Pankreas (Bauchspeicheldrüse)
Das Pankreas (Bauchspeicheldrüse) ist ein langgestrecktes Drüsenorgan, das sekundär retroperitoneal im Oberbauch liegt. Es setzt sich aus einem endokrinen und einem exokrinen Teil zusammen.
Mit 98% stellt der exokrine Pankreas den größten Teil des Organs dar und ist für die Bildung von Verdauungsenzymen und -sekret zuständig. Somit ist das Pankreas eine der wichtigsten Verdauungsdrüsen des Körpers. Der endokrine Anteil besteht aus pankreatischen Inseln (Langerhans-Inseln), die Hormone sezernieren, welche den Glukose-, Lipid- und Proteinstoffwechsel regulieren.
Dieser Artikel erläutert unter anderem die Anatomie, Histologie und Funktion des Pankreas.
Lage |
Retroperitoneale Lage Projiziert auf die Regio hypochondriaca dextra, die Regio epigastrica und die Regio umbilicalis der vorderen Bauchwand |
Aufbau |
Caput Corpus Cauda |
Gefäß-Nerven-Versorgung |
Arterien: Arteriae pancreaticoduodenales superior und inferior, Arteria splenica, Arteria gastroduodenalis und Arteria mesenterica superior Venen: Vena mesenterica superior und Vena splenica Innervation: Nervus vagus (parasympathisch) und Nervus splanchnicus major und minor (sympathisch) |
Histologie |
Exokriner Pankreas: Pankreas-Azini mit Azinuszellen und zentroazinären Zellen Endokriner Pankreas: Langerhans-Inseln |
Funktion |
Exokriner Pankreas: Sekretion von Verdauungsenzymen wie Peptidasen, Lipasen, Nucleasen und Amylasen Endokriner Pankreas: Hormonregulation durch Insulin (Beta-Zellen), Glucagon (Alpha-Zellen) und Somatostatin (Delta-Zellen) |
Klinik |
Pankreatitis Diabetes mellitus |
- Lage
- Aufbau
- Gefäß-Nerven-Versorgung
- Histologie
- Embryologie
- Funktion
- Klinik
- Literaturquellen
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Lage
Das Pankreas liegt quer im Oberbauch an der hinteren Bauchwand. Die Lage wird, aufgrund einer Positionsänderung in der Embryonalzeit, als sekundär retroperitoneal bezeichnet. Das Organ liegt in der C-förmigen Kurve des Duodenums, verläuft hinter dem Magen und endet am Hilus der Milz.
Die dorsale Begrenzung wird von der Wirbelsäule und der davor liegenden Pars lumbalis des Zwerchfells, der Aorta abdominalis und der V. cava inferior gebildet.
Ventral wird das Pankreas größtenteils vom Magen bedeckt. Die Vorderseite des Pankreas ist vom Peritoneum überzogen und bildet die Rückwand der Bursa omentalis, während die Rückseite mit der hinteren Bauchwand verwachsen ist.
Die V. splenica verläuft kaudal und dorsal des Pankreas und wird von diesem komplett bedeckt. Die A. splenica verläuft am Oberrand des Pankreas Richtung Milz.
In der folgenden Tabelle findest du die Lageverhältnisse des Pankreas:
Anterior | Magen, Bursa omentalis, Mesocolon transversum, Arteria mesenterica superior |
Posterior | Aorta abdominalis, Vena cava inferior, Arteria renalis dextra, Vena renalis sinistra und dextra, Arteria und Vena mesenterica superior, Vena splenica (lienalis), Vena portae hepatis, linke Niere und linke Nebenniere |
Superior | Arteria splenica (lienalis) |
Lateral | Milz |
Medial | Duodenum (Pars descendens und Pars horizontalis) |
Aufbau
Das Pankreas ist 13-18 cm lang und wiegt etwa 70-80 g. Makroskopisch gliedert es sich in drei Teile: Kopf (Caput), Körper (Corpus) und Schwanz (Cauda).
Der Pankreaskopf umgreift mit seinem hakenförmigen Fortsatz (Processus uncinatus) die Vasa mesenterica superiora. Diese ziehen an der Incisura pancreatis, einer Einkerbung zwischen Pankreaskopf und -körper, von dorsal auf die Vorderseite des Organs.
Der Pankreaskopf geht nach links in den Pankreaskörper über, welcher auf Höhe der LWK I und II quer über die Wirbelsäule verläuft. Ein Teil des Pankreaskörpers, das sogenannte Tuber omentale, liegt vor der Aorta abdominalis und wölbt sich daher leicht in die Bursa omentalis vor.
Der Pankreaskörper läuft dann nach links zum Pankreasschwanz aus. Dieser verjüngt sich in seinem Verlauf nach links-kranial zum Milzhilus und zum Lig. splenorenale.
Die Bauchspeicheldrüse wird von einer dünnen Kapsel aus lockerem Bindegewebe umgeben. Das Parenchym besteht aus Pankreas-Azini und einzeln verstreuten Pankreasinseln (Langerhans-Inseln), die von einem Stroma aus Bindegewebe umgeben sind.
Interlobuläre Bindegewebssepten ragen aus der Kapsel in das Pankreasparenchym hinein und organisieren es in Läppchen. In den interlobulären Septen befinden sich die Ductus interlobularis, Blutgefäße, Nerven und die Vater-Pacini-Körperchen (Corpusculum lamellosum), welche spezielle Arten von Sinnesrezeptoren darstellen.
Das gesamte Pankreas wird von einem etwa 2 mm dicken und stark verzweigten Ductus pancreaticus (Wirsung-Gang) durchzogen. Gemeinsam mit dem von dorsal eintretenden Ductus choledochus mündet er auf der Papilla duodeni major (Vater-Papille) in die Pars descendens duodeni. In der Regel vereinigen sich beide Gänge unmittelbar vor der Mündung, wodurch dieser Gangabschnitt zur Ampulla hepatopancreatica aufgeweitet sein kann.
Der letzte Gangabschnitt vor der Mündungsstelle ist vom ringförmigen M. sphincter ampullae hepatopancreaticae (oder auch M. sphincter Oddi) umgeben. Er reguliert den Abfluss von Gallensaft und Pankreassekret und verhindert den Reflux von Gallenflüssigkeit in das Pankreasgangsystem.
In ungefähr 40% der Fälle existiert zusätzlich ein zweiter, kleinerer Ausführungsgang, der Ductus pancreaticus accessorius. Dieser ist entweder rudimentär angelegt oder mündet in die Papilla duodeni minor (Santorini-Papille), die kranial der Papilla duodeni major liegt.
Wiederhole mit dem folgenden Video nochmal das Gangsystem des Pankreas:
Gefäß-Nerven-Versorgung
Die Blutversorgung des Pankreaskopfes übernimmt ein doppelter Gefäßkranz aus der A. pancreaticoduodenalis superior (aus der A. gastroduodenalis) und der A. pancreaticoduodenalis inferior (aus der A. mesenterica superior). Das restliche Organ wird über Äste der A. splenica (Rr. pancreatici, A. pancreatica dorsalis und A. pancreatica magna) versorgt.
Das venöse Blut gelangt über die V. mesenterica superior und die V. splenica in die V. portae.
Der Lymphabfluss des Pankreaskopfes erfolgt über Nll. pancreaticoduodenales superiores und inferiores zu den Nll. coeliaci. Die Lymphe des Pankreaskörpers fließt entlang der A. splenica und Nll. pancreatici inferiores am Unterrand des Pankreas ebenfalls in die Nll. coeliaci und mesenterici superiores. Die Lymphe des Pankreasschwanzes drainiert zusätzlich in die Nll. splenici.
Die sympathische Innervation erfolgt über Fasern aus dem Ganglion coeliacum. Sie gelangen mit den Blutgefäßen zum Pankreas und hemmen mittels Noradrenalin die Insulinsekretion. Der Parasympathikus steigert über Rr. coeliaci des Truncus vagalis posterior die Insulinsekretion und die Enzymsekretion des exokrinen Pankreas.
Histologie
Exokriner Pankreas
Das exokrine Pankreas ist eine rein seröse Drüse aus dichten tubuloazinösen Drüsen, deren Endstücke Pankreas-Azini genannt werden. Sie bestehen aus einem einfachen Epithel, wo die pyradmidenförmigen Azinuszellen einen breiten, basalen Teil und eine schmale, apikale Oberfläche besitzen, die ein kleines, zentrales Lumen umgeben.
Die Azinuszellen sind seröse, sekretorische Zellen, die Verdauungsenzyme produzieren. Unter dem Mikroskop betrachtet, ist ihr basales Zytoplasma weitgehend basophil, mit deutlichen azidophilen Zymogengranula in ihren apikalen Polen. Zymogengranula speichern inaktive Enzyme, die bei Stimulation aktiviert und sezerniert werden können.
Die Pankreas-Azini sind zu Komplexen zusammengefasst und werden von verzweigten Schaltstücken drainiert. Das Anfangsstück eines Schaltstückes ist mit einfachen Plattenepithelzellen bedeckt und stülpt sich in den Azinus hinein, woraus im Schnittpräparat das Bild zentroazinärer Zellen resultiert. Mehrere Schaltstücke vereinigen sich zu einem intralobulären Ausführgang, der dann in einen interlobulären Ausführgang mündet. Alle Ausführungsgänge sind mit einem einfachen Zylinderepithel ausgekleidet.
Abzugrenzen ist das Pankreas von der Glandula parotidea. Diese besitzt jedoch Streifenstücke und eine deutlich stärkere und schärfer abgrenzbare Septierung, außerdem finden sich im Pankreas keine Myoepithelzellen.
Endokriner Pankreas
Der endokrine Teil des Pankreas macht 2% des Organs aus und setzt sich aus mehr als 1 Million Langerhans-Inseln zusammen, die in ihrer Gesamtheit auch als Inselorgan bezeichnet werden. Sie sind im gesamten exokrinen Teil der Bauchspeicheldrüse verteilt, wobei sich die meisten im Bereich des Schwanzes befinden. Diese Inseln sind vom Rest des Parenchyms durch eine zarte Hülle aus retikulärem Bindegewebe abgegrenzt.
Pankreasinseln werden von vielen fenestrierten Kapillaren durchdrungen, die einen schnellen Eintritt von Pankreashormonen in das Blut ermöglichen.
Es gibt vier Haupttypen von Zellen in den Pankreasinseln:
- B (beta)-Zellen: Diese Zellen produzieren Insulin und machen etwa 70% der Inselzellen aus. Sie befinden sich am häufigsten im zentralen Teil der Insel.
- A (alpha)-Zellen: Diese Zellen sezernieren Glukagon und machen 15-20% der Inselzellen aus. Sie sind normalerweise größer als B-Zellen und befinden sich am häufigsten in der Peripherie der Insel.
- D (Delta)-Zellen: Diese Zellen scheiden Somatostatin aus und machen 5-10% der Inselzellen aus. Sie liegen diffus auf der gesamten Insel, am häufigsten jedoch in der Peripherie.
- PP-Zellen: Diese Zellen produzieren das pankreatische Polypeptid und machen <5% der Inselzellen aus. Sie befinden sich meist im Kopfteil der Bauchspeicheldrüse.
Embryologie
Das Pankreas entsteht im unteren Vorderdarm aus zwei knospenartigen Anlagen, die ursprünglich voneinander getrennt sind und ihren eigenen Ausführgang besitzen. Die ventrale und dorsale Pankreasknospe erscheinen am 28. Tag zwischen der Duodenal- und der Gallenblasenanlage.
Das zunächst intraperitoneal gelegene Pankreas wird ebenso wie Teile des Duodenums durch die Entstehung der Bursa omentalis nach (sekundär) retroperitoneal verlagert. Der größten Teil des Pankreas entwickelt sich aus der etwas größeren dorsalen Anlage. Lediglich der kaudale Teil des Pankreaskopfes mit dem Processus uncinatus und dem letzten Abschnitt des Ductus pancreaticus entstehen aus der ventralen Anlage. Während diese in enger Beziehung zum Ductus choledochus entsteht, wächst die dorsale Anlage in das Mesogastrium dorsale ein.
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In der 6.-7. Embryonalwoche verschmelzen die beiden Pankreasanlagen miteinander, wobei sich der Hauptgang der ventralen Anlage mit dem der dorsalen Anlage verbindet und somit der gemeinsame Ductus pancreaticus entsteht.
Die Zellen des endokrinen Pankreas entwickeln sich früh aus dem exokrinen Gangsystem, vor allem in dem aus der dorsalen Anlage entstandenen Drüsenanteil. Das Inselorgan ist bereits im 3. Monat vorhanden, seine Funktion setzt jedoch erst im 5. Monat ein.
Funktion
Die exokrinen Drüsen des Pankreas produzieren täglich 1,5-2 Liter Verdauungssekret. Es enthält verschiedene Enzyme für die Aufspaltung von Fetten, Kohlenhydraten, Nukleinsäuren und Proteinen und ist aufgrund seines Bikarbonatgehalts leicht basisch (pH ungefähr 8).
Die Pankreasenzyme werden als inaktive Vorstufe (Proenzyme) sezerniert und erst durch Enzyme im Bürstensaum des Duodenums aktiviert. Somit wird das Organ vor einer Selbstverdauung geschützt.
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Die endokrinen Drüsen des Pankreas produzieren vier verschiedene Hormone. Den größten Anteil macht das Insulin aus (70%). Es folgen Glukagon ( 20%), Somatostatin (5%) und das pankreatische Polypeptid (5%). Die Hauptfunktion von Insulin hängt über verschiedene Mechanismen mit dem Glukosestoffwechsel, der Senkung des Blutzuckers und der Schonung von Protein- und Fettreserven zusammen. Glukagon ist der Gegenspieler von Insulin und bewirkt über mehrere Mechanismen einen Anstieg des Blutzuckers, eine erhöhte Proteolyse und Lipolyse. Somatostatin hemmt die Freisetzung von Insulin und Glucagon durch seine lokale parakrine Wirkung und ist identisch mit einem Hormon, das vom Hypothalamus ausgeschüttet wird.
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Klinik
Die akute Pankreatitis ist eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse. Auslöser ist in 50-60% eine Gallenwegserkrankung (biliäre Pankreatitis bei Choledocholithiasis), aber auch toxische (Alkoholkonsum), virale oder idiopathische Faktoren spielen eine Rolle in der Pathogenese. Durch die Verlegung des Ausführungsganges (z.B. durch einen Gallenstein) kommt es zum Rückstau von Gallenflüssigkeit und Verdauungssaft in das Pankreas. Die Verdauungsenzyme werden frühzeitig aktiviert und es kommt zur Selbstverdauung des Organs.
Symptome einer akuten Pankreatitis sind plötzlich auftretende Oberbauchschmerzen mit oft gürtelförmiger Ausstrahlung in den Rücken, sowie ein Anstieg der Pankreasenzyme (alpha-Amylase und Lipase) im Serum.
Diabetes mellitus ist eine Stoffwechselstörung, die durch einen hohen Blutzuckerspiegel gekennzeichnet ist. Ausgelöst wird Diabetes durch eine Beeinträchtigung des Hormons Insulin und je nach zugrundeliegender Ursache wird diese Störung in Typ 1 und Typ 2 unterteilt.
Beim Diabetes mellitus Typ 1 liegt ein absoluter Insulinmangel vor. In der Regel geschieht dies aufgrund einer autoimmun bedingten Zerstörung von B(beta)-Zellen in den Pankreasinseln.
Diabetes mellitus Typ 2 wird durch eine unzureichende zelluläre Reaktion auf Insulin verursacht, die auch als Insulinresistenz bezeichnet wird. Dies verhindert, dass Glukose trotz normaler oder sogar hoher Insulinspiegel in die Zellen eindringt und somit im Blut verbleibt.
Ein hoher Blutzuckerspiegel bei Diabetes verursacht die klassische Trias von Symptomen, die aus 3 Ps bestehen: Polydipsie (vermehrter Durst), Polyurie (vermehrtes Wasserlassen) und Polyphagie (vermehrter Hunger). Im Laufe der Zeit kann Diabetes mellitus viele Komplikationen nach sich ziehen, darunter eine periphere Neuropathie, chronische Nierenerkrankungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
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