Video: Ventrale Ansicht des Hirnstamms
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Stell dir einen mittelalterlichen Markt vor. Es ist laut und es herrscht ein geschäftiges und belebtes Treiben. Ein Händler bewirbt lautstark seine Waren und in weiter Ferne hörst du Hühner gackern. ...
Mehr lesenStell dir einen mittelalterlichen Markt vor. Es ist laut und es herrscht ein geschäftiges und belebtes Treiben. Ein Händler bewirbt lautstark seine Waren und in weiter Ferne hörst du Hühner gackern. Du bist dir sicherlich bewusst, dass es in diesem Tutorial nicht um mittelalterliche Märkte gehen soll. Heute geht es um den Hirnstamm, aber dieser ist sozusagen der Marktplatz deines Gehirns. Er ist wie ein Durchgang zwischen den verschiedenen Teilen deines zentralen Nervensystems. Eine große Anzahl an Nerventrakten der weißen Hirnsubstanz, die für die sensorische und motorische Innervation sorgen, laufen hier hindurch. Außerdem findet man hier eine hohe Konzentration an neuronalen Strukturen. Beispielsweise liegen hier Nervenkerne, die metaphorisch gesehen die Marktstände darstellen. Jetzt ergibt es langsam Sinn, oder? Alles, bis auf das mit den Hühnern vielleicht. Wenn du auf einen Markt gehst, möchtest du sicherlich einmal hin und her laufen, um dir einen Überblick zu verschaffen. Dabei ist der Blick auf das große Ganze sicher hilfreicher, als sich nur die einzelnen Marktstände anzusehen. Solch einen Überblick möchte ich dir heute auch über den Hirnstamm geben und das Ganze aus einer vorderen Ansicht, also ventral. Bevor wir uns dies jedoch im Detail ansehen, lass uns kurz besprechen, welche unterschiedlichen Themen wir in diesem Tutorial durchgehen wollen. Am Anfang sehen wir uns die drei Strukturen an, aus denen der Hirnstamm gebildet wird: die Medulla oblongata, der Pons und das Mesencephalon. Wir sehen uns zusätzlich die sagittale Mittelebene an, damit du dir diese Strukturen besser vorstellen kannst. Danach geht es weiter mit den Strukturen, die wir wieder in der Vorderansicht dieser drei Anteile sehen können. Dabei sehen wir uns auch den ein oder anderen Hirnnerven an, da viele von diesen am Hirnstamm entspringen. Zum Schluss besprechen wir wie immer auch noch ein paar passende klinische Fakten. In diesem Tutorial werde ich die verschiedenen Funktionen der genannten Strukturen nur kurz erwähnen. Für die meisten dieser Strukturen findest du auf unserer Website aber einzelne Videos, in denen du tiefer in die Materie eintauchen kannst. Außerdem gibt es zusätzlich noch ein Video über die Hinteransicht des Hirnstamms.
Bevor wir uns die einzelnen Abschnitte des Hirnstamms ansehen, wollen wir uns kurz orientieren und uns anschauen, wo sich der Hirnstamm in Bezug zum Schädel und den anderen Abschnitten des Gehirns befindet. Dafür will ich dir zwei verschiedene Ansichten zeigen. Auf der ersten siehst du die Basis des Gehirns und den Hirnstamm in der Vorderansicht und in der zweiten die sagittale Mittelebene. Hier siehst du, dass der Hirnstamm kranial mit dem Vorderhirn verbunden ist, um genauer zu sein, mit dem Diencephalon. Am unteren Ende setzt er sich als das Rückenmark fort. Hinter dem Hirnstamm befindet sich das Kleinhirn, das vor allem für die Kontrolle der Motorik zuständig ist. Der Hirnstamm liegt in der Fossa cranii posterior, der hinteren Schädelgrube, und seine Vorderseite liegt dem Clivus an. Er ist die Verbindung zwischen den verschiedenen Teilen des zentralen Nervensystems und führt sowohl aufsteigende als auch absteigende Bahnen dieser Strukturen. Außerdem befinden sich im Hirnstamm wichtige Reflexzentren, die die Atmung, das Bewusstsein und die kardiovaskuläre Aktivität steuern. Des Weiteren liegen hier die Hirnnervenkerne des 3. bis 7. Hirnnerven. So, das war’s auch schon zu den allgemeinen Fakten über den Hirnstamm. Lass uns nun etwas mehr ins Detail gehen. Wir beginnen mit seinem untersten Abschnitt – der Medulla oblongata. Die Medulla oblongata ist die Verlängerung des Rückenmarks. Deswegen besitzt sie, ähnlich wie das Rückenmark, eine Furche auf der Vorderseite, die an der Mittellinie entlang zieht. Die Rede ist hier von der Fissura mediana anterior. Seitlich dieser Furche liegt der Sulcus anterolateralis. Dabei handelt es sich um eine bilateral vorhandene Rille, durch die Wurzelfasern des N. hypoglossus ziehen. Dieser Sulcus verläuft weiter mit dem Sulcus anterolateralis des Rückenmarks. Beidseits der Fissura mediana anterior befinden sich vertikale Vorsprünge oder Erhebungen, die man als Pyramiden kennt. Die Pyramiden besitzen Fasern aus den kortikospinalen Trakten. Das sind absteigende Bahnen aus der Großhirnrinde, die für die Ausführung willkürlicher Bewegungen zuständig sind. Da diese Erhebungen bzw. Pyramiden von den Bahnen des kortikospinalen Traktes, die durch die Medulla oblongata ziehen, gebildet werden, nennt man diese auch Pyramidenbahnen. Seitlich grenzen sie an den Sulcus anterolateralis, den wir uns zuvor angesehen haben. Am unteren Ende der Pyramiden gibt es eine kleine, aber wichtige Region, die Decussatio pyramidum. Dies ist der Ort, an dem viele Fasern des kortikospinalen Traktes auf die gegenüberliegende Seite der Medulla oblongata kreuzen. Daraus resultiert, dass eine Gehirnhälfte teilweise die Muskeln der entgegengesetzten Körperhälfte kontrolliert. Posterior und lateral der Pyramiden befinden sich zwei kleine Ausbuchtungen – eine auf jeder Seite. Das sind die Oliven. Ihre wulstige Form bekommen sie durch den unteren Olivenkernkomplex der im Bereich der Medulla oblongata liegt.
Ich habe vorhin erwähnt, dass einige Hirnnerven im Hirnstamm entspringen. Und tatsächlich gibt es nur drei Hirnnerven, deren Ursprung nicht im Hirnstamm liegt. Von den restlichen neun tritt auch nur einer an der Rückseite des Hirnstamms aus. Insgesamt ist die Vorderseite des Hirnstamms also sehr hirnnervenlastig. Deswegen gehen wir die Hirnnerven der vorderen Seite der Medulla oblongata am besten einmal durch. Als erstes siehst du hier den N. hypoglossus, den zwölften Hirnnerven. Dieser besteht aus einem bilateralen Nervenpaar, das aus dem Sulcus anterolateralis der Medulla oblongata entspringt. Er ist für die motorische Innervation der Zungenmuskulatur zuständig. Weiter lateral liegt der N. vagus, der zehnte Hirnnerv. Er geht aus der lateralen Seite der Oliven hervor und sorgt für die motorische Innervation eines Großteils der Pharynx- und Larynxmuskulatur. Außerdem ermöglicht er die parasympathische Steuerung des Herzens, des Gastrointestinaltraktes und der Lungen. Ebenfalls an der lateralen Seite der Oliven, allerdings etwas über dem Vagusnerv, liegt der N. glossopharyngeus. Die innervierPlexus choroideusser neunte Hirnnerv trägt sowohl motorische als auch sensorische Nervenfasern. Er innerviert unterschiedliche Teile von Kopf und Hals sensorisch. Außerdem ist er verantwortlich für die sensorische Innervation des Geschmacks am hinteren Drittel der Zunge und die motorische Innervation des M. stylopharyngeus. Dieser Muskel ist ein Rachenmuskel und hebt und erweitert den Pharynx.
In dieser Region liegt noch ein weiterer Hirnnerv. Eigentlich liegt dessen Ursprung im Rückenmark, weswegen er theoretisch nicht Teil des Hirnstamms ist. Natürlich ist hier die Rede vom elften Hirnnerven – dem N. accessorius. Vielleicht hast du schon von der Kontroverse über diesen Nerven gehört. Lange dachte man, dass er sowohl einen spinalen, als auch einen kranialen Anteil besitzt. Mittlerweile hört man jedoch immer öfter, dass der kraniale Teil dem N. vagus zugesprochen wird. Der spinale Part, den du hier sehen kannst, entspringt an der lateralen Seite des Rückenmarks zwischen den anterioren und posterioren Nervenwurzeln der Spinalnerven C1 bis C6. Er innerviert den M. trapezius und den M. sternocleidomastoideus motorisch. Jetzt zeige ich dir noch einige Strukturen, die zwar nicht Teil der Medulla oblongata sind, aber trotzdem hilfreich sind, damit du dich besser in dieser Region orientieren kannst. Seitlich der Medulla liegt das Cerebellum, das Kleinhirn. Die hier markierte Region des Kleinhirns ist der Flocculus. Zusammen mit dem Nodulus, welcher der Endabschnitt des Kleinhirnwurms ist, formt er den Lobus flocculonodularis. Dieser ist der am untersten gelegenste Lobus des Kleinhirns. Da wir hier aus der Vorderansicht auf den Hirnstamm schauen, sind die Strukturen, die am weitesten anterior zu liegen scheinen, eigentlich am weitesten inferior gelegen, wenn es um ihre anatomische Position geht. Direkt posterior des Flocculus liegt der Plexus choroideus des vierten Ventrikels. Es handelt sich dabei um eine Schicht aus modifizierten ependymalen Zellen, die den Liquor aus dem Blutplasma produzieren und filtrieren. Man kann ihn in allen vier Ventrikeln des inneren Liquorraums vorfinden. In der Vorderansicht ist es gar nicht so leicht, sich das genaue Ausmaß des Plexus choroideus und dessen Beziehung zum vierten Ventrikel vorzustellen. Deswegen kannst du hier sehen, wie er sich in der vertikalen Achse ausdehnt. Vom Nodulus aus siehst du dazu auch, wie er sich entlang der horizontalen Achse erstreckt und zusammen mit dem Flocculus eine T-Form bildet. Und damit haben wir uns auch schon die wichtigsten benachbarten Strukturen der Medulla oblongata angesehen. Gehen wir weiter zum Pons. Bevor wir uns diesen Teil des Hirnstamms genauer ansehen, will ich dich noch kurz auf die Grenze zwischen Pons und Medulla oblongata hinweisen. Diese nennt man, sehr kreativ, pontomedullärer Übergang. Sie ist gekennzeichnet durch eine flache Grube, den Sulcus bulbopontinus. Dieses Areal ist wichtig, da hier gleich drei Hirnnerven entspringen. Der am weitesten medial gelegene ist der N. abducens, der sechste Hirnnerv. Er kontrolliert einen Teil der Augenbewegungen. Weiter seitlich, liegt der N. facialis. Es handelt sich dabei um den siebten Hirnnerven, der beidseits auf Höhe der Oliven liegt. Er innerviert die Gesichtsmuskulatur und einen Teil der Zunge. Der letzte dieser drei Nerven liegt weiter lateral. Es ist der achte Hirnnerv, der Nervus vestibulocochlearis, welcher an den Flocculus grenzt. Er leitet sensorische Informationen über Ton und Gleichgewicht aus dem Innenohr zum Gehirn weiter. Nun kommen wir aber wirklich zum Pons. Der Begriff Pons stammt aus dem lateinischen und bedeutet “Brücke”. Das ist sehr passend, da er die Verbindung zwischen den beiden Hemisphären des Kleinhirns darstellt. Der Pons hat eine gestreifte Oberfläche, durch die quer viele Fasern verlaufen. Außerdem ist es der mittlere Teil des Hirnstamms und verbindet somit auch die Medulla oblongata mit dem Mittelhirn. Seitlich des Pons liegt der Temporallappen, einer der vier Lappen der Großhirnrinde. In seiner Mitte gibt es eine vertikale Vertiefung, den Sulcus basilaris. In diesem verläuft die A. basilaris, die durch den Zusammenschluss der beiden Vertebralarterien entsteht. In der Vorderansicht kannst du genau ein Nervenpaar gut erkennen, das hier mit dem Pons verbunden ist. Dies ist der N. trigeminus, der fünfte Hirnnerv, der hier an der anterolateralen Seite seinen Ursprung hat. Es gibt zwei Anteile dieses Nervens. Einen kleineren, etwas weiter medial gelegenen Teil, der motorische Wurzel beinhaltet. Der andere, etwas dickere Teil, besteht aus sensiblen Wurzeln.
Der N. trigeminus ist tatsächlich der größte unter den Hirnnerven und innerviert das Gesicht sensibel und die Kaumuskulatur motorisch.
Das war auch schon alles über den Pons. Bleibt also noch der letzte Teil des Hirnstamms, das Mittelhirn. Das Mittelhirn, oder auch Mesencephalon genannt, ist der kürzeste der drei Abschnitte des Hirnstamms und verbindet den Pons und das Cerebellum mit dem Großhirn. Die Verbindung zum Pons ist gekennzeichnet durch eine kleine Einkerbung, den Sulcus pontinus superior. Das Mesencephalon spielt eine wichtige Rolle in der motorischen Steuerung, besonders die der Augenmuskeln. Außerdem kontrolliert es die Verarbeitung von Signalen, die über Augen und Ohren aufgenommen werden sowie die Thermoregulation. Das Mesencephalon ist eine relativ kleine Region und birgt demnach auch nicht sonderlich viele Strukturen in der Vorderansicht. Die auffälligsten Strukturen, die du hier sehen kannst, sind die Pedunculi cerebri – die zwei Schenkel des Mesencephalons.
Der Bereich auf der Rostralseite wird Crus cerebri genannt und vom posterioren Teil, oder vom Tegmentum durch die Substantia nigra getrennt. Diese zwei Strukturen kann man in der Vorderansicht allerdings nicht sehen, weshalb ich in diesem Tutorial nicht weiter darauf eingehen werde. Zwischen den Pedunculi und dem Chiasma opticum liegt eine Vertiefung, die Fossa interpeduncularis. Ihr Boden wird von der Substantia perforata posterior gebildet. Diese erhielt ihren Namen durch die zahlreichen kleinen Löcher auf der Oberfläche. Diese Löcher werden von vielen kleinen Blutgefäßen gebildet, die diese Region durchdringen und so die Blutversorgung des Mesencephalons gewährleisten. Des Weiteren führt diese Fossa auch Teile des Circulus arteriosus. Dies ist eine Anastomose aus verschiedenen Arterien, die das Gehirn und den Ursprung des N. oculomotorius, also des dritten Hirnnerven versorgen. Dieser Hirnnerv entspringt jeweils aus der medialen Seite des Crus cerebri und sorgt, wie der Name es bereits verrät, für die motorische Innervation der Augenmuskeln und des Augenlids. Ein weiterer Hirnnerv, welcher aus dem Mittelhirn abgeht, ist der N. trochlearis. Er stellt den vierten Hirnnerven dar. Tatsächlich ist dieser etwas speziell, denn er entspringt an dessen Hinterseite. Damit ist er der einzige Hirnnerv, dessen Ursprung nicht auf der Vorderseite des Hirnstamms liegt.
Er kreuzt direkt zur anderen Seite und windet sich um den Hirnstamm herum zur Vorderseite. Deswegen können wir ihn auch auf dieser Abbildung sehen. Er sorgt für die motorische Innervation bestimmter Augenmuskeln. So, das waren auch schon alle Strukturen des Mesencephalons. Dir ist sicherlich aufgefallen, dass es ein paar auffällige Strukturen medial und superior der Pedunculi cerebri gibt. Natürlich sind diese nicht Teil des Hirnstamms, aber es ist sicher nützlich, sie zu kennen, wenn du dir diese Region des Gehirns anschaust. Beginnen wir mit diesen kleinen, runden Strukturen medial über dem oberen Teil der Pedunculi cerebri.
Dies sind die Mammillarkörper, die oft mit dem Hypothalamus assoziiert werden. Der Hypothalamus ist die Region des Diencephalons, die das Nervensystem mit dem endokrinen System verbindet. Die Corpora mammillaria spielen dabei eine Rolle im episodischen Gedächtnis. Als nächstes siehst du hier das Tuber cinereum. Dabei handelt es sich um eine konvexe Masse aus grauer Substanz in der Region des Nucleus arcuatus. Es liegt oberhalb der Mammillarkörper und wird nach oben durch das Chiasma opticum begrenzt. In seiner Mitte gibt es einen kleinen, erhöhten Bereich, die Eminentia mediana. Hier ist das Infundibulum der Hypophyse, auch Hypophysenstiel genannt, befestigt. Dieser Stiel ist die Verbindung zwischen dem Hypothalamus und der Hypophyse. Weiter geht es mit den Strukturen, die mit dem zweiten Hirnnerven assoziiert werden. Beginnen wir vorne, mit dem N. opticus selbst. Die beiden Sehnerven sind der erste Teil der Sehbahn und leiten die visuellen Information von der Retina zum Gehirn. Vergiss nicht, dass der zweite Hirnnerv, einer der wenigen ist, der nicht vom Hirnstamm abstammt. Der rechte und linke Sehnerv führen ihre Fasern an dieser x-förmigen Struktur zusammen, dem Chiasma opticum. Hier überkreuzen die medialen bzw. nasalen Fasern jeder Retina zur anderen Seite, während die lateralen bzw. temporalen Fasern der Retina auf derselben Seite weiter verlaufen. Die anterolateralen Ecken des Chiasmas verlaufen kontinuierlich mit den Sehnerven während die posterolateralen Ecken hingegen kontinuierlich mit dem Sehstrang abgehen. Die Sehstränge ziehen weiter nach posterolateral und wickeln sich um die Pedunculi cerebri des Mesencephalons herum. Schließlich enden sie im hinteren Thalamus. Sehen wir uns jetzt kurz die markierten Strukturen hier an, die Riechstränge. Sie sind Teil der Riechbahn. Zu dieser Bahn gehört natürlich der erste Hirnnerv, der die sensorischen Informationen zur Erkennung von Gerüchen weiterleitet. Seine Fasern kommen aus dem Bulbus olfactorius und teilen sich dann in die Stria olfactoria medialis und die Stria olfactoria lateralis. Die medialen Striae ziehen über die Commisura anterior zum kontralateralen Bulbus olfactorius. Die lateralen Striae hingegen verlaufen in derselben Hemisphäre zur olfaktorischen Region der Großhirnrinde. Zwischen den medialen und lateralen Striae und den Sehbahnen liegt die Substantia perforata anterior. Ähnlich wie ihr posteriores Gegenstück, besitzt auch sie eine poröse Oberfläche. Diese entsteht ebenfalls durch die zahlreichen Blutgefäße, die ihre Oberfläche durchdringen, um verschiedene Strukturen mit Blut versorgen zu können. Bezüglich der klinischen Aspekte, gibt es nicht viel Erwähnenswertes, was speziell nur die anteriore Seite des Hirnstamms betrifft. Meistens sind in dieser Region die Nuclei oder bestimmte Nervenbahnen betroffen. Diese habe ich allerdings nur kurz erwähnt, weswegen ich lieber ein anderes Phänomen mit dir besprechen möchte, nämlich den Hirnstammtod. Dieses Phänomen kann durch unterschiedliche Ursachen wie Traumata, Tumore oder vaskuläre Ereignisse entstehen. Sie alle können dazu führen, dass die Blutzufuhr zum Hirnstamm unterbrochen wird, was innerhalb von nur sechs Minuten zum Absterben des Hirnstamms führen kann. Der Hirnstamm beinhaltet Kontrollzentren des kardiovaskulären sowie des respiratorischen Systems. Dies erklärt auch, warum der Hirnstamm essentiell für unser Überleben ist. Es ist aber wichtig, den Hirnstammtod nicht mit anderen Ereignissen zu verwechseln. Ähnliche Symptome können unter Einfluss bestimmter Faktoren auftreten, wie z.B. durch Drogen, Hypothermie oder bei metabolischen Störungen – wie z.B. ein Glukose-Ungleichgewicht bei Diabetes mellitus. Der Hirnstammtod ist ein sehr interessantes Phänomen, denn in manchen Ländern wird er rechtlich gesehen mit dem Hirntod gleichgestellt, z.B. in Großbritannien. Dies bedeutet, dass keine Wiederherstellung der Vitalfunktionen zu erwarten ist. In Deutschland besagt das Gesetz, dass der Hirntod und die damit erlaubte Organentnahme nur zulässig ist, wenn ein nicht behebbarer Ausfall der Gesamtfunktion des Großhirns, des Kleinhirns und des Hirnstamms vorliegt, und dieser in einem intensiven Verfahren von mehreren Expert:innen diagnostiziert wird. Daher kommt auch die immer geläufigere Bezeichnung des irreversiblen Hirnfunktionsaufalls. Demnach ist der Hirnstammtod alleine in Deutschland nicht mit dem Hirntod gleichzustellen. Eine Erhaltung der Vitalfunktionen ist demnach notwendig. So, und damit haben wir alle Themen dieses Tutorials besprochen. Lass mich noch einmal kurz zusammenfassen, was wir uns in der Vorderansicht des Hirnstamms angesehen haben, um dein Wissen zu festigen. Zuerst haben wir uns die Lage des Hirnstamms in der Fossa cranii posterior angeschaut und seine Verbindungen zum Rückenmark, Cerebellum und Großhirn. Weiter ging es mit den oberflächlichen Strukturen der drei Abschnitte des Hirnstamms – der Medulla oblongata, dem Pons und dem Mesencephalon. Die Medulla oblongata besitzt zwei vertikale Rillen, die Fissura mediana anterior und den Sulcus anterolateralis. Im Sulcus anterolateralis befinden sich die Wurzeln des N. hypoglossus. Seitlich der Fissura mediana anterior liegen die Pyramis medullae oblongatae, welche Fasern des kortikospinalen Traktes führen. An der unteren Seite der Pyramiden liegt die Decussatio pyramidum, bei der ein Großteil dieser Fasern zur gegenüberliegenden Körperhälfte wechselt. Seitlich der Pyramiden liegen die Oliven mit den Olivenkernen. Außerdem haben wir uns ein paar Strukturen angesehen, die zwar nicht zur Medulla oblongata gehören, aber eng mit ihr in Verbindung stehen. Dazu gehören an ihrer lateralen Seite der Flocculus des Cerebellums und posterior der Plexus choroideus des vierten Ventrikels. Danach ging es weiter zum Pons, der sich über der Medulla oblongata befindet. Der pontomedulläre Übergang ist gekennzeichnet durch eine flache Grube, den Sulcus bulbopontinus. Der Pons hat eine auffällige gestreifte Oberfläche und sieht aus wie eine Brücke, die die beiden Kleinhirnhemisphären miteinander verbindet. Daher auch sein Name. In seiner Mittellinie verläuft die A. basilaris durch den Sulcus basilaris. Der dritte Abschnitt des Hirnstamms ist das oberhalb liegende Mittelhirn, auch Mesencephalon genannt. Superior ist es mit dem Großhirn verbunden und unterhalb mit dem Cerebellum und dem Pons. Die Verbindung zwischen Pons und Mesencephalon wird durch den Sulcus pontinus superior gekennzeichnet. Die Hauptstrukturen des Mesencephalons sind die bilateralen Hemisphären, die man Pedunculi cerebri nennt. Ihr anteriorer Abschnitt wird auch als Crus cerebri bezeichnet. Außerdem gibt es noch weitere Strukturen, die mit dem Mittelhirn verknüpft sind. Dazu gehören die Fossa interpeduncularis, die von den Pedunculi gebildet wird. Dann gibt es noch das Chiasma opticum und unterhalb davon die Substantia perforata posterior. Bleiben noch die Mammillarkörper, das Tuber cinereum und das Infundibulum der Hypophyse, die alle Teil des Hypothalamus sind. Die Hirnnerven haben wir uns im Laufe des Videos einzeln angesehen, deswegen möchte ich sie dir hier alle zusammen in einem kleinen Überblick zeigen. Beginnen wir mit denen, die nicht vom Hirnstamm abgehen. Ganz oben liegt der Tractus olfactorius, der mit dem ersten Hirnnerven, dem Nervus olfactorius, assoziiert wird und zur Großhirnrinde führt. Zu ihm gehören die medialen und lateralen Striae olfactoriae, die an die Substantia perforata anterior grenzen. Des Weiteren haben wir uns den N.opticus angeschaut, das Chiasma opticum und die Bahnen, die mit diesem zweiten Hirnnerven assoziiert werden. So, das waren alle Strukturen des Hypothalamus. Weiter unten liegen die Hirnnerven, die aus dem Mittelhirn entspringen – der N. oculomotorius und der N. trochlearis. Letzterer ist der einzige Hirnnerv, der von der posterioren Seite des Hirnstamms abgeht und sich um dessen Seiten wickelt, um dann doch auf der vorderen Seite sichtbar zu werden. Am Pons liegt der N. trigeminus an der anterolateralen Seite sowie drei weitere Nerven am pontomedullären Übergang – der N. abducens, der N. facialis und der N. vestibulocochlearis. Nun bleiben noch die Nerven an der Medulla oblongata, nämlich der N. glossopharyngeus, der N. vagus und der N. hypoglossus. Der elfte Hirnnerv, der N. accessorius, ist der einzige, der aus dem Rückenmark entspringt. Zum Schluss gab es noch einen klinischen Einblick zum Thema Hirnstammtod. So, das war’s auch schon. Vielen Dank für’s Zuschauen! Ich hoffe, du hattest Spaß und bis zum nächsten Mal!