend besitzt jeder Mensch verschiedene Hormonzyklen, die unterschiedlich lang sind und sich gegenseitig beeinflussen.

Ob und inwieweit dies eine Auswirkung auf das Befinden oder das Verhalten hat, ist abhängig von verschiedenen genetischen und epigenetischen Faktoren sowie Umwelteinflüssen.

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Kim Bengochea Kim Bengochea, Regis University, Denver
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