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Herz (Cor)

Das Herz ist vom Herzbeutel (Perikard) umgeben und liegt mit seinen benachbarten Strukturen im Thorax. Erfahre mehr mit diesem Video von Kenhub!

Das Herz (Cor) ist ein muskuläres Hohlorgan, das in seiner Funktion als zyklisch arbeitende Druck-Saug-Pumpe der beständigen Zirkulation des Blutes dient.

Sekundär handelt es sich um ein endokrines Organ, welches durch die Produktion von ANP und BNP unmittelbar den Widerstand des gesamten Gefäßsystems und der Niere sowie mittelbar sich selbst reguliert.

Seine Muskulatur besteht aus Kardiomyozyten, spezialisierten quergestreiften Muskelzellen, ist stark vaskularisiert und vielfältig innerviert.

Dieser Artikel erläutert die Anatomie, den Aufbau und die Funktion des Herzens.

Kurzfakten zum Herzen
Räume Vorhöfe/Atrien (links und rechts)
Herzkammern/ Ventrikel (links und rechts)
Oberflächen Facies sternocostalis (rechter Ventrikel)
Facies diaphragmatica (hauptsächlich rechter Ventrikel, teilweise linker Ventrikel)
Facies pulmonalis (linker Ventrikel, rechter Vorhof) 
Äußere Vertiefungen /Furchen Sulci interventriculares anterior et posterior grenzen rechten und linken Ventrikel voneinander ab
Sulcus coronarius grenzt Vorhöfe und Ventrikel voneinander ab
Ein- und austretende Gefäße Lungenvenen (-> linker Vorhof)
Vena cava superior und inferior (-> rechter Vorhof)
Aorta (linke Herzkammer ->)
Lungenarterien (rechte Herzkammer ->)
Klappen Mitralklappe
Trikuspidalklappe
Aortenklappe
Pulmonalklappe
Blutversorgung A. coronaria dextra 
A. coronaria sinistra 
Sinus coronarius
Inhalt
  1. Aufbau
    1. Prinzip
    2. Rechtes Herz
    3. Linkes Herz
    4. Septen
  2. Form, Flächen und Konturen des Herzens
  3. Vorhöfe
    1. Rechter Vorhof (Atrium cordis dextrum)
    2. Linker Vorhof (Atrium cordis sinistrum)
  4. Herzkammern 
    1. Rechter Ventrikel (Ventriculus cordis dextrum)
    2. Linker Ventrikel (Ventriculus cordis sinistrum)
  5. Projektion und Topographie
    1. Projektion
    2. Topographie
  6. Versorgung und Lymphabfluss
    1. Arterien
    2. Venen
    3. Lymphabfluss
    4. Innervation
  7. Histologie
  8. Embryologie
  9. Funktion
    1. Systole und Diastole
    2. Endokrine Funktion
  10. Literaturquellen
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Aufbau

Prinzip

Das Herz besteht aus vier Binnenräumen, zwei Kammern (Ventrikeln) und zwei Vorhöfen (Atrien), sowie vier Herzklappen. Dabei grenzen die Vorhöfe jeweils durch Segelklappen getrennt an die Ventrikel, die mit ihren abgehenden Gefäßen in die Lungen (= kleiner Kreislauf) bzw. den Körperkreislauf (= großer Kreislauf) führen.

Rechtes Herz

Der rechte Vorhof (Atrium cordis dextrum) ist durch die Trikuspidalklappe (Valva atrioventricularis dextra) vom rechten Ventrikel (Ventriculus cordis dexter) getrennt. Der Ventrikel transportiert das Blut dann in den Truncus pulmonalis. Dieser teilt sich anschließend in die zwei Lungenarterien (Aa. pulmonales) auf, welche in die rechte bzw. linke Lunge einmünden.

Rechter Ventrikel und Truncus pulmonalis sind durch die Pulmonalklappe (Valva trunci pulmonalis) abgegrenzt.

Linkes Herz

Die Mitralklappe (Valva atrioventricularis sinistra), auch Bikuspidalklappe genannt, trennt den linken Vorhof (Atrium cordis sinistrum) vom linken Ventrikel (Ventriculus cordis sinister). Das oxygenierte Blut gelangt aus der Lunge über die Lungenvenen (Vv. pulmonales) in den linken Vorhof. Von dort fließt es weiter in den linken Ventrikel und dann weiter in die Aorta. Im Anschluss an die Aorta wird das Blut in den Körperkreislauf verteilt.

Der linker Ventrikel und die Aorta sind durch die Aortenklappe (Valva aortae) voneinander getrennt.

Merkhilfe
Rechts Die Trikuspidalklappe mit 3 Segeln liegt rechts, genauso wie die rechte Lunge mit 3 Lungenlappen.
Links Die Bikuspidalklappe/ Mitralklappe mit 2 Segeln liegt links, genauso wie die linke Lunge mit 2 Lungenlappen.

Septen

Der rechte und linke Ventrikel liegen einander an, die gemeinsame Fläche ist das Ventrikelseptum (Septum interventriculare). Die Vorhöfe besitzen ebenfalls eine gemeinsame Fläche, das Vorhofseptum (Septum interatriale), welche jedoch deutlich kleiner ist.

Form, Flächen und Konturen des Herzens

Ein normal großes Herz hat etwa die Größe der geballten Faust der jeweiligen Person und wiegt zwischen 250 und 350g. Ab einem kritischen Herzgewicht von ca. 500 g können die Koronargefäße das Herz nicht mehr mit ausreichend Sauerstoff versorgen.

Die übliche Form des Herzens entspricht der eines Kegels bzw. einer Pyramide mit einer abgerundeten Spitze (Apex cordis) sowie einer breiten Basis (Basis cordis), die durch die Hinterfläche der Vorhöfe gebildet wird. Die Vorderfläche (Facies sternocostalis) ist konvex geformt und wird überwiegend vom rechten Ventrikel gebildet, die Fläche auf der das Herz aufliegt (Facies diaphragmatica) ist abgeplattet. Der linke Ventrikel sowie der rechte Vorhof weisen jeweils eine Facies pulmonalis auf.

Herz Steckbrief
Größe Etwa faustgroß
Gewicht 300 - 500 g
Form Kegel- bzw. pyramidenförmig
Funktion Versorgung des Körpers mit sauerstoff- und nährstoffreichem Blut
Pumpfrequenz 70 - 80 Schläge/Minute

Rechter und linker Ventrikel sind äußerlich durch zwei Vertiefungen, den Sulci interventriculares anterior und posterior voneinander abgrenzbar. Der kraniale Teil des Herzens (Vorhöfe) und der kaudale (Ventrikel) sind makroskopisch durch die Herzkranzfurche (Sulcus coronarius) abgegrenzt, welcher sich zirkulär um das Herz zieht. In diesen drei Sulci verlaufen die Stämme und größere Äste der Koronargefäße.

Vorhöfe

Die Vorhöfe des Herzens nehmen das ankommende Blut aus dem venösen Schenkel des großen Kreislaufs (rechter Vorhof) bzw. dem kleinen Kreislauf (linker Vorhof) auf und transportieren es durch konzertierte Kontraktionen in die Ventrikel. Der rechte Vorhof ist größer und dickwandiger als der linke. Seine Funktion als Saugpumpe trägt zum Aufbau eines Ansaugdruckes zum Zug des venösen Blutes aus dem postkapillären Gefäßnetz bei.

Rechter Vorhof (Atrium cordis dextrum)

Der rechte Vorhof besteht aus einem Vorhofsinus (Sinus venarum cavarum) mit einem lateralen und dorsalen Anteil. Er liegt zwischen der V. cava superior und V. cava inferior, wobei das Blut aus diesen beiden Venen ungehindert ohne dazwischenliegende Klappen in den Vorhof einfließt. Der laterale Anteil ist dabei nach vorne gegen den Rest des Vorhofes durch den Sulcus terminalis abgegrenzt, welcher im Innenrelief der Crista terminalis entspricht, der dorsale grenzt an das Vorhofseptum. Letzteres stellt eine gemeinsame Fläche von rechtem und linkem Vorhof dar und besitzt eine glatte Oberfläche.

Oberhalb der Einmündungsstelle der V. cava inf. liegt die Fossa ovalis, welche vom Limbus fossae ovalis (Limbus Vieussenii) umsäumt ist. Sie ist das adulte Überbleibsel des Foramen ovale, welches während der Fetalperiode rechten und linken Vorhof miteinander verbindet. Dort wirkt es wie ein Ventil und lässt Blut praktisch nur vom rechten in den linken Vorhof passieren. In etwa 20% der Fälle besteht diese Verbindung noch (persistierendes Foramen ovale), hat jedoch in der Regel keine Auswirkung auf die Funktionalität: Der Druck ist nachgeburtlich im linken Vorhof größer als im rechten, daher drückt letzterer gegen das Ventil und verschließt es.

Die Einmündung der V. cava inf. in den rechten Vorhof (Ostium venae cavae inferioris) zeigt eine kleine Ausziehung, die Valvula venae cavae inferioris (Valvula Eustachii), welche während der Fetalzeit das Blut in das Foramen ovale leitet. Sie verlängert sich an ihrem oberen Randbereich zur Todaro-Sehne, welche in das Trigonum fibrosum dextrum übergeht.

Ventral davon liegt die Valvula sinus coronarii (Valvula Thebesii), welche den Vorhof vom Sinus coronarius trennt. Der Rand des septalen Trikuspidalsegels sowie die Strecke zwischen ventralem und dorsalen Ausläufer der Valvula Thebesii bilden das Koch-Dreieck, in dem der Atrioventrikularknoten (kurz: AV-Knoten) sitzt, eine Struktur des Erregungsbildungs- und -leitungssystems.

Von der Crista terminalis gehen kleine Muskelleisten (Musculi pectinati) in Richtung Ventrikel ab, die die übrige Innenfläche des Vorhofes sowie das rechte Herzohr (Auricula dextra) bedecken.

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Linker Vorhof (Atrium cordis sinistrum)

In den linken Vorhof münden in der Regel vier Lungenvenen (Vv. pulmonales dextra/sinistra superior und inferior), die frei von Klappen sind. Zwischen den Einmündungen ist die Oberfläche des Vorhofes glattwandig, sodass keine Blutströmungsturbulenzen auftreten.

Der linke Vorhof ist kleiner und dünnwandiger als der rechte, da das Blut aus dem flächenmäßig geringeren Niederdrucksystem der Lunge angesaugt wird und damit die aufzubringende Kraft geringer ist. Genau wie im rechten Vorhof finden sich Mm. pectinati, diese sind allerdings fast ausschließlich im linken Herzohr (Auricula sinistra) zu finden, weshalb das Innenrelief weitgehend glattwandig ist.

An der Berührstelle von linkem und rechtem Vorhof, dem Vorhofseptum, findet sich eine schmale Falte, die Valvula foraminis ovalis. Ein persistierendes Foramen ovale hat hier seine Übergangsstelle zwischen beiden Vorhöfen. Anders als der rechte Vorhof besitzt der linke keine Trennwand mit dem ihm spiegelbildlich gegenüberliegenden Ventrikel. Das Septum atrioventriculare bezeichnet daher ausschließlich die Verbindung zwischen rechtem Vorhof und linkem Ventrikel.

Herzkammern 

Die Kammern des Herzens (Ventrikel) nehmen das Blut aus den Vorhöfen auf. Wie beim Transport des Blutes von den Vorhöfen in die Ventrikel geht das Auswerfen des Volumens aus den Ventrikeln in den großen und kleinen Kreislauf als quasi simultane Aktion vonstatten.

Blutfluss im Herzen
Rechtes Herz rechter Vorhof -> Trikuspidalklappe -> rechter Ventrikel -> Pulmonalklappe -> Truncus pulmonalis
Linkes Herz linker Vorhof -> Mitralklappe -> linker Ventrikel -> Aortenklappe -> Aorta

Rechter Ventrikel (Ventriculus cordis dextrum)

Die Form des rechten Ventrikels entspricht einer Pyramide. Die vordere Wand bildet auf der Außenseite die Facies sternocostalis, medial liegt das Ventrikelseptum, welches dorsal aus einer myokardialen Pars muscularis und ventral aus einer bindegewebigen, streifenförmigen Pars membranacea besteht. Die dorsale Wandfläche ist die kleinste und liegt dem Zwerchfell direkt an.

Das Ostium atrioventriculare dextrum bildet die Öffnung zwischen dem rechten Vorhof und Ventrikel und wird durch die Trikuspidalklappe verschlossen. Über die trichterförmige, glattwandige Ausflussbahn, dem Conus arteriosus (Infundibulum), wird das Blut weiter durch das kraniolateral gelegene Ostium trunci pulmonalis gelenkt, welches die Verbindung zum Truncus pulmonalis darstellt und durch die Pulmonalklappe verschlossen wird. Vom rechten Ventrikel strömt das Blut über die Aa. pulmonales in die Lungen, wird dort oxygeniert und gelangt über die Vv. pulmonales in den linken Vorhof.

Zwischen beiden Ostien befindet sich ein sichelförmiger Myokardbalken, die Crista supraventricularis, die eine Grenze zwischen den Ostien und dem Conus arteriosus darstellt. Der Bereich unterhalb der Crista ist funktionell als der eigentliche Ventrikel aufzufassen.

Der Ventrikel besitzt eine physiologische Ein- und Ausstrombahn, d.h. das einströmende Blut wird durch anatomische Strukturen „geleitet“, wobei seine Geschwindigkeit durch Erhöhung des Widerstandes und kontrollierte Erzeugung von Blutströmungsturbulenzen gesenkt wird. Die Einstrombahn wird durch die Hinter- und Vorderwand und die apikalen Abschnittes des Ventrikelseptums gebildet.

Der Bereich der Einstrombahn ist mit Trabeculae carneae durchsetzt, bei denen es sich um rundliche Muskelbälkchen handelt. Sie sind interindividuell verschieden ausgeprägt und im Vergleich zweier Herzen niemals identisch („Fingerabdruck des Herzens“). Einige Trabekeln, welche mit ihrer Basis an der Ventrikelwand ansetzen, sind an ihrer Spitze über Sehnenfäden (Chordae tendinae) mit den Segelklappen verbunden (Musculi papillares, Papillarmuskel). Eine prominente, bei allen Menschen zu findende Trabekel ist die Trabecula septomarginalis (Moderatorband von Da Vinci), die vom Ventrikelseptum zum vorderen Papillarmuskel (M. papillaris anterior) zieht.

Linker Ventrikel (Ventriculus cordis sinistrum)

Über das Ostium atrioventriculare sinistrum, welches durch die Mitralklappe verschlossen wird, fließt das Blut vom linken Vorhof in den linken Ventrikel. Die Wand ist etwa doppelt so dick und die mögliche Kraft drei- bis viermal so groß wie die des rechten Ventrikels. Dies führt zunächst zu einem vermeintlichen Widerspruch: "Wenn der linke Ventrikel eine höhere Kraft entwickelt, müsste dem rechten diese fehlen." Demgegenüber ist jedoch die Kraftentwicklung des linken Vorhofes kleiner als die des rechten, was im Mittel zu einer Angleichung der Leistung des linken und rechten Herzens führt.

Zudem werden Schlagvolumendifferenzen durch den Frank-Starling-Mechanismus ausgeglichen. 

Auch im linken Ventrikel gibt es eine Ein- und Ausstrombahn: der Einstrom verläuft entlang der Hinterwand, der linken Seitenwand sowie des apikalen Abschnittes des Ventrikelseptums. Der Ausstrom setzt sich in das Vestibulum aortae, einer Fläche kaudal des Ostium aortae, fort.

Der Binnenraum des linken Ventrikels enthält, genau wie der des rechten, Trabeculae carneae, Chordae tendinea und Papillarmuskeln. Letztere bilden zwei konstante Muskeln aus, den M. papillaris anterior und den häufig mehrköpfigen M. papillaris posterior.

Projektion und Topographie

Projektion

Das Herz wird auf den Rumpf in der unteren Hälfte der Regio praesternalis, dem kaudomedialen Anteil der Regio pectoralis und der medialen Hälfte der Regio inframammaria projiziert. Diese Projektion stellt einen Normzustand dar, die tatsächliche ist von mehreren Faktoren abhängig:

  • Atemphase (Inspiration, Expiration, Atemruhestellung)
  • Abschnitt des Herzzyklus (Systole, Diastole)
  • Trainingszustand
  • Alter
  • Position (stehend, sitzend, liegend)
  • Flüssigkeitshaushalt des Gefäßsystems

An der Thoraxwand liegt vornehmlich die Facies sternocostalis an. Der Bereich, der nicht von den Lungen überlagert wird, wird als Feld der absoluten Herzdämpfung bezeichnet, da hier beim Beklopfen des Thorax der Klopfschall stark gedämpft wird. Es entspricht in etwa dem dreieckigen, pleurafreien Bereich des Herzbeutels, der direkt dem Retrosternalraum anliegt (Trigonum pericardiacum). Die Differenz zwischen der Facies sternocostalis und der Projektion des Herzens ist das Gebiet der relativen Herzdämpfung und zeichnet die Herzkonturen auf die Körperoberfläche. Die Herzspitze projiziert sich auf den 5. Interkostalraum in der Medioklavikularlinie, wo auch der Herzspitzenstoß (Bewegung der „Ventilebene“ auf die Herzspitze zu) zu tasten ist.

Topographie

Das Herz liegt zwischen den Pleurahöhlen im unteren mittleren Mediastinum. Es sitzt dem Zwerchfell mit großer Fläche auf, berührt mit seiner Rückseite Trachea und Ösophagus und ist zwischen beiden Lungen eingelagert. An der ventralen Fläche liegt beim Kind der Thymus an, welcher mit zunehmendem Alter zum retrosternalen Fettkörper hypotrophiert.

Die Längsachse des Herzens zwischen Herzspitze und -basis zieht im Thorax von rechts oben dorsal nach links unten ventral mit einer Neigung von etwa 40 bis 45° in allen drei Ebenen (Horizontal-, Sagittal- und Frontalebene). Daher liegt der rechte Ventrikel ventral mit Fokus auf der linken Körperhälfte. Die Mitte des Ventrikels wird durch die Fläche zwischen Linea sternalis und Linea parasternalis gebildet, auf der Linea mediana findet sich der rechte Vorhof. Das linke Herz ist (außer einer kleinen Ecke des Vorhofs) von ventral im Wesentlichen nicht einsehbar. Die aus dem linken Ventrikel austretende Aorta ascendens verläuft entlang der Linea mediana.

Die beiden Lungen liegen dem Herzen etwas ventral an. Im oberen Abschnitt des vom Herzen eingenommenen Raumes befinden sich von rechts nach links die V. cava superior, die Aorta ascendens sowie der Truncus pulmonalis. Die Reihenfolge entspricht dem venösem Zufluss und arteriellem Abfluss in Körper- und Lungenkreislauf.

Vertiefe dein Wissen über das Herz und starte jetzt folgendes Quiz:

Versorgung und Lymphabfluss

Arterielle Zufuhr und venöser Abfluss erfolgen über die Koronargefäße. Sie bilden ein, das Herz ringförmig umschlingendes, Gefäßnetz mit zahlreichen Ästen.

Arterien

Die Herzkranzarterien, A. coronaria dextra und A. coronaria sinistra, beliefern das Herz mit oxygeniertem Blut. Beide Gefäße entspringen dem kaudalen Anteil der Aorta ascendens und zweigen sich in zahlreiche Äste auf, welche Vorhöfe und Ventrikel jeweils als arterielle Endäste versorgen.

Venen

Das Blut fließt über drei Gefäßsysteme ab:

  • Sinus-Coronarius-System
  • Transmurales System
  • Endomurales System

Etwa zwei Drittel fließen über epikardiale Venen in den Sinus coronarius und damit über den Vorhof ab, das übrige Drittel gelangt über transmurale und endomurale Venen direkt in die Ventrikel und Vorhöfe.

Lymphabfluss

In allen drei Schichten der Herzwand befinden sich winzige Lymphkollektoren. Die endokardialen fließen in die des Myokards ein, welche sich mit denen des Epikards verbinden und in Lymphbahnen entlang der Koronargefäße münden. In den myo- und epikardialen Schichten und entlang der Koronargefäße befinden sich mikroskopisch sichtbare Lymphknoten (Nll. cardiaci). Die Lymphgefäße treten durch den Umschlagrand des Herzbeutels und münden in tracheobronchialen und vorderen mediastinalen Lymphknoten.

Innervation

Die Innervation des Herzens erfolgt durch Sympathikus und Parasympathikus. Dies ermöglicht die Anpassung der Herzaktivität an die durch die inneren und äußeren Einflüsse bedingten Erfordernisse.

Histologie

Das Herz besteht aus drei unterschiedlichen Schichten:

  • Das Endokard bedeckt die Binnenräume des Herzens,
  • das Myokard bildet die Hauptmasse von Vorhöfen und Ventrikeln und
  • das Perikard umschließt in Form des Herzbeutels das gesamte Herz

Embryologie

Um die dritte Entwicklungswoche herum bildet sich kranial der Rachenmembran die kardiogene Platte, eine Ansammlung von Mesodermzellen. Diese entsteht aus dem Zusammenschluss von Perikardhöhle, Hämangioblasten (Angioblasten) und Zölomepithel. Durch kraniokaudale Krümmung und laterale Abfaltung des Embryos wandert die kardiogene Platte nach kaudal und ventral und wandelts sich zu einem tubulären Gebilde, dem Herzschlauch, um. Aus den Hämangioblasten bilden sich paarige Endothelstränge als Vorläufer des Endokards, das Zölomepithel wird später zum Myokard. Die Perikardhöhle umgibt das Gebilde.

Der Herzschlauch beginnt zu Beginn der vierten Woche die ersten spontanen Kontraktionen durchzuführen. Er besteht nun aus einem dünnwandigen Endokardrohr, welches das Lumen enthält und einem darum liegenden Myokardmantel. Zwischen Endo- und Myokard liegt eine Schicht gallertartiger extrazellulärer Matrix, die Herzgallerte.

Durch das weitere Wachstum des Embryos zieht sich der Herzschlauch in die Länge. Durch Ausbuchtung und Abschnürung bilden sich verschiedene aufeinanderfolgende Abschnitte (von kranial nach kaudal): Truncus arteriosus, Bulbus cordis, primitiver Ventrikel, primitives Atrium und Sinus venosus mit zwei Sinushörnern.

Da der primitive Ventrikel schneller wächst als die anderen Abschnitte kommt es durch das ungleichmäßige Längenwachstum zur Bildung der Herzschleife. Der ehemals kaudal gelegene Sinus venosus kommt nun kranial am Eingang des primitiven Atriums zum Erliegen – das Herz hat bereits in Ansätzen seine natürliche Lage: die Vorhöfe kranial und die Ventrikel kaudal liegend.

Aus der Herzgallerte bilden sich vier Endokardkissen (ein ventrales, ein dorsales und zwei laterale), die aufeinander zuwachsen, bis sie sich in der Mitte berühren. Dadurch teilen sie den Durchgang vom Vorhof in die Ventrikel in zwei Atrioventrikularkanäle (jeweils ein Paar) und beteiligen sich an der Bildung von Trikuspidal- und Mitralklappe (zweites Paar).

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Ende der vierten Woche beginnt die Untergliederung des primitiven Atriums in ein rechtes und linkes. Vom Dach des Atriums wächst das Septum primum herab und bewegt sich auf das dorsale Endokardkissen zu. Dabei bleibt zunächst eine freie Öffnung, das Ostium primum (Foramen primum). Das Septum primum wächst darüber und verschließt es fast, etwa zur gleichen Zeit bildet sich der vom oberen Rand ursprünglich ausgehende Teil des Septums zurück. Kontrollierte Apoptosen verursachen die Bildung von Perforationen im Septum, welche sich zu einer einzigen Öffnung verbinden, dem Foramen secundum. Dadurch kann sauerstoffreiches Blut vom rechten in den linken Vorhof laufen.

Aus einer Einfaltung unmittelbar rechts des Ausgangspunktes des Septum primum entsteht das Septum secundum. Es bedeckt – durch Wachstum in Richtung Herzmitte - allmählich das Foramen secundum im Septum primum. Das Wachstum stoppt, bis Septum primum und Septum secundum einander fast aufliegen, wobei eine kleine Öffnung frei bleibt, das Foramen ovale. Der noch verbliebende zentral liegende Teil des Septum primum und das Septum secundum bildet mit dem dazwischenliegenden Foramen ovale einen Ventilmechanismus: Pränatal strömt das Blut vom rechten in den linken Vorhof. Wenn postnatal der Druck im linken Vorhof höher als im rechten werden ist, werden beide Septen eng aneinandergepresst, woraufhin sie verwachsen und verschließen.

Etwa zeitgleich mit der Trennung des primitiven Atriums beginnt die Septierung des primitiven Ventrikels. Am Boden des Ventrikels entwickelt sich eine nach kranial wachsende Muskelleiste, die Anlage des Ventrikelseptums (muskulärer Teil). Der primitive Ventrikel wird durch das weitere Wachstum zunehmend getrennt, wobei eine kleine Öffnung, das Foramen interventriculare, zunächst bestehen bleibt. Im weiteren Wachstumsverlauf differenzieren sich Myoblasten bindegewebig aus und verschließen die Öffnung (membranöser Teil). Am Ende erhält das Herz seine Grundform aus Vorhöfen und Ventrikeln.

Funktion

Das Herz hat die Aufgabe, das Blut durch den Körper zirkulieren zu lassen: Es wird allen Organen und den Extremitäten zugeführt (arterieller Schenkel des Körperkreislaufs), desoxygeniertes Blut durch Ansaugen abtransportiert (venöser Schenkel des Körperkreislaufes) und in die Lungen abgegeben, dort oxygeniert und wieder ausgepresst, um es dem Körper erneut zugänglich zu machen.

Systole und Diastole

Dieser sich wiederholende Ablauf, die Herzaktion (bestehend aus Systole und Diastole), spielt sich beim gesunden Menschen in Ruhe 60+/-10 mal pro Minute ab und verläuft wie folgt: Zu Beginn der Systole kontrahiert das Myokard und der Druck in den Ventrikeln steigt stark an, wobei die Klappen geschlossen sind. Übersteigt der Druck in den Ventrikeln den Druck in Aorta bzw. Truncus pulmonalis, öffnen sich die Taschenklappen und die Blutsäule (Schlagvolumen) wird ausgestoßen. Dabei wird das Herzskelett („Ventilebene“) in Richtung Herzspitze gezogen und das Herz mechanisch „ausgewrungen“.

Dadurch kommt es zu einer Vergrößerung der Vorhöfe, wodurch eine Pumpwirkung entsteht und das Blut ansaugt. Unterschreitet der Ventrikeldruck den Druck im nachfolgenden Gefäßsystem (Lungenkreislauf bzw. Körperkreislauf), schließen die Klappen. Der Druck in den Ventrikeln sinkt, das Volumen bleibt gleich. Unterschreitet der Ventrikel- den Vorhofdruck, öffnen die Segelklappen und das Blut strömt passiv ein. Die Vorhöfe kontrahieren (zusätzlicher Bluteinstrom) und der Zyklus beginnt von vorn.

Endokrine Funktion

Neben seiner mechanischen Funktion ist das Herz ein endokrines Organ. In den Herzohren werden zwei Hormone produziert: atriales natriuretisches Peptid (ANP) sowie Brain Natriuretic Peptide (BNP). Diese modulieren den Kontraktionszustand der Gefäßwände im gesamten Körper sowie die Natrium- und Wasserausscheidung der Nieren und sind ein Gegenspieler des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems. Adäquater Reiz für deren Freisetzung ist die Dehnung des Vorhofmyokards.

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Kim Bengochea Kim Bengochea, Regis University, Denver
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