Thenarmuskulatur
Die Thenarmuskulatur besteht aus vier Muskeln an der radialen Seite der Handinnenfläche. Zusammen bilden sie dort ein Polster unterhalb des Daumens, den Daumenballen.
Die Thenarmuskeln entspringen an unterschiedlichen Handwurzelknochen und setzen distal am Daumen an.
Sie ermöglichen mit ihren verschiedenen Funktionen die Beweglichkeit des Daumens. Besonders die für den Menschen essentielle Oppositionsbewegung ist sehr wichtig.
Dieser Artikel erläutert die Anatomie, den Aufbau und die Funktion der Thenarmuskulatur.
M. abductor pollicis brevis |
Ursprung: Os scaphoideum, Retinaculum musculorum flexorum Ansatz: Phalanx proximalis des Daumens |
M. adductor pollicis |
Ursprung: Caput transversum: Basis des Os metacarpale III Caput obliquum: Os capitatum, Basen der Ossa metacarpalia II - III Ansatz: Grundphalanx des Daumens |
M. flexor pollicis brevis |
Ursprung: Caput superficiale: Retinaculum musculorum flexorum Caput profundum: Os capitatum, Os trapezium Ansatz: Phalanx proximalis des Daumens |
M. opponens pollicis |
Ursprung: Os trapezium Ansatz: Margo radialis des Os metacarpale I |
Innervation |
Nervus medianus (Mm. abductor pollicis brevis, opponens pollicis und flexor pollicis brevis) Nervus ulnaris (M. adductor pollicis und M. flexor pollicis brevis) |
Funktion |
Bewegungen des Daumens: Abduktion, Adduktion, Flexion, Opposition |
Verlauf
Zu den Thenarmuskeln gehören:
- Der M. abductor pollicis brevis, der an den Tubercula des Os scaphoideum und am Retinaculum musculorum flexorum entspringt. Von dort zieht seine kurze Sehne über das radiale Sesambein zur Basis der Grundphalanx des Daumens. Der M. abductor pollicis brevis liegt sehr oberflächlich unter der Haut.
- Der M. adductor pollicis hat zwei Ursprungsflächen. Das Caput transversum entspringt an der palmaren Seite des dritten Os metacarpale. Das Caput obliquum hat dagegen seinen Ursprung am Os capitatum und den Basen des zweiten und dritten Os metacarpale. Deren gemeinsame Sehne setzt über das ulnare Sesambein an der Grundphalanx des Daumens an. Der M. adductor pollicis ist der am tiefsten gelegene Thenarmuskel.
- Der M. flexor pollicis brevis hat zwei Köpfe, die durch die Sehne des M. flexor pollicis longus getrennt werden. Das Caput superficiale entspringt am Retinaculum musculorum flexorum und das Caput profundum am Os capitatum und Os trapezium. Ihre Sehne verläuft über das radiale Sesambein zur Basis der Daumengrundphalanx.
- Der M. opponens pollicis zieht vom Tuberculum des Os trapezium zur Margo radialis des ersten Os metacarpale. Zum größten Teil wird er vom M. abductor pollicis brevis bedeckt.
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Versorgung
Der Nervus medianus ist für die Innervation der Mm. abductor pollicis brevis und opponens pollicis zuständig.
Der M. adductor pollicis wird dagegen durch den Nervus ulnaris versorgt.
Als einziger erhält der M. flexor pollicis brevis eine Doppelinnervation durch beide Nerven, bedingt durch die Rück- und Umbildung des Muskels im Laufe seiner embryologischen Entwicklung. Am häufigsten versorgt der Nervus medianus das Caput superficiale und der Nervus ulnaris das Caput profundum.
Allerdings ist dieses Innervationsmuster sehr variabel, da bei den meisten Menschen der Ramus thenaris des N. medianus und der R. profundus des N. ulnaris am Daumenballen durch eine Anastomose quergeschaltet sind (Cannieu-Riche-Anastomose).
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Funktion
Alle Thenarmuskeln bewegen den Daumen, wobei ihre Namen die jeweiligen Hauptfunktionen bereits verraten:
- Der M. opponens pollicis bewirkt im Daumensattelgelenk eine Kombination aus Flexion, Abduktion und einer medialen Rotation, was zusammen eine Opposition ergibt. Dadurch kann der Daumen den anderen Fingern gegenübergestellt werden, was unterschiedliche Greifbewegungen der Hand ermöglicht.
- Der M. abductor pollicis brevis führt den Daumen hauptsächlich weg von der Hand (Abduktion im Daumensattelgelenk) und unterstützt zusätzlich die Flexion im Daumengrundgelenk.
- Die kräftige Kontraktion des M. adductor pollicis bewegt den Daumen hin zur Hand (Adduktion im Daumensattelgelenk) und hilft auch bei der Opposition. Im Daumengrundgelenk führt er zu einer Flexion.
- Der M. flexor pollicis brevis bewirkt in erster Linie eine Beugung (Flexion) und zusätzlich Opposition im Daumensattelgelenk.
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Klinik
Ein klassischer Funktionstest zur Untersuchung des Nervus ulnaris ist das Froment-Zeichen. Hierbei werden Patient:innen aufgefordert, ein Blatt Papier zwischen Daumen und Zeigefinger gut festzuhalten, woraufhin der oder die Ärzt:in versucht, dieses gegen ihren Widerstand wegzuziehen.
Aufgrund der Schwäche des M. adductor pollicis bei einer Ulnarisläsion nehmen Betroffene nun kompensatorisch den M. flexor pollicis longus zu Hilfe (Versorgung durch den Nervus medianus!), was neben der Beugung im Daumengrundgelenk auch zu einer Beugung im Daumenendgelenk führt (Froment-Zeichen positiv).
Häufige Ursachen für ein positives Froment-Zeichen sind das Sulcus-ulnaris-Syndrom oder Traumata am Ellbogen.
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