Fascia lata
Die Fascia lata, die auch als tiefe Faszie des Oberschenkels bezeichnet wird, ist eine besonders starke Faszienhülle, die den Oberschenkel wie ein Ärmel ummantelt.
Das Wort “lata” stammt aus dem Lateinischen und bedeutet soviel wie "großflächig". Damit soll ausgedrückt werden, dass diese Faszie einen sehr großen Bereich des Oberschenkels umschließt.
Die Fascia lata umhüllt die großen Muskeln des Oberschenkels und bildet die äußere Begrenzung mehrerer Faszienkompartimente. Auf diese Weise schränkt sie die Ausdehnung der kontrahierenden Muskeln nach außen ein. Durch diesen Mechanismus können die Venen bei Muskelkontraktionen effizienter komprimiert werden, um den Blutfluss zurück in Richtung des Herzens zu unterstützen.
Innerhalb der Fascia lata befinden sich drei intermuskuläre Fasziensepten, die die Oberschenkelmuskeln in drei separate Kompartimente unterteilen: Ein anteriores, ein mediales und ein posteriores Kompartiment.
Dieser Artikel befasst sich mit der Anatomie und der Funktion der Fascia lata.
Anatomie
Die Fascia lata wird an der lateralen Seite des Oberschenkels durch den Tractus iliotibialis verstärkt. Dieser breite Faserzug wird von nach distal verlaufenden Sehnenfasern des M. gluteus maximus und M. tensor fasciae latae gebildet. Er zieht an der Außenseite des Oberschenkels von der Crista iliaca und Spina iliaca anterior superior bis zum Condylus lateralis tibiae und trägt zur Stabilisierung des Kniegelenks bei.
Die Fascia lata enthält eine ovale Öffnung bzw. einen Hiatus (Spalt), die sogenannte Saphena-Öffnung (auch Fossa ovalis genannt), durch die die Vena saphena magna und die ableitenden Lymphgefäße der oberflächlichen Leistenlymphknoten verlaufen.
Die Saphena-Öffnung liegt unterhalb des medialen Teils des Ligamentum inguinalis, ungefähr 4 cm inferolateral des Tuberculum pubicum. Die Öffnung wird inferolateral durch einen scharfen, sichelförmigen Rand begrenzt, der als Margo falciformis bezeichnet wird.
Der mediale Rand der Öffnung liegt tiefer und wird von der Faszie gebildet, die den Musculus pectineus bedeckt. Diese siebartige Fascia cribriformis bedeckt die Saphena-Öffnung und verschließt sie. Strukturen, die durch die Saphena-Öffnung verlaufen, durchbohren somit immer die Fascia cribriformis auf dem Weg zu ihrem Ziel.
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Verlauf
Die Fascia lata hat folgende Befestigungsstellen:
- Anterior: Ligamentum inguinale, Ramus ossis pubis,Os pubis, Tuberculum pubicum
- Kranial: membranöse Schicht des subkutanen Bindegewebes oder die oberflächliche Faszie (Scarpa-Faszie) der unteren Bauchwand
- Posterolateral: Crista iliaca
- Posteromedial: Os sacrum, Os coccygis, Ligamentum sacrotuberosum, Tuber ischiadicum
- Distal: freiliegende Anteile der Femurkondylen und Tibiakondylen, Caput fibulae, Patella, Fascia cruris (= distale Fortsetzung der Fascia lata)
Versorgung
Arterien
Die arterielle Versorgung der Fascia lata erfolgt über mehrere Arterien, die sich in direkter Nachbarschaft befinden.
Die Versorgung erfolgt zum einen durch die oberflächliche Arteria circumflexa iliaca und Arteria epigastrica, die beide die Faszie auch perforieren.
Zum anderen durchquert die Arteria pudendalis superficialis externa die Saphena-Öffnung und trägt so ebenfalls zu ihrer arteriellen Blutversorgung bei.
Venen
Zum venösen Rückfluss gehören die Perforansvenen (Begleitvenen der Arteria circumflexa iliaca, der Arteria epigastrica superficialis und der Arteria pudendalis externa) der Vena saphena magna. Solche Begleitvenen werden im Lateinischen als Venae comitantes bezeichnet.
Lymphabfluss
Der Lymphabfluss der unteren Extremität erfolgt über zwei unterschiedliche Lymphsysteme: ein oberflächliches (epifasziales) und ein tiefes (subfasziales) Lymphsystem. Die Lymphe der Fascia lata wird hauptsächlich in die mehr als 25 Lymphknoten in der Leistenregion, die direkt auf der Fascia lata liegen, drainiert. Dabei erfolgt der Abfluss über das ventromediale Kollektorenbündel, das dem Verlauf der Vena saphena magna folgt. Die Lymphe wird aus dem ventromedialen Bündel in die Nodi lymphoidei inguinales superficiales abgeleitet. Von dieser Lymphknotenstation gelangt die Lymphe dann weiter in das unter der Fascia lata liegende tiefe Lymphknotensystem (Nodi lymphoidei inguinales profundi) und wird danach in das Lymphsystem des Beckens geleitet.
Man sollte sich bewusst machen, dass es in der unteren Extremität zwar ein epifasziales und ein subfasziales Lymphsystem gibt, die gesamte Lymphe aber letztendlich über die tiefen Leistenlymphknoten zu den Lymphknoten im Becken gelangt.
Innervation
In der Regel werden die tiefen Faszien von der darüber liegenden Haut mit Nerven versorgt. Daher wird die Fascia lata von einigen der Nerven, die zur Haut des Oberschenkels und der Beckenregion verlaufen, mit innerviert.
Hierzu zählen:
- der Ramus cutaneus des Nervus obturatorius
- der Nervus ilioinguinalis
- der Ramus femoralis des Nervus genitofemoralis
- der Nervus cutaneus femoris lateralis
Funktion
Die Fascia lata wird mit einem festen elastischen Strumpf verglichen, da sie die Muskeln des Oberschenkels direkt unter der Haut umschließt und umgibt. Sie hat die Aufgabe, die Ausdehnung der kontrahierenden Oberschenkelmuskeln nach außen zu begrenzen und den venösen Rückfluss aus der unteren Extremität zu unterstützen.
Die seitliche Verdickung der Fascia lata, der Tractus iliotibialis, sorgt für die Stabilität des Kniegelenks in gestreckter und teilweise gebeugter Stellung.
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Klinik
Fasziotomie
Als Kompartmentsyndrom bezeichnet man den Anstieg des Gewebedrucks in den faszialen Kompartimenten. Durch die starke Druckerhöhung kommt es zu Störungen der Mikrozirkulation und Schädigungen der Nerven. Im Falle eines Traumas oder eines Ödems in der unteren Extremität kann die Fascia lata bzw. Fascia cruris auf Grund ihrer straffen Zusammensetzung nicht nachgeben. Da es sich bei einer Faszienloge um einen geschlossenen Raum handelt, kann der Druck nicht entweichen und komprimiert Blutgefäße und Nerven. In diesem akuten Notfall muss schnellstmöglich eine Fasziotomie, also ein chirurgischer Schnitt durch die Faszie, zur Druckentlastung erfolgen, um schwere Folgeschäden zu verhindern.
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