Video: Blutgefäße des Auges
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Hallo, ich bin Astrid von Kenhub und ich begrüße euch zu einem neuen Tutorial.
Dieses Mal geht es um die Blutgefäße des Auges, genauer gesagt um die, die den Augapfel versorgen.
Bevor wir mit dem ...
Mehr lesenHallo, ich bin Astrid von Kenhub und ich begrüße euch zu einem neuen Tutorial.
Dieses Mal geht es um die Blutgefäße des Auges, genauer gesagt um die, die den Augapfel versorgen.
Bevor wir mit dem eigentlichen Thema anfangen, lasst uns doch kurz den groben Aufbau und die Funktion des Auges wiederholen. Im Verlauf des Tutorials werden nämlich einige Begriffe zur Sprache kommen, die ihr im Voraus schon kennen solltet.
Das Auge ist eines der fünf Sinnesorgane, welches uns ermöglicht unsere Umgebung zu sehen. Im Prinzip setzt es die einfallenden Lichtstrahlen in neurale Impulse um. Dabei erkennen die Stäbchen und Zapfen in der Retina Strahlen innerhalb eines bestimmten Wellenspektrums. Von der Retina werden die Informationen anschließend über den N. opticus zur Sehrinde weitergeleitet. Diese befindet sich im Okzipitallappen des Großhirns. Dort werden die eingehenden Impulse gesammelt und verarbeitet, sodass in unserem Kopf schlussendlich ein „Bild“ entsteht.
In der Abbildung rechts seht ihr einen Anschnitt des Augapfels, wobei der Glaskörper entfernt wurde. Ganz außen liegt die Bindehaut, die Konjunktiva. Es folgt die Hornhaut bzw. Cornea, die nach dorsal in die Sklera übergeht. Und hier seht ihr den Corpus ciliare, der sich als Choroidea nach dorsal fortsetzt. Die gelbe Schicht hier im Bild stellt die Retina dar, die Netzhaut. Auch die Fovea und der N. opticus sind zu erkennen. Im ventralen Bereich finden wir die Iris, die im Kammerwasser schwimmt und eine ringförmige Öffnung bildet, die Pupille.
Nach dieser kurzen Einführung beginnen wir mit dem ersten und gleichzeitig wichtigsten Blutgefäß im Auge, der A. ophthalmica. Alle weiteren Arterien des Augapfels stammen ursprünglich von ihr. Sie selbst geht als ventraler Ast aus der A. carotis interna hervor, und zwar in etwa hier über dem Proc. clinoideus anterior.
Gemeinsam mit dem N. opticus verlässt sie dann die mittlere Schädelgrube und tritt durch den Canalis opticus in die Orbita ein.
Dort gibt sie einige wichtige Äste ab, die weiter in okuläre und orbitale Äste unterteilt werden können. In diesem Tutorial soll es aber nur um die okulären Äste gehen, d.h. die die verschiedenen Strukturen des Augapfels versorgen. Das sind die A. centralis retinae, die Rami musculares und die Aa. ciliares.
Das ist die Zentralarterie der Netzhaut, die A. centralis retinae. Sie verläuft zunächst unter dem N. opticus, dringt aber schließlich ca. 1-2 cm hinter dem Bulbus in ihn ein. Mit ihm zieht sie dann durch die Papille und zweigt sich nach Durchtritt der Sklera in viele kleinere Äste auf. Interessant ist dabei, dass die temporalen Äste deutlich kräftiger ausgeprägt sind als auf der nasalen Seite. Die Zentralarterie versorgt primär die innere Retinaschicht, welches das 2. und 3. retinale Neuron umfasst.
Auf diesem Bild sind beispielhaft einige Rr. musculares der A. ophthalmica markiert. Sie versorgen die extraokulären Augenmuskeln. Damit sind alle sechs Muskeln gemeint, die von außen am Augapfel ansetzen und diesen so bewegen. Hier seht ihr z.B., wie ein R. muscularis den M. obliquus inferior speist. Insgesamt sind die Anzahl, der Ursprung und Verlauf dieser Äste sehr variabel.
Die Aa. ciliares umfassen eine Gruppe von kleineren okulären Ästen der A. ophthalmica. Sie werden weiter in die Aa. ciliares anteriores, posteriores breves und posteriores longae unterteilt, die wir uns im Folgenden genauer anschauen werden. Merkt euch allerdings jetzt schon, dass die Arterien - trotz ihrer Namen - nicht nur den Corpus ciliare versorgen, sondern noch weitere umliegende Strukturen.
Die Aa. ciliares anteriores stammen aus den vorderen Rr. musculares der A. ophthalmica. Von dort wandern sie zunächst auf der Oberfläche der Sklera und geben laterale Äste an die Sklera selbst sowie an die Konjunktiva ab. Außerdem speist sie die geraden Augenmuskeln, d.h. die Mm. oculi recti. Zwei dieser Muskeln sind hier oben im Bild zu sehen: nämlich der M. rectus medialis und der M. rectus lateralis.
Die zweite Gruppe sind die Aa. ciliares posteriores breves. Damit sind etwa 18-20 kleinere Gefäße gemeint, die um die Papille des N. opticus herum in die Sklera eintreten. Dort bilden sie ein großes arterielles Netzwerk, welches die Choroidea umfassend versorgt. Die Äste reichen ventral sogar bis zum Proc. ciliaris, dem Fortsatz des Corpus ciliare. Außerdem werden aus diesem Arteriengeflecht die 1. retinalen Neurone ernährt. Dies geschieht allerdings nicht durch direkte Äste, sondern passiv durch Diffusion. So bleibt die äußere Retinaschicht frei von Blutgefäßen und kann ungestört die einfallenden Lichtstrahlen registrieren.
Etwa auf gleicher Höhe wie die Aa. ciliares posteriores breves gehen die Aa. ciliares posteriores longae hervor. In der Regel haben wir zwei in jedem Auge, je eine mediale und eine laterale. Zwischen den kurzen und langen hinteren Ziliararterien bestehen zwei große Unterscheide: Erstens verlaufen die langen nicht in der Sklera selbst, sondern zwischen ihr und der Choroidea. Zweitens, und daher auch der Name, ziehen sie direkt ohne Abgabe von Ästen nach ventral. Sie wandern also unverzweigt vom hinteren Augapfel bis zum Corpus ciliare. Erst dort teilen sie sich in kleinere Zweige auf, die die umliegende Choroidea, den Corpus ciliare sowie die Iris speisen.
Am Ende treffen die langen hinteren Ziliararterien in der Nähe der Iriswurzel auf die vorderen Ziliararterien. Dort bilden sie untereinander zahlreiche Anastomosen in Form eines Arterienkranzes. Dieser umgibt die Iris vollständig, wie hier auf dem Bild anteilig dargestellt. Daher nennen wir diese ringförmige Anastomose auch Circulus arteriosus iridis major. Er versorgt nicht nur die Iris, sondern gibt auch Äste an den Corpus ciliare und die Choroidea ab.
Welche Äste den Circulus arteriosus speisen, kann übrigens variieren. Nicht selten beteiligen sich auch die kurzen hinteren Ziliararterien an den Anastomosen oder es liegt eine andere „Kombination“ vor.
Neben dem Major gibt es auch einen kleineren Circulus arteriosus iridis minor. Er entsteht durch den Zusammenschluss der Äste des Majors, die radiär zum Pupillenrand ziehen. Einen direkten Zufluss von den Ziliararterien erhält er dagegen nicht. Insgesamt ist der Circulus arteriosus iridis minor eher schwach ausgeprägt und bildet bei manchen Menschen sogar nicht einmal einen vollständigen Kreis.
Nachdem wir uns ausführlich die Arterien des Augapfels angeschaut haben, möchte ich mit den Venen weitermachen. Der venöse Abfluss des Augapfels erfolgt hauptsächlich über die hier dargestellten Gefäße, die Vv. vorticosae. Sie werden im Deutschen auch „Wirbel- oder Vortexvenen“ genannt.
Sie sammeln das Blut aus den Venen der Choroidea, erhalten jedoch auch Zufluss von der Iris und dem Corpus ciliare. Die genaue Anzahl der Vortexvenen ist variabel und schwankt zwischen vier und acht. Die meisten Menschen haben allerdings vier oder fünf von ihnen.
In jedem Fall ist es charakteristisch, dass in allen Quadranten des Auges mindestens eine Vortexvene vorliegt. Damit meine ich: Wenn wir den Äquator des Augapfels zeichnen und dann noch einmal eine Linie zwischen der nasalen und temporalen Seite ziehen, würden wir in an allen vier Bereichen mindestens eine Vortexvene finden.
Die Vene verläuft anschließend innerhalb der Sklera nach dorsal. Im hinteren Bereich des Augapfels formt sie dabei eine kleine Ausbuchtung, die wir als Bulbus venae vorticosae bezeichnen. Nach dem Austritt aus dem Augapfel münden alle Vortexvenen schließlich in die Vv. ophthalmicae, hauptsächlich in die V. ophthalmica superior.
Neben den besonderen Vortexvenen gibt es natürlich noch eine Reihe weiterer Venen am Augapfel. Diese tragen im Prinzip die gleichen Namen wie die Arterien und sind hier nicht gesondert bildlich dargestellt. Auf die drei wichtigsten möchte ich trotzdem gerne kurz eingehen:
Parallel zur Zentralarterie läuft die V. centralis retinae. Sie stellt nach den Vortexvenen den wichtigsten Abflusskanal dar. Das gesamte venöse Blut der Retina wird hier drainiert und entweder in die V. ophthalmica superior oder direkt in den Sinus cavernosus weitergeleitet.
Auf Ebene der Ziliararterien liegen die Vv. ciliares. Sie bekommen Zufluss vom Corpus ciliare sowie der Choroidea. Auf eine genauere Bezeichnung wie „anteriores“ oder „posteriores breves und longae“ wird dabei verzichtet. Das liegt daran, dass die Venen nicht exakt parallel zu den gleichnamigen Arterien laufen, sondern eher ein großflächiges Geflecht an der Sklera bilden. Die Vv. ciliares münden schließlich sowohl in die Vv. musculares, d.h. die Venen der umliegenden Augenmuskeln, als auch in die Vortexvenen.
Als drittes gehören die Vv. episclerales zu den wichtigeren Venen des Augapfels. Sie sammeln das Blut der Venen auf der Sklera und geben es in die V. ophthalmica superior ab.
Zum Abschluss des Tutorials möchte ich mit euch eine klinisch wichtige Erkrankung besprechen, die die Blutgefäße des Augapfels betreffen.
Alle retinalen Arterien sind anatomische Endarterien, d.h. jedes Segment wird exklusiv durch einen Ast versorgt. Kommt es zu einem Verschluss, kann der fehlende Blutstrom also nicht mehr durch umliegende Gefäße kompensiert werden und das dahinter liegende Areal stirbt langsam ab. Man bezeichnet dies als retinalen Gefäßverschluss oder umgangssprachlich als „Augeninfarkt“.
Einer der häufigsten und klinisch wichtigsten Formen ist der Zentralarterienverschluss, d.h. ein Verschluss der A. centralis retinae. Das Leitsymptom ist eine plötzliche, schmerzlose Sehminderung auf einem Auge. In leichten Fällen ist lediglich die Sehschärfe eingeschränkt, aber in schweren kann es zu einem Gesichtsfeldausfall bis hin zur Erblindung kommen.
Die häufigste Ursache ist ein Embolus, der sich von den Karotiden oder der Herzwand ablöst und in die Zentralarterie der Retina verschleppt wird. Auch ein lokaler Thrombus im Gefäß kann zum Verschluss führen. Zu den selteneren Ursachen zählen ein Gefäßspasmus oder eine Vaskulitis, d.h. eine Gefäßentzündung im Rahmen einer rheumatologischen Erkrankung. Auch eine Hypotonie kann zu einer Minderperfusion der Retina führen, z.B. nach dem Aufstehen oder im Kreislaufschock. Unabhängig von der Ursache bleibt der Zentralarterienverschluss ein augenärztlicher Notfall und muss sofort weiter diagnostiziert und behandelt werden. Denn schon nach wenigen Stunden ist der Schaden an der Retina irreversibel und kann schlimmstenfalls eine dauerhafte Erblindung bedeuten.
Bei der äußerlichen Untersuchung ist das Auge völlig unauffällig und schmerzfrei. Erst in der Augenhintergrundspiegelung, der sogenannten Funduskopie, kann man die retinalen Blutgefäße sehen und beurteilen. Dabei könnt ihr euch allgemein merken, dass die Arterien im Bild eher heller und schmaler sind als die Venen. Charakteristisch beim Zentralarterienverschluss ist, dass das betroffene Areal der Retina blass-weißlich verfärbt und ödematös aufgequollen ist. Die Makula erscheint zudem kirschrot, da die dahinterliegende, gut durchblutete Choroidea durch sie hindurch leuchtet.
Nach der Diagnose muss der Arzt unverzüglich handeln. In der Notfallsituation ist zunächst eine Senkung des Augendrucks angebracht, um die retinale Perfusion zu erhöhen. Dies kann man z.B. manuell durch eine Massage des Augapfels oder medikamentös herbeiführen. Als kausale Therapie kommt eine systemische oder lokale Fibrinolyse in Frage. Allgemein gilt jedoch: Umso mehr Zeit zwischen Symptombeginn und der Therapie verloren gegangen ist, desto geringer sind die Erfolgschancen. Die take-home-message für euch ist daher: Bei einer plötzlichen, schmerzlosen Sehminderung müsst ihr immer an einen Zentralarterienverschluss denken und die nötigen Schritte sofort einleiten.
Das war’s zur Blutversorgung des Auges. Ich hoffe, wir hören uns bald wieder.
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