Fibula (Wadenbein)
Die Fibula (Wadenbein) ist einer der beiden Knochen des Unterschenkels. In der Länge entspricht sie etwa der Tibia (Schienbein).
Sie hat keine tragende Funktion, sondern dient vielmehr als Ursprung und Ansatz für Muskulatur. Außerdem ist sie an der Bildung des oberen Sprunggelenks und Tibiofibulargelenks beteiligt.
Aufgrund der geringen Belastung handelt es sich um einen schlanken und dadurch elastischen Röhrenknochen.
Dieser Artikel erläutert die Anatomie, den Aufbau und die Funktion der Fibula.
Knochenschaft | Corpus fibulae: Margo anterior, -interosseus, -posterior Facies medialis, Facies lateralis Crista mediali |
Knochenhals | Collum fibulae Übergang zum Corpus fibula |
Knochenende |
Proximal = Caput fibulae Ansatz von Muskeln und Bändern des Kniegelenks Artikuliert mit Tibia über Facies articulatis capitis fibulae Apex capitis fibulae als spitzer kranialer Höcker Distal = Malleolus lateralis Bildet mit Malleolus medialis der Tibia die Malleolengabel für die Führung des oberen Sprunggelenkes (OSG) |
Gelenkbeteiligung | Tibiofibulargelenk (Articulatio tibiofibulare) Synarthrose (Syndesmosis tibiofibularis) Oberes Sprunggelenk (Articulatio talocruralis) |
Entwicklung | 8. Woche zeigt eine perichondrale Knochenmanschette Caput fibulae und Malleolus lateralis aus enchondralen Knochenkernen im 2. (Malleolus) und 4. (Caput fibulae) Lebensjahr |
Aufbau
Die Fibula liegt lateral und leicht distal versetzt von der Tibia. Sie besteht aus einem proximalen und distalen Ende sowie dem dazwischenliegenden Schaft.
Caput fibulae
Der Knochen beginnt proximal mit einer kugeligen Verbreiterung, dem Fibulaköpfchen (Caput fibulae), welches von außen gut tastbar ist. Es dient Bändern und Muskeln des Kniegelenks als Ansatz, hat aber keinen direkten Anteil am Kniegelenk.
Über eine überknorpelte Gelenkfläche an der Innenseite (Facies articularis capitis fibulae) steht es mit der Tibia in Verbindung.
Nach kranial läuft das Fibulaköpfchen in einen spitzen Höcker (Apex capitis fibulae) aus.
Corpus fibulae
Über den kurzen Hals (Collum fibulae) geht das Köpfchen in den Schaft über (Corpus fibulae). Dieser besitzt drei bis vier Kanten und drei Flächen:
- Nach ventral hin zeigt die scharfe Margo anterior, die die laterale (Facies lateralis) von der medialen Fläche (Facies medialis) trennt.
- Die nach medial gerichtete Margo interosseus und nach dorsal zeigende Margo posterior grenzen die Hinterfläche der Fibula ab (Facies posterior).
- Im distalen Drittel der Facies posterior verläuft in der Regel eine vierte Kante, die Crista medialis
An den unterschiedlichen Flächen und Kanten der Fibula entspringen u.a. die Muskeln der Fibularisgruppe (Peroneusgruppe) und die Unterschenkelflexoren.
Malleolus lateralis
Die distale Fibula ist lateral zum Malleolus lateralis (Außenknöchel) ausgezogen, der etwas weiter distal reicht als sein mediales Pendant der Tibia, dem Malleolus medialis (Innenknöchel). Zusammen bilden sie die Malleolengabel, die für die Führung im oberen Sprunggelenk (OSG) von Bedeutung ist.
Auf der Dorsalseite des Malleolus lateralis befindet sich der Sulcus malleolaris lateralis, in dem die Sehnen des M. fibularis longus und brevis verlaufen. Nach innen besitzt sie eine Gelenkfläche, die Facies articularis malleoli lateralis. Da der Malleolus lateralis deutlich zarter aufgebaut und auch etwas länger ist als der Malleolus medialis, treten hier häufiger Frakturen auf.
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Oberflächenanatomie
Die Fibula wird größtenteils von den Muskelsehnen der fibularen Extensoren umhüllt, die in Sehnenscheiden zum Malleolus lateralis ziehen. Die Facies des Knochens lassen sich daher schlecht von außen tasten. Die markantesten Knochenpunkte der Fibula sind:
- das Caput fibulae: liegt in der kaudalateralen Knieregion direkt distal der lateralen Tibiakondyle
- der Malleolus lateralis: befindet sich an der Außenseite des Sprunggelenks
Gelenkbeteiligung
Fibula und Tibia sind proximal gelenkig und distal syndesmotisch miteinander verbunden. Insgesamt sind sie jedoch kaum gegeneinander beweglich, nur geringfügige Rotations- und Translationsbewegungen sind möglich.
Tibiofibulargelenk
Proximal am Unterschenkel bilden die Fibula und Tibia das Tibiofibulargelenk (Articulatio tibiofibularis). Seine Gelenkflächen sind:
- Facies articularis capitis fibulae
- Facies articularis fibularis tibiae (Gelenkfläche an der lateralen Tibiakondyle)
Die die Gelenkkapsel verstärkenden Bänder (Ligamentum capitis fibulae anterius und posterius) zwischen beiden Knochen machen das Tibiofibulargelenk zu einer Amphiarthrose.
Syndesmosis tibiofibularis
Distal legt sich die Fibula einer Vertiefung der Tibia an (Incisura fibularis tibiae), ohne sie dabei zu berühren. Zwischen ihnen liegt kein hyaliner Knorpel oder ein relevanter Gelenkspalt, vielmehr wird die Verbindung durch umliegende Bänder gestärkt (Syndesmosis tibiofibularis).
Stabilisiert wird sie sowohl durch die kräftigen Syndesmosenbänder (Lig. tibiofibulare anterius und posterius) als auch andere umliegende Bänder (Lig. tibiofibulare interosseum und transversum).
Die Syndesmose selbst ist praktisch nicht eigenbeweglich. Bei der Dorsalextension des Fußes im oberen Sprunggelenk (OSG) weichen Fibula und Tibia aber etwas auseinander, was man als Knochenhemmung bezeichnet.
Oberes Sprunggelenk
Das obere Sprunggelenk (Articulatio talocruralis) wird von vier Strukturen gebildet:
- Facies articularis malleoli lateralis der Fibula
- Facies malleolaris lateralis tali (Gelenkfläche an der Außenseite der Talusrolle)
- kaudale Fläche der Tibia
- Malleolus medialis
In diesem Gelenk ist eine Beugung und Streckung, bzw. Dorsalflexion (Extension) und Plantarflexion möglich.
Bänder
Membrana interossea cruris
Zwischen den Margines interossei der Fibula und Tibia erstreckt sich die Membrana interossea cruris. Sie ist eine Platte aus straffem kollagenen Bindegewebe, die die Loge der Beuger von der der Strecker trennt. Sie trägt zur Stabilisierung der Malleolengabel bei und dient zudem einigen Unterschenkelmuskeln als Ursprungsfläche.
Weitere Bänder
An der Außenseite des Kniegelenks verläuft das Lig. collaterale fibulare (Knieaußenband). Als runder Strang läuft es vom Epicondylus lateralis femoris schräg nach distal und dorsal zum Caput fibulae. Das Knieaußenband ist schmaler als das -innenband und hat keinen direkten Kontakt zur Gelenkkapsel. Des Weiteren ist es nicht mit dem lateralen Meniskus verbunden, weshalb dieses viel beweglicher als der mediale ist und auch seltener verletzt wird.
Vom Malleolus lateralis zum Tuber calcanei zieht das obere Halteband der fibularen Extensoren (Retinaculum fibularium superius). Es sichert die Sehnen dieser Muskeln während der Kontraktion und haftet sie am Knochen an.
Embryologie
Die Entwicklung der Fibula beginnt etwas später als die der Tibia. In der 8. Entwicklungswoche tritt im Bereich des Corpus fibulae eine perichondrale Knochenmanschette auf. Das Caput fibulae und der Malleolus lateralis entstehen dagegen aus enchondralen Knochenkernen, der sich im 2. (Malleolus) und 4. (Caput fibulae) Lebensjahr entwickeln. Distal erfolgt der Epiphysenschluss etwas früher (16. bis 19. Lebensjahr) als proximal (17. bis 20. Lebensjahr).
Wir haben dir nun noch Lerneinheiten zusammengestellt, die dir Gelegenheit zur Erweiterung deines Wissens über die Anatomie des Unterschenkels bieten:
Klinik
Die distale Fibulafraktur ist eine klassische Verletzung durch ein Umknicken des Fußes nach innen (Supinationstrauma). Typische Symptome sind ein Hämatom mit Schwellung am Außenknöchel und eine schmerzhafte Bewegungseinschränkung des Sprunggelenks.
Für die richtige Therapiewahl ist es entscheidend, wo die Frakturlinie in Bezug zur Syndemose verläuft. Dafür wird die Fibulafraktur nach der Klassifikation nach Weber eingeteilt: unterhalb (Weber A), auf Höhe (Weber B) oder oberhalb der Syndesmose (Weber C). Eine Weber A-Fraktur heilt in der Regel durch eine Ruhigstellung im Unterschenkelgip aus, eine Weber B- oder C-Fraktur oder eine dislozierte Fibula sollte dagegen operativ behandelt werden.
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