Daumensattelgelenk
Das Daumensattelgelenk (Articulatio carpometacarpalis pollicis) stellt die Verbindung zwischen dem Mittelhandknochen des Daumens und der distalen Handwurzelreihe dar.
Biomechanisch handelt es sich dabei um ein Sattelgelenk.
Es ermöglicht die Opposition des Daumens und ist somit von tragender Bedeutung für die Greif- und Haltefunktion der Hand.
Dieser Artikel beschreibt die Anatomie, Mechanik und Funktion des Daumensattelgelenks.
Aufbau | Os metacarpale I und Os trapezium |
Kapsel und Bänder | Lig. carpometacarpale obliquum anterius Lig. carpometacarpale obliquum posterius Lig. carpometacarpale dorsoradiale Lig. trapeziometacarpale Lig. metacarpale dorsale I |
Muskulatur |
Abduktion: M. abductor pollicis longus, M. abductor pollicis brevis Adduktion: M. extensor pollicis longus, M. adductor pollicis Extension: M. extensor pollicis brevis Flexion: M. flexor pollicis brevis Opposition: M. opponens pollicis, M. flexor pollicis brevis, M. flexor pollicis longus, M. adductor pollicis Reposition: M. abductor pollicis longus, M. extensor pollicis longus, M. extensor pollicis brevis |
Funktion | Opposition des Daumens |
Aufbau
Das knöcherne Grundgerüst des Daumensattelgelenkes bilden die Basen des Os metacarpale I sowie des Os trapezium.
Die sattelförmige Gelenkfläche des Os trapezium ist in dorsopalmarer Richtung konvex und in radioulnarer Richtung konkav gebogen. Durch die gegensätzliche Krümmung der Basis des Os metacarpi I wird ein Ineinandergreifen beider Flächen ermöglicht. Zusätzlich befinden sich an den Knochen kleine Höcker (Tubercula), an welchen Verstärkungsbänder befestigt sind.
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Kapsel und Bänder
Um die hohe Beweglichkeit des Daumensattelgelenkes sicherzustellen, ist die Gelenkkapsel sehr weit und schlaff. Damit das Gelenk dennoch in der anatomisch korrekten Stellung verbleibt, sind mehrere Verstärkungsbänder angelegt. Sie stützen es vor allem in Extrempositionen bei der Abduktion, Adduktion oder Opposition des Daumens.
Das Lig. carpometacarpale obliquum anterius entspringt radial am Höcker des Os trapezium (Tuberculum ossis trapezii) und setzt am palmaren radialen Höcker des Os metacarpale I an.
Posterior vom Gelenk verläuft das Lig. carpometacarpale obliquum posterius. Sein Ursprung befindet sich an einem dorsoulnaren Höcker des Os trapezium. Danach ist es spiralig gedreht und inseriert in einen palmaren Fortsatz am Os metacarpale I.
Das dritte und stärkste Band, das Lig. carpometacarpale dorsoradiale entspringt dorsoradial vom Höcker des Os trapezium und setzt dorsal an der Basis des Os metacarpale I an.
An den beteiligten Knochen des Daumensattelgelenkes sind zwei weitere Bänder befestigt: Das Lig. trapeziometacarpale ist indirekt mit dem Os trapezium verbunden. Es geht aus dem Retinaculum musculorum flexorum am Höcker des Os trapezium hervor. Sein Ansatz befindet sich palmar an der Basis des Os metacarpale I.
Das Lig. metacarpale dorsale I ist nicht direkt an den knöchernen Gelenkanteilen, sondern in der unmittelbaren Gelenkumgebung befestigt. Es verläuft von der radialen Basis des Os metacarpale II zur palmaren Kapselwand des Daumensattelgelenks.
Muskulatur
Die auf das Daumensattelgelenk wirkenden Muskeln sorgen zum einen für die Ausformung des Daumenballens, zum anderen für die hohe Beweglichkeit des Daumens.
Sie können in mehrere funktionelle Gruppen gegliedert werden:
- Abduktion: M. abductor pollicis longus, M. abductor pollicis brevis
- Adduktion: M. extensor pollicis longus, M. adductor pollicis
- Extension: M. extensor pollicis brevis
- Flexion: M. flexor pollicis brevis
- Opposition: M. opponens pollicis, M. flexor pollicis brevis, M. flexor pollicis longus, M. adductor pollicis
- Reposition: M. abductor pollicis longus, M. extensor pollicis longus und brevis.
Mechanik und Funktion
Die anatomischen Bewegungen des Daumensattelgelenks sind um zwei Achsen möglich.
Die Abduktion und Adduktion des Daumens erfolgen um die dorsopalmare Achse. Um die Querachse, die durch die Sattelschenkel des Os trapezium verläuft, erfolgen Extension und Flexion.
Ein zusätzlicher Freiheitsgrad entsteht durch eine Drehbewegung der Gelenkanteile, wobei die Knochenanteile nicht mehr ineinander greifen, sondern sich mit ihren Sattelschenkeln gegenüberstehen und eine Lücke bilden. Dies ermöglicht eine Innen- und Außenrotation des Daumens.
Werden die Bewegungsrichtungen kombiniert, so ergibt sich eine Kreisbewegung (Zirkumduktion) sowie die Oppositions- und Reduktionsbewegung.
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Klinik
Das Daumensattelgelenk nimmt eine tragende Rolle bei der Greiffunktion der Hand ein, wodurch es auch mit am häufigsten von Abnutzungserscheinungen betroffen ist.
Eine Arthrose des Daumensattelgelenks wird als Rhizarthrose bezeichnet. Dabei handelt es sich um eine alterstypische Degeneration, die vor allem durch eine dauerhafte Überlastung (z.B. bei Handarbeiten oder handwerklichen Tätigkeiten) gefördert wird. Im Krankheitsverlauf wird der Gelenkknorpel abgetragen, sodass letztlich die Knochen ungeschützt aneinander reiben. Zusätzlich kommt es zur Entstehung von Osteophyten sowie zur Zystenbildung im Gelenkinnenraum.
Durch diese Abläufe treten Schmerzen bei Bewegung und Belastung des Gelenks (z.B. beim Öffnen einer Flasche) oder in einem späteren Stadium auch in Ruhe auf. Hinzu kommt eine Veränderung der Gelenkgeometrie durch zunehmende Inkongruenz der Gelenkflächen.
Dadurch subluxiert das Os metacarpale I nach dorsal. Die auftretenden Schmerzen führen zu einer Verspannung der Muskulatur, deren Folge oftmals eine Adduktionskontraktur des Daumens ist.
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