Hand
Die Hand des Menschen ist eine faszinierende Struktur. Auf der einen Seite kann eine Hand stark genug sein, einen Kletterer am Berg festzuhalten. Auf der anderen Seite können mit der Hand kleinste Objekte präzise bewegt werden und manche Menschen weisen eine bewundernswerte Fingerfertigkeit auf.
Die Hand selbst besteht aus vielen kleinen Knochen, an denen wiederum zahlreiche Muskeln ansetzen. Außerdem befinden sich in diesem Bereich sehr viele Gefäße und Nerven, die die Hand mit Blut versorgen und sie innervieren. Die Muskeln der Hand selbst sind interessanterweise nur teilweise an den Bewegungen der Finger und der Hand beteiligt. Es sind vielmehr die Muskeln des Unterarms, die mit ihren langen Sehnen in die Hand einstrahlen und an Handwurzel- und Fingerknochen ansetzen. Sie sind hauptverantwortlich für die Bewegungen die im Handgelenk und den Fingergelenken durchgeführt werden können.
Um den Aufbau, die Funktionen und Krankheiten der Hand so richtig verstehen zu können, musst du die Anatomie gut im Griff (Wortspiel ;-)) haben. Auf dieser Seite werden wir uns die Anatomie der Hand strukturiert anschauen.
Knochen |
Handwurzelknochen: Os scaphoideum, Os lunatum, Os triquetrum, Os pisiforme, Os trapezium, Os trapezoideum, Os capitatum, Os hamatum Mittelhandknochen: Röhrenknochen mit Basis, Schaft und Kopf Fingerknochen: Phalanx proximalis, medialis und distalis |
Muskeln |
Thenarmuskeln: Mm. abductor pollicis brevis, adductor pollicis, flexor pollicis brevis, opponens pollicis Hypothenarmuskeln: Mm. abductor digiti minimi, flexor digiti minimi brevis, opponens digiti minimi, palmaris brevis Muskeln des Handtellers: Mm. lumbricales, interossei palmares und dorsales |
Nerven |
Der Nervus medianus und seine Äste (Nn. digitales palmares communes und digitales proprii) innervieren hauptsächlich die Thenarmuskulatur. Der Nervus radialis innerviert die Außenseite des Daumen sensibel. Der Nervus ulnaris und seine Äste (Rr. superficialis, profundus und dorsalis) innervieren die Hypothenarmuskulatur und die anderen Muskeln der Hand. |
Arterien |
Alle Arterien stammen von den Aa. radialis und ulnaris. Dazu gehören: Aa. palmaris superficialis und profundus, Aa. digitales palmares communes und propriae, Rete carpale dorsale, Aa. metacarpales dorsales, Aa. digitales dorsales und A. princeps pollicis |
Venen |
Arcus venosus palmaris superficialis und profundus, Rete venosum dorsale, Vv. digitales palmares, Vv. metacarpales palmares Die Venen münden alle in die V. radialis oder ulnaris. |
Knochen
Die Knochen der Hand unterteilen sich in:
- Handwurzelknochen(Carpus)
- Mittelhandknochen(Metacarpus)
- Fingerknochen(Ossa digitorum)
Handwurzelknochen
Die Handwurzelknochen bestehen aus insgesamt acht kleinen Knochen. Direkt an Ulna und Radius (Elle und Speiche) grenzt die Hälfte der acht Ossa carpi an. Von radial nach ulnar:
- Kahnbein (Os scaphoideum)
- Mondbein (Os lunatum)
- Dreieckbein (Os triquetrum)
- Erbsenbein (Os pisiforme)
Durch diese vier Knochen wird zusammen mit dem Radius das proximale Handgelenk (Art. radiocarpalis) gebildet.
Das distale Handgelenk (Art. mediocarpalis) besteht aus den o.g. Knochen der proximalen Reihe und denen der distalen Reihe.
Diese sind von radial nach ulnar:
- großes Vieleckbein (Os trapezium)
- kleines Vieleckbein (Os trapezoideum)
- Kopfbein (Os capitatum)
- Hakenbein (Os hamatum)
Die Handwurzelknochen haben natürlich auch eine klinische Relevanz. Sie werden beispielsweise vom Retinaculum flexorum überspannt. Dieses Band bildet den Karpaltunnel, in dem u.a. der Nervus medianus liegt.
Mittelhandknochen und Fingerknochen
An die Handwurzel grenzen die Mittelhandknochen (Ossa metacarpalia) an. Distal davon befinden sich die Fingerknochen.
Die Ossa digitorum bestehen aus drei Knochen:
- Phalanx proximalis
- Phalanx medialis
- Phalanx distalis
Die Ausnahme hiervon bildet der Daumen, der nur aus Phalanx proximalis und Phalanx distalis besteht.
Durch diese Knochen bilden sich an den Fingern 2-5 jeweils drei Gelenke, nämlich das Fingergrundgelenk, das proximale Interphalangealgelenk (PIP) und das distale Interphalangealgelenk (DIP).
Der Daumen (Pollex) besteht lediglich aus dem Grundgelenk und dem Endgelenk.
Muskeln
An der Hand selbst gibt es lange und kurze Handmuskeln. Die langen Handmuskeln haben in ihren Ursprung am Unterarm und werden hier nicht weiter beschrieben. Die kurzen Muskeln kann man in Muskeln des Handtellers, Muskeln des Kleinfingerballens und Muskeln des Daumenballens einteilen.
Handtellermuskeln
Die Muskeln des Handtellers bestehen aus:
Die wichtigsten Funktionen der beiden letztgenannten Muskelgruppen sind die Beugung der Fingergrundgelenke, sowie die Streckung der Mittelgelenke. Innerviert werden die Mm. interossei vom Ramus profundus des N. ulnaris. Wichtigste Aufgabe der Mm. lumbricales besteht in der Streckung der Endgelenke und der Beugung der Grundgelenke. Die Lumbricales des 2. und 3. Fingers werden vom N. medianus innerviert, die des 4. und 5. Fingers vom Ramus profundus des N. ulnaris.
Hypothenarmuskeln
Die Hypothenarmuskeln (Muskeln des Kleinfingerballens) bestehen aus:
- M. palmaris brevis
- M. flexor digiti minimi brevis
- M. abductor digiti minimi
- M. opponens digiti minimi
Alle diese Muskeln werden vom N. ulnaris versorgt. Die wichtigsten Funktionen dieser Muskeln sind die Beugung des Kleinfingers im Grundgelenk, die Abduktion (M. abductor digiti minimi), sowie die Opposition (M. opponens digiti minimi). Unter Opposition versteht man die Bildung einer „Hohlhand“ mit den Fingern.
Thenarmuskeln
Zu den Thenarmuskeln (Muskeln des Daumenballens) zählen folgende Muskeln:
Die ersten beiden werden vom N. medianus innerviert, während der M. adductor pollicis vom N. ulnaris innerviert wird, der M. flexor pollicis brevis wird von beiden Nerven innerviert.
Aufgabe des M. abductor pollicis ist, wie der Name schon vermuten lässt, die Abduktionsbewegung des Daumens. Der M. flexor pollicis brevis beugt das Grundgelenk, streckt das Endgelenk und kann im Daumensattelgelenk sowohl abduzieren, als auch adduzieren. Eine Rotation und Flexion im Daumensattelgelenk wird durch den M. opponens pollicis erzeugt. Der wichtigste Adduktor des Daumens ist der M. adductor pollicis.
Interessierst du dich für Lernstrategien? Dann schau gleich in unsere Tipps zum aktiven Erinnern beim Anatomie lernen.
Blutversorgung
Die Hand ist die distalste Struktur der oberen Extremitäten. Aus diesem Grund findet man in der Hand einige Anastomosen, die dort ein komplexes Netzwerk von Gefäßen bilden. Die Arterien der Hand kommen alle ursprünglich aus den zwei großen Gefäßen des Unterarms: der Arteria radialis und der Arteria ulnaris. Wie ihr Name ja schon verrät, verläuft die eine auf der radialen und die andere auf der ulnaren Seite des Unterarms vom Ellenbogen bis zur Hand.
Die Arteria radialis und die Arteria ulnaris geben zusammen folgende arterielle Äste an die Hand ab:
- Arcus palmaris superficialis
- Arcus palmaris profundus
- Arteriae digitales palmares communes
- Arteriae digitales palmares propriae
- Rete carpale dorsale
- Arteriae metacarpales dorsales
- Arteriae digitales dorsales
- Arteria princeps pollicis
Die Venen der Hand verlaufen ähnlich wie die Arterien. Hast du einmal die arterielle Versorgung der Hand verstanden, dann ist der Verlauf der Venen kein Problem mehr für dich. In dem letzten Video gibt es auch einen Beitrag zu den Venen der Hand.
Die Venen der Hand fließen ihrerseits dann entweder in die Vena radialis oder die Vena ulnaris.
Zu den Venen der Hand gehören die Folgenden:
- Arcus venosus palmaris superficialis
- Arcus venosus palmaris profundus
- Rete venosum dorsale
- Venae digitales palmares
- Venae metacarpales palmares
Sieh dir unsere Lernmaterialien an, um mehr über die Gefäß-Nerven-Versorgung der Hand zu erfahren:
Nerven
Die Nerven der Hand und des Handgelenkes entstammen einer Struktur, die als Plexus brachialis bezeichnet wird. Er befindet sich proximal des unteren Anteils des Halses und der Axillarregion. Der Plexus brachialis wird durch die Vereinigung der vorderen Äste der Spinalnerven C5-Th1 gebildet. Er ist für die motorische und sensible Innervation der oberen Extremitäten verantwortlich.
Die wichtigsten Nerven des Plexus brachialis sind der N. medianus, der N. ulnaris und der N. radialis. Sie innervieren die Hand und das Handgelenk:
- Der N. medianus verläuft durch den Canalis carpi (Karpaltunnel), unterhalb des Retinaculum flexorum der Hand. Er teilt sich distal in die Rr. recurrentes und die Rr. digitales palmares communes. Der R. recurrens nervi mediani versorgt die drei Mm. thenares motorisch, während der erste und zweite M. lumbricalis von den Rr. digitales palmares innerviert wird. Darüber hinaus versorgen die Rr. digitales palmares die Haut von Daumen, Zeigefinger, Mittelfinger und der seitlichen Hälfte des Ringfingers sowie das distale Drittel der dorsalen Seite derselben Finger.
- Der N. ulnaris tritt unterhalb des oberflächlichen Teils des Retinaculum flexorum, durch die Guyon-Loge, in die Hand ein. Dort teilt er sich dann in seine Rr. profundi und Rr. superficiales. Die Rr. profundi innervieren hauptsächlich motorisch und versorgen die Mm. hypothenares, interossei und die beiden medialen Mm. lumbricales. Außer ihrer motorischen Innervation des M. palmaris brevis, innervieren die Rr. superficiales hauptsächlich sensibel. Sie versorgen die Haut des kleinen Fingers und die mediale Hälfte des Ringfingers.
- Der letzte Nerv, der bei der Innervation der Hand und des Handgelenkes eine Rolle spielt, ist der N. radialis, und zwar sein R. superficialis. Der N. radialis innerviert die Hand sensibel. Er gibt über die Foveola radialis, auch anatomische Tabatière oder Speichengrübchen genannt, eine Reihe von Rr. digitales dorsales ab. Diese Äste innervieren die Haut der proximalen zwei Drittel des Daumens, Zeigefingers, Mittelfingers und der seitlichen Hälfte des Ringfingers sowie den lateralen Aspekt des Handrückens und des Daumenballens.
N. medianus |
Äste: Rr. palmares, Rr. recurrentes, Rr. digitales palmares comunes, Rr. digitales palmares proprii Motorische Innervation: Mm. thenares und Mm. lumbricales (1. und 2.) Sensible Innervation: Laterale ⅔ der Handfläche; Palmarfläche und distale ⅓ auf der Rückseite der lateralen 3 ½ Finger |
N. ulnaris |
Äste: Rr. digitales dorsales, Rr. palmares, Rr. superficiales (Rr. digitales palmares comunes und Rr. digitales palmares proprii), Rr. profundi Motorische Innervation: Mm. hypothenares, interossei, und Mm. lumbricales (3. und 4.) Sensible Innervation: Mediale ⅓ der Handfläche; Palmarflächen der medialen 1 ½ Finger |
N. radialis |
Äste: Äste: R. superficialis (Rr. digitales dorsales) Sensible Innervation: Laterale ⅔ des Handrückens; proximale ⅔ auf der Rückseite der lateralen 3 ½ Finger |
Mithilfe des folgenden Quizzes wirst du dein Wissen über die Gefäß-Nerven-Versorgung der Hand ganz leicht vertiefen und festigen können:
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Klinik
Ein sehr häufiger Beratungsanlass in der Orthopädie, Allgemeinmedizin und Chirurgie ist das Ganglion, klinisch und umgangssprachlich als Überbein bezeichnet.
Dabei handelt es sich um eine Gewebsneubildung, die sich in der Nähe von Gelenken, Sehnen- und Nervenscheiden, aber auch in Sehnen und Menisken entwickeln kann. Sie ist mit gallertartiger Masse gefüllt und von einer Bindegewebskapsel umgeben. Häufig besteht eine Verbindung zur Gelenkkapsel, durch die dann auch ein Flüssigkeitsaustausch möglich ist.
Das Auftreten im Bereich des Handgelenkes sowie des Überganges zwischen Handgelenk und Hand ist häufig. Unterschieden werden hier dorsale und palmare Ganglien. Die Ätiologie ist unklar. Fehl- und Überbelastung werden als begünstigende Faktoren angenommen.
Ein Ganglion am Handgelenk ist meist vor allem bei Bewegung symptomatisch, vor allem die dorsale Form. Neben dem Schmerz als Symptom führt es häufig auch zur Bewegungseinschränkung des Handgelenks, da es eine Gelenkhemmung bewirkt. Bei der Palmarflexion kommt es zur Dehnung der Gelenkkapsel, die mit dem Ganglion in Verbindung steht. Bei der Plantarextension hingegen wird das Ganglion selbst tiefer in seinen Ansatzbereich hineingepresst. Seltener ist der Schmerz durch Druck auf umliegende Strukturen. Asymptomatische Formen kommen ebenso vor.
Die Diagnose des Überbeins am Handgelenk erfolgt klinisch. Bei Verdacht auf eine andere Diagnose kann zum Ausschluss eine MRT durchgeführt werden.
Die Therapie kann symptomatisch konservativ oder operativ erfolgen. Bei der symptomatischen konservativen Therapie steht die zeitweilige Behandlung der Beschwerden im Vordergrund. Sie ist in der Regel nur dann sinnvoll, wenn eine absolute Kontraindikation für eine OP besteht oder Zeit bis zu einer OP überbrückt werden soll.
Die operative Therapie ist Mittel der Wahl. Vor einer OP soll eine MRT durchgeführt werden, um ein genaues Bild der Topographie zu erhalten. Grundprinzip der OP ist die radikale Resektion samt des degenerierten Kapselanteils an der Stelle der Verbindung mit der Gelenkkapsel oder der Sehnenscheide. Indikation für einen solchen Eingriff sind sowohl Schmerzen als auch ästhetische Gründe bei großen Ganglien.
Die Indikation zur OP sollte gründlich geprüft und der Eingriff nicht zu zeitig erfolgen. Häufig kommt es auch zur spontanen Rückbildung, wobei dann trotzdem wieder Rezidive auftreten können. Auch nach einer OP kann es zu einem Rezidiv kommen, eine weitere OP ist dann allerdings sehr gründlich zu prüfen – ein Zweiteingriff ist schwieriger, da der OP-Bereich dann bereits durch Narbengewebe verändert ist.
Obsolet sind Punktionen, da sich die Kapsel schnell wieder füllt.
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