Nervus opticus
Der Nervus opticus (Sehnerv) ist der II. Hirnnerv und ein Teil der Sehbahn.
Seine Aufgabe ist die Weiterleitung von visuellen Informationen von der Retina des Auges zum Corpus geniculatum laterale im Gehirn, wo sie weiterverarbeitet werden.
Der etwa 4 mm dicke Sehnerv beginnt am hinteren Pol des Augapfels an der Papilla nervi optici ("blinder Fleck"), zieht durch die Orbita und durch den Canalis opticus in den Schädel. Im Chiasma opticum kreuzen die Fasern der Sehnerven des rechten und linken Auges.
Dieser Artikel beschreibt die Anatomie, den Verlauf und die Funktion des N. opticus.
Ursprung | Axone der großen Ganglienzellen der Retina |
Funktion | Weiterleitung von visuellen Informationen zum Corpus geniculatum laterale |
Aufbau und Verlauf
Der N. opticus ist der Zusammenschluss von Axonen der großen Ganglienzellen aus der Retina.
Die oberste Zellschicht der Retina besteht aus großen multipolaren Nervenzellen (3. Neuron der Sehbahn). Ihre Axone ziehen als marklose Fasern und in Bündeln organisiert in der retinalen Nervenfaserschicht zum blinden Fleck (Papilla nervi optici). Dieser bildet den Übergang von Retina zum N. opticus.
Ab diesem Punkt des Durchtritts sind die Axone myelinisiert und der N. opticus ist von Hirnhäuten umgeben. Eine Arachnoidea- und Pia mater-Scheide, welche Fortsetzungen der Choroidea und Sclera des Auges sind, liegen dem Nerven unmittelbar an. Darauf folgt ein mit Liquor gefüllter Raum, der eine Verschiebung zwischen Nerv und Hülle erlaubt. Im äußersten Bereich ist diesem dann eine Durascheide angelegt. Zwischen den Nervenbündeln ziehen Septen der Pia mater entlang.
Die Nn. optici treten jeweils durch den Canalis nervi optici in die Schädelhöhle ein. Sie vereinigen sich und bilden das Chiasma opticum (Sehnervenkreuzung). Bei diesem Zusammentreffen werden Fasern der Seiten ausgetauscht. Der ab diesem Teil in Richtung Corpus geniculatum laterale ziehende Faserzug wird als Tractus opticus bezeichnet. Bevor dieser das Corpus geniculatum erreicht, ziehen die Fasern lateral an den Pedunculi cerebri entlang ohne mit ihnen Fasern auszutauschen.
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Klinik
Eine Schädigung des N. opticus zwischen Auge und Chiasma opticum führt zum Ausfall des Auges, von dem er wegzieht.
Ist der Tractus opticus lädiert, kommt es zu beidseitigen Gesichtsfeldausfällen:
- bei Schädigung direkt am Chiasma opticum findet sich ein halbseitiger Gesichtsfeldausfall, auf beiden Augen jeweils lateral (bitemporale Hemianopsie)
- liegt die Läsion an der Stelle, an der die Fasern des N. opticus sich auftrennen in Richtung gleichseitiger Tractus opticus und Chiasma opticum, ist der Gesichtsfeldausfall genau umgekehrt: auf beiden Augen jeweils nasal (binasal Hemianopsie)
- die Schädigung des Tractus opticus führt zu Gesichtsfeldausfällen beider Augen, wobei die Gesichtshälfte des zum Tractus ipsilateral liegenden Auges nasal und die des anderen Auges lateral ausfällt (homonyme Hemianopsie)
Gesichtsfelddefekte, gleich welcher Genese, werden als Skotome bezeichnet. Sie sind häufig vaskulär, durch Tumore oder entzündlich bedingt. Auch Ablagerungens- und Speichererkrankungen stellen mögliche Auslöser dar. Ein sehr geringer Teil beruht auf angeborenen Fehlbildungen und sonstigen Ursachen.
Nur Läsionen des Tractus opticus, der lateralen Faseraufzweigung am Chiasma opticum sowie des Chiasma selbst führen zu Skotomen mit Ausfall genau einer Hälfte des Gesichtsfeldes (Hemianopsie). Alle weiteren Schädigungen entlang des Sehbahn weisen andere Gesichtsfeldausfälle auf, beispielsweise mit kreisförmigen oder geviertelten Aussparungen des Gesichtsfeldes.
Jede Läsion entlang der Sehbahn führt zu einer anderen klinischen Ausfallsymptomatik – daher sind Gesichtsfeldausfälle jeweils pathognomisch für einen spezifischen Schädigungsort.
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