Video: Radius und Ulna
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Hast du schonmal so etwas am Arm gehabt? Ich hoffe nicht, aber es ist sehr wahrscheinlich, dass du dir entweder selber schon einmal das Handgelenk gebrochen hast oder zumindest jemanden kennst, der ...
Mehr lesenHast du schonmal so etwas am Arm gehabt? Ich hoffe nicht, aber es ist sehr wahrscheinlich, dass du dir entweder selber schon einmal das Handgelenk gebrochen hast oder zumindest jemanden kennst, der das erlebt hat. Aber wusstest du, dass Knochenbrüche eigentlich viel öfter an den Unterarmknochen als am Handgelenk an sich passieren? Ja, wirklich. Frakturen des distalen Unterarms sind bei Kindern tatsächlich dreimal häufiger als Frakturen der Knochen am Handgelenk. Wenn du also mehr über die Anatomie dieser Knochen herausfinden möchtest, bist du bei diesem Tutorial ganz richtig. Denn heute lernen wir alles Wichtige zum Radius und der Ulna. Aber bevor wir uns diese Knochen genauer anschauen, lasst uns kurz einen Blick auf die obere Extremität werfen und uns nochmal ein paar wesentliche Dinge vor Augen führen. Wenn du an deinen allerersten Anatomieunterricht zurückdenkst, kannst du dich vielleicht daran erinnern, dass man den Körper immer in der gleichen Stellung betrachtet, egal wie die Körperstellung deines Patienten in diesem Augenblick sein mag. Diese Stellung nennt sich die anatomische Normalposition. Beim Unterarm gibt es dabei einige wichtige Einzelheiten zu beachten. In der anatomischen Normalposition sind die Handflächen nach vorne, also nach anterior, gerichtet. Der Daumen zeigt nach außen, also nach lateral. Wenn wir auf den Unterarm und die Hand schauen, sehen wir diesen medial gelegenen Knochen hier, die Ulna. Das Gegenstück, der Radius, befindet sich hingegen an der lateralen Unterarmseite. Zum Glück ist die Oberflächenanatomie dieser zwei Unterarmknochen relativ einfach. Also, keine Angst - diese Knochen musst du nicht fürchten. Schon bald wirst du dich perfekt mit ihnen auskennen! Legen wir also los mit dem ersten Unterarmknochen: dem Radius. Der Radius ist der kürzere der beiden Knochen und wird so genannt, weil er sich um die benachbarte Ulna drehen kann. Wie du hier in der Abbildung schön sehen kannst, artikuliert der Radius proximal mit dem Oberarmknochen, dem Humerus, genauer gesagt mit dem Capitulum humeri. Außerdem artikuliert der Radius sowohl proximal als auch distal mit der Ulna. Zusätzlich artikuliert der Radius distal mit zwei Handwurzelknochen der proximalen Reihe, dem Os scaphoideum und dem Os lunatum. Gehen wir nun etwas ins Detail und schauen uns die verschiedenen Anteile, Flächen und einige besondere Merkmale des Radius genauer an. Proximal gelegen befindet sich das Caput radii, der Speichenkopf. Wie man in der Abbildung erkennt, hat das Caput radii eine zylindrische Struktur und eine konkave Gelenkfläche, die mit dem Capitulum humeri artikuliert. Mit seinem äußeren Rand, der Circumferentia articularis, artikuliert das Caput radii mit der Ulna an der Incisura radialis und bildet so das obere Ellen-Speichen-Gelenk, auch proximales Radioulnargelenk genannt. Außerdem befinden sich proximal zwei wichtige Bänder. Das erste Band verstärkt das proximale Radioulnargelenk und heißt Ligamentum anulare radii. Die Bezeichnung „anulare“ stammt vom lateinischen Begriff „anulus“, was „Ring“ bedeutet. Wie du in der Abbildung gut sehen kannst, zieht das Ligamentum anulare radii ringförmig um die Circumferentia articularis des Radiuskopfes herum, und stellt damit sicher, dass das Caput radii an seiner Position in der Incisura radii verbleibt. Das zweite wichtige Band ist das Ligamentum collaterale radiale, dessen Fasern vom Epicondylus lateralis des Humerus zum Ligamentum anulare radii ziehen. Unmittelbar distal des Caput radii findet man das Collum radii, dieser schlanke Anteil des Radius hier. Weiter distal kommen wir zum nächsten besonderen Merkmal des Radius, der Tuberositas radii, einem rauen Vorsprung an der anteromedialen Knochenfläche. Sie dient als Ansatzstelle für den Musculus biceps brachii. An das Collum radii schließt sich das Corpus radii, also der Knochenschaft an, der sich nach distal fortsetzt. Blickt man von anterior auf den Radius, ist eine Kante erkennbar, die mittig entlang der vorderen Knochenfläche verläuft. Dabei handelt es sich um die Margo anterior radii, den Vorderrand der Speiche, welcher die vordere Facies anterior von der seitlichen Facies lateralis radii abgrenzt. Die Margo anterior radii dient als Ansatzstelle für einige Muskeln des Unterarms. An der Innenfläche des Radius befindet sich eine weitere Kante, die Margo interosseus. Dieser Name leitet sich ab von der Membrana interossea, der Zwischenknochenmembran, die an der Margo interosseus ansetzt und zwischen Radius und Ulna verläuft. Wenn wir uns weiter nach distal bewegen, kommen wir zu dem etwas verbreiterten distalen Knochenende. Medial befindet sich hier die Incisura ulnaris. Wie der Name schon verrät, artikuliert dieser Teil des Knochens mit dem distalen Ende der Ulna und bildet so das distale Radioulnargelenk. Ein weiteres Merkmal des distalen Radius ist der Processus styloideus radii, ein spitzer Knochenvorsprung. Die Kante, die oberhalb dieses Vorsprungs verläuft, ist die Crista suprastyloidea. Sie dient als Ansatzstelle für den Musculus brachioradialis. Wir drehen den Knochen jetzt einmal um und schauen auf die hintere Fläche des Radius, die Facies posterior radii. Aus dieser Ansicht ist die Circumferentia articularis am Caput radii noch einmal gut zu erkennen. Entlang der hinteren Fläche des Radius verläuft ebenfalls eine Kante und zwar die Margo posterior radii, die die hintere Fläche von der Seitenfläche des Radius abgrenzt. Wenn wir die Margo posterior nach distal verfolgen, landen wir an einem großen, ausgeprägten Höcker, dem Tuberculum dorsale, auch Lister-Höcker genannt. Das waren schon alle wichtigen Anteile und Merkmale des Radius. Die Hälfte haben wir also bereits geschafft. Weiter geht es mit dem zweiten Unterarmknochen: der Ulna. Wie vorhin schon erwähnt, ist die Ulna der längere der zwei Unterarmknochen. Sie artikuliert proximal mit der Trochlea humeri und dem Caput radii. Distal steht die Ulna ebenfalls mit dem Radius in Verbindung. Anders als der Radius artikuliert die Ulna jedoch mit keinem Handwurzelknochen des Handgelenks. Stattdessen wird sie von diesen Knochen durch eine kleine Gelenkscheibe getrennt. Diese Gelenkscheibe ermöglicht eine weite Rotation des Unterarms sowie eine Adduktion der Hand. Besprechen wir nun die verschiedenen Vorsprünge, Kanten und Fortsätze, die zur Oberflächenanatomie der Ulna gehören. Der erste Vorsprung, den wir uns dazu ansehen, ist proximal an der Ulna von anterior gut zu sehen: der Processus coronoideus. Der Begriff ‚coronoideus‘ leitet sich ab von dem lateinischen Wort ‚corona‘, was ‚Krone‘ bedeutet. Und tatsächlich sieht dieser Knochenvorsprung ein bisschen aus wie eine Krone. Unmittelbar distal vom Processus coronoideus fällt eine raue Stelle am Knochen auf - die Tuberositas ulnae. Sie dient als Ansatzstelle für den Musculus brachialis. Schaut man etwas weiter nach lateral, findet man eine weitere Struktur, die Incisura radialis, an der die Circumferentia articularis des Caput radii angelagert ist. Wie schon beim Radius befindet sich auch am proximalen Ende der Ulna ein Band, das Ligamentum collaterale ulnare cubiti, welches sich vom Epicondylus medialis humeri zur medialen Ulna erstreckt und die Verbindung dieser zwei Knochen stabilisiert. Das waren die wichtigsten Strukturen der proximalen Ulna, gehen wir also weiter nach distal und schauen uns das Corpus ulnae, den Schaft der Ulna, etwas genauer an. Der Knochenschaft hat drei Flächen, die unterschieden werden - die Facies anterior, die Facies medialis und die Facies posterior. Blickt man von vorne auf die Ulna, wird die laterale Begrenzung der Facies anterior sichtbar: die Margo interosseus. Wie du dir sicher schon gedacht hast, dient die Margo interosseus als Ansatz für die Membrana interossea des Unterarms. Medial ist die Facies anterior durch die Margo anterior begrenzt. Diese Kante trennt die Facies anterior von der Facies medialis, also der inneren Fläche der Ulna. Distal hat die Ulna ein abgerundetes Ende, das als Caput ulnae bezeichnet wird. Richten wir unsere Aufmerksamkeit jetzt auf die hintere Fläche der Ulna. Proximal haben wir hier einen markanten abgerundeten Vorsprung, der den hinteren Anteil des Ellenbogengelenks bildet, das sogenannte Olecranon. Um uns die Form dieses Knochenvorsprungs besser vorstellen zu können, schauen wir uns das Olecranon einmal im Querschnitt an. Hier kann man gut erkennen, wie das Olecranon zusammen mit dem Processus coronoideus eine becherförmige Grube bildet, in der sich die Trochlea humeri befindet. All diese Strukturen zusammen bilden das Ellenbogengelenk. Die eben schon erwähnte Grube - hier in grün markiert - ist als Incisura trochlearis oder Incisura semilunaris bekannt. Kommen wir wieder zur Facies posterior der Ulna. Die Kante, die entlang des posterioren Schafts der Ulna verläuft, ist die Margo posterior ulnae. Sie grenzt die Facies posterior von der Facies medialis der Ulna ab. Wenn wir die Margo posterior nach distal verfolgen, sehen wir, dass sie an diesem etwas spitzen Fortsatz endet: dem Processus styloideus ulnae. Und damit haben wir alles rund um die knöchernen Strukturen der Ulna ausführlich besprochen. Lasst uns nun unser neu erworbenes Wissen im klinischen Kontext anwenden. Wie ich bereits am Anfang des Tutorials erwähnt habe, gehen Verletzungen des Handgelenks oft mit Frakturen des Radius und der Ulna einher. Schauen wir uns nun einige Fraktur-Typen an, die bei dieser Verletzung typisch sind. Da der Radius das meiste Gewicht des Unterarms trägt, ist es nicht überraschend, dass er öfter von Frakturen betroffen ist als die Ulna. In den meisten Fällen wird eine Radius-Fraktur infolge eines Sturzes auf die ausgestreckte Hand verursacht, da wir uns beim Stolpern oder Hinfallen oft automatisch mit den Händen abfangen. Bei Erwachsenen sind diese Knochen sehr kompakt und stabil gebaut, sodass solche Verletzungen nur bei erheblicher Gewalteinwirkung entstehen. Ältere Leute, insbesondere Frauen, haben wiederum eine deutlich geringere Knochendichte, wodurch die Knochen anfälliger für solche Frakturen sind. Es gibt verschiedene Klassifikationen der distalen Radiusfraktur, wobei die Einteilung nach Frakturtyp, Lokalisation, Dislokation der Knochenfragmente und den beteiligten Gelenken erfolgt. Lasst uns ein paar dieser Fraktur-Typen besprechen. Eine der bekanntesten distalen Radiusfrakturen ist die Colles-Fraktur. Diese ist eine Querfraktur der distalen Metaphyse, wobei eine Dislokation des Knochens nach posterior und eine Zersplitterung des Knochens in Knochenfragmente stattfindet. Im Rahmen der Colles-Fraktur gibt es keine Schädigung der Gelenkfläche. Allerdings wird der Processus styloideus ulnae bei dieser Fraktur oft abgebrochen. In der Regel kommt es bei einer Colles-Fraktur zu einer dorsalen Verschiebung des Handgelenks. Eine weitere Art der distalen Radiusfraktur, die ich heute vorstellen möchte, ist die Smith-Fraktur. Diese ist im Prinzip das Gegenteil einer Colles-Fraktur, da die Knochenfragmente hier nach anterior verlagert werden und es zu einer palmaren Verschiebung kommt. Weitere Fraktur-Typen sind die Barton-Fraktur und die Chauffeur-Fraktur. Da der Radius und die Ulna durch die Membrana interossea fest miteinander verbunden sind, ist es wichtig, nach weiteren sekundären Frakturen oder Verletzungen der Radioulnargelenke zu suchen, die bei einer Radius- oder Ulnafraktur durchaus vorkommen können. Eine Radiusfraktur, die mit einer Luxation des distalen Radioulnargelenks einhergeht, ist als Galeazzi-Fraktur bekannt, während eine Ulnafraktur mit einer Luxation des proximalen Radioulnargelenks als Monteggia-Fraktur bezeichnet wird. Bevor wir zum Ende dieses Tutorials kommen, möchte ich noch kurz zusammenfassen, was wir heute zur Oberflächenanatomie des Radius und der Ulna gelernt haben. Begonnen haben wir am proximalen Ende des Radius mit dem Caput radii, dem Speichenkopf. Hier haben wir uns die Gelenkfläche am Caput radii angesehen sowie ihren äußeren Rand, die Circumferentia articularis. Außerdem haben wir gelernt, dass das Caput radii durch das Ligamentum collaterale radiale und das Ligamentum anulare radii in seiner Position gehalten wird. Weiter distal haben wir uns das Collum radii angesehen, und noch ein Stück weiter distal die Tuberositas radii. Am vorderen Radiusschaft haben wir die Margo anterior radii identifiziert, die die Facies anterior von der Facies lateralis abgrenzt. Die Margo interosseus befindet sich dagegen am medialen Rand des Knochens und dient als Ansatz für die Membrana interossea. Weiter ging es mit einem Knochenvorsprung am distalen Ende des Radius: dem Processus styloideus, den du hier noch einmal in grün markiert siehst. Danach haben wir einen Blick auf die Rückseite des Radiusschaftes geworfen und dort die Margo posterior besprochen, eine ausgeprägte Kante, die die Facies posterior und die Facies lateralis voneinander trennt. Zum Schluss haben wir uns am distalen Knochenende das Tuberculum dorsale angesehen. Als nächstes haben wir uns der Oberflächenanatomie der Ulna gewidmet. Zuerst haben wir den Processus coronoideus identifiziert, ein knöcherner Vorsprung, der einen Teil der Incisura trochlearis bildet und mit der Trochlea humeri artikuliert. Hier siehst du noch einmal das Ligamentum collaterale ulnare, es erstreckt sich vom Processus coronoideus bis zum Epicondylus medialis humeri. Unmittelbar distal haben wir uns zwei weitere Strukturen angeschaut die Tuberositas ulnae, die als Ansatzstelle für den Musculus brachialis dient, und die Incisura radialis, an der das Caput radii anliegt. Den vorderen Ulnaschaft haben wir als Fläche zwischen der medialen Margo anterior und der lateralen Margo interosseus definiert. Verfolgt man diese beiden Kanten nach distal, findet man eine weitere wichtige Struktur der Ulna: nämlich das Caput ulnae. Auch die Ulna haben wir uns von posterior angesehen. Hier findet man proximal das Olecranon, das den hinteren Teil der Incisura trochlearis bildet. Auf der Rückseite der Ulna befindet sich außerdem die Margo posterior, die die Facies medialis von der Facies posterior abgrenzt. Zum Schluss haben wir noch den hier grün markierten Processus styloideus besprochen. Damit sind wir am Ende dieses Tutorials angekommen. Ich hoffe, es hat dir gefallen und bis zum nächsten Mal!