Bandscheibe
Die Bandscheiben (Disci intervertebrales), auch Zwischenwirbelscheiben genannt, bestehen aus Faserknorpel und befinden sich zwischen den Wirbelkörpern benachbarter Wirbel der Wirbelsäule. Sie bilden Symphysen (Symphysis intervertebralis) zwischen den Wirbeln, die die Wirbel miteinander verbinden und gleichzeitig Flexibilität sowie eine effektive Stoßdämpfung der Wirbelsäule gewährleisten..
Zusammen machen die Bandscheiben etwa ein Viertel der Länge der Wirbelsäule aus, angefangen beim Axis (C2) bis zum Kreuzbein. Insgesamt gibt es 23 Bandscheiben: 6 im Halsbereich, 12 im Brustbereich und 5 im Lendenbereich. Im Lendenbereich der Wirbelsäule sind sie am kräftigsten ausgeprägt mit einer Dicke von etwa 7–10 mm und 4 cm im Durchmesser.
Sie bestehen aus einem äußeren Faserknorpelring, dem Anulus fibrosus (Faserring), der einen inneren gallertartigen Kern, den Nucleus pulposus, umgibt. Der Nucleus pulposus wird inferior und superior von den Endplatten umschlossen, die in Verbindung mit den Deck- und Grundplatten der Wirbelkörper stehen.
Terminologie |
Deutsch: Bandscheibe Synonym: Zwischenwirbelscheibe Latein: Discus intervertebralis |
Definition | Faserknorpelige Struktur zwischen den Wirbelkörpern |
Struktur | Faserknorpelring (Anulus fibrosus) umgibt den Nucleus pulposus, der von den Deck- und Bodenplatten der Wirbelkörper umschlossen ist |
Innervation | Gefäßfrei Diffusion und Osmose |
Funktion | Bildet Symphysis intervertebralis zwischen benachbarten Wirbelkörpern, dient der Flexibilität der Wirbelsäule, der Stoßdämpfung und verhindert Reibung zwischen den Wirbeln. |
Struktur
Anulus fibrosus
Der Anulus fibrosus bildet den äußeren Rand der Bandscheibe und besteht aus 15 bis 25 konzentrisch angeordneten kollagenhaltigen Faserschichten, sogenannten Lamellen. Innerhalb jeder Lamelle verlaufen die Fasern parallel zueinander und sind in einem Winkel von etwa 60 Grad zur vertikalen Achse ausgerichtet. In benachbarten Lamellen wechselt diese Ausrichtung abwechselnd nach links und rechts, was zur Folge hat, dass durch die netzartigen Verzweigungen die Zugfestigkeit in verschiedene Richtungen erhöht wird. Zwischen den Lamellen befinden sich außerdem Elastinfasern, die der Bandscheibe zusätzliche Stabilität verleihen und dabei helfen, nach einer Flexion oder Extension in ihre ursprüngliche Form zurückzukehren.
Die Zellen des Anulus fibrosus sind im äußeren Bereich länglich, schlank und parallel zu den Kollagenfasern ausgerichtet. Zum Zentrum des Anulus hin nehmen die Zellen eine eher ovale Form an. Der Anulus fibrosus zeichnet sich durch eine hohe Festigkeit aus, die der Bandscheibe Stabilität verleiht und sie äußerst widerstandsfähig gegenüber Druckkräften macht.
Nucleus pulposus
Der Nucleus pulposus befindet sich zentral in der Bandscheibe und wird vom Anulus fibrosus umschlossen. Seine Zusammensetzung besteht überwiegend aus Wasser und Glykosaminoglykanen, wobei er nur sehr wenige Zellen enthält. Blutgefäße sind im Nucleus pulposus nicht vorhanden, weshalb seine Ernährung ausschließlich durch Diffusion erfolgt. Dieser Prozess wird maßgeblich durch den Druck der Grund- und Bodenplatten der angrenzenden Wirbelkörper unterstützt.
Endplatten
Die hyalinen Endplatten sind der dritte morphologisch ausgeprägte Teil der Bandscheibe. Es handelt sich um dünne horizontale Schichten, die in der Regel weniger als 1 mm dick sind. Sie bilden die Verbindung zwischen den Deck- und Grundplatten der Wirbelkörper und der Bandscheibe. Die Kollagenfasern in den Endplatten verlaufen horizontal und parallel zu den Wirbelkörpern und gehen fließend in die Bandscheibe über.
Versorgung
Die Bandscheiben haben, wie andere knorpelige Strukturen auch, keine eigene Vaskularisierung. Während der Embryonalentwicklung und bei der Geburt verfügen sie über eine gewisse Gefäßversorgung, die in den Endplatten und dem Anulus fibrosus endet. Diese Blutgefäße bilden sich jedoch schnell zurück, so dass sie etwa ab dem 2. Lebensjahr und im Erwachsenenalter keine direkte Blutversorgung haben und nur durch Osmose und Diffusion versorgt werden.
Funktion
- Die Bandscheibe ist ein integraler Bestandteil der Symphyse zwischen zwei benachbarten Wirbelkörpern.
- Die Bandscheibe ermöglicht eine leichte Bewegung der Wirbelsäule und hält die Wirbel durch ihre faserknorpelige Struktur zusammen. Als elastisches Kissen dient sie der Stoßdämpfung und schützt die Wirbelsäule vor den Belastungen, die durch Gehen, Laufen, Neigen oder Rotieren entstehen.
- Die Bandscheibe verhindert übermäßige Reibung und dadurch Verschleiß zwischen den Wirbelkörpern, indem sie die Kräfte gleichmäßig verteilt.
Klinik
Bandscheibenvorfall
Ein Bandscheibenvorfall entsteht, wenn der Nucleus pulposus durch einen Riss im Anulus fibrosus nach außen tritt. Dabei kann er Druck auf die umliegenden Spinalnervenwurzeln ausüben. Wenn die Wurzeln des Nervus ischiadicus betroffen sind, kann dies zu typischen Ischias-Symptomen wie Schmerzen, Taubheit oder Schwäche entlang der unteren Extremität führen.
Degeneration
Durch Alterungsprozesse und durch die damit einhergehende Bandscheibendegeneration verliert der Nucleus pulposus allmählich Wasser, da die Konzentration an Proteoglykane in der Matrix abnimmt. Dies verringert die Fähigkeit der Bandscheibe, Stöße effektiv abzufangen. Die daraus resultierende allgemeine Schrumpfung der Bandscheiben trägt auch zur altersbedingten Abnahme der Körpergröße bei.
Gleichzeitig wird der Anulus fibrosus mit der Zeit weniger belastbar und anfälliger für Risse. Auch die Endplatten, die die Bandscheiben mit den Wirbelkörpern verbinden, werden im Alter dünner und entwickeln Risse. Diese Veränderungen können zu einer Sklerose des subchondralen Knochens führen, bei der sich der darunterliegende Wirbelknochen verhärtet und umbaut
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