Nervus ophthalmicus
Der Nervus ophthalmicus ist der erste Ast des Nervus trigeminus (V1). Er versorgt Strukturen der Orbita sensibel, ihm sind jedoch stellenweise vegetative Fasern anderer Hirnnerven angelagert. Er ist mit 6 mm Breite der schwächste der drei Trigeminusäste.
Einer seiner Endäste kann im Gesichtsbereich zielgerichtet auf Druckschmerzhaftigkeit palpiert werden, was in der klinischen Untersuchung diagnostische Bedeutung hat.
In diesem Artikel gehen wir näher auf die Anatomie, die Äste und die Funktion des Nervus ophtalmicus ein.
Usprung | Ganglion Trigeminale |
Äste | Ramus meningeus recurrens N. lacrimalis N. frontalis N. nasociliaris |
Funktionen | sensible Innervation der Augengegend |
Verlauf
Der N. ophthalmicus zweigt sich, wie auch die anderen beiden Äste des N. trigeminus, aus dem Ganglion trigeminale ab und läuft mit einem Winkel von etwa 30 bis 40° in Richtung Orbita. Dabei verläuft er in der seitlichen Wand des Sinus cavernosus.
Noch in der Wand des Sinus gibt er einen Ramus meningeus ab, der aufgrund seines Verlaufs nach dorsal auch als Ramus meningeus recurrens bezeichnet wird. Er verzweigt sich zwischen den beiden Durablättern des Tentorium cerebelli und erreicht die Wände des Sinus petrosus superior, transversus und rectus, weshalb er gelegentlich auch als Ramus tentorii bezeichnet wird.
Der Nerv läuft nach Abgabe des meningealen Astes in Richtung Fissura orbitalis superior. Noch vor dem Durchtritt spaltet er sich in drei Äste auf: N. lacrimalis, N. frontalis und N. nasociliaris.
Äste
Nervus lacrimalis
Der N. lacrimalis ist der am weitesten lateral gelegene Ast. Ihm liegt medial die A. lacrimalis an.
Im Normalfall überkreuzt er den M. rectus lateralis schräg und zieht rostralwärts in Richtung Glandula lacrimalis (Tränendrüse). Auf dem Weg dorthin teilt er sich in zwei Äste.
Einen R. superior, der die Tränendrüse durchsetzt und sich in der Cutis des Angulus oculi lateralis sowie der Konjunktiva in zahlreiche Äste aufteilt. Der untere Ast, R. communicans cum nervo zygomatico läuft an der lateralen Orbitawand abwärts und anastomisiert mit dem N. zygomaticus des N. maxillaris.
Über diese Verbindung gelangen nach klassischer Ansicht sympathische und parasympathische Fasern zur Innervation der Tränendrüse aus dem Ganglion pterygopalatinum an den N. lacrimalis heran. Die Fasern sind dem Nerven allerdings nur angelagert, es findet kein Faseraustausch statt. Im Ganglion werden nur die parasympathischen Fasern umgeschaltet, da sympathische Fasern bereits im Grenzstrangganglion umgeschaltet wurden.
Nervus frontalis
Der mittlere und stärkste der drei Äste ist der N. frontalis. Nach seinem Durchtritt durch die Fissura orbitalis superior verläuft er nach rostral. Dabei liegt er dem M. levator palpebrae superioris auf. Etwa auf der Hälfte der Strecke zwischen Fissur und Orbitavorderseite teilt er sich in den N. supratrochlearis und den N. supraorbitalis auf.
Der N. supraorbitalis zieht in gleicher Richtung weiter und teilt sich etwa im mittleren Drittel der Orbita in einen R. medialis und einen R. lateralis.
Der R. lateralis zieht durch die das Foramen supraorbitale, um die Haut der Stirn bis zum Scheitel sensibel zu versorgen. Zuvor gibt er feine Äste zur Innervation der Bindehaut des Oberlides und der Schleimhaut der Stirnhöhle ab.
Der R. medialis tritt durch die Incisura frontalis/das Foramen frontale aus und ist ebenfalls an der Innervation der Stirnhaut beteiligt ist.
Der N. supratrochlearis zieht parallel zur A. supratrochlearis nach nasal. Er verläuft am Oberrand des M. obliquus superior, ohne jedoch Fasern an diesen abzugeben. Dorsal der Trochlea musculi obliqui superioris bulbi (Trochlea) teilt er sich in zwei Äste auf:
- Der R. superior verlässt die Orbita, durchbohrt den Musculus orbicularis oculi und verästelt sich in der Palpebra superior, der Radix nasi und der angrenzenden Stirnhaut.
- Der R. inferior zieht von der Trochlea abwärts und anastomisiert mit dem N. infratrochlearis aus dem N. nasociliaris.
Der N. supratrochlearis innerviert damit die Haut und Konjunktiva im Gebiet in und um den Angulus oculi medialis.
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Nervus nasociliaris
Der N. nasociliaris durchzieht zusammen mit dem N. oculomotorius und dem N. abducens den Anulus tendineus communis. Er gelangt zwischen dem M. rectus superior und dem N. opticus an die nasale Begrenzung der knöchernen Orbita und teilt sich wie folgend in seine Äste auf.
Der N. ethmoidalis anterior zieht durch das Foramen ethmoidale anterius in die vordere Schädelgrube, häufig unter Abgabe eines Ramus meningeus anterior für die vordere Schädelgrube. Er zieht normalerweise weiter durch die Lamina cribrosa in den oberen Teil der Nasenhöhle und von dort auf der Lamina perpendiculares ossis ethmoidalis zur Cartilago septi nasi.
An der Grenze zwischen knöchernem und knorpeligen Nasenskelett tritt er als R. nasalis externus wieder aus der Nasenhöhle aus und innerviert die Haut der Nasenspitze. Die Fasern, welche den vorderen Teil der Nasenhöhlenseitenwand innervieren, sind als Rr. nasales laterales abgrenzbar. Die Fasern für die Versorgung des vorderen Abschnittes des Septum nasi zeigen sich als Rr. nasales mediales.
Der N. ethmoidalis posterior zieht gemeinsam mit Gefäßen durch das Foramen ethmoidale posterius zu den Cellulae ethmoidales posteriores, zum Sinus sphenoidalis sowie mit einigen Fasern zur Dura der Fossa cranialis anterior. Beim Durchtritt durch das Foramen wird der Nerv vom R. orbitalis des Ganglion pterygopalatinum begleitet.
Der N. infratrochlearis setzt die Richtung des N. nasociliaris fort und zieht unterhalb der Trochlea zum Angulus oculi medialis. Er gibt Rr. palpebrae ab, die sich in einen R. superior für die mediale Hälfte der Palpebra superior und einen R. inferior aufteilen. Letzter versorgt den Angulus oculi medialis, die Caruncula lacrimalis, den Sacculus lacrimalis sowie einen kleinen Hautabschnitt der Lider und die Haut der Seitenfläche der Nasenwurzel.
Nach dem Kreuzungspunkt des N. nasociliaris mit dem N. opticus gibt er zwei bis drei Nn. ciliares longi ab. Sie ziehen gemeinsam mit den Nn. ciliares breves aus dem Ganglion ciliare zum hinteren Pol des Bulbus oculi.
Die Nn. ciliares breves stammen ebenso vom N. nasociliaris, jedoch handelt es sich dabei um angelagerte vegetative Fasern und nicht um originäre Fasern, die aus dem Kerngebieten des N. trigeminus stammen. Sie ziehen zum Corpus ciliare und bilden im Musculus ciliaris ein Geflecht, aus dem Fasern für den Ziliarmuskel selbst, den Musculus sphincter pupillae, den Musculus dilatator pupillae sowie die Iris und die Cornea abgegeben werden.
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Zusammenfassung
Der Nervus ophthalmicus ist der schwächste Trigeminusast und versorgt hauptsächlich die Orbita sensibel. Wie auch die anderen Äste des N. trigeminus zweigt er sich aus dem Ganglion trigeminale ab und verläuft dann Richtung Orbita.
Auf diesem Weg gibt er einen Ramus meningeus ab bevor er sich in seine drei Endäste (N. lacrimalis, N. frontalis und N. nasociliaris) aufspaltet:
- N. lacrimalis – liegt am weitesten lateral und zieht zur Tränendrüse
- N. frontalis – ist der stärkste der drei Äste und spaltet sich in den N. supratrochlearis und den N. supraorbitalis auf
- N. nasociliaris – zieht zwischen dem M. rectus superior und dem N. opticus an die mediale Wand der Orbita
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