Video: Nerven des männlichen Beckens
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Hallo, ich bin Astrid. Herzlich willkommen bei Kenhub.
Im heutigen Tutorial dreht sich alles um die Nerven im männlichen Becken. Da die Verhältnisse im weiblichen Becken etwas anders aussehen, findet ...
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Im heutigen Tutorial dreht sich alles um die Nerven im männlichen Becken. Da die Verhältnisse im weiblichen Becken etwas anders aussehen, findet ihr auf unserer Webseite ein eigenes Tutorial dazu.
Hier seht ihr das männliche Becken im Sagittalschnitt. Ihr schaut praktisch von rechts in die eröffnete linke Körperhälfte hinein. Das hier ist die Harnblase, dahinter liegt das Rektum. Diese Struktur ist die Prostata und davor das angeschnittene Os pubis. Und die gelben Fasern, die ihr überall verteilt seht, das sind die Nerven, über die wir heute sprechen werden.
Die einzelnen Nerven entstammen sowohl dem somatischen als auch dem autonomen Nervensystem. Sie werden auch willkürliches und unwillkürliches oder animalisches und vegetatives Nervensystem genannt. Beide sind Teil des PNS, des peripheren Nervensystems.
Wir starten mit einem kurzen Überblick über die beiden Nervensysteme. Afferente Fasern des somatischen Nervensystems sind für die Sensorik zuständig. Dazu gehören z.B. die Temperatur- und Schmerzwahrnehmung oder die Berührungsempfindung. Die Efferenz leitet dagegen Informationen für die Motorik weiter. Sie ermöglicht uns also die willkürliche Kontrolle über unsere Skelettmuskeln.
Das autonome Nervensystem arbeitet im Gegensatz dazu ohne unsere bewusste Steuerung. Seine Fasern kontrollieren insbesondere unsere Vitalfunktionen, wie z.B. die Atmung und den Herzschlag. Im Becken steuern sie bspw. die Verdauung, den Harndrang oder die sexuelle Erregung. Man unterscheidet im Allgemeinen zwischen dem Sympathikus und Parasympathikus. Der Sympathikus wird aktiviert, wenn wir im Stress sind: Er lässt unser Herz schneller und kräftiger schlagen oder unsere Pupillen aufweiten. Der Parasympathikus signalisiert dagegen, dass wir im „Entspannungsmodus“ sind. Die Verdauung wird angeregt, wir atmen langsamer und wir schwitzen weniger.
Neben dieser klassischen Einteilung gibt es genau genommen noch ein drittes System, das enterische Nervensystem, kurz ENS. Es ist das autonome Nervensystem unseres Magen-Darm-Trakts. Man könnte auch „Darmhirn“ oder „Bauchhirn“ dazu sagen. Es arbeitet weitestgehend unabhängig, steht aber mit den anderen Nervensystemen in Kontakt. Auf das ENS werden wir in diesem Tutorial nicht weiter eingehen. Vielmehr soll es hauptsächlich um die hier dargestellten Nerven des männlichen Beckens gehen.
Wir starten mit den somatischen Nerven und beenden das Video mit dem autonomen Nervensystem. In der ersten Hälfte besprechen wir den N. obturatorius, N. pudendus, die Nn. rectales inferiores, den N. dorsalis penis sowie die Nn. scrotales posteriores.
Der N. obturatorius geht aus dem Plexus lumbalis hervor. Genauer gesagt aus den Spinalnerven L2 bis L4. Seine Hauptaufgabe liegt in der motorischen Innervation der Oberschenkeladduktoren. Darüber hinaus steuert er auch den M. obturatorius externus. An dieser Stelle solltet ihr euch merken, dass der M. obturatorius INTERNUS nicht vom N. obturatorius innerviert wird. Dieser erhält nämlich direkte Äste aus dem Plexus lumbosacralis. Das ist eine beliebte Fangfrage bei Anatomieprüfungen und deshalb sollte man sich das gut merken.
Hier seht ihr den N. obturatorius in der ventralen Ansicht. Rechts habe ich den M. psoas entfernt, damit wir die Beckennerven besser sehen können. Das sind die Spinalnerven L2, L3 und L4, aus denen der N. obturatorius entsteht. Anschließend läuft er am medialen Rand des M. psoas major entlang und tritt durch den Canalis obturatorius
Neben motorischen Funktionen besitzt der N. obturatorius auch einen sensiblen Ast. Dieser versorgt die Oberschenkelinnenseite.
Aus dem Plexus sacralis entspringt der hier dargestellte N. pudendus. Er enthält Fasern aus den Segmenten S2 bis S4. Der N. pudendus ist der größte und wohl wichtigste Ast des somatischen Nervensystems innerhalb des Beckens.
Er führt sowohl sensible als auch motorische Fasern. Sein sensorischer Innervationsbereich umfasst die äußeren Genitalien, das Perineum und die Haut um den Anus herum. Beim Mann ist er u.a. für das Corpus cavernosum penis, die Vorhaut und die Glans zuständig.
Hier zeige ich euch den weiteren Verlauf des Nervs von dorsal. Zur Orientierung : Das ist das Os sacrum und das Os ischii. Hier rechts seht ihr das Hüftgelenk und einige pelvitrochantäre Muskeln. Und mittendrin liegt der N. pudendus.
Er verlässt das Becken zunächst durch das Foramen infrapiriforme. Von dort zieht er weiter durch das Foramen ischiadicum minus. Das ist diese Öffnung hier, die durch die Ligg. sacrotuberale und sacrospinale begrenzt wird. Dort angekommen innerviert der Nerv die Perineal- und Beckenbodenmuskulatur. Nun versteht ihr, warum der N. pudendus der wohl wichtigste Nerv des Beckens ist. Er stabilisiert im Wesentlichen den Beckenboden alleine und spielt so eine wichtige Rolle für die Stuhl- und Harnkontinenz.
Der N. pudendus gibt eine Gruppe von sehr dünnen Nerven ab, die Nn. rectales inferiores. Ihr seht sie hier unten am Gesäß. Sie enthalten Fasern aus S3 und S4. Sie stammen nicht immer aus dem N. pudendus, sondern können alternativ auch direkt aus dem Plexus sacralis entstehen.
Sie übernehmen die motorische Innervation des M. sphincter ani externus. Das ist also der Sphinktermuskel, den wir bewusst kontrollieren können - ganz im Gegensatz zum inneren Anussphinkter. Die Nn. rectales inferiores beteiligen sich des Weiteren auch an der sensorischen Innervation der Anusregion.
Ein weiterer Ast des N. pudendus ist der N. dorsalis penis. Das ist ein langer, sehr dünner Nerv, der auf dem Penisrücken verläuft. Dabei verästelt er sich weiter und versorgt so verschiedene Strukturen des Penis. Er ist u.a. mit für die sensorische Innervation des Penis zuständig.
Weiter dorsal an den äußeren männlichen Genitalen laufen die Nn. scrotales posteriores. Sie gehören einer größeren Gruppe von Nn. perineales an, die der N. pudendus in der Dammregion abgibt. Sie laufen von dorsal zum Skrotum und versorgen die Hinterfläche sensibel. Über kleinere Äste kommunizieren sie außerdem mit dem R. perinealis des N. cutaneus femoris posterior.
Übrigens, im weiblichen Becken gibt es ein Äquivalent für die Nn. scrotales posteriores, nämlich die Nn. labiales posteriores. Diese laufen also von dorsal zu den großen Schamlippen und versorgen diese sensorisch.
Das waren die wichtigsten somatischen Nerven des männlichen Beckens, die man auf dieser Abbildung sehen kann. Lasst uns nun einen Blick auf die Äste des autonomen Nervensystems werfen. Bei all den Organen im und um das Becken herum, könnt ihr euch vorstellen, dass wir ein großes Netzwerk an autonomen Nerven in der Region finden. Ich werde versuchen, euch diese Schritt für Schritt von kranial nach kaudal zu erklären.
Auf den nächsten Folien werden uns das Ganglion lumbale des Truncus sympathicus und die Nn. splanchnici lumbales begegnen. Darüber hinaus der R. communicans griseus, die Plexus hypogastricus superior und inferior sowie rectalis inferior und medius.
Weiter wird’s mit dem Plexus prostaticus, den Nn. cavernosi penis sowie den Plexus ductus deferentis und vesicalis gehen. Zuletzt sehen wir uns noch die Nn. splanchnici pelvici und den Plexus iliacus an.
Dieses Bild zeigt das Ganglion lumbale des Truncus sympathicus. Damit ist eine Kette aus zumeist 4 Ganglien gemeint, die retroperitoneal beidseits der Wirbelsäule zu finden sind. Sie werden deshalb auch als Ganglia paravertebrales bezeichnet. Aus diesen Ganglien gehen der N. splanchnicus lumbalis und der R. communicans griseus hervor.
Der N. splanchnicus lumbalis enthält Fasern der Segmente L1 und L2. Da meistens vier lumbale Ganglien vorliegen, finden wir in der Regel auch vier Nn. splanchnici lumbales. Rechts im Bild seht ihr, wie einer der Nerven aus einem Ganglion entspringt.
Die Nn. splanchnici lumbales vernetzen sich mit den umliegenden Nervengeflechten, z.B. mit dem Plexus mesentericus inferior und Plexus aorticus. Sie bestehen sowohl aus präganglionär sympathischen als auch aus viszeral afferenten Fasern. Sie beteiligen sich an der sympathischen Innervation des Kolons sowie der glatten Muskulatur der Beckenorgane.
Diese Brücke hier zwischen dem Ganglion und dem Spinalnerven ist der R. communicans griseus. Der Name heißt wörtlich übersetzt „der graue Verbindungsast“. Er ist nämlich nahezu marklos und hat dadurch eine gräuliche Farbe.
Der R. communicans griseus enthält postganglionäre sympathische Fasern. Diese ziehen zum dahinter liegenden Spinalnerven und nutzen ihn als Leitstruktur, um ihre Zielorgane zu erreichen. Zu ihrem Innervationsbereich gehören die glatte Muskulatur der Bauchwand und der unteren Extremität.
Mittig vor der Wirbelsäule treffen wir auf den Plexus hypogastricus superior. Er setzt sich aus Fasern zusammen, die ihn über die Nn. splanchnici lumbales erreichen. Sie stammen aus den Segmenten L1 und L2. Der Plexus hypogastricus superior liegt dem untersten Abschnitt der Aorta abdominalis an, etwa auf Höhe ihrer Bifurkation.
Er teilt sich im Verlauf in einen N. hypogastricus sinister und dexter auf. Diese innervieren sowohl den Ureter als auch die männlichen Genitalien.
Hier seht ihr den linken und den rechten N. hypogastricus separat grün markiert. Sie bilden ihrerseits tiefer im Becken den Plexus hypogastricus inferior. Dieses Geflecht erhält noch weiteren Zufluss aus einigen oberen Spinalnerven, und zwar bis zu T10. Es besteht letztendlich aus einer Mischung aus prä- und postganglionären sympathischen Fasern.
Der Plexus hypogastricus inferior liegt etwas versteckt zwischen der Wirbelsäule, dem Rektum und den Iliakalgefäßen. Ihr könnt ihn euch als Nervengeflecht des kleinen Beckens vorstellen, das viele Ganglien der Beckenorgane beinhaltet. Seine sympathischen Fasern stammen aus den Nn. splanchnici sacrales und den gerade besprochenen Nn. hypogastrici. Die parasympathischen Fasern kommen dagegen aus den Nn. splanchnici pelvici. Seine zahlreichen Äste, die die Beckenorgane versorgen, wollen wir uns nun genauer ansehen.
Am unteren Ende des Rektums bildet der Plexus hypogastricus inferior den Plexus rectalis inferior. Diese Darstellung zeigt das Geflecht nur an der rechten Seitenwand. Ihr müsst euch aber vorstellen, dass die Nerven einmal um das Rektum herumgehen. Sie innervieren das untere Drittel des Organs. Charakteristisch ist dabei, dass die einzelnen Fasern gemeinsam mit den Ästen der A. iliaca interna zu ihrem Zielbereich gelangen.
Weiter oralwärts treffen wir auf den Plexus rectalis medius. Er versorgt entsprechend das mittlere Drittel. Er steht mit dem Plexus rectalis superior in Verbindung. Das ist dieses Nervengeflecht noch weiter oben.
Das wohl wichtigste Nervengeflecht für die männlichen Geschlechtsorgane ist der Plexus prostaticus. Er ist ebenfalls eine Fortsetzung des Plexus hypogastricus inferior. Eine genaue Trennlinie zwischen beiden Plexus ist allerdings schwer zu ziehen.
Neben der Prostata innerviert er noch weitere akzessorische Geschlechtsdrüsen: Das sind v.a. die Samenblase und die Bulbourethraldrüse, auch als Cowper-Drüse bekannt. Entlang des Penis versorgt der Plexus zudem die Urethra und das Corpus cavernosum.
Die Nerven zum Corpus cavernosum heißen entsprechend Nn. cavernosi penis. Meistens gibt es einen großen und einen kleinen Nerven, die als „Major“ und „Minor“ bezeichnet werden. Sie enthalten sowohl die parasympathischen als auch sympathischen Fasern für den Schwellkörper. Die Nn. cavernosi penis regulieren insbesondere die Helix- oder Sperrarterien und arteriovenösen Anastomosen im Penis. Somit sind sie maßgeblich für die Erektion und Erschlaffung verantwortlich.
Aus dem Plexus hypogastricus inferior ziehen kleinere Fasern zum Samenleiter, also dem Ductus deferens. Ihr seht ihn hier angeschnitten seitlich der Harnblase. Das Nervengeflecht, welches ihn umgibt, wird Plexus deferentialis oder auch Plexus ductus deferentis genannt. Es versorgt nicht nur den Ductus deferens, sondern reicht distal bis zu den Epididymiden. Das sind die Nebenhoden, die von dorsal auf den eigentlichen Hoden liegen.
Auch diese Fasern um die Harnblase herum stammen aus dem Plexus hypogastricus inferior. Das ist der Plexus vesicalis. Seine Hauptaufgabe ist selbstverständlich die Innervation der Harnblase. Die parasympathischen Fasern erhöhen die Kontraktion der Harnblasenwand und die Erschlaffung des Schließmuskels. Der Körper macht sich also bereit für die Miktion. Der Sympathikus bewirkt dagegen das Gegenteil: Der Schließmuskel kontrahiert sich und die Harnblase erschlafft, sodass sie sich füllen kann. Typisch für die Fasern des Plexus vesicalis ist, dass sie von den Harnblasenarterien begleitet werden.
Erinnert ihr euch noch an die vier lumbalen Ganglien des Truncus sympathicus, über die wir vorhin gesprochen haben? Aus ihnen gingen die Nn. splanchnici lumbales hervor. Hier seht ihr nun die Nn. splanchnici pelvici. Sie liegen also nicht im Lendenbereich, sondern innerhalb des Beckens. Das besondere an ihnen ist, dass sie ausschließlich parasympathische Fasern enthalten. Sie stammen aus den Seitenhörnern des Rückenmarks und werden schließlich im Plexus hypogastricus inferior umgeschaltet.
Ihr Innervationsgebiet umfasst zahlreiche Beckenorgane und die Genitalien. Sie sind u.a. an der Regulation der Blasenentleerung, der Stuhlkontinenz und der Erektion beteiligt.
Als letztes Nervengeflecht stelle ich euch den Plexus iliacus vor. Er ist genau genommen die Fortsetzung des Plexus aorticus abdominalis ab der Aortenbifurkation. In der Abbildung ist er etwas schwer zu erkennen, weil er um die Iliakalgefäße liegt. Die dünnen Nervenäste folgen diesen Gefäßen und heißen ab dem Oberschenkel „Plexus femoralis“.
All diese Nerven steuern einerseits die glatte Muskulatur der Gefäße. Andererseits dienen sie als Zwischenstation für die anderen Plexus im Becken, die wir heute kennengelernt haben.
Ich hoffe, ich konnte euch einen Überblick über die Nerven des männlichen Beckens verschaffen und wir hören uns bald wieder.