Nervi splanchnici pelvici
Die Nervi splanchnici pelvici (Becken-Eingeweidenerven) haben ihren Ursprung in den Seitenhörnern der Spinalnervensegmente S2-S4.
Sie sorgen für die vegetative Innervation der Beckenorgane und sind parasympathische Nerven.
Ihre wichtigen Funktionen umfassen unter anderem die Harn-und Stuhlkontinez, sowie die Motilität des Darms.
Im folgenden Artikel gehen wir näher auf die Anatomie, den Verlauf und die Funktionen der Nervi splanchnici pelvici ein.
Ursprung | Seitenhörnern der Spinalnervensegmente S2-S4 |
Verlauf |
Nervi splanchnici pelvici laufen in den Plexus hypogastricus inferior Plexus hypogastricus inferior umfasst Plexus rectales medius und inferior, prostaticus und deferentialis bzw. uterovaginalis, vesicalis und uretericus |
Funktionen |
Harn- und Stuhlkontinenz Vasodilatation in den Genitalien bei sexueller Erregung Motilität des Darms |
Verlauf
Die Fasern der Nn. splanchnici pelvici entspringen aus vegetativen Kerngebieten im Seitenhorn des Rückenmarks, genauer der Columna intermedia, aus den Segmente S2-S4, den Ncll. parasympathici sacrales.
Sie treten im Vorderhorn aus dem Rückenmark aus und lagern sich dann zu den Nn. splanchnici zusammen. Die Nn. splanchnici pelvici sind von den Spinalnerven der jeweiligen Segmente zu unterscheiden.
Nach Austritt aus dem Rückenmark laufen die präganglionären Fasern in den Plexus hypogastricus inferior, der die Plexus rectales medius und inferior, prostaticus und deferentialis beziehungsweise uterovaginalis, vesicalis und uretericus umfasst. Es handelt sich dabei um Geflechte aus vegetativen Nerven.
Dort kann in Ganglien eine Umschaltung auf die postganglionären Fasern erfolgen. Alternativ können die Plexus auch ohne Umschaltung passiert werden, wenn diese erst intramural an den Effektororganen erfolgt.
Die postganglionären Fasern, welche dann nicht mehr als Nn. splanchnici pelvici bezeichnet werden, laufen dann weiter zu den Organen des Beckens.
Das Versorgungsgebiet der vegetativen Fasern, die aus dem Sakralmark entspringen, beginnt am sogenannten Cannon-Böhm-Punkt, der sich an der Flexura coli sinistra (linke Colonflexur) befindet, und beinhaltet die Flexura coli sinistra, das Sigmoid, das Rektum, die Harnblase sowie die inneren und äußeren Genitalien. Alle oral davon gelegenen Bauchorgane werden parasympathisch über den Nervus vagus innerviert.
Funktion
Der Effekt der Nn. splanchnici pelvici ist vielfältig, so sind sie zuständig für die Harn- und Stuhlkontinenz, die Vasodilatation in den Genitalien bei sexueller Erregung sowie die Motilität des Darms.
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In der gängigen Literatur findet man die Angabe, dass sie parasympathische Fasern zu den Beckeneingeweiden, genauer zu dem unteren Drittel des Colons ab dem Cannon-Böhm-Punkt, dem Sigmoid, dem Rektum, der Harnblase und den Genitalien führen.
Neue Untersuchungen zeigen jedoch, dass diese Annahme überdacht werden muss und es sich bei den Nn. splanchnici pelvici nicht um parasympathische, sondern um sympathische Nervenfasern handelt.
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Klinik
Eine mögliche Ursache für Funktionsausfälle der Nn. splanchnici pelvici sind Verletzungen des Conus medullaris, welcher ungefähr auf Höhe des ersten Lendenwirbelkörpers liegt. Eine Schädigung kann beispielsweise durch Tumoren, Metastasen oder Spina bifida hervorgerufen werden.
Sind dabei die Kerngebiete der Ncll. parasympathici sacrales betroffen, aus denen die Nn. splanchnici pelvici hervorgehen, treten typische Symptome des sogenannten Konus-Syndroms auf. Dazu zählen Harnverhalt, Defäkations- und Sexualfunktionsstörungen sowie Reiterhosenanästhesien. Außerdem kommt es zum Ausfall der Fremdreflexe (Anal- und Bulbocavernosusreflex), wobei dieser nicht durch die Läsion der Nn. splanchnici pelvici vermittelt werden.
Des Weiteren findet man schlaffe Paresen der Muskulatur, die durch Nerven aus den Segmente S3-S5 innerviert werden. Das sind die Beckenbodenmuskulatur sowie die externen Sphinkter des Anus und der Harnblase.
Außerdem kann es durch das Kauda-Syndrom, eine Kompression in Höhe der Cauda equina, ebenfalls zur Läsion und zum Funktionsausfall der Nn. splanchnici pelvici kommen. Beeinträchtigt sind dann auch die Harn- und Stuhlkontinenz sowie die Sexualfunktion. Zudem kommt es zu einer schlaffen, peripheren Parese der Muskeln mit segmentaler Verteilung. Eine mögliche Ursache sind Bandscheibenprolapse.
Das Vorliegen einer Kombination aus Konus- und Kauda-Syndrom wird als Konus-Kauda-Syndrom bezeichnet. Bei beiden Syndromen liegt eine Notfallindikation zur operativen Therapie vor.
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