Nervus ulnaris
Der Nervus ulnaris ist ein peripherer Nerv aus dem Plexus brachialis mit motorischen und sensiblen Anteilen.
Er entspringt den Spinalnervensegmenten C8 und Th1 sowie in manchen Fällen auch C7. Sein Leitmuskel ist der M. flexor carpi ulnaris.
Am Epicondylus medialis humeri ist er durch die Haut tastbar und verursacht bei Druckreizung einen typischen elektrisierenden Schmerz im sensiblen Innervationsgebiet (Musikantenknochen).
Dieser Artikel erläutert Anatomie, Verlauf und Funktion des Nervus ulnaris.
Ursprung | Plexus brachialis, C8 und Th1, manchmal zusätzlich C7 |
Endäste | R. profundus R. superficialis |
Funktion |
Motorische Innervation: Unterarm und Hand Sensible Innervation: Kapsel des Ellenbogengelenks Medialer Handrücken Streckseiten der zweieinhalb ulnaren Finger bis zur Mittelphalanx Haut des Hypothenar Beugeseite des Kleinfingers Ulnare Seite des Ringfingers sowie ihre Fingerkuppen |
Verlauf
Der N. ulnaris entsteht aus dem Fasciculus medialis direkt nach Abgabe des Radix medialis des N. medianus. Er zieht an der medialen Seite des Oberarms zunächst medial der A. brachialis im Sulcus bicipitalis medialis nach distal.
Etwa in der Oberarmmitte durchbricht er das Septum intermusculare brachii mediale und gelangt am Caput mediale des M. triceps brachii entlang zum Epicondylus medialis humeri. Dort verläuft er eingebettet im Sulcus nervi ulnaris direkt unter der Haut und gibt seinen ersten Ast, den R. articularis cubiti, zum Ellenbogengelenk ab.
Anschließend zieht er zwischen den beiden Köpfen des M. flexor carpi ulnaris wieder zur Beugeseite und dort weiter nach distal direkt auf dem M. flexor digitorum profundus liegend zum Handgelenk.
Etwa ab der Mitte des Unterarms wird er von der A. und V. ulnaris begleitet und gibt im unteren Drittel den R. dorsalis ab, welcher unter dem M. flexor carpi ulnaris zum Handrücken zieht und häufig mit den N. radialis anastomosiert. Zudem zweigt an variabler Stelle der sensible R. palmaris ab und zieht nach distal zur Hohlhand.
Schließlich verläuft der N. ulnaris außerhalb des Canalis carpi durch die Guyon-Loge (Canalis ulnaris) zwischen Retinaculum musculorum flexorum und Lig. carpi palmare zur Hohlhand. Hier teilt er sich in seine zwei Endäste:
- Der rein motorische R. profundus verläuft durch die Hypothenarmuskeln und anschließend bogenförmig mit dem arteriellen Arcus palmaris profundus.
- Der gemischte R. superficialis liegt unter der Palmaraponeurose und anastomosiert oft über den R. communicans cum nervo ulnari mit dem N. medianus.
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Funktion
Motorische Innervation
Das Versorgungsgebiet des N. ulnaris erstreckt sich auf den Unterarm und die Hand.
Unterarm
Motorisch innerviert er über Rr. musculares im Unterarmbereich folgende Muskeln:
- M. flexor carpi ulnaris
- ulnarer Kopf des M. flexor digitorum profundus
Hand
Im Handbereich versorgt der R. superficialis den M. palmaris brevis.
Der R. profundus innerviert die gesamte Muskulatur des Hypothenar. Dies sind:
Darüber hinaus werden vom R. profundus motorisch innerviert:
Am Daumenballen versorgt er außerdem die Muskeln, die nicht vom N. medianus innerviert werden:
- M. adductor pollicis brevis
- Caput profundum des M. flexor pollicis brevis
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Sensible Innervation
Am Ellenbogengelenk versorgt der R. articularis die Kapsel des Ellenbogengelenks. Sensibel innerviert der R. dorsalis den medialen Handrücken und über die Nn. digitales dorsales die Streckseiten der zweieinhalb ulnaren Finger bis zur Mittelphalanx.
Der R. palmaris versorgt die Haut des Hypothenar. Die Beugeseite des Kleinfingers und die ulnare Seite des Ringfingers sowie ihre Fingerkuppen werden von den Nn. digitales palmares proprii aus dem R. superficialis innerviert. Somit wird der ulnare Bereich der Hand etwa bis zur Hälfte des Ringfingers (am Handrücken etwas weiter) vom N. ulnaris versorgt, der größte Teil davon autonom.
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Klinik
Die Schädigung des N. ulnaris stellt die häufigste periphere Nervenläsion dar, bei der sich charakteristische motorische Ausfälle zeigen.
Das typische klinische Zeichen ist die Krallenhand (Klauenhand), bei der es beim Versuch, eine Faust zu bilden, vor allem im Klein- und Ringfinger zwar zu einer Beugung der Mittel- und Endgelenke, aber zu einer Überstreckung der Grundgelenke kommt.
Die Ursache liegt im Ausfall der vom R. profundus versorgten Handmuskeln (vor allem der Mm. interossei und der Mm. lumbricales).
Auf Grund der Adduktorenschwäche des Daumens (M. adductor pollicis) und des Ausfalls des M. opponens digiti minimi können keine Gegenstände zwischen Daumen und Kleinfinger gehalten werden (negative Daumen-Kleinfinger-Probe). Beim Greifen flacher Gegenstände wird statt des gelähmten M. adductor pollicis kompensatorisch der M. flexor pollicis longus genutzt, der vom M. medianus innerviert wird (Froment-Zeichen).
Dabei zeigt sich eine starke Beugung des Daumenendglieds. Bei längerer Schädigung flacht aufgrund der fortschreitenden Atrophie der Hypothenar ab und durch den Muskelschwund der Musculi interossei sinkt die Haut im Handrücken ein.
Distale Ulnarisparese
Tritt die Krallenhand isoliert auf, liegt wahrscheinlich eine Kompression des R. profundus in der Hohlhand vor, etwa bei chronischem Druck durch Arbeitsgeräte.
Tritt die Läsion im Handgelenksbereich auf, beispielsweise durch Schnittverletzungen oder chronische Druckeinwirkung in der Guyon-Loge, so zeigen sich neben der Krallenhand auch Sensibilitätsstörungen, die jedoch noch auf den Klein- und Ringfinger beschränkt bleiben.
Proximale Ulnarisparese
Erst wenn die Schädigung weiter proximal in der Ellenbogengegend auftritt, z.B. durch Frakturen des Humerus oder Gelenksverletzungen, seltener durch eine Luxation des Nervs aus dem Sulcus nervi ulnaris oder infolge entzündlicher Prozesse, so weiten sich die sensiblen Ausfälle bis zum Hypothenar aus, da nun auch der R. palmaris betroffen ist.
Darüberhinaus kommt es zusätzlich zu einer Abschwächung der Abduktion der Hand nach ulnar.
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