Video: Rippen-Wirbel-Gelenke
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Mmhhh, Rippchen lecker! Oh, Halt, stopp!
Ich meine Rippen! Wusstet ihr, dass sie zu den wichtigsten Knochen des gesamten Körpers gehören?
Vielleicht ist dir bereits klar, dass diese langen, dünnen ...
Mehr lesenMmhhh, Rippchen lecker! Oh, Halt, stopp!
Ich meine Rippen! Wusstet ihr, dass sie zu den wichtigsten Knochen des gesamten Körpers gehören?
Vielleicht ist dir bereits klar, dass diese langen, dünnen Knochen maßgeblich den Thorax, also den Brustkorb, bilden, in dem gut geschützt unser Herz und unsere Lungen liegen.
Aber wusstet ihr auch, dass die Lungen ohne den Thorax nicht in der Lage wären, auch nur einen einzigen Atemzug zu nehmen?
Damit die Lungen ihre Funktion ausführen und wir atmen können, sind sie auf die Struktur und die Bewegungen des gesamten Thorax - und damit auf jede einzelne Rippe - angewiesen.
Warum das so ist, erkläre ich euch ein anderes Mal ausführlich.
Für heute reicht es, wenn wir uns klar machen, dass diese 24 Knochen zu den am meisten unterschätzten Knochen im menschlichen Skelett gehören.
Die geschwungene Form und eine gewisse Elastizität jeder einzelnen Rippe schützt sie gut vor Frakturen, aber natürlich brechen Rippen - wie alle anderen Knochen auch - wenn die Krafteinwirkung groß genug ist.
Eigentlich treten Rippenfrakturen sogar relativ häufig auf; zum Beispiel im Rahmen von Autounfällen, Sportverletzungen oder schweren Stürzen.
Interessant ist jedoch, dass im Gegensatz zu den häufig auftretenden Rippenfrakturen, eine Dislokation der Rippen - also die starke Verschiebung der Frakturelemente - selten auftritt.
Und ja, auch wenn Euch die Internetrecherche hier möglicherweise etwas Anderes sagt: Die Dislokation oder Subluxation einer Rippe ist sehr selten, sogar im Rahmen der eben erwähnten Verletzungen und Unfälle.
Warum ist das so? Welche Art von Gelenk verbindet die Rippen mit dem Rest des Körpers und warum sind sie so robust?
Na, seid ihr ein bisschen neugierig auf diese besonderen Knochen geworden?
Dann herzlich willkommen zu diesem Kenhub Tutorial! Mein Name ist Cuco und heute werden wir uns die Rippen-Wirbel-Gelenke einmal etwas genauer anschauen, um all diese Fragen zu beantworten.
Die Wirbelsäule besteht, wie ihr vielleicht wisst, aus einer Reihe von unregelmäßig geformten Knochen, den Wirbeln. Jeder Wirbel bildet mit seinem direkten Nachbarn, also je einem darüber- und einem darunterliegenden Wirbel, mindestens ein Gelenk. Die Verbindungen, die die Wirbel untereinander über die Bandscheiben miteinander eingehen, sind zwar genau genommen unechte Gelenke, aber dann gibt es noch die Wirbelbogen- oder Facettengelenke. Die Brustwirbel unterscheiden sich von den anderen Wirbeln der Wirbelsäule besonders dadurch, dass sie noch zusätzliche Gelenkflächen besitzen, wodurch sie Gelenke mit den Rippen bilden können.
Diese Gelenkverbindungen der Brustwirbelkörper mit den Rippen führen zur Bildung des Thorax. Die deutsche Bezeichnung für den Thorax ist Brustkorb und er gleicht der Form eines Vogelkäfigs.
In diesem Tutorial werden wir uns systematisch die Anatomie dieser Gelenke zwischen Brustwirbeln und Rippen anschauen. Wir werden zunächst das knöcherne Gerüst betrachten und uns im Anschluss die Bänder bzw. Ligamente ansehen, die dieses knöcherne Gerüst stabilisieren.
Außerdem werden wir uns die Gelenke in typischen und atypischen Konstellationen anschauen, da es im Thorax einige Variationen gibt. Vor einer kurzen Zusammenfassung betrachten wir noch ein paar klinische Aspekte der Rippen-Wirbel-Gelenke.
Bevor wir richtig einsteigen, lasst uns noch kurz zum Überblick diese Abbildung betrachten.
Eine Rippe bildet nämlich nicht nur ein Gelenk mit einem Wirbel, sondern zwei. Wir finden hier zum einen das Rippenkopfgelenk und zum anderen das Rippen-Querfortsatz-Gelenk. Das Rippenkopfgelenk verbindet den Wirbelkörper mit dem Rippenkopf. Das Rippen-Querfortsatz-Gelenk verbindet das Tuberculum der Rippe, oder einfach Rippenhöckerchen, mit dem Processus transversus bzw. dem Querfortsatz des Wirbels.
Aber keine Sorge, falls das jetzt alles sehr verwirrend klingen sollte. Wir schauen uns alle Einzelheiten im Verlauf des Tutorials an. An dieser Stelle ist es für uns zunächst nur wichtig sich zu merken, dass wir es hier nicht nur mit einem sondern mit zwei Gelenken zu tun haben.
Lasst uns also mit den knöchernen Elementen beginnen.
Wir haben bereits gesehen, dass an der Bildung eines Rippen-Wirbel-Gelenks zwei Knochen beteiligt sind. Das sind zum einen die Brustwirbel Th1 bis Th12 und zum anderen die Rippen.
Schauen wir uns zunächst die Brustwirbel etwas genauer an.
Hier sehen wir einen typischen Brustwirbel von kranial. Auf dieser Abbildung lassen sich einige seiner charakteristischen Merkmale erkennen, die uns verraten, das es sich bei diesem Exemplar tatsächlich um einen Brustwirbel handelt.
Der am weitesten ventral gelegene Teil des Wirbels ist der Wirbelkörper. Auf Latein wird er als Corpus vertebrae bezeichnet. Seine herzförmige Erscheinung und die Tatsache, das der Wirbelkörper im Vergleich zum Rest des Knochens eine moderate Größe aufweist, sind ein Hinweis darauf, dass es sich um einen Brustwirbel handelt. Um euch eine Idee zu geben, was mit moderater Größe gemeint ist: hier seht ihr zum Vergleich Hals- und Lendenwirbel und könnt so die Proportionen erkennen. Ein Zervikal- oder Halswirbel weist einen relativ kleinen Wirbelkörper auf, während ein Lumbal- oder Lendenwirbel in Relation zum Rest des Knochens einen viel größeren Körper aufweist.
Zwischen je zwei Wirbelkörpern befindet sich eine Band- oder Zwischenwirbelscheibe, der Discus intervertebralis. Er besteht aus Knorpelgewebe und dient als eine Art Stoßdämpfer für die Wirbelsäule als Ganzes.
Direkt dorsal des Wirbelkörpers befindet sich das Wirbelloch, das auf Latein als Foramen vertebrale bezeichnet wird. Die Gesamtheit der übereinander liegenden Wirbellöcher bilden den Wirbelkanal, der das Rückenmark sowie die anhängenden Strukturen beherbergt.
In der Thoraxregion hat das Foramen vertebrale eine eher runde Form. Dies ist ein weiterer Hinweis darauf, das es sich bei unserem Exemplar um einen Brustwirbel handelt.
An der seitlichen Begrenzung des Foramen vertebrale befindet sich je ein Pedikel oder Füßchen, das Pediculus arcus vertebrae.
Dorsolateral befindet sich seitlich je ein Processus transversus oder Querfortsatz.
In dieser lateralen Ansicht auf die Wirbelsäule könnt ihr in grün markiert zwei der Querfortsätze sehen. Sie projizieren vom Wirbelkörper aus betrachtet nach dorsolateral.
Und hier sind die Rippen in blau quasi in situ neben der Basis zweier Wirbel dargestellt. Die Querfortsätze der Wirbelkörper liegen demnach hinter den beiden dargestellten Rippen.
Dorsal der Querfortsätze befindet sich jeweils ein Pediculus arcus vertebrae, also ein Füßchen. Auf dieser Abbildung kann man in grün sehen, wie die Füßchen vom rechten und vom linken Querfortsatz zur Lamina arcus vertebrae zusammenlaufen. Jene wird im Deutschen auch Bogenplatte des Wirbels genannt.
Von hier aus zieht mittig ein knöcherner Fortsatz nach dorsal, der sogenannte Processus spinosus oder einfach Dornfortsatz eines jeden Wirbels, hier in grün dargestellt. In der Seitenansicht ist gut zu erkennen, wie die einzelnen Dornfortsätze übereinander liegen.
Der Processus spinosus ist der am weitesten dorsal gelegene Teil eines jeden Wirbels und damit als knöcherner Vorsprung am Rücken gut tastbar.
Kommen wir zurück zu unserer Ansicht von kranial, um uns einige weitere wichtige knöcherne Merkmale der Brustwirbel anzusehen - nämlich die Gelenkflächen auch bekannt als Facetten oder Foveae.
Beginnen wir mit der oberen Gelenkfläche, der sogenannten Facies articularis superior.
Dabei handelt es sich um einen nach kranial ausgerichteten Knochenvorsprung, der hier auf unserer Abbildung grün markiert ist.
Wie ihr in dieser Dorsalansicht eines Abschnitts der Brustwirbelsäule erkennen könnt, sind die Wirbel übereinander angeordnet. Die obere Gelenkfläche eines Wirbels bildet mit der unteren Gelenkfläche des darüber liegenden Wirbels ein flaches Synovialgelenk, das auch als Wirbelbogen- oder Facettengelenk bezeichnet wird.
Die untere Gelenkfläche, die Facies articularis inferior, ist aus dieser Perspektive leider nicht so gut zu erkennen.
Die Facettengelenke sind zwar nicht direkt mit den Rippen-Wirbel-Gelenken verbunden, dennoch ist es wichtig sich zu vergegenwärtigen, dass auch sie zur Beweglichkeit des Thorax beitragen.
Die verbleibenden Gelenkflächen, die wir uns nun ansehen, sind endlich Teil der Rippen-Wirbel-Gelenke, also aufgepasst!
Unser erster Stop ist diese lateral gelegene Struktur hier, die Fovea costalis oder Rippengube. Sie besteht aus zwei separaten Flächen – einer Fovea costalis superior, die sich an der kraniolateralen Grenze des Wirbelkörpers befindet und einer Fovea costalis inferior am kaudolateralen Rand des darüber liegenden Wirbelkörpers.
Der Begriff Fovea bedeutet Kerbe oder Vertiefung, das Wort costalis bezieht sich auf die Rippen und superior bzw. inferior beschreibt ihre Lage: oben bzw. unten.
Die Oberfläche der Fovea costalis weist eine konkave Form auf, in die das Rippenköpfchen mit seiner konvexen Form gut hineinpasst. So ist für eine multiplanare Beweglichkeit gesorgt - das werden wir uns gleich ansehen.
Wenn wir noch einmal zu unserer Lateralansicht auf die Wirbelsäule zurückkommen, erkennt ihr hier, dass das Rippenköpfchen nicht nur mit einem, sondern mit zwei Wirbelkörpern Gelenke bildet. Das bedeutet, dass drei Knochen an der Bildung der meisten Rippen-Wirbel-Gelenke beteiligt sind - zum einen die Rippe und zum anderen die beiden dazugehörigen Wirbel. Wenn wir uns zum Beispiel die vierte Rippe ansehen, erkennt ihr hier sehr schön wie diese sowohl mit dem vierten als auch dem dritten Brustwirbel ein Gelenk bildet.
Die letzte Gelenkfläche, die auf den meisten Brustwirbeln zu finden ist und über die wir an dieser Stelle noch sprechen müssen, ist die Fovea costalis processus transversi - die sogenannte Rippengrube des Querfortsatzes. Sie befindet sich auf der ventralen Oberfläche des distalen Endes des Processus transversus und wir werden gleich noch mehr darüber erfahren.
Werfen wir aber vorher noch schnell einen Blick auf einige der knöchernen Oberflächenmerkmale der Rippen und schauen uns an, wie diese Strukturen zusammenpassen.
Da es in diesem Tutorial um die Verbindung zwischen Rippen und Wirbeln geht, betrachten wir nur den proximalen oder dorsalen Teil der Rippen - also diesen hier.
Wenn ihr jedoch neugierig seid und gerne mehr über die Knochenpunkte der gesamten Rippe lernen möchtet, findet ihr dazu verschiedene Lernmaterialien auf unserer Webseite.
Auf dieser Abbildung blicken wir also auf das proximale Ende einer Rippe. Es besteht aus drei Anteilen: und zwar zum einen aus dem Caput costae, oder dem Rippenkopf, dann aus dem Collum costae - also dem Rippenhals, sowie dem Tuberculum costae oder Rippenhöckerchen.
Betrachten wir die Basis des Caput costae, könnt ihr sehen, dass sich dort zwei Gelenkflächen befinden, die von einer Crista unterteilt werden. In diese beiden Gelenkflächen passen wiederum die Fovea costalis superior und inferior der Wirbelkörper, die wir uns vorhin angesehen hatten.
Das Collum costae, also der Hals, ist der Teil zwischen Caput und Tuberculum costae. Er kann unterschiedlich lang sein, abhängig von der Größe bzw. Länge der Rippe.
Bei diesem knöchernen Vorsprung hier handelt es sich um das Tuberculum costae. Es ist zwischen Rippenhals und dem Corpus der Rippe lokalisiert und kann in zwei Anteile unterteilt werden. Diese knöcherne Oberfläche hier stellt die Gelenkfläche dar. Dabei handelt es sich um den Teil des Tuberculum costae, der mit dem Processus transversus des Wirbels ein Gelenk bildet. Der andere Teil des Tuberculums ist nicht direkt Teil des Gelenks, weist jedoch eine wichtige Funktion für diese gelenkige Verbindung auf. Seine raue Oberfläche bildet nämlich eine Art Anker für die umliegenden Ligamente des Rippen-Wirbel-Gelenks. Aber dazu kommen wir später noch.
Das waren auch schon die Knochen, die an der Bildung der Rippen–Wirbel–Gelenke beteiligt sind. Schauen wir uns als Nächstes an, wie diese Knochen als Gelenke miteinander artikulieren. Danach betrachten wir die Bänder, welche die Gelenke stabilisieren.
Ich habe ja bereits erwähnt, dass zwei Gelenke zusammen ein Rippen–Wirbel–Gelenk bilden. Das Rippenkopfgelenk, auch Articulatio capitis costae genannt, befindet sich zwischen Wirbelkörper und Rippenkopf. Das Rippen-Querfortsatz-Gelenk, oder auf Latein Articulatio costotransversaria, befindet sich zwischen dem Prozessus transversus des Wirbels und dem Tuberculum der Rippe.
Vielleicht fragt ihr euch jetzt: costo- was?!
Nun, was zunächst vielleicht nach einem etwas umständlichen Begriff klingt, lässt sich mithilfe der Nomenklatur in der Anatomie recht logisch herleiten. Lasst uns die Namen dieser beiden Gelenke einmal auseinander nehmen, um sie leichter verstehen zu können.
„costa“ hören wir häufig, wenn wir über die Rippen sprechen, wie zum Beispiel beim „Interkostalraum“. Es kommt aus dem Lateinischen und bedeutet Rippe. Der Teil „capitis“ des Begriffs bezieht sich auf den Rippenkopf, da Caput die lateinische Bezeichnung für Kopf ist. Es geht hier also um ein Gelenk des Rippenkopfes. ihr merkt, dass es manchmal helfen kann komplizierte Begriffe ein wenig auseinanderzunehmen, um sie besser zu verstehen.
Kommen wir nach diesem kleinen Ausflug in die Terminologie zurück zur Anatomie. Hier seht ihr das Rippenkopfgelenk noch einmal vergrößert. Es besteht aus drei Gelenkflächen, die wir uns bereits angeschaut haben. Noch einmal zur Erinnerung: Die Fovea costalis inferior befindet sich am kaudolateralen Rand des Wirbelkörpers, direkt oberhalb der entsprechenden Rippe.
Die Fovea costalis superior befindet sich am kraniolateralen Rand des Wirbelkörpers, direkt neben der Rippe und die dritte Gelenkfläche wird vom jeweiligen Rippenkopf der betreffenden Rippe gebildet.
Die dritte Rippe bildet zum Beispiel ein Gelenk mit der Fovea costalis superior von Th3 und der Fovea costalis inferior von Th2, welcher über Th3 liegt. Wie immer gibt es auch hier eine Reihe von Ausnahmen. Dazu kommen wir aber später, sobald wir die typischen Rippen-Wirbel-Gelenke zuende besprochen haben.
Der kraniale und kaudale Teil des Rippenkopfes hat jeweils eine eigene Gelenkfläche, die beide hervorragend neben die Wirbelkörper passen. Obwohl es zwei unterschiedliche Teile des Gelenks gibt, sind beide von einer Gelenkkapsel umgeben und haben auch nur ein stützendes Ligament. Darum betrachtet man sie als nur ein Gelenk. Schauen wir uns das Ganze noch einmal genauer an.
Auf dieser Abbildung könnt ihr sehr schön erkennen, dass es zwei verschiedene Synovialhöhlen gibt, die durch ein intraartikuläres Band voneinander getrennt sind. Dieses intraartikuläre Band setzt an der Crista des Caput costae und an der Bandscheibe an. Hier sieht man in blau markiert noch einmal deutlich, wie der Rippenkopf in zwei Synovialhöhlen liegen kann. Das Gelenk des Rippenkopfes ist also das erste unserer Rippen-Wirbel-Gelenke.
Das zweite Gelenk zwischen Rippe und Wirbel, das Rippen-Querfortsatz-Gelenk, ist hier auf dieser Abbildung gut zu erkennen. Es setzt sich, wie gesagt, aus dem Processus transversus des Wirbels und dem Tuberculum costae zusammen. Dieses Gelenk ist also das Gelenk zwischen der prominenten Struktur am dorsalen Rand der Rippe, dem Tuberculum costae, und der Gelenkfacette des Processus transversus, die wir uns bereits angesehen haben. Wenn ihr euch die lateinische Terminologie auch hier wieder genauer anschaut, ergibt der Name „costotransversal“ direkt Sinn!
Ich habe vorhin erwähnt, dass es sich bei den bisher besprochenen Gelenken um typische Rippen-Wirbel-Gelenke handelt. Das lässt darauf schließen, das es auch atypische Gelenke gibt, die wir uns im Rahmen dieses Tutorials anschauen sollten. Hier seht ihr die Brustwirbel Th1 bis Th12 blau markiert. Mit jedem dieser 12 Wirbel artikulieren je zwei Rippen.
Wenn wir uns den ersten Brustwirbel Th1 einmal genauer anschauen, seht ihr, dass der darüber liegende C7, also der siebte Halswirbel, über keine untere Gelenkfläche verfügt, um mit der ersten Rippe zu artikulieren.
Das bedeutet, dass die erste Rippe nur mit dem Wirbelkörper von Th1 ein Gelenk bildet. Das ist die erste atypische Konstellation: Die erste Rippe bildet nur ein Gelenk mit dem dazugehörigen Wirbelkörper, also dem Brustwirbelkörper von Th1.
Wenn wir die Wirbelsäule entlang weiter nach kaudal bis zum elften und zwölften Brustwirbel Th11 und Th12 gehen, fallen uns hier zwei Unterschiede auf. Ähnlich wie bei Th1, bilden auch die 11. und 12. Rippe jeweils nur ein Gelenk mit den entsprechenden Wirbelkörpern, da es keine unteren Gelenkflächen an den darüber liegenden Wirbeln gibt. Außerdem können wir hier sehen, dass es an den Querfortsätzen von Th11 und Th12 keine Fovea costalis gibt. Das wiederum bedeutet, dass wir auf dieser Höhe keine Rippen-Querfortsatz-Gelenke finden. Stattdessen verlaufen die Rippen unabhängig von den Querfortsätzen nach ventral.
Okay, das war’s nun aber wirklich mit den knöchernen Strukturen der Rippen-Wirbel-Gelenke. Lasst uns nun einen Blick auf die Bänder werfen, die diese Gelenke stabilisieren.
Beginnen wir mit ein paar Bändern, die die Brustwirbel stabilisieren, was wiederum der Stabilität des Brustkorbs insgesamt dient. Nehmen wir diese Lateralansicht der Brustwirbelsäule, sehen wir ein Ligament, dass am ventralen Teil der Wirbelkörper ansetzt. Das ist das Ligamentum longitudinale anterius oder das vordere Längsband. Es kreuzt den ventralen Teil der Wirbelkörper und der Bandscheiben von der Schädelbasis bis zum Sakrum und dient der Verstärkung und Unterstützung der Intervertebralgelenke.
Die Ligamenta intertransversaria, auch Cooper-Bänder genannt, stützen ebenfalls die Wirbelsäule. Sie verbinden die Querfortsätze benachbarter Wirbel, indem sie von der Unterseite eines Querfortsatzes zur Oberseite des direkt darunterliegenden Querfortsatzes ziehen. ihr Funktion besteht darin, die Wirbelsäule bei einer Lateralflexion zu stützen. In der Thoraxregion sind sie relativ dick und robust und ziehen senkrecht zu den Querfortsätzen. Dadurch können wir sie gut von anderen Ligamenten in der Umgebung unterscheiden.
Kommen wir nun zu den Ligamenten, die das Gelenk des Rippenkopfes stützen. Hier befinden sich zwei Ligamente, von denen ihr eines bereits kennengelernt habt. Dieses hier, das intraartikuläre Band oder Ligamentum capitis costae intraarticulare, fixiert die Rippe am Wirbelkörper. Es verläuft von der Crista des Rippenkopfes, also der Christa des capitis costae, bis zur Bandscheibe.
Das zweite Band, das das Rippen-Wirbel-Gelenk stabilisiert, befindet sich außerhalb der Gelenkkapsel. Es wird als Ligamentum capitis costae radiatum bezeichnet und bedeckt die vordere Fläche des Rippenkopfes. Es fächert sich von der ventralen Knochenoberfläche des Rippenkopfes radiär zu den benachbarten beiden Brustwirbeln und der zwischen ihnen gelegenen Bandscheibe auf und bildet so eine feste Verbindung zu den beiden Wirbelkörpern, die zum Gelenk beitragen.
Diese beiden Ligamente tragen also wesentlich zur Stabilität des Rippenkopfgelenks bei. Sie sorgen dafür, dass die Rippe fest mit den Wirbelkörpern verbunden bleibt und beugt damit einer Dislokation vor.
Gleichzeitig erlauben sie dem Rippenkopf, sich bis zu einem gewissen Grad innerhalb des Gelenks zu drehen bzw. zu rotieren. Dadurch können wir den Brustkorb bei der Einatmung anheben und weiten.
Es gibt noch drei Bänder, die das Rippen-Querfortsatz-Gelenk stabilisieren. Sie werden als costotransversale Bänder bezeichnet. Dazu gehören das Ligamentum costotransversarium superius, das Ligamentum costotransversarium laterale sowie ein kurzes Ligamentum costotransversarium.
Der Einfachheit halber fangen wir mit dem Ligamentum costotransversarium laterale, dem äußeren Zwischenrippenband, an.
Es bedeckt also das Rippen-Querfortsatz-Gelenk und reicht lateral bis zur Spitze des Querfortsatzes. An der Rippe ist es an der aufgerauten Oberfläche des Tuberculum costae befestigt. Erinnert ihr euch? Im ersten Teil dieses Tutorials habe ich erwähnt, dass das Tuberculum costae zwar nicht direkt Teil des Gelenks ist, aber als Ansatz für die stabilisierenden Bänder dient.
Die Hauptbewegung dieses Gelenks ist eine Gleitbewegung von oben nach unten, die bei der Drehung des Rippenkopfes im Rippen-Wirbel-Gelenk stattfindet. Dieses Band schützt also die Rippen-Querfortsatz-Gelenke und verhindert Überbewegungen.
Als Nächstes sehen wir hier ein weiteres Band, das medial von dem soeben Betrachteten liegt. Es befindet sich in einer Region, die als Foramen costovertebrale bekannt ist. Dabei handelt es sich um diesen Raum hier, der zwischen dem Rippenhals und dem Processus transversus, also dem Querfortsatz, des benachbarten Wirbels liegt, sowie zwischen dem Rippenkopfgelenk und Rippen-Querfortsatz-Gelenk verläuft.
Jetzt würde es viel mehr Sinn ergeben, wenn dieses Band als Ligamentum costotransversarium mediale bezeichnet würde, aber so ist es leider nicht. Meistens wird es einfach als Ligamentum costotransversarium also Zwischenrippenband bezeichnet. In einigen Lehrbüchern findet ihr auch die Bezeichnung Ligamentum costotransversarium inferior.
Es stützt die Rippe entlang des Querfortsatzes, indem es eine bandartige Verbindung zwischen den hinteren Teilen des Rippenhalses und der vorderen Oberfläche des Querfortsatz des Wirbels auf gleicher Höhe herstellt. Dieses Ligament verhindert eine übermäßige Rotation und eine Dislokation der Rippe nach ventral.
Das letzte Ligament, das für uns heute von Interesse ist, ist das Ligamentum costotransversarium superius, oder oberes Zwischenrippenband, das ihr auf dieser Abbildung in grün dargestellt seht. Es ist am oberen Rand des Rippenhalses befestigt und erstreckt sich von der Oberseite des Rippenhalses bis zum unteren Rand des Querfortsatzes des unmittelbar darüber liegenden Wirbels.
Dies ist auch das einzige Costotransversalband, das sich über zwei Wirbelkörper erstreckt. Wir haben ja eben gesehen, dass die anderen beiden Zwischenrippenbänder jeweils auf der gleichen Ebene Wirbel und Rippe verbunden haben.
Und das war’s an dieser Stelle auch mit den Bändern der Rippen-Wirbel-Gelenke. Ich hoffe, ihr habt jetzt eine gute Vorstellung davon, warum die Rippen-Wirbel-Gelenke so robust und stark sind.
Ich werde gleich noch einmal die gesamte Anatomie der Rippen-Wirbel-Gelenke zusammenfassen. Lasst uns aber vorher noch einen klinischen Fall ansehen, bei dem diese Gelenke betroffen sind.
Ich habe bereits kurz die physiologischen Bewegungen der Rippen-Wirbel-Gelenke erwähnt - die Rotation des Caput costae in der Fovea costalis superior und inferior und das Gleiten der Rippe in der Fovea costalis processus transversi. Diese Bewegungen sind essenziell für die Ausdehnung und das Anheben des Brustkorbs während der Atmung.
Es gibt jedoch Krankheitsbilder, die zu einer Bewegungseinschränkung in genau diesen Gelenken führen.
Die Spondylitis ankylosans, auch bekannt als Morbus Bechterew, ist eine chronische Autoimmunerkrankung, welche neben den Rippen-Wirbel-Gelenken häufig auch andere Gelenke im Körper betrifft. Eine Entzündung der Rippen-Wirbel-Gelenke führt zu Schmerzen und Steifheit, die sich oft als allgemeine Rückenschmerzen zeigen. Das Fortschreiten der Erkrankung führt zu einer eingeschränkten Beweglichkeit der Wirbelsäule und einer forcierten Ausdehnung der Lunge. Im weiteren Verlauf kommt es schließlich zu einer Degeneration und Fusion der besprochenen Rippen-Wirbel-Gelenke sowie der Wirbelbogengelenke.
Die Prognose hängt vom Schweregrad der Erkrankung ab. Es gibt jedoch eine Reihe von Behandlungsstrategien, die in der klinischen Praxis verfolgt werden. Bei allen Betroffenen werden Medikamente wie nicht-steroidale Antirheumatika, allgemein als NSAR bekannt, eingesetzt, um Entzündungen, Schmerzen und Steifheit zu lindern.
Andere Medikamente umfassen Tumornekrosefaktor-Inhibitoren, kurz TNF genannt oder Interleukin-17-Hemmer, die beide eine Rolle bei Entzündungsprozessen im Körper spielen. Sie können dazu beitragen, das Fortschreiten der Krankheit zu verhindern oder immerhin zu verzögern.
Die Physiotherapie ist ein weiterer wichtiger Baustein der Behandlung, da sie neben der Förderung einer verbesserten Gelenkkraft und Flexibilität auch zur Schmerzlinderung beiträgt.
Und schließlich können Ärztinnen und Ärzte in schweren Fällen bei besonders starken Schmerzen und Gelenkschäden eine Operation durchführen.
Okay, das war's also mit den Rippen-Wirbel-Gelenken. Rufen wir uns schnell noch einmal in Erinnerung, worüber wir heute gesprochen haben.
Wir haben mit der Osteologie der Wirbel begonnen und uns in diesem Zusammenhang den Wirbelkörper mit seinen Querfortsätzen und dem Dornfortsatz sowie seine Pediculi und sein Foramen vertebrale in der Mitte angeschaut.
Weiter ging es mit den Gelenkflächen der Brustwirbel. Das waren die oberen und unteren Gelenkflächen, die zusammen die Zwischenwirbelgelenke bilden; dann die Fovea costalis superior und inferior, die sich auf dem Wirbelkörper befinden; und die beiden Fovea costalis processus transversi, die hier auf den Querfortsätzen zu sehen sind.
Danach haben wir die Morphologie des proximalen oder dorsalen Teils der Rippe betrachtet. Hier schauten wir uns den Rippenhals und das Tuberculum costae an. Bei letzterem konnten wir sehen, dass es einen Teil hat, der am Gelenk beteiligt ist und einen, der nicht zum Gelenk gehört. Dann beschäftigten wir uns mit dem Rippenkopf, der eine obere und eine untere Gelenkfläche aufweist, welche von einer Crista in der Mitte getrennt werden.
Dann schauten wir uns die Rippen-Wirbel-Gelenke genauer an. Zum einen das Rippenkopfgelenk, an dem in den meisten Fällen drei separate Knochen beteiligt sind, nämlich die Rippe und die jeweils darunter und darüber liegenden Wirbelkörper. Der Rippenkopf bildet mit den Foveae der Wirbel ein Gelenk mit zwei Gelenkhöhlen.
Der untere Rand des Rippenkopfes teilt sich eine Synovialhöhle mit der Fovea articularis superior desselben Wirbelkörpers und der obere Rand des Rippenkopfes teilt sich eine Synovialhöhle mit der Fovea articularis inferior des darüber liegenden Wirbelkörpers.
Dann ging es weiter mit dem Rippen-Querfortsatz-Gelenk. Dieses Gelenk verfügt über zwei stützende Ligamente - das Ligamentum intraarticulare zwischen der Crista des Rippenkopfs und der Bandscheibe und das Ligamentum capitis costae radiatum, welches das gesamte Gelenk umschließt.
Wir haben gesehen, dass das Rippen-Querfortsatz-Gelenk durch den Querfortsatz des Wirbels und den hinteren Rand der Rippe gebildet wird und von drei Bändern gestützt wird - dem lateralen Costotransversalband, dem oberen Costotransversalband und dem Costotransversalband.
Okay, das war für heute alles, was ihr über die Rippen-Wirbel-Gelenke wissen müsst. Vergesst nicht, euch die dazugehörigen Atlanten und Quizzes auszuschauen, um Euer Wissen zu vertiefen und zu testen. Vielen Dank fürs Zusehen und viel Spaß beim Lernen! Bis zum Nächsten Mal!