Arteria epigastrica inferior
Die Arteria epigastrica inferior (untere Bauchdeckenarterie) gehört zu den tiefliegenden Arterien der Bauchwand und ist ein Ast der A. iliaca externa.
Sie versorgt gemeinsam mit anderen Arterien das Peritoneum parietale (das äußere Blatt des Bauchfells) und die unteren Teile der oberflächlichen Bauchmuskulatur.
Dazu gehören der M. obliquus internus abdominis und M. transversus abdominis als seitliche Bauchmuskeln sowie der ventral gelegene M. rectus abdominis.
Dieser Artikel beschreibt die Anatomie und Funktion der A. epigastrica inferior.
Ursprung |
Entspringt aus der A. iliaca externa |
Äste | A. cremasterica/ A. ligamenti teretis uteri Ramus pubicus Anastomisierende Endäste |
Versorgungsgebiet | Peritoneum parietale, untere Anteile der oberflächlichen Bauchmuskulatur (M. obliquus internus abdominis, M. transversus abdominis, M. rectus abdominis) |
Verlauf
Die A. epigastrica inferior geht unmittelbar kranial des Leistenbands aus der A. iliaca externa hervor und verläuft zunächst im Gewebe direkt unterhalb der Cavitas peritonealis (Bauchfellhöhle). Dabei zieht sie gemeinsam mit der gleichnamigen Vene annähernd waagerecht nach ventral Richtung Bauchwand. Kurz nach ihrem Abgang wird sie vom Ductus deferens (beim Mann) bzw. vom Ligamentum teres uteri (bei der Frau) überkreuzt. Anschließend verläuft sie auf dem Lig. interfoveolare, einer Verstärkung der Fascia transversalis, nach medial und erreicht die Rückseite der Bauchwand. Dieses Band bildet die mediale Begrenzung des inneren Leistenrings (Anulus inguinalis profundus). Hier gibt die A. epigastrica inferior ihre ersten Äste ab.
Danach zieht sie nach kranial zwischen das Peritoneum parietale und die Fascia transversalis. Dadurch wirft sie gemeinsam mit der nun paarigen V. epigastrica inferior das Peritoneum zu einer Falte auf, der sogenannten Plica umbilicalis lateralis. Diese kann bei laparoskopischen Operationen als Landmarke dienen. Im weiteren Verlauf durchstößt sie die Fascia transversalis und zieht dann auf der Rückseite des M. rectus abdominis innerhalb der Rektusscheide fortlaufend nach kranial.
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Äste
Arteria cremasterica/Arteria ligamenti teretis uteri
Ihre ersten Äste gibt die A. epigastrica inferior am innerer Leistenring ab. Beim Mann zieht die A. cremasterica gemeinsam mit anderen Strukturen durch den Leistenkanal.
Am kaudalen Ende des Hodens anastomosiert sie mit der A. ductus deferentis und der A. testicularis und versorgt den Hoden mit sauerstoffreichem Blut.
Dementsprechend zieht bei der Frau die A. ligamenti teretis uteri gemeinsam mit der gleichnamigen Vene, Lymphgefäßen und dem Lig. teres uteri durch den Leistenkanal.
Sie versorgt das Bindegewebe und die Muskulatur des Lig. teres uteri.
Ramus pubicus
Der Ramus pubicus (Schambeinast) wandert zum Os pubis und versorgt diesen mit Blut. Gelegentlich gibt er in seinem Verlauf einen Ramus obturatorius ab, welcher mit einem Endast der A. obturatoria anastomosiert.
Bei einer akzidentellen Verletzung dieser Anastomose (z.B. im Rahmen einer Schenkelhernien-Operation) kommt es zu einer starken, potentiell letal verlaufenden Blutung. Da Patient:innen in früheren Zeiten so schon verblutet sind, wird diese Verbindung ehrfürchtig “Corona mortis” (Todeskranz) genannt.
Endast
Schließlich teilt sich die A. epigastrica inferior auf und anastomosiert mit den benachbarten Gefäßen. Etwa auf Nabelhöhe anastomosieren ihre kleinen Endäste mit der von kranial ziehende A. epigastrica superior aus der A. thoracica interna. Diese Anastomosen stellen einen Umgehungskreislauf dar, die sich bei einer Verengung der Aorta kompensatorisch erweitern und die Blutversorgung aufrecht erhalten können.
Laterale Endäste der A. epigastrica inferior bilden Verbindungen zu den segmentalen Aa. intercostales posteriores aus. Diese verlaufen parallel zu den Rippen und enden an der ventralen Rumpfwand. Kaudal von den Aa. intercostales posteriores ziehen die Aa. lumbales mit ähnlichem Verlauf von beiden Seiten nach ventral. Auch sie anastomosieren mit den Endästen der A. epigastrica inferior.
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Klinik
Die Einteilung von Leistenhernien erfolgt in Bezug auf ihre Lage zur A. und V. epigastrica inferior. Hernien, die medial der Vasa epigastrica inferiora liegen, werden als direkte Leistenhernien bezeichnet. Lateral liegende Hernien hingegen als indirekte Leistenhernien. Bei einer Operation ist das Aufsuchen der Gefäße wichtig, um Verletzungen zu vermeiden.
Im Falle einer Verletzung kann ein Clip gesetzt werden, um das Gefäß zu verschließen und so die Blutung zu stillen. Durch die Anastomose mit der A. epigastrica superior ist nach der Versorgung der Verletzung in der Regel eine ausreichende Versorgung der Muskeln gewährleistet.
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