Glandula parotidea (Ohrspeicheldrüse)
Die Ohrspeicheldrüse (Glandula parotidea), auch Parotis genannt, ist die größte Speicheldrüse. Manche Lehrbücher verwenden auch den lateinischen Begriff Glandula parotis.
Sie liegt paarig vor und ist eine der drei rein serösen Drüsen des Menschen, das heißt sie produziert nur dünnflüssiges Sekret.
Eine Entzündung der Ohrspeicheldrüse tritt unter anderem bei der Kinderkrankheit Mumps auf.
Dieser Artikel erläutert die Anatomie, den Aufbau und die Funktion der Ohrspeicheldrüse (Glandula parotidea).
Hauptmerkmale |
Größte Speicheldrüse Paarig Rein serös Exokrine Sekretion |
Begrenzungen |
Kranial - Jochbogen (Arcus zygomaticus) Dorsal - Äußerer Gehörgang und M. sternocleidomastoideus Kaudal - Processus styloideus, M. digastricus Ventral - Mandibula, M. masseter |
Blutversorgung |
Arteriell - A. transversa faciei aus der A. temporalis superficialis Venös - V. retromandibularis in V. facialis oder V. jugularis externa |
Innervation |
Parasympathisch - N. glossopharyngeus über die Jacobson-Anastomose Sympathisch - Ganglion cervicalis superius über N. auriculotemporalis |
Histologie |
Seröse Azini mit zahlreichen Schalt- und Streifenstücken Fettzellen im Drüsenparenchym Bindegewebssepten mit Ausführungsgängen, Nerven, Blut- und Lymphgefäßen Myoepithelzellen |
Aufbau
Die Ohrspeicheldrüse ist eine flache und annähernd dreieckige exokrine Drüse. Wie alle großen Speicheldrüsen liegt auch sie in einer eigenen Faszie, der Fascia parotidea. Von dieser ziehen Bindegewebssepten ins Innere und unterteilen das Drüsengewebe in Lappen (Lobi) und Läppchen (Lobuli).
Sie besteht aus einer kleineren, oberflächlichen Pars superficialis und einer größeren, tiefer gelegenen Pars profunda. Beide Abschnitte werden von einem Nervengeflecht (Plexus intraparotideus nervi facialis) getrennt.
Lage
Die Ohrspeicheldrüse liegt dicht unter der Haut auf dem M. masseter. Kranial reicht sie fast bis an den Jochbogen (Arcus zygomaticus), dorsal wird sie vom äußeren Gehörgang (Meatus acusticus externus) begrenzt. Kaudal liegen der Processus styloideus des Os temporale und der M. digastricus. Die dorsale Begrenzung bilden der Processus mastoideus des Os temporale und der M. sternocleidomastoideus, ventral befindet sich die Mandibula sowie der M. masseter. Die Pars profunda reicht tief in die Parotisloge (Fossa retromandibularis) hinein.
Der etwa 4 cm lange Ausführungsgang (Ductus parotideus) zieht kaudal des Arcus zygomaticus über den M. masseter hinweg und durchbohrt den M. buccinator. Anschließend mündet er in der Papilla ductus parotidei in der Wangenschleimhaut auf Höhe des 2. oberen Molaren.
Innerhalb des Drüsenkörpers zweigt sich der N. facialis zum Plexus intraparotideus auf und teilt dadurch die Drüse in ihren oberflächlichen und tiefen Teil. Außerdem durchziehen die A. carotis externa, die V. retromandibularis und der N. auriculotemporalis die Ohrspeicheldrüse oder werden von ihr oberflächlich eingebettet.
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Blutversorgung
Aus der A. carotis externa kommend versorgt die A. temporalis superficialis die Ohrspeicheldrüse über die A. transversa faciei. Nicht selten ziehen weitere Nebenäste der A. transversa faciei zum Drüsengewebe.
Das venöse Blut wird hauptsächlich über die V. retromandibularis in die V. facialis oder V. jugularis externa abgeleitet.
Die Lymphe gelangt in die Nll. parotidei superficialis et profundi und von dort in die oberflächlichen Halslymphknoten (Nll. cervicales superficiales).
Innervation
Die Ohrspeicheldrüse wird sowohl sympathisch als auch parasympathisch innerviert. Aus dem Nucleus salivatorius inferior gelangen die präganglionären parasympathischen Fasern über den N. glossopharyngeus zum Ganglion inferius. Von dort ziehen die Fasern über den N. tympanicus, Plexus tympanicus und N. petrosus minor zum Ganglion oticum. Dort erfolgt die Umschaltung auf postganglionäre Fasern, die weiter im N. auriculotemporalis und im Plexus intraparotideus verlaufen und sich schließlich in sekretorische Fasern aufzweigen. Dieser Verlauf wird nach dem Erstbeschreiber als Jacobson-Anastomose bezeichnet.
Die sympathischen Fasern kommen aus dem Ganglion cervicale superius und gelangen über das Sympathikusgeflecht der A. meningea media zum N. auriculotemporalis und von dort zur Ohrspeicheldrüse.
Histologie
Das rein seröse Drüsenparenchym ist dicht gepackt und gelappt und häufig mit Fettgewebe durchsetzt. In den Bindegewebssepten, die die Läppchen voneinander trennen, verlaufen Nerven, Blut- und Lymphgefäße sowie Ausführungsgänge.
Das Sekret aus den Azini, den funktionellen Einheiten der Düse, wird von den Schaltstücken aufgenommen. In der Hämatoxylin-Eosin-Färbung sind die Azini dunkel gefärbt, das Lumen ist eng, die Zellen wirken „platt“ mit großem Kern. Sie sind von Myoepithelzellen umgeben, die eine Kontraktion und damit ein Herausdrücken des Sekrets ermöglichen.
Zusätzlich zu den Schaltstücken finden sich auch Streifenstücke. Diese sind größer als Schaltstücke, besitzen eine Wand aus einschichtigem hochprismatischem Epithel und münden in die größeren Ausführungsgänge.
Die Ausführungsgänge sind von Bindegewebe bzw. Bindegewebssepten umgeben und besitzen ein weites Lumen, sowie ein zweireihiges Epithel.
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Embryologie
Die Ohrspeicheldrüse entsteht während der sechsten und siebten Woche als Epithelsprosse. Anschließend entwickelt sie sich zu einer ektodermalen Knospe, die durch gleichmäßige Teilung sehr schnell in das angrenzende Mesenchym einwächst. Es bilden sich Zellstränge mit kolbenförmigen Verdickungen an den Enden sowie einem Lumen aus. Die Enden differenzieren zu sezernierenden Endstücken. Kapsel und Bindegewebe stammen aus dem umliegenden Mesenchym.
Funktion
Als seröse Speicheldrüse dient sie der Bildung und Abgabe von dünnflüssigem Sekret. Der Primärspeichel aus den Endstücken wird über Schaltstücke in Streifenstücke geleitet, wo er zu Sekundärspeichel verarbeitet und über die Ausführungsgänge abgegeben wird.
Der Speichel befeuchtet die Mundschleimhaut, macht die Nahrung gleitfähig und hat eine erste Verdauungsfunktion. Seine Hauptbestandteile sind Wasser, Elektrolyte, Proteine und Enzyme. Eines der wichtigsten Enzyme ist die α-Amylase, die den Abbau von polymeren Kohlenhydraten katalysiert.
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