Nervus maxillaris
Der Nervus maxillaris ist der zweite Ast des Nervus trigeminus (HN V2) und führt sensible Fasern.
Zum Teil liegen einzelnen Ästen auch vegetative postganglionäre sympathische Fasern an.
Der Nervus maxillaris innerviert überwiegend den Bereich des Oberkiefers und angrenzende Strukturen sensibel. Er ist aber auch für die vegetative Innervation der Tränendrüse verantwortlich.
In diesem Artikel gehen wir genauer auf die Anatomie, den Verlauf und die Funktion des Nervus maxillaris ein.
Ursprung | Ganglion trigeminale |
Äste |
Ramus meningeus Rami ganglionares pterygopalatini Nervus zygomaticus: Ramus communicans cum nervi lacrimali, Ramus zygomaticotemporalis, Ramus zygomaticofacialis Nervus infraorbitalis: Rr. alveolares superiores posteriores, Nervus alveolaris superior medius, Rr. alveolares superiores anteriores, Rami palpebrales inferiores, Rami nasales externi, Rami nasales interni, Rami labiales superiores Indirekte Maxillarisäste: Rami orbitales, Rami nasales posteriores superiores laterales et mediales, Nervi palatini , Ramus pharyngeus |
Funktion |
Sensible Innervation: Hirnhäute der vorderen und mittleren Schädelgrube; Haut der vorderen Schläfen- und lateralen Stirnregion,der Unterlider, der Oberlippe, der Nase; Haut über dem Os zygomaticum und dem Angulus oculi lateralis; obere Zahnreihe; Schleimhaut des Nasenganges, der Tuba auditiva, des Gaumens und des Nasopharynx Vegetative Innervation: Tränendrüse |
Verlauf und Äste
Das Ganglion trigeminale gibt den Nervus maxillaris als wulstigen Strang ab, der geradelinig in Richtung Foramen rotundum läuft.
Noch vor dem Eintritt in das Foramen gibt er einen Ramus meningeus ab, der die Hirnhäute der vorderen und mittleren Schädelgrube (Fossa cranii anterior und media) sensibel innerviert. Er anastomisiert mit dem Ramus meningeus des Nervus mandibularis.
Der Hauptstrang tritt durch das Foramen rotundum in den etwa 2 bis 5 mm langen Canalis rotundus und gelangt in die Fossa pterygopalatina. Dort teilt er sich in weitere Äste auf.
Zwei bis drei kurze Faserzweige, die Rami ganglionares pterygopalatini, ziehen zum Ganglion pterygopalatinum. Die Rami führen zwei verschiedene Fasertypen: sensible, die vom N. maxillaris abgegeben werden und ohne Umschaltung durch das Ganglion ziehen sowie vegetative Fasern die im Ganglion umgeschaltet werden und sich dem N. maxillaris bzw. einem seiner Äste anlagern.
Nervus zygomaticus
Einer dieser Äste ist der Nervus zygomaticus , der als Faserstrang in Richtung Fissura orbitalis inferior zieht. Er tritt durch die Fissur in die Orbita ein, läuft an der lateralen Orbitawand entlang und gibt zunächst einen Ast (Ramus communicans cum nervi lacrimali) zur Anastomose mit einem Zweig des Nervus lacrimalis ab.
Parasympathische Fasern aus dem Nervus maxillaris erreichen die Tränendrüse also über den Ramus communicans cum nervi lacrimali.
Ursprünglich stammen diese Fasern aus facialen parasympathischen Kerngebieten, die nach Umschaltung im Ganglion pterygopalatinum zunächst mit dem Nervus zygomaticus verlaufen und dann über genannten Weg zur Tränendrüse gelangen. Diese Schilderung wird häufig als "klassische" Ansicht bezeichnet.
Eine andere, neuere Lehrmeinung geht jedoch davon aus, dass sich die parasympathischen Fasern den Rami orbitales (siehe unten) anlagern und so zur Tränendrüse gelangen.
Nach der Abgabe des Ramus, teilt sich der N. zygomaticus in zwei Äste: Der Ramus zygomaticotemporalis zieht durch den Canalis zygomaticotemporalis aus dem Schädelknochen an die Oberfläche. Dabei durchbohrt er den Musculus temporalis. Er versorgt ein Hautgebiet der vorderen Schläfen- und lateralen Stirnregion.
Der zweite Ast, Ramus zygomaticofacialis zieht durch den Canalis zygomaticofacialis an die Vorderfläche des Os zygomaticum, durchbohrt den Musculus orbicularis oculi und versorgt die Haut über dem Os zygomaticum und dem Angulus oculi lateralis sensibel. Er anastomisiert mit Zweigen des N. facialis, daher auch seine Bezeichnung.
In seltenen Fällen zweigt sich der N. zygomaticus nicht auf, sondern verlässt als ein Ast den Knochenkanal.
Nervus infraorbitalis
Die Fortsetzung des Hauptstammes des N. maxillaris verläuft als Nervus infraorbitalis. Er zieht ebenfalls durch die Fissura orbitalis inferior in die Orbita und verlässt diese durch den Canalis infraorbitalis. Der Austritt ist das Foramen infraorbitale, dessen Palpation Bedeutung in der klinischen Untersuchung hat.
Nach dem Austritt aus dem Foramen fächert sich der Nerv weiter auf:
- Rami palpebrales inferiores
- Rami nasales externi
- Rami nasales interni
- Rami labiales superiores
Noch innerhalb des Canalis infraorbitalis gibt der N. infraorbitalis eine Reihe von weiteren Ästen ab:
- Die Rr. alveolares superiores posteriores ziehen zu den Molaren.
- Der Nervus alveolaris superior medius, bzw. seine Endäste zu den Prämolaren.
- Außerdem verlaufen die Rr. alveolares superiores anteriores zu den Schneidezähnen.
- Alle oberen alveolaren Nerven bilden den Plexus dentalis superior.
Indirekte Maxillarisäste
Einige Nerven bzw. Fasern sind keine direkten Äste des N. maxillaris, sondern entstehen durch die Entsendung von Maxillaris-Fasern über die Rami ganglionares pterygopalatini. Sie treten aus dem Ganglion aus und nehmen dann unterschiedliche Verläufe.
Dazu zählen:
Rami orbitales
Sie ziehen über die Fissura orbitalis inferior in die Orbita ein und verbinden sich mit Zweigen des sympathischen Plexus caroticus internus zum Plexus retroorbitalis. Von diesem ziehen Äste zur Tränendrüse und zum glattmuskulären Musculus orbitalis.
Rami nasales posteriores superiores laterales et mediales
Diese Nerven ziehen durch das Foramen sphenopalatinum in den Bereich des Nasenseptums und innervieren die Schleimhaut des oberen und mittleren Nasenganges, der Tuba auditiva sowie des Nasopharynx.
Ein relativ langer Ast, der fast bis an die Cartilago septi nasi heranläuft, wird als Nervus nasopalatinus bezeichnet und versorgt neben dem Septum auch das vordere Drittel der Gaumenschleimhaut sowie die Schneidezähne.
Nervi palatini
Die Nerven steigen über den Canalis palatinus zum Gaumen ab. Auf dem Weg geben sie feine Fasern, die Rami nasales posteriores inferiores, zur Tuba auditiva und zur Schleimhaut des unteren Nasenganges ab.
Der Nervus palatinus major zieht durch das Foramen palatinus major zur Schleimhaut des harten Gaumens, während das Faserbündel der Nervi palatini minores durch Foramina palatini minores zur Tonsilla palatina und zum weichen Gaumen gelangen.
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Ramus pharyngeus
Vom Ganglion pterygopalatinum zieht der Ramus über einen eigenen Knochenkanal zur Hinterwand des Nasopharynx und innerviert diesen sensibel.
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Mit den folgenden Lerneinheiten kannst du dein Wissen über die anderen zwei Äste des Nervus trigeminus erweitern:
Klinik
Lokalanästhesie
Die Lage des Nervus maxillaris in der Fossa pterygopalatina macht ihn leicht zugänglich für eine Leitungsanästhesie: dabei wird ein Lokalanästhetikum in die Fossa gegeben.
In der Folge kommt es zur Anästhesie aller Äste des N. maxillaris. Das ermöglicht die Schmerzausschaltung bei Eingriffen an den Kiefernhöhlen oder den Zähnen des Oberkiefers.
Gesichtsfrakturen
Bei Frakturen des Mittelgesichts, genauer den zygomatikoorbitalen Frakturen, wird der N. infraorbitalis häufig in Mitleidenschaft gezogen.
Ist das Jochbein disloziert, kommt es häufig zur Einklemmung des Nervs. Daraus resultieren Sensibilitätsstörungen an Oberlippe, Nasenflügel, Lippenschleimhaut und Gingiva.
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