Video: Leistenkanal
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Hallo, hier ist Steffi. Herzlich Willkommen bei Kenhub.
Im heutigen Tutorial geht es um den Leistenkanal, den Canalis inguinalis. Wir werden uns ansehen, wie er aufgebaut ist und welche Strukturen ...
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Im heutigen Tutorial geht es um den Leistenkanal, den Canalis inguinalis. Wir werden uns ansehen, wie er aufgebaut ist und welche Strukturen durch ihn hindurch ziehen. Auch auf umliegende Gefäße, Nerven und Muskeln werde ich dabei eingehen. Um den Aufbau des Leistenkanals zu verstehen, müssen wir uns die ventrolaterale Rumpfmuskulatur genauer anschauen. Dazu zählen der M. obliquus externus und internus abdominis sowie der M. transversus abdominis. Dies sind der schräge äußere und schräge innere sowie der querverlaufende Bauchmuskel. Klinisch werden diese kurz als Externus, Internus und Transversus bezeichnet. Diese drei sind maßgeblich am Aufbau des Leistenkanals beteiligt. Wir werden zuerst einen Blick auf diese drei Muskeln werfen, bevor wir deren Beteiligung am Leistenkanal besprechen.
Hier seht ihr den M. obliquus externus abdominis, den schrägen äußeren Bauchmuskel. Er ist der größte der drei seitlichen Bauchmuskeln. Seine Aponeurose bildet mit der Fascia lata des Oberschenkels das Lig. inguinale. Das ist das Leistenband. Sein Ursprung liegt an den Außenflächen der 5. bis 12. Rippe. Wie ihr seht, ist dieser Muskel ausgesprochen großflächig. Seine Fasern verlaufen von den Ursprüngen aus nach mediokaudal und verteilen sich schließlich auf zwei Ansatzsehnen: dem Crus mediale und dem Crus laterale. Die schmale Öffnung zwischen den beiden Ansatzsehnen stellt übrigens die äußere Öffnung des Leistenkanals dar. Wir kommen später noch einmal auf sie zu sprechen. Wie ihr hier sehen könnt, setzt das Crus mediale an am Pecten ossis pubis, dem Schambeinkamm an. Zudem ist es an der Bildung der Rektusscheide beteiligt. Durch die Rektusscheide setzt dieser Schenkel auch an der Linea alba an; das ist diese median verlaufende Sehne hier. Der Ansatz des Crus laterale liegt dagegen etwas weiter lateral am Labium externum der Crista iliaca. Das ist die äußere Knochenlippe des Beckenkamms. Außerdem inseriert diese Sehne am Tuberculum pubicum, dem Schambeinhöcker, und am Lig. inguinale, dem Leistenband. Die Innervation des Externus übernehmen die Nerven, die wir nahe seines Ursprungs finden. Es sind die Nervi intercostales 5 - 12 und der N. subcostalis. Natürlich ist die Beteiligung am Aufbau des Leistenkanals nicht die einzige Funktion, die dieser Muskel ausübt. Er bewirkt außerdem bei einseitiger Kontraktion eine Lateralflexion und eine Rotation des Rumpfes. Werden beide Muskeln aktiviert, dann beugt sich der Oberkörper nach vorne; das nennt man Ventralflexion. Genaueres über diesen und die beiden nachfolgenden Muskeln könnt ihr auch in unserem Tutorial zum Thema „Muskeln des vorderen Rumpfs“ erfahren.
Ein weiterer Muskel, den ihr im Zusammenhang mit dem Leistenkanal kennen müsst, ist der M. obliquus internus abdominis. Das ist der schräge innere Bauchmuskel. Er liegt unter dem Externus, aber über dem Transversus. Seine Ursprünge sind das oberflächliche Blatt der Fascia thoracolumbalis und der Beckenkamm. Zusätzlich entspringen Fasern an der lateralen Hälfte des Leistenbandes. Der Internus zieht dann nach mediokranial, womit seine Fasern die des Externus kreuzen. Die Ansätze dieses Muskels liegen am Unterrand der Rippenknorpel der 10. - 12. Rippe und über die Rektusscheide an der Linea alba. Beim Mann strahlen einige der unteren Fasern in den M. cremaster mit ein. Bei der Frau ziehen sie mit dem Lig. teres uteri zum äußeren Leistenring. Die Innervation des M. obliquus internus übernehmen die Nn. intercostales 7 bis 12 sowie Äste des N. subcostalis, iliohypogastricus und ilioinguinalis. Seine Funktionen ähneln denen des Externus. Eine einseitige Kontraktion führt zur Lateralflexion und zur Rotation des Rumpfes, die beidseitige Aktivierung zur Ventralflexion. Der dritte der drei seitlichen Bauchmuskeln ist der M. transversus abdominis, der quere Bauchmuskel. Er bildet, wie ihr hier gut sehen könnt, die innerste Schicht dieser Muskelgruppe. Seine Fasern verlaufen, wie es der Name ja schon vermuten lässt, quer über das Abdomen. Sie entspringen dabei an den Innenflächen der 7. bis 12. Rippe und am tiefen Blatt der Fascia thoracolumbalis. Im Bereich des Beckens geht er vom Beckenkamm und vom lateralen Bereich des Leistenbandes ab. Seine Fasern verlaufen horizontal nach medial und setzen über die Rektusscheide an der längs verlaufenden Linea alba an. Die Nerven, die diesen Muskel innervieren, sind dieselben wie beim Internus. Zur Erinnerung, das waren die Nn. intercostales 7 bis 12 sowie der N. subcostalis, iliohypogastricus und ilioinguinalis. Der M. transversus abdominis bewirkt bei einseitiger Kontraktion eine Rotation des Rumpfes.
Ihr habt nun die drei Muskeln kennengelernt, die mit ihren Fasern, Ansatzsehnen und Aponeurosen den Leistenkanal bilden und verstärken. Diesen müsst ihr euch als einen röhrenähnlichen Kanal vorstellen, der sich oberhalb des Leistenbandes durch die Bauchwand zieht. Er verläuft schräg von dorsolateral nach ventromedial. Dabei misst er ca. 3,5-5 cm. Bei der Frau ist er in der Regel etwas kürzer als beim Mann. Seine innere Öffnung ist der Anulus inguinalis profundus, der innere Leistenring. Der äußere Leistenring oder Anulus inguinalis superficialis, den ihr hier sehen könnt, ist die äußere Öffnung.
Der Leistenkanal besitzt ein Dach, einen Boden, eine Hinter- sowie Vorderwand. Der innere und der äußere Leistenring befinden sich dabei in der Hinter- bzw. der Vorderwand. Die Begrenzungen werden wir im Folgenden etwas genauer besprechen. Das Dach des Leistenkanals wird im Wesentlichen durch den Internus und den Transversus gebildet. Ihr erinnert euch: Das sind die inneren beiden der 3 seitlichen Bauchmuskeln. Der Boden wird durch das Lig. inguinale, dem Leistenband, sowie dem Lig. reflexum gebildet. Letzteres wird aus kaudalen Fasern des Crus laterale des Externus gebildet.
Das Leistenband erstreckt sich, wie ihr hier gut sehen könnt, von der Spina iliaca anterior superior bis zum Tuberculum pubicum des Schambeins. Sein medialer Anteil wird von der Aponeurose des Externus gebildet. Außer, dass es den Boden des Leistenkanals bildet, hat es auch noch klinische Relevanz. Denn es markiert die kraniale Begrenzung des Trigonum femorale sowie die kaudale Begrenzung des Hesselbach-Dreiecks. Letzteres bezeichnet eine muskelfreie Stelle der Bauchwand. Bei Hernienoperationen dient das Leistenband darüber hinaus auch als Orientierungspunkt.
Zwischen dem Leistenband und dem Ramus superior des Schambeins erstreckt sich das nur 1-1,5cm lange Lig. lacunare. Es ist eine Abspaltung der Aponeurose des Externus. Es dient der unter dem Leistenband liegenden Lacuna vasorum als mediale Begrenzung. Bricht hier eine Hernie durch, eine sogenannte Schenkelhernie, kann der scharfe Rand des Lig. lacunare diese einklemmen. In diesem Fall kann dieses Band angeschnitten werden, um die Hernie zu lösen. Nach medial setzt sich das Lig. lacunare über den Kamm des Schambeins fort. Dieser Teil wird als Lig. pectineum oder Cooper-Band bezeichnet. Einige Fasern des Externus strahlen in das Leistenband ein, wie wir gelernt haben. Seine kaudalsten Fasern auf der anderen Seite schlagen nach innen um und bilden dadurch das Lig. reflexum. Es ist klinisch auch als Colles-Band bekannt. Das Lig. reflexum spannt sich zwischen dem Lig. lacunare und Tuberculum pubicum. Soviel zum Boden des Leistenkanals.
Nun wollen wir uns die Vorderwand genauer ansehen. Diese besteht hauptsächlich aus der Aponeurose des Externus, genauer gesagt aus den Crura mediale und laterale. Sie bilden den äußeren Leistenring, den Anulus inguinalis superficialis. Dorsal wird dieser durch das Lig. reflexum begrenzt, das wir uns gerade angeschaut haben.
Die Hinterwand des Leistenkanals besteht aus der Fascia transversalis und ihren Verstärkungszügen. Sie erstreckt sich von der Leistenregion bis zur Faszie des Zwerchfells. Außen liegt ihr der Transversus an, von innen wird sie vom Bauchfell, dem Peritoneum bedeckt. Die Fascia transversalis bedeckt den Leistenkanal von dorsal und bildet den Anulus inguinalis profundus, den inneren Leistenring. Beim Mann setzt sie sich als Fascia spermatica interna fort. Sie umhüllt dabei als dünne Faszie den Samenstrang und verläuft mit diesem durch den Leistenkanal.
Nun ein kleiner Exkurs: Wir wollen einen kurzen Blick auf die Faszien rund um die Leistenregion werfen, bevor wir den Inhalt des Leistenkanals besprechen. Hier sind es besonders die Fascia lata, die Oberschenkelfaszie und die Fascia iliaca, die Darmbeinfaszie, die uns interessieren.
Die Fascia lata umhüllt als tiefe Faszie die Muskelgruppen des Oberschenkels ähnlich einer Strumpfhose. Dieses Bild zeigt nur einen kleineren Ausschnitt. Tatsächlich bedeckt sie ein viel größeres Areal, das vom Leistenband bis zur Unterschenkelfaszie reicht. Sehnenfasern des M. gluteus maximus und medius bilden den Tractus iliotibialis. Dies ist ein Verstärkungszug der Fascia lata an der Außenseite des Oberschenkels. Der im Hüftbereich lokalisierte M. tensor fascia latae strahlt ebenfalls in den Tractus iliotibialis ein und dient der Aufrechterhaltung der Faszienspannung.
Die Fascia iliaca ist die gemeinsame Faszie zweier Muskeln: des M. psoas major und iliacus. Sie liegt im Bereich des Beckens und ist mit ihrem medialen Rand mit dem Leistenband verwachsen. Dadurch trennt sie den Raum unter dem Leistenband in 2 Kompartimente: medial die Lacuna vasorum und lateral die Lacuna musculorum. Durch die Lacuna vasorum ziehen die A. und V. femoralis und der Ramus femoralis des N. genitofemoralis. Die Lage der Strukturen könnt ihr euch mit dem Merkspruch „IVAN“ ganz leicht merken: „Innen Vene, dann Arterie und Nerv.“ Durch die lateral gelegene Lacuna musculorum läuft in erster Linie der M. iliopsoas. Darüber hinaus ziehen auch der N. femoralis und der sensible N. cutaneus femoralis lateralis hier hindurch.
Zurück zum Thema des heutigen Tutorials, dem Leistenkanal. Ihr müsst wissen, dass der Inhalt dieses Kanals geschlechtsabhängig ist. Bei beiden Geschlechtern ziehen Blut- und Lymphgefäße sowie der N. ilioinguinalis und der Ramus genitalis des N. genitofemoralis hindurch. Im männlichen Becken tritt zusätzlich der Samenstrang hindurch, im weiblichen das Lig. teres uteri.
Der Leistenkanal des Mannes besitzt allerdings eine größere klinische Bedeutung, weshalb wir diesen etwas näher betrachten wollen. Vor allem die Leitungsbahnen, die zum und vom Hoden ziehen, verlaufen durch den Leistenkanal. Dabei bilden sie gemeinsam den Samenstrang, den Funiculus spermaticus. Dieser enthält den Samenleiter oder Ductus deferens und seine begleitenden Gefäße: die A. und V. ductus deferentis und den venösen Plexus pampiniformis. Die A. testicularis zieht gemeinsam mit der V. testicularis und der A. und V. cremasterica ebenfalls im Samenstrang durch den Leistenkanal. Neben einigen Lymphgefäßen verlaufen dort auch der R. genitalis des N. genitofemoralis sowie der Plexus testicularis. Letzteres ist ein Nervengeflecht, welche die glatte Muskulatur und die Durchblutung des Hodens reguliert.
Der Samenstrang wird von verschiedenen Hüllen umgeben. Von innen nach außen sind das die Fascia spermatica interna, der M. cremaster und die Fascia spermatica externa. Am äußeren Leistenring setzen sich die Aponeurose des Externus und die oberflächliche Bauchfaszie als dünne Fascia spermatica externa fort. Sie umhüllt den Samenstrang, nachdem dieser aus dem Leistenkanal ausgetreten ist. Weiter distal umfasst sie auch den Hoden. Streng genommen zählt sie also nicht zum Inhalt des Leistenkanals, umhüllt aber die Strukturen, die aus ihm hervor kommen.
Nachdem wir uns den Aufbau und Inhalt des Leistenkanals angeschaut haben, möchte ich in der zweiten Hälfte des Tutorials auf die Leitungsbahnen der Region eingehen. Wir beginnen mit den großen Arterien dieser Areale und sehen uns dann deren Äste an, die mit dem Leistenkanal in Verbindung stehen. Nachfolgend werfen wir auch einen kurzen Blick auf die Venen und Nerven.
Lasst uns mit der paarigen A. iliaca communis, der gemeinsamen Darmbeinarterie, beginnen. Aus ihr entspringen alle weiteren Arterien, die das Becken und die unteren Extremitäten versorgen. Sie entsteht an der Bifurkation der Aorta abdominalis etwa auf Höhe des 4. Lendenwirbels. Dann verläuft sie medial des M. psoas major nach inferolateral. Ventral des Iliosakralgelenks teilt sie sich dann in die A. iliaca interna und externa. Die A. iliaca interna, die innere Darmbeinarterie gilt als die Hauptarterie des Beckens. Ihre Äste versorgen die Wände des Beckens, die Harnblase, die Geschlechtsorgane und die Innenseite des Oberschenkels. In den beiden Tutorials zu den Blutgefäßen des männlichen und weiblichen Beckens könnt ihr dieses Thema noch weiter vertiefen. Der zweite Ast der A. iliaca communis ist die A. iliaca externa, die äußere Darmbeinarterie. Sie verläuft schräg nach kaudoventral und verlässt das Becken durch die Lacuna vasorum. Ihr erinnert euch: Diese Öffnung liegt unterhalb des Leistenbandes. Nach Unterquerung des Leistenbandes setzt sich die A. iliaca externa als A. femoralis im Oberschenkel fort. Oberhalb ist sie für die Versorgung der Muskeln und der Haut der unteren Bauchwand zuständig. Dazu gibt sie 2 weitere Äste ab: die A. epigastrica inferior und die A. circumflexa ilium profunda.
Die Fortsetzung der A. iliaca externa ist die A. femoralis, wie vorhin angesprochen. Sie ist die größte Arterie des Oberschenkels. Sie erstreckt sich vom Leistenband bis zur Kniekehle, wo sie in die A. poplitea übergeht. Hier seht ihr die A. femoralis im Schenkeldreieck oder Trigonum femorale. Es ist auch als Scarpa-Dreieck bekannt. Sie läuft lateral der V. femoralis und medial des N. femoralis. Die Arterie wird in der Kardiologie häufig als Zugang für einen Herzkatheter genutzt. Die genaue Lage in der Leistenregion im Bezug zu den umliegenden Strukturen spielt deshalb eine wichtige Rolle. Einer der Hauptäste der A. femoralis ist die A. profunda femoris. Sie ist einer ihrer längeren Äste, der tief im Gewebe des Oberschenkels verläuft.
Unmittelbar über dem Leistenband geht die A. epigastrica inferior, die untere Bauchdeckenarterie aus der A. iliaca externa hervor. Sie zieht nach ventral und zwischen dem M. rectus abdominis und der Rektusscheide nach kranial. Sie gibt ihrerseits zahlreiche kleine Äste ab und anastomosiert oberhalb des Nabels mit A. epigastrica superior. Die A. epigastrica inferior ist klinisch besonders bei der Differentialdiagnostik von Leistenbrüchen, sog. Hernien, von Bedeutung. Bei Hernien medial der Arterie handelt es sich in aller Regel um direkte Hernien, lateral der Arterie um indirekte Hernien. So kann die A. epigastrica inferior als Orientierung genutzt werden, um die beiden Typen zu unterscheiden. Auf die unterschiedlichen Hernien werden wir später noch einmal genauer eingehen.
Diese kurze Arterie hier, die A. cremasterica, entspringt der A. epigastrica inferior. Wie der Name verrät, versorgt die Arterie den M. cremaster, den Muskel, der den Hoden anhebt. Anschließend läuft sie durch den Samenstrang, den sie ebenfalls mit Blut speist. Am Hoden anastomosiert sie schließlich mit der A. testicularis. Im weiblichen Becken finden wir ein Äquivalent zur A. cremasterica, nämlich die A. ligamenti teretis uteri. Sie ist vergleichsweise kurz und läuft entlang des gleichnamigen Lig. teres uteri, das sie mit kurzen Ästen versorgt.
Die A. testicularis hingegen geht direkt aus der Aorta abdominalis hervor. Der Abgang erfolgt meist unter der Nierenarterie etwa auf Höhe des zweiten Lendenwirbels. Sie zieht dann abwärts und tritt durch den Samenstrang und den Leistenkanal zum Hoden, den sie versorgt.
Lasst uns nun sehen, welche Venen wir im Bereich der Leistenregion finden. Den Plexus pampiniformis, habt ihr bereits kennengelernt. Ich erwähnte ihn, als es um die Strukturen innerhalb des Samenstrangs ging. Er ist ein Venengeflecht aus zahlreichen kleinen Venen, die von der Rückseite des Hodens aufsteigen und in den Samenstrang eintreten. Auf Höhe des Anulus inguinalis profundus fließen sie zur V. testicularis zusammen. Wenn die Venenklappen in diesem Bereich insuffizient werden, sacken die Venen aus und der Plexus vergrößert sich abnorm. Wir bezeichnen das klinisch als Varikozele. Sie ist eine häufiges Krankheitsbild des Mannes. Nicht selten führt sie zu Schäden am Samenstrang bis hin zur Unfruchtbarkeit.
Der weitere Verlauf der paarigen V. testicularis unterscheidet sich links und rechts. Die rechte V. testicularis mündet direkt in die V. cava inferior, während die linke V. testicularis mit der linken V. renalis zusammenfließt.
Am Oberschenkel finden wir die große V. femoralis. Ihr erinnert euch sicher an die vorhin besprochene A. femoralis, die sich als A. poplitea fortsetzt. Hier ist es genau umgekehrt. Denn die V. femoralis stellt die Fortsetzung der V. poplitea dar. Sie erhält aber noch weitere Zuflüsse, nämlich von der V. profunda femoris und der V. saphena magna. Innerhalb der Lacuna vasorum geht sie dann in die V. iliaca externa über. Diese nimmt unter anderem die hier dargestellte V. epigastrica inferior auf. Ähnlich wie die gleichnamige Arterien anastomosiert sie auf Höhe des Bauchnabels mit der V. epigastrica superior.
Nach Unterkreuzung des Leistenbands wird die V. femoralis als V. iliaca externa oder äußere Darmbeinvene bezeichnet. Sie erhält zusätzliche Zuflüsse von der V. epigastrica inferior und der V. circumflexa iliaca profunda. Sie verläuft im Becken neben der gleichnamigen Arterie und bildet mit der V. iliaca interna die V. iliaca communis. Bevor die V. iliaca interna mit der V. iliaca externa zusammenfließt, nimmt sie ihrerseits Zuflüsse zahlreicher weiterer Venen auf. Vereinfacht könnt ihr euch merken, dass - mit wenigen Ausnahmen - das venöse Blut aller Beckenorgane in die V. iliaca interna mündet. Auch ein Großteil des venösen Abflusses der Rumpfwand endet hier. Die linke und rechte V. iliaca communis fließen zusammen und bilden gemeinsam die V. cava inferior. Diese steigt rechts entlang der Wirbelsäule auf und mündet im rechten Herzen.
Soviel zu den wichtigsten Gefäßen in der Leistenregion. Vorhin haben wir bereits über einige Nerven gesprochen, die innerhalb des Samenstrangs verlaufen. Ich möchte diese Liste mit einigen Details und weiteren Nerven vervollständigen. Hier seht ihr den N. genitofemoralis grün markiert. Er entstammt dem Plexus lumbalis und setzt sich aus Fasern der Segmente L1 und L2 zusammen. Seine beiden Äste sind der Ramus genitalis und Ramus femoralis. Der Ramus genitalis tritt durch den Anulus inguinalis profundus in den Leistenkanal ein. Bei der Frau innerviert er die Haut des Mons pubis, des Schamhügels, und die Labia majora, die großen Schamlippen. Beim Mann innerviert der Ramus genitalis den M. cremaster, die Fascia spermatica interna, die Tunica vaginalis testis und die Haut des Skrotums. Es ist übrigens der Nerv, der für den sogenannten Kremaster- oder Hodenheber-Reflex verantwortlich ist. Dieser Reflex wird durch Bestreichen der Innenseite des Oberschenkels ausgelöst. Dies führt im Normalfall zu einer Kontraktion des M. cremaster, wodurch das Skrotum angehoben wird.
Der zweite Ast des N. genitofemoralis, der Ramus femoralis, verläuft nicht durch den Leistenkanal. Stattdessen zieht er, wie ihr hier schön sehen könnt, unter dem Leistenband hindurch. Er verläuft in der Lacuna vasorum zwischen dem Arcus iliopectineus und der A. femoralis. Dann tritt er durch den Hiatus saphenus hindurch und innerviert die Haut an der Vorderseite des Oberschenkels.
Ein weiterer und gleichzeitig der größte Ast des Plexus lumbalis ist der N. femoralis. Er entstammt den Rückenmarkssegmenten L2 bis L4. Er verläuft erst am Seitenrand des M. psoas major und später zwischen ihm und dem M. iliacus. Unterhalb des Leistenbandes gelangt er durch die Lacuna musculorum zum Oberschenkel, wo er sich dann weiter in seine Äste aufzweigt. Diese versorgen zahlreiche Oberschenkelmuskeln motorisch sowie die Oberschenkelvorderseite und die mediale Seite des Unterschenkels sensibel.
Ein weiterer Nerv geht durch die Lacuna musculorum hindurch, nämlich der N. cutaneus femoris lateralis. Dieser rein sensible Ast geht ebenfalls direkt aus dem Plexus lumbalis hervor. Er verläuft unter dem Leistenband und innerviert mit seinen Ästen die Haut an der lateralen Seite des Oberschenkels.
Die letzten Strukturen, die ich heute mit euch besprechen möchte, sind die Nodi lymphoidei inguinales superficiales, die oberflächlichen Leistenlymphknoten. Diese Gruppe besteht aus insgesamt 10 Lymphknoten, die im Trigonum femorale zu finden sind. Sie bilden unmittelbar unter dem Leistenband eine Kette und münden in die tiefer im Gewebe liegenden liegenden Nodi lymphoidei inguinales profundi. Die oberflächlichen Leistenlymphknoten können bei Entzündungen in der Leistenregion oder im Genitalbereich sowie bei Metastasierung von Tumorzellen pathologisch vergrößert sein. Ihr könnt sie dann leicht bei der körperlichen Untersuchung durch Palpation in der Leiste tasten.
Wie versprochen möchte ich zum Abschluss des Tutorials eine der häufigsten Erkrankungen in der Leistenregion besprechen: die Inguinal- oder Leistenhernie. Damit bezeichnet man die pathologische Ausstülpung des Peritoneums durch eine Schwachstelle an der Bauchwand in der Leistenregion. Diese Schwachstelle kann angeboren oder erworben sein. Die Hernie besteht dabei aus vier Komponenten: der Bruchpforte, dem Bruchsack, der Bruchhülle und dem Bruchinhalt. Allen Leistenhernien ist gemein, dass der Bruchsack oberhalb des Leistenbandes verläuft. Der Bruchsack kann teilweise mit Bauchinhalt gefüllt sein, z.B. mit Darmschlingen. Der Leistenkanal ist eine natürliche Schwäche der Rumpfwand. Wird der Druck im Bauchraum zu groß, können hier Bruchpforten entstehen.
Klinisch unterscheiden wir dabei direkte und indirekte Leistenhernien. In beiden Fällen ist der Anulus inguinalis superficialis, der äußere Leistenring, die äußere Bruchpforte. Bei der indirekten Leistenhernie tritt der Bruchsack durch den Anulus inguinalis profundus, also der inneren Öffnung des Leistenkanals. Charakteristischerweise liegt er somit lateral der Vasa epigastrica inferior, wie wir vorhin gelernt haben. Beim Mann nimmt der Bruchsack den Samenstrang mit, bei der Frau das Lig. teres uteri. Meistens ist die indirekte Leistenhernie angeboren und betrifft Neugeborene und kleine Kinder. Sie kann aber auch später in der Jugend oder im jungen Erwachsenenalter erworben werden. Besonders häufig erleiden Männer eine indirekte Leistenhernie, da der Anulus inguinalis profundus im männlichen Becken eine größere Schwachstelle darstellt als im weiblichen. Der Bruchsack verläuft dann durch den Leistenkanal hindurch und tritt über den Anulus inguinalis superficialis nach außen. Dieser stellt die äußere Bruchpforte dar.
Die direkte Leistenhernie dagegen ist immer erworben. Die innere Bruchpforte liegt hier medial der Vasa epigastricae inferiores im sogenannten Hesselbach-Dreieck, einer muskelschwachen Stelle in der Bauchwand. Der Bruchsack samt Inhalt durchbricht somit direkt die Bauchwand, endet aber nicht im Hodensack bzw. in den großen Schamlippen. Die direkte Leistenhernie betrifft typischerweise ältere Menschen. Eine Leistenhernie geht niemals von alleine zurück und die einzige definitive Therapie ist die Operation. Es gibt heutzutage viele verschiedene Verfahren, aber alle haben gemeinsam, dass der Bruchinhalt in den Bauchraum zurückverlagert und die Bruchlücke verschlossen wird. Dabei wird das Gewebe mithilfe einer speziellen Naht oder eines Kunststoffnetzes gestützt.