Haut und Hautanhangsgebilde
Die menschliche Haut bildet die äußere Körperoberfläche und besitzt eine Gesamtfläche von etwa 2 m². Sie ist damit eines der größten Organe des Körpers.
Die Hautdecke ist aus der Haut im engeren Sinne (Cutis), bestehend aus Epidermis und Dermis, und der Unterhaut (Subcutis) aufgebaut.
Als physikalische Barriere bietet die Haut dem Organismus Schutz und als sensibles Organ ist sie an der Wahrnehmung der Umwelt beteiligt.
Dieser Artikel erläutert den Aufbau, die Histologie und die Funktion der Haut und ihrer Hautanhangsgebilde.
Arten |
Leistenhaut: 4% der Körperoberfläche, an Handflächen und Fußsohlen, individuelles Furchenmuster Felderhaut: 96% der Körperoberfläche, dünner, kein individuelles Furchenmuster |
Aufbau |
Epidermis: Stratum basale, Stratum spinosum, Stratum granulosum, Stratum lucidum, Stratum corneum Dermis: Stratum reticulare, Stratum papillare Subcutis: Binde- und Fettgewebe |
Hautanhangsgebilde | Haare Nägel Talgdrüsen Schweißdrüsen |
Funktion |
Sensibilität Schutz- und Warnfunktion Wärmeregulation |
Arten
Die Haut kann in die Leistenhaut (etwa 4% der Körperoberfläche) und Felderhaut (etwa 96% der Körperoberfläche) eingeteilt werden.
Die Leistenhaut befindet sich nur an den Handinnenflächen, Fingerbeeren und Fußsohlen und besteht aus feinen, parallel verlaufenden Furchen. Diese genetisch festgelegten Furchenmuster sind bei jedem Menschen einzigartig und bilden die Grundlage unserer individuellen Fingerabdrücke.
Die Felderhaut bedeckt den größten Teil des Körpers und unterscheidet sich von der Leistenhaut durch ihre Struktur und Funktion. Sie ist weniger dick als die Leistenhaut und weist keine individuellen Muster wie Fingerabdrücke auf.
Die Funktion der Haut ist maßgeblich von ihrer Struktur bestimmt. Lerne jetzt den Aufbau der Haut mit unseren unbeschrifteten Arbeitsblättern!
Aufbau
Cutis
Die oberste Hautschicht ist die Epidermis (Oberhaut), die aus mehrschichtigem, verhornten Plattenepithel gebildet wird, darunter folgt die Dermis (Lederhaut). Diese beiden Schichten werden als Cutis zusammengefasst.
Die Epidermis liegt einer Basalmembran auf und besteht von basal nach apikal aus den folgenden Schichten:
- Einem einschichtigen Stratum basale aus zylindrischen Keratinozyten, das stetig die oberen Zellen erneuert. Melanozyten sind spinnenförmige Zellen im Stratum basale, die den Pigmentfarbstoff Melanin produzieren und für die Pigmentierung der Haut verantwortlich sind.
- Einem mehrschichtigen Stratum spinosum mit rundlichen Keratinozyten.
Das Stratum basale und Stratum spinosum werden häufig als Stratum germinativum zusammengefasst.
- Dem Stratum granulosum aus flachen Keratinozyten.
- Einem Stratum lucidum, das nur in der Leistenhaut vorkommt und in der Hämatoxylin-Eosin-Färbung als dünner, blasser Streifen erkennbar ist.
- Einem Stratum corneum aus verhornten Zellen, die keine Zellkerne oder Zellorganellen mehr besitzen. Diese Zellen haben den Reifungsprozess abgeschlossen und können abschilfern.
Die Dermis schließt sich an die Epidermis an und besteht aus zwei Schichten:
- Das Stratum papillare enthält, je nach Hautregion, unterschiedliche Drüsen, gegebenenfalls Haare und ist aus lockerem kollagenem Bindegewebe aufgebaut. Zudem sind Lymph- und Blutkapillaren, Nervenfasern und spezielle Sinneszellen wie die Meissner-Tastkörperchen vorzufinden.
- Das Stratum reticulare besitzt den Charakter straffen Bindegewebes, in dem jedoch elastische Fasern eingebettet sind. Sie ermöglicht die Dehnbarkeit und Verformbarkeit der Haut.
Subcutis
Die Subcutis ist zum größten Teil aus univakuolärem Fettgewebe aufgebaut, zwischen dem geringe Anteile lockeren, kollagenen Bindegewebes liegen. Hier kommen auch Vater-Pacini-Körperchen vor, die der Erfassung von Vibrationen und Druckveränderungen dienen.
Im Bereich von Brust, Hüften, Gesäß und Bauch dient die Subcutis als Depotfett sowie als Isolationsschicht vor Wärmeverlust. An den Fußsohlen, unter anderem, dient es als Baufett. Dieses Fettgewebe dient der mechanischen Federung und Polsterung und wird normalerweise auch bei längerer Nahrungskarenz nicht abgebaut.
Die Zunahme an Körpergewicht in Bereichen des Depotfettes erfolgt in der Regel nicht durch Anlage neuer Fettzellen, sondern durch eine Erhöhung der Lipiddichte in den bestehenden Fettzellen.
Das folgende Video erklärt ausführlich die Histologie der Haut:
Hautanhangsgebilde
Als Hautanhangsgebilde bezeichnet man mit der Haut verbundene Strukturen, die eine funktionelle Einheit mit ihr bilden. Dazu gehören Haare (Pili), Nägel (Ungues) und Drüsen. Alle Anhangsgebilde entstehen aus sich differenzierenden Epithelzapfen.
Haare
Haare sind komplexe Kreatinstrukturen in der Epidermis. Sie entstehen innerhalb zylindrischer Einstülpungen der oberen Hautschicht, die bis zur Dermis hinunter reichen können (Haarfollikel). In der Nähe eines Haaranschnittes findet sich üblicherweise eine holokrine Talgdrüse und ein Musculus arrector pili (Haaraufrichter), der sympathisch innerviert wird.
Haare können in Präparaten quer oder längs angeschnitten sein. Im Kern liegt die Haarwurzel, auch als Haarmark bezeichnet. Dieses ist umgeben von der Haarcuticula. Dem liegt eine innere Wurzelscheide an, gefolgt von einer deutlich breiteren äußeren Wurzelscheide. Die äußere Begrenzung ist die Glasmembran.
Entwicklungsgeschichtlich dienten die Haare der Wärmeregulation. Heutzutage ist ihr Wachstum am Körper teilweise jedoch so spärlich, dass diese Funktion kaum noch erfüllt wird. Die Kopfbehaarung bietet jedoch noch immer Schutz vor Kälte und starker Sonneneinstrahlung.
Sie sind ebenfalls wichtig für den Tastsinn, da sie als Vorposten der Haut den Radius von wahrnehmbaren Reizen erweitern. Denn bei Kälte und Erregung stellen sich die Haare reflektorisch auf (“Gänsehaut”).
Nägel
Finger- und Zehennägel bestehen wie Haare aus Hornzellen. Sie wachsen aus der Nagelmatrix heraus mit einer kontinuierlichen Geschwindigkeit von etwa 0,1 mm pro Tag über ein Nagelbett. Ihre Funktion besteht darin, dass sie beim Tasten als festes Widerlager dienen und so eine bessere Reizwahrnehmung mit den Fingerspitzen ermöglichen.
Talgdrüsen
Holokrine Talgdrüsen (Glandulae sebaceae holocrinae) liegen meistens unmittelbar neben Haarfollikeln. Sie sezernieren eine ölige Talgsubstanz (Sebum) aus abgestorbenem Epithel, welches Haut und Haare einfettet und geschmeidig macht. Für die Haut hat der Talg eine Schutzfunktion, da er Austrocknung verhindert und am bakteriziden Säureschutzmantel beteiligt ist.
Die Talgproduktion wird durch Sexualhormone gesteuert: Östrogen hemmt sie, Testosteron regt sie an. Bei Verschluss der Ausführungsgänge der Talgdrüsen entstehen Mitesser, die sich im Rahmen einer Akne entzünden können. Unabhängig von Haarfollikeln kommen Talgdrüsen auch an Übergängen von Haut zu Schleimhaut vor, z.B. an den Lippen, den Augenlidern, der Vorhaut und der Eichel des Penis. In der Leistenhaut sind sie jedoch nicht vorzufinden.
Schweißdrüsen
Es werden zwei Typen von Schweißdrüsen unterschieden: die ekkrinen Schweißdrüsen und die apokrinen Duftdrüsen, die beide in der Dermis liegen. Bei den ekkrinen Drüsen handelt es sich um unverzweigte, tubuläre Drüsen, die überall am Körper verteilt sind. Ihre Aufgabe ist die Thermoregulation, wozu sie pro Tag etwa 0,5l kochsalzhaltigen Schweiß abgeben, bei höheren Temperaturen oder körperlicher Anstrengung auch etwas mehr. Dieser ist zunächst geruchsneutral, doch durch Bakterien der Haut entsteht anschließend der typische Schweißgeruch.
Die apokrinen Schweißdrüsen (Duftdrüsen, große Schweißdrüsen) sind nur an einigen Körperstellen vorhanden, beispielsweise in den Achselhöhlen, an den Brustwarzen, dem Anus und den Genitalien. Die Ausführungsgänge sind ähnlich aufgebaut wie die der ekkrinen Drüsen, münden aber direkt in einen Haartrichter. Das Sekret ist milchig, zähflüssig und weist einen hohen pH-Wert auf.
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Funktion
Als physikalische Barriere bietet die Haut dem Organismus Schutz vor mechanischen Einflüssen wie Reibung oder Druck, aber auch vor (UV-) Strahlung und chemischen Schadstoffen.
Sie isoliert bei Hitze und Kälte, kann über Erweiterung der kleinen Hautgefäße Wärme abgeben oder über Schweißsekretion die Körpertemperatur senken. Die Subcutis ist nicht nur Energiespeicher, sondern ebenfalls für die Wärmeisolation zuständig. Somit ist die Temperaturregulierung insgesamt eine wichtige Funktion der Haut. Als wasserdichte Barriere schützt die Haut den Organismus auch vor Flüssigkeitsverlust.
Als sensibles Organ ist die Haut an der Wahrnehmung der Umwelt beteiligt. Mit den enthaltenen Sensoren kann sie Berührung, Druck, Schmerz, Temperatur und Vibration erfassen. Hautanhangsorgane (Haare, Nägel, Talg- und Schweißdrüsen), Blutgefäße, freie Nervenendigungen, korpuskuläre Nervenendigungen und Sensoren verschiedener Art sind der Haut eingelagert und unterstützen die Ausübung dieser Funktionen.
Schaue dir die folgenden Lerneinheiten an, um dein Wissen über die Haut und Hautanhangsgebilde zu vertiefen und zu erweitern:
Klinik
Die Haut besitzt eine Vielzahl von Pathologien, die relativ häufig vorkommen. Ein großer Teil der Veränderungen der Haut ist unspezifisch, das heißt die gleiche Veränderung kann durch sehr viele unterschiedliche Ursachen bedingt sein.
Zu den spezifischen Veränderungen zählen die Tumore der Haut. Die folgenden drei gehören unter den tumorösen Veränderungen zu den häufigsten.
Plattenepithelkarzinome entstehen in der Epidermis und können sich von dort ausbreiten. Ihre Morphologie reicht von gut differenzierten Formen bis hin zu nahezu undifferenzierten (anaplastischen).
Maligne Melanome gehen von Melanozyten aus. In der histologischen Aufarbeitung finden sich atypische Melanozyten, die in irregulärer Verteilung, einzeln oder in Nestern, vorliegen. Ihre bevorzugte Lokalisation ist die Junktionszone zwischen Epidermis und Dermis.
Basalzellkarzinome, früher als Basaliome bezeichnet, zeigen sich durch eine Proliferation von Inseln oder Strängen basaloid differenzierter Zellverbände mit chromatindichten Kernen, welche in ein Stroma eingebettet sind. Die Zellen besitzen typischerweise eine periphere „Palisadenstellung“.
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