Schädelbasis
Die Schädelbasis (Basis cranii) stellt den unteren Teil des Neurocraniums (Hirnschädel) auf dem das Gehirn aufliegt.
Man unterscheidet eine zum Gehirn weisende innere Schädelbasis (Basis cranii interna) und die zur Wirbelsäule weisende äußere Schädelbasis (Basis cranii externa).
Beide weisen zahlreiche Öffnungen auf, die als Durchtritt für die Hirnnerven sowie für die hirnversorgenden Blutgefäße dienen. Diese können bei Frakturen im Bereich der Schädelbasis leicht verletzt werden.
In diesem Artikel werden die Anatomie, Öffnungen und hindurchtretende Strukuren der Schädelbasis erläutert.
Aufbau |
Beteiligte Knochen: Os frontale (Stirnbein), Os sphenoidale (Keilbein), Os ethmoidale (Siebbein), Os temporale (Schläfenbein), Os occipitale (Hinterhauptbein) Innenfläche (Basis cranii interna): vordere, mittlere und hintere Schädelgrube Außenfläche (Basis cranii externa) |
Vordere Schädelgrube (Fossa cranii anterior) |
Gebildet durch Stirnbein, Siebbein und Keilbein Öffnungen: Lamina cribrosa, Foramen ethmoidale anterius und posterius |
Mittlere Schädelgrube (Fossa cranii media) |
Gebildet durch große Keilbeinflügel und Schläfenbein Knöcherne Landmarken: Türkensattel, Sulcus prechiasmaticus, Sinus sphenoidalis, Sulcus caroticus, Eminentia arcuata Öffnungen: Canalis opticus, Fissura orbitalis superior, Hiatus canalis nervi petrosi majoris und minoris, Foramen rotundum, Foramen ovale, Foramen spinosum, lacerum, Canalis caroticus |
Hintere Schädelgrube (Fossa cranii posterior) |
Aus Teilen des Hinterhauptbeins und Schläfenbeins Knöcherne Landmarken: Condylus occipitales, Clivus, Crista occipitalis, Protuberantia occipitalis interna, Sulcus sinus sagittalis superioris, Sulcus sinus transversi, Sulcus sinus sigmoidei Öffnungen: Foramina magnum, jugulare und mastoideum, Apertura externa aqueductus vestibuli, Canalis n. hypoglossi, Canalis condylaris, Porus acusticus internus |
Basis cranii externa |
Vorderer Abschnitt: im Bereich des harten Gaumens Öffnungen: Foramina incisiva, palatina major und minor Mittlerer Abschnitt: Lateraler Anteil: Proc. styloideus, Proc. mastoideus, Incisura mastoidea, Cellulae mastoideae, Foramen stylomastoideum Medialer Anteil: Canalis caroticus, Fissura sphenopetrosa, Fissura petrotympanica Landmarken: Procc. pterygoidei Hinterer Abschnitt: Dorsal des Foramen magnum Landmarken: Crista occipitalis externa, Protuberantia occipitalis externa, Linea nuchalis inferior und superior, Condyli occipitales, Foramen jugulare, Foramen mastoideum |
- Aufbau
- Innere Schädelbasis (Basis cranii interna)
- Äußere Schädelbasis (Basis cranii externa)
- Klinik
- Literaturquellen
Aufbau
Die Schädelbasis setzt sich zusammen aus:
- Os frontale (Stirnbein),
- Os sphenoidale (Keilbein),
- Os ethmoidale (Siebbein),
- Os temporale (Schläfenbein),
- Os occipitale (Hinterhauptbein).
Die innere, dem Gehirn zugewandte Seite der Schädelbasis wird als Basis cranii interna bezeichnet und wird in eine vordere, mittlere und hintere Schädelgrube unterteilt. Diese verlaufen von frontal nach okzipital in treppenförmiger Anordnung.
Die nach außen gewandte Seite der Schädelbasis wird als Basis cranii externa bezeichnet und in drei Abschnitte untergliedert.
Innere Schädelbasis (Basis cranii interna)
Vordere Schädelgrube (Fossa cranii anterior)
Die vordere Schädelgrube wird durch das Os ethmoidale, Os sphenoidale und Os frontale gebildet. Eine prominente Struktur in diesem Abschnitt ist die Crista galli zur Befestigung der Falx cerebri, einer Duplikatur der Dura mater, die zwischen den beiden Hirnhemisphären gespannt ist.
Die folgenden Öffnungen mit ihren Leitungsbahnen sind in der vorderen Schädelgrube zu finden:
- Lamina cribrosa (gebildet aus dem Os ethmoidale) mit den Fila olfactoria des N. olfactorius
- Foramen ethmoidale anterius mit N., A. und V. ethmoidalis anterior
- Foramen ethmoidale posterius mit N., A. und V. ethmoidalis posterior
Die vordere Schädelgrube grenzt sich zur mittleren Schädelgrube durch die Alae minores ossis sphenoidalis (kleine Keilbeinflügel) und das Jugum sphenoidale ab.
Bevor du aber weiter liest, kannst du dir die Anatomie der Knochen, die die vordere Schädelgrube bilden, noch einmal in Ruhe ansehen:
Mittlere Schädelgrube (Fossa cranii media)
Die mittlere Schädelgrube wird von den Alae majores ossis sphenoidalis (große Keilbeinflügel) und dem Os temporale mit Pars petrosa und Pars squamosa gebildet.
Prominente Strukturen in diesem Bereich sind
- die Sella turcica (Türkensattel) mit der Fossa hypophysialis (Teil des Os sphenoidale), begrenzt vom Tuberculum sellae mit den Procc. clinoidei anteriores und dem Dorsum sellae mit den Procc. clinoidei posteriores
- der Sulcus prechiasmaticus
- der Sinus sphenoidalis
- der Sulcus caroticus mit A. carotis interna und Plexus caroticus internus und
- die Eminentia arcuata des oberen Bogengangs des Gleichgewichtsorgans
Die folgenden Öffnungen mit ihren Leitungsbahnen grenzen die Basis cranii interna von anderen Räumen ab:
- Canalis opticus mit dem N. opticus und der A. ophthalmica
- Fissura orbitalis superior mit dem N. trochlearis, N. oculomotorius, N. ophthalmicus, N. abducens, der V. ophthalmica superior und inferior
- Hiatus canalis nervi petrosi majoris mit dem N. petrosus major und Hiatus canalis nervi petrosi minoris mit dem N. petrosus minor und der A. tympanica superior
Des Weiteren gibt es Öffnungen, die den Durchtritt zwischen Basis cranii interna und externa ermöglichen:
- Foramen rotundum mit dem N. maxillaris,
- Foramen ovale mit dem N. mandibularis, der A. meningea accessoria und dem Plexus venosus foraminis ovalis
- Foramen spinosum mit der A. meningea media und dem R. meningeus n. mandibularis,
- Foramen lacerum mit den Nn. petrosi major und profundus und der A. canalis pterygoidei
- Canalis caroticus mit der A. carotis interna, dem Plexus caroticus internus und dem Plexus venosus caroticus internus
Die Abgrenzung zur hinteren Schädelgrube erfolgt durch die Rückseite der Sella turcica (Dorsum sellae ossis sphenoidalis) und durch die Margo superior partis petrosae ossis temporalis.
Hintere Schädelgrube (Fossa cranii posterior)
Die hintere Schädelgrube besteht aus Teilen des Os occipitale und Os temporale. Im Bereich der hinteren Schädelgrube finden sich ebenfalls knöcherne Landmarken:
- die Condyli occipitales mit dem Canalis n. hypoglossi, welcher den N. hypoglossus und den Plexus canalis n. hypoglossi enthält
- der Clivus, gebildet aus dem Os sphenoidale
- die Crista occipitalis
- die Protuberantia occipitalis interna
- der Sulcus sinus sagittalis superioris
- der Sulcus sinus transversi und der Sulcus sinus sigmoidei.
Öffnungen und ihre Leitungsbahnen, welche die Basis cranii interna und externa verbinden, sind:
- Foramen magnum (großes Hinterhauptsloch) mit der Medulla oblongata, der Radix spinalis des N. accessorius, der A. vertebralis, den Aa. spinales anterior und posterior sowie die Membrana tectoria und die Ligamenta alaria
- Foramen jugulare mit dem N. glossopharyngeus, N. vagus, N. accessorius, der V. jugularis interna, der A. meningea posterior und dem Sinus petrosus inferior
- Apertura externa aqueductus vestibuli
- Canalis n. hypoglossi mit dem N. hypoglossus und dem Plexus venosus canalis n. hypoglossi
- Canalis condylaris mit der V. emissaria condylaris, die jedoch nur inkonstant ausgebildet wird
- Foramen mastoideum mit der V. emissaria mastoidea und dem R. mastoideus der A. occipitalis
Der Porus acusticus internus mit dem N. vestibulocochlearis und N. facialis und der A. und V. labyrinthi stellt eine Verbindung zwischen der Basis cranii interna und anderen Räumen dar.
Teste dein Wissen über die Schädelbasis mit folgendem Quiz:
Äußere Schädelbasis (Basis cranii externa)
Der vordere Abschnitt der äußeren Schädelbasis entspricht dem harten Gaumen und wird aus dem Proc. palatinus der Maxilla und der Lamina horizontalis des Os palatinum gebildet.
In diesem Bereich befinden sich
- die Foramina incisiva mit dem N. nasopalatinus und Ästen der A. sphenopalatina und
- die Foramina palatina major und minor mit den Nn. palatini major und minor und den Aa. palatinae major und minor.
Der mittlere Abschnitt lässt sich in einen lateralen und medialen Anteil untergliedern, getrennt durch das Foramen jugulare.
Lateral des Foramen jugulare finden sich
- der Proc. styloideus (Griffelfortsatz)
- der Proc. mastoideus
- die Incisura mastoidea
- die Cellulae mastoideae des Os temporale und
- das Foramen stylomastoideum, der Öffnung des Canalis facialis mit dem N. facialis und der A. stylomastoidea.
Medial des Foramen jugulare finden sich
- die Mündung des Canalis caroticus,
- die Fissura sphenopetrosa mit dem N. petrosus minor und der Chorda tympani und
- der Übergang zur Fissura petrotympanica (Glaser-Spalte) mit der A. tympanica anterior und der Chorda tympani.
Die beiden Procc. pterygoidei des Os sphenoidale sind prominente Landmarken im mittleren Abschnitt des äußeren Schädelbasis und bilden eine Lamina medialis und lateralis aus, welche die Flügelgaumengrube (Fossa pterygopalatina) nach hinten und oben begrenzen. Kraniolateral davon erstreckt sich der große Keilbeinflügel sowie die Unterseite des Os temporale.
Zwischen der Pars tympanica und Pars petrosa des Os temporale liegt die Glaser-Spalte (Fissura petrotympanica), welche den Durchtritt der Chorda tympani in die Fossa infratemporalis ermöglicht.
Der hintere Abschnitt der Basis cranii externa liegt dorsal des Foramen magnum mit
- der Crista occipitalis externa
- der Protuberantia occipitalis externa
- der Linea nuchalis inferior und superior
- den Condyli occipitales mit Öffnung des Canalis condylaris, welcher die V. emissaria condylaris beinhaltet,
- dem Foramen jugulare mit dem Proc. intrajugularis und
- dem Foramen mastoideum mit der V. emissaria.
Diese Übersicht über die Schädelbasis hat dir gezeigt, dass bereits ein kleiner Abschnitt des menschlichen Körpers zahlreiche anatomische Strukturen aufweist. Zur Wiederholung und Festigung deines Wissens, empfehlen wir dir die nachfolgenden Lerneinheiten:
Klinik
Im Rahmen stumpfer Gewalteinwirkungen kann es zu Frakturen der Schädelbasis kommen. Besonders prädestiniert für Frakturen sind
- in der vorderen Schädelgrube das Orbitadach (gebildet aus dem Os frontale) sowie die Lamina cribrosa
- in der mittleren Schädelgrube die Sella turcica und die Pars petrosa des Os temporale
- in der hinteren Schädelgrube die kleineren Foramina und dünne Anteile des Os occipitale.
Des Weiteren kann es bei axialer Stauchung der Wirbelsäule zu Ringfrakturen um das Foramen magnum herum kommen.
Symptome sind abhängig von der Frakturlokalisation und können Brillenhämatome (bei Fraktur des Orbitadachs), Austritt von Blut oder Liquor cerebrospinalis aus Nase oder Ohr (bei Fraktur der Pars petrosa ossis temporalis oder des Os ethmoidale) oder Hirnnervenausfälle in Form von Anosmie (Geruchsverlust) und Amaurose (Sehverlust) umfassen. Die Diagnostik erfolgt mittels Computertomographie (CT).
Bei der Diagnostik und der Therapie wird aufgrund des hohen Infektionsrisikos insbesondere auf Verletzungen der Dura mater geachtet.
Die Therapie des Schädelbasisbruchs ist abhängig von der Lokalisation der Fraktur. Bei verlagerten Knochenfragmenten und beim Austritt von Liquor muss eine Operation durchgeführt werden. Ein Schädelbasisbruch ohne verlagerte Bruchstücke muss dagegen meist nur in der Klinik überwacht werden.
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