Unteres Sprunggelenk (Articulatio talotarsalis)
Das untere Sprunggelenk (USG, Art. talotarsalis) stellt zusammen mit dem oberen Sprunggelenk (OSG, Art. talocruralis) die bewegliche Verbindung zwischen dem Unterschenkel und dem Fuß her.
Es wird aus den Fußwurzelknochen Talus, Calcaneus und Os naviculare gebildet. Durch den Sinus tarsi wird das Gelenk in zwei Gelenkhöhlen getrennt. Daraus ergibt sich zum einem das vordere untere Sprunggelenk (Art. talocalcaneonaviculare) und zum anderen das hintere untere Sprunggelenk (Art. subtalaris).
In diesem Artikel werden wir uns die Anatomie, Knochen, Bänder und Muskeln des unteren Sprunggelenks sowie seine Versorgung näher anschauen!
Aufbau |
Art. talocalcaneonaviculare: Gelenkflächen des Taluskopfes und des Calcaneus, Gelenkpfanne des Os naviculare und der knorpeliger Teil des Ligamentum calcanenonaviculare plantare Art. subtalaris: Facies articularis calcanea posterior des Talus mit der konvexen Facies articularis talaris posterior des Calcaneus |
Bänder |
Lig. talonaviculare, Lig. deltoideum, Lig. calcaneonaviculare plantare, Ligg. talocalcaneum medialis und talocalcaneum posterius Verstärkung der Gelenkkapsel; Lig. calcaneonaviculare - zieht lateral über das Gelenk |
Muskeln |
Supination: M. triceps surae, M. tibialis posterior, M. tibialis anterior (schwache Supination), M. flexor digitorum longus, M. flexor hallucis longus Pronation: M. fibularis longus, M. fibularis brevis, M. fibularis tertius (schwacher Pronator) Inversion: M. gastrocnemius, M. soleus, M. plantaris, M. tibialis posterior (schwacher Heber der Inversion) Eversion: Mm. fibularis longus und brevis, M. fibularis tertius |
Versorgung |
Arteria tibialis posterior und Arteria tibialis anterior bzw. Arteria dorsalis pedis; Nervus tibialis, N. suralis, N. plantaris medialis, N. fibularis profundus |
Aufbau
Im vorderen unteren Sprunggelenk artikulieren die Gelenkflächen des Taluskopfes mit denen des Calcaneus, der Gelenkpfanne des Os naviculare und dem knorpeligen Teil des Ligamentum calcanenonaviculare plantare (auch „Pfannenband“ genannt).
Das Lig. calcaneonaviculare plantare verbindet dabei den Calcaneus und den Os naviculare und verhindert somit das Absinken des Talus nach medial.
In der hinteren Gelenkkammer artikuliert die nach kaudal konkave Gelenkfacette des Talus (Facies articularis calcanea posterior) mit der konvexen Facies articularis talaris posterior des Calcaneus.
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Bänder
Durch zwei Gelenkkapseln werden die beiden unteren Sprunggelenke vollständig voneinander getrennt. Die vordere Gelenkkapsel verstärkt dorsal das Lig. talonaviculare, welches vom Talus zum Os naviculare zieht. Nach dorsomedial stabilisiert die Pars tibionavicularis des Lig. deltoideum das Gelenk.
Das Lig. calcaneonaviculare (Teil des Lig. bifurcatum), welches Calcaneus und Os naviculare verbindet, hat dagegen keine Stabilisierungsfunktionen im klassischen Sinne, sondern zieht lateral über das Gelenk.
Plantar bildet das Lig. calcaneonaviculare plantare die Gelenkkapsel, Bandverstärkung und Gelenkfläche zugleich.
Die Gelenkkapsel des hinteren unteren Sprunggelenks verstärkt das Lig. talocalcaneum laterale sowie die Ligg. talocalcaneum medialis und talocalcaneum posterius (inkonstant).
Des Weiteren ziehen die Pars tibiocalcanea und die Pars tibionavicularis des Lig. deltoideum und das Lig. calcaneofibulare über das Gelenk und erhöhen zusätzlich die Stabilität. Sie sind gleichzeitig auch Bänder des oberen Sprunggelenks.
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Muskeln
Die Muskeln, die an der Bewegung und an der Stabilisierung der Sprunggelenke beteiligt sind, werden nach ihrer Funktion eingeteilt.
Supination
Die stärksten Supinatoren sind der M. triceps surae und M. tibialis posterior. Darüber hinaus bewirkt der M. tibialis anterior eine schwache Supination und auch M. flexor digitorum longus und M. flexor hallucis longus sind an der Supination im unteren Sprunggelenk beteiligt.
Pronation
Die an der Pronation maßgeblich beteiligten Muskeln sind der M. fibularis longus und der M. fibularis brevis. Der M. fibularis tertius wird dagegen als eher schwacher Pronator angesehen.
Inversion und Eversion
Bei den Kombinationsbewegungen aus Supination, Adduktion und Plantarflexion bzw. Pronation, Abduktion und Dorsalextension des Fußes spricht man von der Inversion bzw. Eversion.
An der Inversionsbewegung sind der M. gastrocnemius, der M. soleus und der M. plantaris beteiligt. Zudem agieren der M. tibialis posterior und anterior als schwache Heber der Inversion.
Die Eversion hingegen wird durch die Mm. fibularis longus und brevis sowie dem M. fibularis tertius gewährleistet.
Mechanik
Das vordere und das hintere untere Sprunggelenk bilden funktionell gesehen ein kombiniertes Zapfen-Kugel-Gelenk. Das hintere untere fungiert mit der gewölbten Gelenkfläche des Calcaneus als Zapfengelenk, das vordere untere stellt das Kugelgelenk dar. Der Gelenkkopf besteht hier aus dem Caput tali und die Gelenkpfanne aus dem ventralen Teil des Calcaneus, Os naviculare und dem Pfannenband.
Die Bewegungsachse beider unterer Sprunggelenke verläuft schräg vom Tuber calcanei zum Os naviculare. Die Achse fällt somit um 40° aus der Horizontalebene und um 20° aus der Sagitalebene.
Streng genommen ermöglicht das untere Sprunggelenk lediglich eine Supinations- und Pronationsbewegung. Als Supination wird die Hebung des inneren Fußrandes bzw. der inneren Fußkante bei gleichzeitiger Senkung des äußeren bezeichnet. Die Pronation ist die entgegengesetzte Bewegung, also die Senkung des inneren Fußrandes bzw. der inneren Fußkante bei gleichzeitiger Hebung des äußeren Fußrandes.
Unter Einbeziehung des Chopart-Gelenks (Articulatio tarsi transversa) und des Lisfranc-Gelenks ist auch eine Inversions- und Eversionsbewegung möglich.
Da die Bewegung in den Gelenken komplex und mechanisch nahezu immer miteinander verbunden sind, spricht man von einem Gesamtbewegungsumfang von 30° nach außen und 60° nach innen.
Versorgung
Die Blutversorgung der Sprunggelenke erfolgt über Äste aus den großen Arterien der unteren Extremität: Arteria tibialis posterior und Arteria tibialis anterior bzw. der Arteria dorsalis pedis.
Innerviert wird die Kapselwand des hinteren unteren Sprunggelenkes und der Bandapparat des Sinus tarsi durch Äste des Nervus tibialis und des N. suralis.
Das vordere untere Sprunggelenk erhält Rr. articulares plantares aus dem N. plantaris medialis und dem N. fibularis profundus.
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Klinik
Durch erhöhte mechanische Belastung, Frakturen, angeborenen Fehlstellungen oder Entzündungen kann es zu einer Abnutzung des Knorpels (Arthrose) kommen.
Die Erkrankung verläuft zunächst schleichend und macht sich typischerweise zuerst durch einen Belastungsschmerz mit begleitetem Erguss oder Schwellung bemerkbar.
Radiologisch sollte eine mögliche Fehlstellung beurteilt und eventuelle Weichteilpathologien ausgeschlossen werden.
Neben konservativen Therapieoptionen wie z.B. Einlagenversorgung, Bandage oder Orthese, ist die lokale medikamentöse Therapie mit Kortikosteroiden eine Option. Ansonsten stehen verschiedene operative Verfahren zur Verfügung.
Physiotherapie ist keine Behandlung der Wahl bei Arthrosen des unteren Sprunggelenkes.
Die Behandlung von Arthrosen des unteren Sprunggelenkes ist insgesamt als schwierig zu bewerten.
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