Peritoneum parietale
Das Peritoneum parietale (Bauchfell) ist das äußere Blatt des Peritoneums, das der vorderen und hinteren Bauchwand von innen aufliegt.
Am Mesenterium geht das Peritoneum parietale in das Peritoneum viscerale über.
Morphologisch handelt es sich beim Peritoneum parietale um eine seröse Haut, die über gute resorptive Eigenschaften verfügt.
In diesem Artikel gehen wir näher auf die Anatomie, den histologischen Aufbau und die Funktion des Peritoneum parietale ein.
Topographie |
Äußeres Blatt des Peritoneums (etwa 10% dessen Oberfläche) Übergang in das Peritoneum viscerale am Mesenterium |
Aufbau |
Tunica serosa: Mesothel als innere Auskleidung, Basallamina, Lamina propria; keine wichtige Barrierefunktion Tela subserosa: univakuoläres Fettgewebe, sensible Nervenfasern; effektive Diffusionsbariere |
Innervation |
N. phrenicus (kraniale Anteile) Nn. spinales (kaudale Anteile) Hohe Innervationsdichte mit Nozisensore |
Funktion |
Produktion der Peritonealflüssigkeit = Gleitmittel für intraperitoneal gelegenen Organe Immunfunktion durch Mikrovilli und Maculae lacteae |
Definition
Am Mesenterium (Dünndarmgekröse) geht das Peritoneum parietale in das Peritoneum viscerale über. Wenn von "dem Peritoneum" die Rede ist, ist meist das Peritoneum parietale gemeint.
Das Peritoneum viscerale ist eine Umkleidung ("überziehendes Blatt") der intraperitoneal gelegenen inneren Organe.
Die Oberfläche des gesamten Peritoneums beträgt beim erwachsenen Menschen etwa 2 m². Davon entfallen lediglich etwa 10% auf das parietale und 90% auf das viszerale Peritoneum.
Aufbau
Ebenso wie das Peritoneum viscerale besteht das Peritoneum parietale aus einer Tunica serosa und einer Tela subserosa.
Tunica serosa
Die Tunica serosa wird von einem einschichtigen Plattenepithel (Mesothel) mit seiner Basallamina und einer Lamina propria aus lockerem kollagenen Bindegewebe mit elastischen Fasern gebildet.
Die Mesothelzellen sind durch eine Zonula adherens sowie kontinuierliche und diskontinuierliche Okkludensleisten verbunden, ihre Koordination geschieht über Nexus. Stellenweise sind die Zell-Zell-Kontakte unterbrochen oder besitzen Poren. Das Mesothel besitzt insgesamt keine relevante Barrierefunktion.
Tela subserosa
Die Tela subserosa enthält die sensible Nervenfasern und viel univakuoläres Fettgewebe. Sie stellt eine effektive Diffusionsbarriere dar, da das Endothel ihrer Gefäße nicht fenestriert ist.
Die Innervationsdichte mit Nozisensoren ist sehr hoch, sodass Reizungen (Entzündungen, mechanische Belastung) der Peritoneums besonders schmerzhaft sind. An der Unterseite des Zwerchfells erfolgt die sensible Innervation über den N. phrenicus, ansonsten direkt über Nn. spinales.
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Peritonealflüssigkeit
Vom Mesothel bzw. der Lamina propria geht die Abgabe der Peritonealflüssigkeit aus. Bei dieser Flüssigkeit handelt es sich um ein Transsudat mit einem Proteingehalt von rund 3 g / dL. Das entspricht etwa der Hälfte des Proteingehaltes des Blutserums. Der Proteingehalt trägt dazu bei, dass die Peritonealflüssigkeit eine gewisse Viskosität besitzt und nicht sofort wieder resorbiert wird.
Die Flüssigkeit dient als Gleitmittel für die intraperitoneal gelegenen Organe. Sie ermöglicht ihre Verschieblichkeit, was insbesondere wichtig ist für die Organe, die ihre Position in Abhängigkeit vom Füllungszustand verändern (Magen, Dünndarm und Dickdarm)
Das normale Volumen der Peritonealflüssigkeit beträgt etwa 50 bis 70 mL. Diese geringe Menge reicht aus, um allen Organen die notwendige Gleitfähigkeit zu gewährleisten.
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Immunfunktion
Das Mesothel ist mit Mikrovilli besetzt, deren Länge, Dichte und Funktion erhebliche regionale Unterschiede aufweist. Die Mikrovilli bilden wahrscheinlich eine Kontaktfläche und erleichtern damit das Haften des Flüssigkeitsfilmes und somit die Verschieblichkeit der Organe.
Zudem besitzen die Spitzen der Mikrovilli leukozytäre Adhäsionsmoleküle (ICAM-1 und VCAM-1), sodass Leukozyten anhaften können und ihrer Arbeit im Rahmen der peritonealen Infektionsabwehr nachkommen können.
Das Mesothel besitzt eine strukturelle Besonderheit, die Maculae lacteae (Milchflecken) in der Lamina propria. Dabei handelt es sich um Ansammlungen von Makrophagen, B- und T-Lymphozyten, Mastzellen und in geringem Maße Plasmazellen. Sie bilden lymphatisches Gewebe im Peritoneum, allerdings fehlen dendritische Zellen.
Die Zellen gelangen über Venolen in die Milchflecken und können diese über Lymphabflusswege direkt wieder verlassen. Da das Mesothel an den Milchflecken relativ durchlässig ist, kann einerseits Peritonealflüssigkeit eintreten und andererseits die Makrophagen austreten.
Funktionell gestaltet sich die Immunfunktion daher folgendermaßen: Die Milchflecken stellen "Buchten" im Peritoneum dar, die von der Peritonealflüssigkeit durchspült werden. Sofern sich Erreger oder andere zu phagozytierende Partikel in der Peritonealflüssigkeit befinden, nehmen die vorhandenen Zellen sie auf und verlassen die Milchflecken über den Lymphabflussweg.
Auf der anderen Seite können Makrophagen mit der Peritonealflüssigkeit ins Peritoneum abgegeben werden und relevante Erreger oder Partikel in der freien Bauchhöhle phagozytieren. Wenn sie dann das nächste Mal wieder in einen Milchfleck gespült werden, können sie diesen über den Lymphabflussweg verlassen.
Milchflecken kommen in besonders großer Zahl im Omentum majus vor und imponieren dort als weißliche Flecken. Sie dürfen nicht mit Peritonealkarzinosen verwechselt werden.
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Klinik
Wenn die Peritonealflüssigkeit nicht mehr ausreichend resorbiert oder zuviel Flüssigkeit transsudiert wird, kann sich diese in der Peritonealhöhle ansammeln und es liegt ein Aszites (Bauchwassersucht) vor.
Die Ursachen dafür sind mannigfaltig. Häufig kommt sie im Rahmen einer langjährig bestehenden Herzinsuffizienz vor, denn der verminderte Ansaugdruck des rechten Herzens und der damit verbundene verminderter venöser Rückstrom führt zu einem venösen Rückstau.
Ein ähnliches Prinzip kommt bei Leberzirrhose vor, die mit einem erhöhten intrahepatischen Druck einhergeht, sodass es zum Rückstau in den blutreichen prähepatischen Gefäßen von Dünn- und Dickdarm kommt. Auch im Rahmen einer (schweren) Metastasierung, bei der es zur Beteiligung des Peritoneums kommt (Peritonealkarzinose), kann es zum Aszites (maligner Aszites) kommen.
Das Peritoneum kann sich auch entzünden, dann liegt eine Peritonitis vor. Eine der häufigsten Ursachen ist eine akute Appendizitis, bei der es durch mechanische Reizung und / oder Freisetzung von Erregern aus der durchgebrochenen Appendix zur entzündlichen Beteiligung des Peritoneums kommt. Auch andere infektiöse und maligne Erkrankungen können ursächlich sein.
Ein Aszites ist ein sehr guter Nährboden für Bakterien, da die immunologischen Reaktionsmechanismen der Peritonealhöhle begrenzt sind. Im Rahmen eines Aszites – egal welcher Genese - kann es daher immer auch zu einer aszitischen spontanen bakteriellen Peritonitis kommen.
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