Fascia cervicalis
Wie auch in den meisten anderen Regionen des Körpers, so gibt es auch im Bereich des Halses ein System aus Faszien. Die am weitesten an der Oberfläche gelegene Schicht wird hierbei Tela subcutanea cervicalis genannt. Diese wird durch die Fascia cervicalis (Synonym: Fascia colli, Halsfaszie) in weitere Kompartimente geteilt.
Eine wichtige Funktion der Fascia cervicalis ist es, die Ausbreitung von Eiter und zellulären Zerfallsprodukten (zum Beispiel aus Abszessen) zu verhindern. Diese können aus krankhaftem, entzündetem oder entartetem Gewebe hervorgehen.
Dieser Artikel erläutert die Anatomie, Lagebeziehungen und Funktion der Fascia cervcialis.
Tela subcutanea cervicalis
Die Tela subcutanea cervicalis ist eine dünne Schicht aus subkutanem Bindegewebe, die zwischen der Dermis und der Lamina superficialis fasciae cervicalis liegt.
An der Ventralseite des Halses ist sie dünner und bettet das Platysma ein. Sie umgibt und enthält zudem die Hautnerven, Blut- und Lymphgefäße, oberflächliche Lymphknoten und unterschiedliche (im Vergleich zu anderen Regionen meist geringere) Mengen an Fett, was als ihr charakteristisches Merkmal gilt.
Aufgrund dieser ungewöhnlich dünnen Fettgewebsmenge betrachten einige Experten diese oberflächliche Halsfaszie nicht als wirkliche Faszie, sondern eher als Teil des Unterhautfettgewebes.
Fascia cervicalis
Die Muskelfaszie des Halses unterteilt die Strukturen des Halses in mehrere Kompartimente und verhindert die Infektionsausbreitung innerhalb dieser. Die Muskelfaszie besteht aus drei einzelnen Faszienschichten:
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Lamina superficialis fasciae cervicalis (Oberflächliches Blatt der Halsfaszie)
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Lamina pretrachealis fasciae cervicalis (Mittleres Blatt der Halsfaszie)
- Lamina prevertebralis fasciae cervicalis (Tiefes Blatt der Halsfaszie)
Diese Schichten der Halsfaszie haben auch die Aufgabe die Organe des Halses (zum Beispiel die Schilddrüse), die Muskeln, die Blut- und Lymphgefäße und die tiefen Lymphknoten zu stützen. Außerdem bilden sie die Vagina carotica, die Gefäße wie die Arteria carotis communis, die Vena jugularis interna und den Nervus vagus [X] umgibt. Die verschiedenen Faszienschichten dienen Chirurg:innen als Orientierungspunkte und natürliche Ebenen, wenn diese Operationen im Halsbereich vornehmen müssen.
Desweiteren sorgen die Faszienschichten für Flexibilität und Verschieblichkeit. Somit können die Strukturen im Hals ohne Schwierigkeiten übereinander gleiten, wie dies beispielsweise beim Schluckakt und bei Drehbewegungen von Kopf und Hals notwendig ist.
Lamina superficialis fasciae cervicalis
Diese Schicht der tiefen Halsfaszie umgibt den gesamten Hals und enthält den M. trapezius und den M. sternocleidomastoideus.
Die Lamina superficialis fasciae cervicalis ist mit Faszien anderer Körperregionen vergleichbar. Sie ist die oberflächlichste Faszienschicht der Halsfaszie. Ventral, dorsal und beidseits lateral des Halses spaltet sich die Lamina superficialis fasciae cervicalis in eine oberflächliche und eine tiefe Schicht, um den M. trapezius und M. sternocleidomastoideus einzubetten. Diese Muskeln besitzen den gleichen embryonalen Ursprung und die gleiche Nervenversorgung wie die Lamina superficialis fasciae cervicalis.
Kaudal reicht die Lamina superficialis fasciae cervicalis bis zum Manubrium sterni, der Clavicula und dem Acromion.
Nach kranial reicht sie bis zur Schädelbasis (genauer gesagt bis zur Linea nuchae superior ossis occipitalis, zum Processus mastoideus, zum Arcus zygomaticus, bis zum unteren Rand der Mandibula, bis zum Os hyoideum und bis zu den Processus spinosi der Halswirbelsäule).
Dorsal reicht diese Faszienschicht bis zum Periost, welches den Processus spinosus von C7 bedeckt, und bis zum Ligamentum nuchae.
Unterhalb der Befestigungsstelle an der Mandibula spaltet sich die Lamina superficialis auf, um die Glandula submandibularis zu umhüllen. Gleichzeitig teilt sie sich hinter der Mandibula, genauer beschrieben zwischen dem Angulus mandibulae und der Spitze des Processus mastoideus, um die fibröse Kapsel der Glandula parotidea zu bilden.
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Lamina prevertebrale fasciae cervicalis
Wie der Name schon verheißen lässt, bildet diese Faszienschicht eine röhrenförmige Hülle für die Wirbelsäule und die mit der Wirbelsäule verbundenen Muskeln (wie den M. longus colli und den M. longus capitis).
Diese Schicht setzt kranial an der Schädelbasis an und erstreckt sich nach kaudal bis zur unteren Begrenzung des Musculus longus colli auf der Höhe des Wirbelsäulenkörpers T3, wo sie dann lateral in die Fascia endothoracicae und medial in das Ligamentum longitudinale anterior übergeht. Zusätzlich geht sie lateral in die Axillarscheide über und umgibt die Arteria axillaris, die Vena axillaris und den Plexus brachialis (das Nervengeflecht zur Versorgung der oberen Extremitäten).
Die Lamina prevertebralis enthält die zervikalen Anteile des Truncus sympathicus, die oben genannten Muskeln, die Mm. scaleni und die tiefen Halsmuskeln. Funktionell stellt diese Schicht eine kräftige Basis dar, auf welcher der Pharynx, der Ösophagus und die Arteria carotis communis bei Halsbewegungen und dem Schluckakt gleiten können, ohne durch prävertebrale Muskelbewegungen eingeschränkt zu werden.
Vagina carotica
Dies ist der vierte Teil oder die vierte Schicht der Halsfaszie. Es handelt sich um eine röhrenförmige Faszie, die sich von der Schädelbasis bis zur Thoraxapertur erstreckt. Ventral verschmilzt die Vagina carotica mit der Lamina superficialis und der Lamina pretrachealis der Fascia cervicalis, dorsal schließt sie sich der Lamina prevertebralis an. Die Vagina carotica enthält die Arteria carotis communis, die Arteria carotis interna, die Vena jugularis interna, den Nervus vagus (X), einige tiefe Lymphknoten, den Ramus sinus carotici nervi glossopharyngei und sympathische Nervenfasern (periarterieller Plexus caroticus).
Kaudal steht die Vagina carotica und die Lamina pretrachealis in freiem Kontakt mit dem Mediastinum, kranial mit der Schädelhöhle.
Obwohl eine wichtige Funktion der Halsfaszie darin besteht die Ausbreitung von Abszessen zu verhindern, stellt die Verbindung zwischen dem Mediastinum und der Schädelhöhle einen potenziellen Weg für die Ausbreitung von Infektionen dar.
Lamina pretrachealis fasciae cervicalis
Diese Faszienschicht ist besonders dünn und auf die Ventralseite des Halses beschränkt. Die Lamina pretrachealis ist nach der Trachea benannt, der sie eine gleitfähige Oberfläche bietet, um beim Schlucken und bei Halsbewegungen auf und ab zu gleiten.
Sie erstreckt sich vom Os hyoideum nach kaudal in den Thorax, wo sie sich mit dem fibrösen Perikard verbindet. Die Lamina pretrachealis besteht aus zwei Anteilen, einem muskulären und einem viszeralen Teil. Diese Faszienschicht enthält die Luftröhre, die infrahyale Muskulatur, die Schilddrüse und den Oesophagus. Sie verbindet sich mit der Fascia buccopharyngea und lateral mit der Vagina carotica.
Weitere Informationen über die Kompartimente des Halses findest du in unserer Lerneinheit:
Klinik
Die größte klinische Bedeutung der Halsfaszie liegt in der Verhinderung der Ausbreitung von Eiter und zellulären Zerfallsprodukten. Allerding ist diese Funktion weitesgehend auf die Lamina prevertebralis der Halsfaszie beschränkt, da diese näher an den Organen und Muskeln des Halses liegt.
Wenn beispielsweise eine Infektionsgeschehen zwischen der Lamina superficialis fasciae cervicalis und dem muskulösen Anteil der Lamina pretrachealis fasciae pretrachealis stattfindet, breitet sich die Infektion normalerweise nicht über den oberen Rand des Manubriums hinaus aus.
Eiter aus einem Abszess hinter der Lamina prevertebralis fasciae cervicalis kann sich seitlich im Hals ausbreiten und eine Schwellung hinter dem Musculus sternocleidomastoideus verursachen. Dieser Eiter kann die Lamina prevertebralis perforieren und in den Retropharyngealraum eindringen, was zu einer Schwellung des Rachens führt. Dies wird als Retropharyngealabszess bezeichnet und geht mit den Symptomen einer Schluckstörung (Dysphagie) und Sprechstörungen (Dysarthrie) einher.
Retropharyngealabszesse können somit aus Infektionen der Nasennebenhöhlen, der Nase oder der Tonsilla pharyngea hervorgehen. Infektionen im Kopfbereich können sich auch nach kaudal, durch die Vagina carotica, bis in das Mediastinum ausbreiten.
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