Mediastinum
Das Mediastinum ist ein bindegewebiger Raum in der Brusthöhle und enthält verschiedene Organe, Leitungsbahnen und Teile der Atem- und Speisewege.
Es wird in ein oberes und unteres Mediastinum (Mediastinum superius und inferius) unterteilt.
Das untere Mediastinum wird des Weiteren in ein vorderes (Mediastinum anterius), mittleres (Mediastinum medius) und hinteres (Mediastinum posterius) Mediastinum unterteilt.
Dieser Artikel beschreibt die Anatomie, Einteilung und Inhalte des Mediastinum.
Mediastinum superius |
Grenzen: superior 1. Rippe, inferior Th4 Inhalt: Thymus, Trachea, Ösophagus, Aortenbogen (Arcus aortae), Ductus thoracius, Trunci bronchomediastinales, Arterie (A. carotis communis sinistra, A. succlavia sinistra, Aa. thoracicae internae, A. subclavia), Venen (Vv. thoracicae internae, Trunus brachiocephalicus, V. brachiocephalica), Nerven (Nn. vagi, N. phrenicus, N. laryngeus recurrens sinister) |
Mediastinum anterius |
Grenzen: superior Th4, inferior Th9, anterior Sternum, posterior Perikard Inhalt: Ligg. sternopericardiaca, Vasa thoracica interna, Nll. parasternales |
Mediastinum medius |
Grenzen: superior Th4, inferior Th9, anterior Herzvorderwand, posterior Herzhinterwand Inhalt: Herz mit Perikard, Anfänge der Aorta astendes und des Truncus pulmonalis (Vv. pulmonales, Vv. cavae superior und inferior), Vasa pericardiacophrenica, V. azygos, Nn. phrenici |
Mediastinum posterius |
Grenzen: superior Th4, inferior Th12, anterior Herzhinterwand, posterior Brustwirbelsäule Inhalt: Pars thoracica des Ösophagus und der Aorta thoracica, Vv. azygos, Vv. hemiazygos, Ductus thoracius, Trucus sympathicus |
Begrenzungen
Die Brusthöhle (Cavitas thoracis) enthält mit dem Herz und der Lunge zwei Organe, welche von serösen Häuten (Perikard und Pleura) umgeben sind. Dabei ist das Mediastinum der Raum in der Brusthöhle, welcher nicht von Pleura umgeben ist. Eine erste Erklärung gibt hier das Wort “Mediastinum” selbst, was aus den lateinischen Worten “quod per medium stat” (was in der Mitte steht) zusammengesetzt ist.
Lateral wird das Mediastinum von der Pleura begrenzt, ventral sind das Sternum und dorsal die Brustwirbelsäule die natürlichen Begrenzungen.
Kranial wird es durch die obere Thoraxapertur (Apertura thoracis superior) begrenzt. Diese setzt sich aus einer gedachten Verbindung zwischen dem ersten Brustwirbelkörper, dem ersten Rippenpaar und dem Oberrand des Manubrium sterni zusammen.
Analog dazu findet sich kaudal die untere Thoraxapertur (Apertura thoracis inferior) - gebildet vom zwölften Brustwirbelkörper, dem zwölften Rippenpaar und dem Processus xiphoideus des Sternums. Die kraniale und kaudale Begrenzung des Mediastinums gleicht damit der des Thorax.
Einteilung
Zahlreiche Gefäße, Nerven und Organe ziehen vom Herz und der Lunge in die Peripherie bzw. von der Kopf-Hals-Region in Richtung Abdomen oder umgekehrt. Das Mediastinum gilt somit als “Transitkanal” für diese Strukturen zwischen Hals und Abdomen.
Die Grenze zwischen oberem und unterem Mediastinum bildet die transthorakale Ebene, einer gedachten (!) Ebene in der Transversalebene, die den kranialsten Punkt des Herzens berührt. Sie projiziert sich ventral auf den Angulus sterni und dorsal auf die Bandscheibe zwischen dem viertem und fünftem Brustwirbelkörper.
Das untere Mediastinum wird des Weiteren in vorderes (Mediastinum anterius), mittleres (Mediastinum medius) und hinteres (Mediastinum posterius) Mediastinum unterteilt.
Das vordere Mediastinum ist der Raum zwischen Rückseite des Sternums und Vorderfläche des Herzens (v.a. dem rechten Ventrikel) und das mittlere Mediastinum wird vom Herz, dem Raum rechts und links des Herzens sowie den herznahen Gefäßen gebildet. Der Raum zwischen Herzhinterwand (linkem Vorhof und linkem Ventrikel) und Brustwirbelsäule wird als hinteres Mediastinum bezeichnet.
Inhalt
Alle im Mediastinum enthaltenen Strukturen werden durch Bindegewebe in ihrer Lage gehalten. Durch Atem- und Eigenbewegungen unterliegen sie jedoch leichten Verschiebungen.
Oberes Mediastinum
Das obere Mediastinum beinhaltet unter anderem den Thymus, ein Organ zur T-Zell-Reifung. Es besteht aus zwei asymmetrischen Lappen, welche miteinander verbunden sind und retrosternal liegen.
Im Kleinkindalter kann der Thymus über die obere Thoraxapertur und bis ins vordere untere Mediastinum reichen. Nach der Geburt beginnt die Rückbildung des Thymus mit Ersatz von lymphatischen Gewebe durch Fettgewebe, sodass beim Erwachsenen ein retrosternaler Fettkörper mit Thymusgewebe (ca. 18 g) zu finden ist.
Des Weiteren laufen die Pars thoracica der Trachea und - dorsal davon - die Pars thoracica des Ösophagus im oberen Mediastinum. Die Bifurkation der Trachea, also die Aufteilung in Bronchus principalis sinister und dexter, liegt beim erwachsenen Menschen auf Höhe der transthorakalen Ebene (vierter Brustwirbelkörper).
Dicht an Trachea und Ösophagus anliegend läuft der Aortenbogen (Arcus aortae) schräg von rechts-ventral nach links-dorsal. Er schmiegt sich im Verlauf der linken Seite von Trachea und Ösophagus an.
Die Anfänge der Äste des Aortenbogens, der Truncus brachiocephalicus, die A. carotis communis sinistra und die A. subclavia sinistra, sind ebenfalls Teil des oberen Mediastinums.
Außerdem verlaufen die paarigen Vasa thoracica interna (Aa. und Vv. thoracicae internae) im oberen Mediastinum. Die Vv. thoracicae internae ziehen zum Truncus brachiocephalicus, welcher ebenfalls zu den Strukturen des oberen Mediastinums gezählt wird.
Die paarigen Nn. vagi treten, vom Halsbereich kommend, nach kaudal ins obere Mediastinum ein: Rechts zwischen V. brachiocephalica und Truncus brachiocephalicus, links zwischen V. brachiocephalica und A. subclavia. Beide Nn. vagi geben einen Ast, den N. laryngeus recurrens, ab.
Rechts geht der N. laryngeus recurrens weiter kranial als links ab, er schlingt sich nach seinem Abgang aus dem N. vagus um die A. subclavia, um dann in einer Rinne zwischen Trachea und Ösophagus nach kranial Richtung Larynx zu laufen.
Dieser N. laryngeus recurrens dexter ist nicht Teil des oberen Mediastinums, wohl aber der N. laryngeus recurrens sinister, welcher weiter kaudal aus dem N. vagus abgeht: Er umschlingt den Aortenbogen und läuft zwischen Trachea und Ösophagus nach kranial.
Das obere Mediastinum enthält zudem Äste des N. vagus, die Rr. cardiaci cervicales superiores und inferiores und die Rr. cardiaci thoracici. Die linksseitige V. hemiazygos accessoria sammelt Blut aus den oberen Zwischenrippenvenen und mündet in die V. hemiazygos, V. brachiocephalica sinistra oder V. azygos.
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Schließlich findet man auch einige Lymphgefäße im oberen Mediastinum, von welchen der Ductus thoracicus das größte ist.
Der Ductus thoracicus sinister mündet im Bereich des linken Venenwinkels, der Vereinigung von V. subclavia und V. jugularis interna, in das venöse System.
Rechts mündet der ebenfalls im oberen Mediastinum befindliche Ductus lymphaticus dexter in den rechten Venenwinkel.
Die paarigen Trunci bronchomediastinales drainieren Lymphe des Mediastinums (Nll. lymphoidei mediastinales anteriores und posteriores), links münden sie entweder in den Venenwinkel oder den Ductus thoracicus, rechts in den Venenwinkel oder Ductus lymphaticus dexter.
Unteres Mediastinum
Vorderes unteres Mediastinum (Mediastinum anterius)
Dieser Teil des Mediastinums ist ein vergleichsweise enger Raum. Hier findet sich lockeres Bindegewebe und die Ligg. sternopericardiaca, welche das Perikard mit dem Sternum verbinden.
Die Vasa thoracica interna laufen beidseits parasternal und die Nll. parasternales drainieren entlang der Vasa thoracica interna (u.a. die Brust) und münden kranial in Halslymphknoten.
Mittleres unteres Mediastinum (Mediastinum medius)
Der mittlere untere Abschnitt des Mediastinums enthält das Herz mit Perikard und die Anfänge der großen, herznahen Gefäße. Dazu gehören Aorta ascendens und Truncus pulmonalis bzw. Vv. pulmonales und die Vv. cavae superior und inferior.
Die Vasa pericardiacophrenica der Vasa thoracica interna sind ebenfalls Teil des mittleren unteren Mediastinums und verlaufen zwischen Perikard und Pleura im Septum pleuropericardiale.
Ebenfalls enthalten ist die V. azygos (rechts), welche von dorsal um den rechten Lungenhilus nach vorne in die Vena cava superior zieht. Sie drainiert im Brustraum die Vv. intercostales posteriores und nimmt die linksseitige V. hemiazygos auf.
Die Nn. phrenici laufen beidseits mit den Vasa pericardiacophrenica nach kaudal Richtung Zwerchfell, welches sie motorisch innervieren.
Hinteres unteres Mediastinum (Mediastinum posterius)
Die größten Strukturen, welche im hinteren unteren Mediastinum enthalten sind, sind die Pars thoracica des Ösophagus und der Aorta thoracica. Dabei ist zu beachten, dass die Aorta thoracica links neben dem Ösophagus liegt. Dies kann man sich anhand des Verlaufs des Aortenbogens (schräg von rechts-ventral nach links-dorsal) herleiten.
Kurz vor seinem Durchtritt durch das Zwerchfell zieht der Ösophagus vor die Aorta thoracica, welche am weitesten dorsal durch das Zwerchfell hindurch tritt.
Paravertebral liegen die Vv. azygos (rechts) und hemiazygos (links) zur Drainage der posterioren Zwischenrippenvenen. Die V. azygos liegt an ihrer Einmündungsstelle im mittleren unteren Mediastinum.
Der Ductus thoracicus läuft nach seinem Durchtritt durch das Zwerchfell, dem Hiatus aorticus, etwas rechts der Aorta direkt vor der Wirbelsäule nach kranial Richtung oberes Mediastinum.
Schließlich findet man in diesem Abschnitt des Mediastinums den paravertebral liegenden Truncus sympathicus (Grenzstrang) mit seinen Verbindungen zu den Spinalnerven, den Rr. communicans albus und griseus. Vom Truncus sympathicus ziehen die Nn. splanchnici major und minor Richtung Bauchsitus, welche präganglionäre (unverschaltete) Nervenfasern führen.
Neue Klassifikation der mediastinalen Anteile
Vor Kurzem hat eine Gruppe aus Spezialist:innen für Thoraxchirurgie, diagnostische Bildgebung, Onkologie und Pathologie eine neue Klassifikation der mediastinalen Anteile entwickelt.
Diese neue Klassifikation basiert auf Schnittbildern und teilt das Mediastinum in drei Kompartimente ein (prävasuklär, viszeral und paravertebral), die alle superior durch die Thoraxapertur, inferior durch das Diaphragma und lateral durch den mediastinalen Anteil des Brustfells (Pars mediastinalis pleurae parietalis) begrenzt sind.
Das prävaskuläre Kompartiment wird anterior und posterior durch die hintere Wand des Sternums beziehungsweise durch den vorderen Teil des Pericardiums begrenzt. Sein Name leitet sich aus der Tatsache her, dass dieses Kompartiment vor den großen Gefäßen des Mediastinums (Aorta ascendens und ihre Äste, V. cava superior sowie die Lungengefäße) liegt. Es enthält hauptsächlich den Thymus und die V. brachiocephalica sinistra.
Posterior des prävaskulären Kompartiments befindet sich das viszerale Kompartiment, das nach hinten durch eine vertikale Linie begrenzt wird, die einen Punkt an jedem Brustwirbelkörper 1 cm posterior seines vorderen Randes verbindet. Es enthält die Trachea, den Ösophagus, das Herz, die Aorta ascendens und descendens sowie den Arcus aortae mit seinen Ästen, die V. cava superior, die Aa. pulmonales und den Ductus thoracicus.
Den hintersten Anteil des Mediastinums bildet das paravertebrale Kompartiment, dessen posterolaterale Begrenzung durch eine vertikale Linie gegen die hintere Grenze der Brustwand am seitlichen Rand der Brustwirbelsäule gebildet wird. Es beinhaltet hauptsächlich die Brustwirbelsäule, paravertebral gelegene Weichteilstrukturen, den Truncus sympathicus und das Azygos-System und das Hemiazygos-System.
Diese neue Klassifikation vereint mehrere verschiedene Klassifikationen, die von unterschiedlichen medizinischen Fachgebieten verwendet werden, und erleichtert so die Kommunikation zwischen ihnen.
Lymphabfluss
Innerhalb des Mediastinum gibt es zahlreiche Lymphknoten. Die meisten Organe, die sich im Mediastinum befinden drainieren ihre Lymphe schließlich in den Ductus thoracicus. Die Ausnahme bildet das rechte Herz, das - zusammen mit der rechten Lunge und der rechten Seite von Kopf, Hals und Thorax - in den Ductus lymphaticus dexter drainiert.
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Klinik
Gelangt Luft zwischen viszerales und parietales Blatt der Pleura, spricht man von einem Pneumothorax. Dieser kann traumatisch (Rippenfrakturen, Messerstiche), idiopathisch (unbekannter Ursache) oder iatrogen (durch das Einbringen von Katheter in lungennahe Gefäße, Beatmung, Operationen am Thorax) entstehen.
Die häufigste Form ist der innere, offene Pneumothorax, bei welchem eine Verbindung zwischen Pleurahöhle zu dem Bronchialsystem besteht. Der äußere, offene Pneumothorax mit Verbindung zur Außenluft durch eine offene Thoraxverletzung ist wesentlich seltener.
Bei beiden Formen kann bei Inspiration Luft in den Pleuraraum gelangen, welche jedoch bei Exspiration nicht entweichen kann (Ventilmechanismus). Diese Form des Pneumothorax wird aufgrund der Aufblähung und des Druckanstiegs im Pleuraraum Spannungspneumothorax genannt. Dieser führt zu einer Verschiebung des Mediastinums zur gesunden Seite (Mediastinalshift) und ist - aufgrund der Kompression der großen venösen Gefäße (Vv. cavae) mit drohendem hypovolämischen Schock - ein Notfall.
Als Erstversorgung muss die überblähte Thoraxseite mittels Punktion im 2./3. ICR medioklavikulär entlastet werden. Dabei wird eine Kanüle verwendet, welche per Ventilmechanismus Luft aus dem Thorax lässt, bei Inspiration jedoch keine Luft in den Thorax hineinlässt. Zur weiteren Versorgung wird eine Pleurasaugdrainage mit Unterdruck von ca. 10 cm H20 gelegt, um Luftreste (insbesondere aus der kranialen Pleurakuppel) zu entfernen.
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