Musculus tibialis anterior
Der Musculus tibialis anterior (vorderer Schienbeinmuskel) ist ein oberflächlicher Muskel des Unterschenkels.
Er liegt der Tibia lateral an und ist von außen gut tastbar.
Zudem ist der M. tibialis anterior der wichtigste Extensor des Fußes. Außer der Dorsalextension arbeitet er auch bei der Supination des Fußes mit und wirkt hier vor allem auf die Sprunggelenke.
Der folgende Artikel gibt dir einen Überblick über die Anatomie, die Funktion und klinische Aspekte des Musculus tibialis anterior.
Ursprung | Tibia Membrana interossea cruris Fascia cruris |
Ansatz | Os metatarsale I Os cuneiforme mediale |
Innervation | Nervus fibularis profundus |
Blutversorgung | Arteria tibialis anterior |
Funktion | Dorsalextension und Supination des Fußes |
Verlauf und Versorgung
Der M. tibialis anterior entspringt der Facies lateralis und dem Condylus lateralis der Tibia, der Membrana interossea cruris und der Fascia cruris.
Auf Grund seines Ursprungs am Unterschenkel ist er ein extrinsischer Fußmuskel - im Gegensatz zu kurzen Fußmuskeln, welche am Fußskelett sowohl ihren Ursprung as auch Ansatz haben.
Zusammen mit den Mm. extensor hallucis longus und extensor digitorum longus befindet er sich in der Extensorenloge; dort liegt er am weitesten medial von den drei Muskeln. Die bindegewebige Hülle, die sie umschließt, verhindert eine Verlagerung der Muskeln und stellt eine natürliche Barriere für Erreger dar.
Wie die restlichen Extensoren unterquert der M. tibialis anterior zwei querlaufende Bänder, die Retinacula musculorum extensorum superius und inferius.
Das Retinaculum musculorum extensorum superius verläuft zwischen Tibia und Fibula unmittelbar über dem Malleolus lateralis. Das Retinaculum musculorum extensorum inferius ist X-förmig und befindet sich zwischen dem Os naviculare, Malleolus medialis und Malleolus lateralis. Beide Bänder sind Verstärkungen der Fascia cruris, sie verhindern ein Abheben der Sehnen während der Kontraktion.
Ab der Höhe des Malleolus medialis werden die Extensoren von Sehnenscheiden umgeben, welche die Reibung mit dem umgebenden Gewebe reduzieren. Die Sehnenscheide des M. tibialis anterior (Vagina tendinis musculus tibialis anterioris) beginnt und endet früher als die der anderen Extensoren.
Die Ansatzflächen des M. tibialis anterior sind die plantare Fläche des Os cuneiforme mediale und des Os metatarsale I.
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Die Extensorenloge wird durch die A. tibialis anterior versorgt, welche aus der A. poplitea dorsal des M. popliteus abgeht. In der Nähe mit dem die Extensoren versorgenden N. fibularis profundus (L4-L5) zieht diese Arterie von dorsal nach ventral durch die Membrana interossea cruris. Sie verläuft zwischen den Mm. tibialis anterior und extensor hallucis longus nach distal.
Funktion
Alle Funktionen des M. tibialis anterior lassen sich durch seine Lage und seinen Verlauf erklären:
Seine Lage ventral der Membrana interossea cruris bedeutet, dass er eine Dorsalextension des Fußes bewirkt, diese findet vor allen Dingen im oberen Sprunggelenk statt.
Ob du dich mit der Anatomie des Sprunggelenks bereits auskennst, kannst du mit folgendem Quiz herausfinden:
Sein Ansatz an dem medialen Os cuneiforme und dem medialen Os metatarsale I ist medial der Achse des unteren Sprunggelenks. Der mediale Fußrand wird bei der Kontraktion angehoben (Supinationsbewegung), diese Bewegung findet im unteren Sprunggelenk statt.
Die Muskeln des Unterschenkels bewirken meist Bewegungen in den Sprunggelenken und am Fuß. Mit der nachfolgenden Lerneinheit kannst du eine Übersicht über die Muskulatur am Unterschenkel erhalten und dein Wissen prüfen!
Klinik
Die pathologische Druckerhöhung in einer Muskelloge wird als Kompartmentsyndrom bezeichnet. Dieses kann in allen vier Unterschenkellogen entstehen, am häufigsten tritt es jedoch auf Grund der unmittelbaren Nähe zur Tibia in der Extensorenloge auf.
Pathophysiologisch entsteht die Druckerhöhung dabei in erster Linie durch die Drosselung des venösen Abflusses. Dieser Circulus vitiosus kann in der Unterbindung der arteriellen Blutzufuhr mit Gewebeischämie und Nekrose enden. Ursachen sind schlecht sitzende und zu enge Gipsverbände, intramuskuläre Hämatome und Muskelschwellungen bei langer körperlicher Belastung.
Klinisch zeigen sich Schwellung und progrediente Schmerzen; Spätsymptome sind Nervenläsionen der Muskelloge. Kommt es in der Extensorenloge zu einem Kompartmentsyndrom mit Läsion des N. fibularis profundus, spricht man von einem Tibialis-anterior-Syndrom (Teste dafür die Sensibilität im ersten Interdigitalraum!). Therapie der Wahl ist die sofortige chirurgische Fasziendurchtrennung (Fasziotomie).
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