Blutversorgung des Herzens
Die Blutversorgung des Herzens erfolgt über zwei Koronararterien, die aus der Aorta entspringen:
- die rechte Koronararterie und
- die linke Koronararterie
Sie verlaufen kranzförmig um das Herz, daher die Bezeichnung Herzkranzarterien, und geben kleine Äste ab, die tief in das Myokard eindringen.
Das venöse Blut fließt hauptsächlich über das Sinus-coronarius-System sowie zu einem kleinen Teil über das transmurale und endomurale System ab.
Die großen zu- und abführenden Gefäße des Herzens dienen nicht der Eigenversorgung und sind daher von den Koronargefäßen abzugrenzen.
Dieser Artikel erläutert die Anatomie und Funktion der Koronararterien und Herzvenen.
Arterien |
Arteria coronaria dextra (rechte Koronararterie) Arteria coronaria sinistra (linke Koronararterie) |
Venen |
Drei verschiedene Systeme: Sinus coronarius Transmurales System (Vv. ventriculi dextri anteriores, Vv. atriales und Vv. epicardiales) Endomurales System (Vv. cardiacae minimae, Thebesius-Venen) |
Versorgungstypen | Normalversorgungstyp (etwa 50% der Fälle) Linksversorgungstyp (20-25% der Fälle) Rechtsversorgungstyp (etwa 25% der Fälle) |
Arterien
Die Zufuhr mit arteriellem Blut erfolgt über die Koronararterien, Arteria coronaria dextra (rechte Koronararterie) und Arteria coronaria sinistra (linke Koronararterie), die aus der Aorta ascendens entspringen. Die Abgänge liegen in der Regel noch in den Taschen der Aortenklappe (Sinus aortae) oder 1-2 mm kranial davon.
Am Herzen teilen sie sich in ein Netz von Ästen auf, die teilweise miteinander anastomisieren. Diese Kollateralverbindungen reichen jedoch bei einem akuten Verschluss nicht aus, um das periphere Herzgewebe ausreichend mit Sauerstoff zu versorgen, sodass es zu einem Untergang von Herzgewebe kommt (Infarkt). Sie werden daher als funktionelle Endarterien bezeichnet.
Arteria coronaria dextra
Die A. coronaria dextra (RCA) entspringt im rechten Sinus aortae und verläuft bedeckt vom rechten Herzohr im Sulcus coronarius zur Hinterfläche des Herzens.
Da ihre Äste im Überwiegenden die Strukturen der Erregungsbildungs- und Leitungssystems versorgen, kann deren Verengung oder Verschluss zu Herzrhytmusstörungen führen.
Zu ihnen zählen:
- R. atrioventricularis dexter (RAVD) - enspringt im Sulcus coronarius und versorgt den rechten Vorhof und rechten Ventrikel, teilweise auch den AV-Knoten
- Rr. coni arteriosi (RCO, Konusarterie) zum Conus arteriosus
- R. nodi sinuatrialis (RNS, Sinusknotenarterie) - zum Sinusknoten
- Rr. atriales (RAD) - zum rechten Vorhof
- R. marginalis dexter (RMD) - für den rechten Ventrikel
- Rr. interventriculares septales (Rr. septales posteriores, RSP) - zum Ventrikelseptum
- R. posterolateralis dexter (RPLD) - Endast am Crux cordis, versorgt den linken Ventrikel (inkonstant)
- R. nodi atrioventricularis (RNAV) - zum AV-Knoten
- R. interventricularis posterior (RIP) - Endast der Arteria coronaria dextra, verläuft im Sulcus interventricularis posterior. Er anastomisiert im Septumbereich mit der A. interventricularis anterior aus der A. coronaria sinistra.
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Arteria coronaria sinistra
Die A. coronaria sinistra (LCA) zweigt sich im linken Sinus aortae ab, verläuft zwischen dem Truncus pulmonalis und dem linken Herzohr und gibt kurz danach folgende zwei Äste ab:
- R. interventricularis anterior
- R. circumflexus
R. interventricularis anterior
Der R. interventricularis anterior (RIVA, LAD) verläuft im Sulcus interventricularis anterior bis zur Herzspitze und gibt drei weitere Äste ab:
- R. coni arteriosi - zum Conus arteriosus
- zwei oder mehr Rr. laterales (Rr. diagonales, RD1, RD2 etc.) - zur Vorderwand des linken Ventrikels
- Rr. interventriculares septales (Rr. septales anteriores, RSA) - zum Septum interventriculare
R. circumflexus
Der R. circumflexus (RCX) zieht im linken Sulcus coronarius zur Rückseite des linken Herzens und gibt eine Reihe weiterer Äste v. a. zur Versorgung des linken Herzens ab:
- R. atrialis anastomoticus (Kugel-Arterie) - zum linken Vorhof, wo er mit der A. coronaria dextra anastomisiert.
- Rr. atrioventriculares - ziehen zum Vorhof (Rr. atriales) und Ventrikel (Rr. ventriculares)
- R. marginalis sinister (RMS) - entlang des linken Ventrikels
- R. atrialis anterior (LAAA) - für das linke Herzohr
- R. atrialis intermedius (R. atrialis sinister, RAS) - für die Rückseite des linken Vorhofes
- R. posterior ventriculi sinistri (R. posterolateralis sinister, RPLS) - zur Facies diaphragmatica des linken Ventrikel
- R. nodi sinuatrialis - zum Sinusknoten (inkonstant)
Versorgungstypen
Das Herz ist eines der Organe mit der größten Bandbreite an arteriellen Variationen. Die dargestellte Situation der Gefäßabgänge stellt den Normalversorgungstyp dar, der in etwa 50% der Fälle vorliegt.
Demgegenüber liegt in etwa 20 bis 25% der Fälle der Linksversorgungstyp vor. Bei diesem ist die A. coronaria sinistra deutlich stärker ausgeprägt und liefert den R. interventricularis posterior zur Versorgung des gesamten Ventrikelseptums.
Beim Rechtsversorgungstyp (etwa 25% der Fälle) ist die A. coronaria dexter stärker ausgeprägt und versorgt über zwei Drittel des Ventrikelseptums. Der R. circumflexus der A. coronaria sinistra ist entsprechend reduziert. Neben diesen etwa 95% der Fälle gibt es eine Vielzahl an Variationen in Form von zusätzlichen Gefäßen oder abweichenden Verläufen, vor allem in den feinen Endästen.
Venen
Das venöse Blut fließt über drei verschiedene Systeme ab:
- Sinus coronarius
- transmural
- endomural
Sinus-coronarius-System
Folgende Venen drainieren in den Sinus coronarius, eine große Sammelvene an der Rückseite des linken Vorhofs, welche dann in den rechten Vorhof mündet. Das Sinus-coronarius-System bildet das Rückrat des venösen Abflusses am Herzen und besteht aus folgenden epikardialen Venen:
- V. cardiaca magna (V. cordis magna) - ist die Fortsetzung der V. interventricularis anterior und sammelt venöses Blut aus dem Einzugsgebiet der A. coronaria sinistra.
- V. cardiaca media (V. interventricularis posterior) - verläuft im Sulcus interventricularis posterior und mündet direkt in den Sinus coronarius ein
- V. obliqua atrii sinistri (Marshall-Vene) - auf der Rückseite des linken Vorhofes
- V. cardiaca parva (V. cordis parva) - nur in etwa 50% der Fälle vorhanden, nimmt Blut aus Ventrikeln und Vorhöfen auf.
Die vier Gefäße können zahlreiche kleine Äste haben oder als grobe Gefäßstämme mit breitem Einzugsgebiet verlaufen. In das Sinus-coronarius-System fließen etwa 2/3 des Blutes ein, welches aus den Koronararterien angeliefert wird. Das verbleibende Drittel fließt über das endomurale und das transmurale System ab.
Transmurales System
Die Venen des transmuralen Systems münden ohne Umweg über den Sinus coronarius in den rechten Vorhof ein. Es besteht aus den
- Vv. ventriculi dextri anteriores (Vv. cardiacae anteriores) - ensprechen den Rr. atrioventriculares der A. coronaria dextra
- Vv. atriales und Vv. epicardiales - liegen auf posterioren und interatrialen Abschnitten des rechten Vorhofes
Endomurales System
Das endomurale System besteht aus kleinen Venen der inneren Myokardschichten (Vv. cardiacae minimae, Thebesius-Venen), welche ihr Blut direkt in Vorhöfe und Ventrikel abgeben. Sie nehmen keinen Umweg über den Sinus coronarius oder den venösen Eingang über den Vorhof.
Aus diesem Grund ist das Blut aus dem linken Ventrikel niemals vollständig oxygeniert, sondern maximal zu 98-99%. Eine 100%ige Sauerstoffsättigung gibt es nur im frisch oxygenierten alveolären Blut der Lunge.
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Vasa privata und Vasa publica des Herzens
Die Koronargefäße und ihre Äste sind für die arterielle Versorgung und den venösen Abfluss des Herzens verantwortlich. Sie werden daher als Vasa privata bezeichnet.
Davon abzugrenzen sind die großen zu- und abführenden Gefäße des Herzens. Die Aorta, der Truncus pulmonalis, die Vena cava superior und inferior und Vv. pulmonales sind "öffentliche" Gefäße (Vasa publica) und dienen der Sauerstoffaufnahme in der Lunge (Lungenkreislauf) und Weiterleitung an den Körper (Körperkreislauf).
Bei der Versorgung des Herzens sind sie dagegen nicht beteiligt. Eine Eigenversorgung durch Diffusion mit Blut ist nicht möglich, da die Diffusionsstrecke zu groß und die Zeit des Verbleibs in Vorhöfen und Ventrikeln zu gering ist.
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