Arteria splenica (Milzarterie)
Die Arteria splenica (Milzarterie, auch A. lienalis) ist eine Arterie des Bauchraumes und der kräftigste von insgesamt drei Ästen des Truncus coeliacus.
Sie versorgt die Milz (Splen, Lien), Teile des Magens und des Omentum majus sowie das Pankreas mit arteriellem Blut.
In ihrem Verlauf zieht sie nahezu horizontal am Oberrand des Pankreas zur Milz, wo sie in das Milzhilus eintritt.
Dieser Artikel beschreibt die Anatomie, Äste und Funktion des A. splenica.
Ursprung | Truncus coeliacus |
Mündung | Milz |
Äste | A. pancreatica dorsalis A. pancreatica magna A. caudae pancreatis Rami pancreatici A. gastrica posterior Aa. gastricae breves A. gastroomentalis sinistra |
Versorgungsgebiet | Pankreas Magen Omentum majus Milz |
Verlauf
Beim Abgang der A. splenica aus dem Truncus coeliacus gibt es anatomische Variationen. Die häufig gelehrte direkte Aufteilung des Truncus coeliacus in drei Äste (Tripus Halleri) findet sich nur bei lediglich einem Viertel der Menschen. In 50% der Fälle finden sich hingegen nur zwei Äste, die A. gastrica sinistra und die A. hepatosplenica, welche sich kurz darauf in die A. splenica und die A. hepatica propria teilt.
Nach ihrem Ursprung zieht die A. splenica im Retroperitoneum nach links Richtung Milz. Sie verläuft dabei an der Hinterwand der Bursa omentalis (Netzbeutel). Unmittelbar kaudal der Arterie befindet sich die gleichnamige Vene, mit welcher sie meist am Oberrand oder gelegentlich an der Rückseite des Pankreas verläuft.
Dabei gibt die A. splenica versorgende Äste an das Pankreas ab, welche untereinander anastomosieren. Da die vielen Gefäßverzweigungen an eine Arkade erinnern, werden sie auch als „Pankreasarkade“ bezeichnet.
Am Ende des Pankreasschwanzes angelangt, verläuft die A. splenica weiter in einer Bauchfellduplikatur, dem Lig. splenorenale bzw. lienorenale. So gelangt sie schließlich zur intraperitoneal gelegenen Milz.
Die Arterie hat insgesamt einen gewundenen Verlauf. Durch diese Längenzunahme wird unter anderem das Gesamtvolumen erhöht. Es entsteht eine Blutreserve, die durch Kontraktion der Gefäßmuskulatur mobilisiert werden kann. Die Windungen der Arterie könnten eine flexible Anpassung an Lage- und Volumenänderungen der Milz ermöglichen und so verhindern, dass das Gefäß reißt.
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Äste
A. pancreatica dorsalis
Die A. pancreatica dorsalis ist der erste Ast der A. splenica und versorgt die Rückseite des Pankreas.
Sie zieht etwa senkrecht nach unten durch den Pankreashals (Collum pancreatis), den Übergang zwischen Pankreaskörper und -kopf und teilt sich am Unterrand des Pankreas in mehrere variable Äste.
Nach links setzt sie sich in die A. pancreatica inferior fort, welche parallel zur A. splenica in Richtung Pankreasschwanz zieht.
A. pancreatica magna
Ungefähr mittig entspringt die A. pancreatica magna aus der A. splenica und versorgt Teile des Pankreasschwanzes. Sie zieht wie die A. pancreatica dorsalis zum Unterrand des Pankreas und verschmilzt dort mit der A. pancreatica inferior. Ihr Name ist darauf zurückzuführen, dass sie die größte Anastomose zwischen A. splenica und A. pancreatica inferior darstellt.
A. caudae pancreatis
Nahe der Milz geht aus der A. splenica die A. caudae pancreatis hervor, welche ebenfalls den Pankreasschwanz versorgt. Auch sie bildet Anastomosen mit den anderen Gefäßen.
Rr. pancreatici
Die kleineren Äste zur Versorgung von Pankreaskörper und -schwanz haben keine Eigennamen und werden zusammengefasst als Rami pancreatici bezeichnet.
A. gastrica posterior
Die A. gastrica posterior ist ein variabel aus der A. splenica stammender Ast zur Versorgung der Hinterwand des Magens. Sie verläuft in einer Bauchfellduplikatur, dem Lig. phrenicolienale, nach kranial in Richtung des Magenfundus (Fundus ventriculi).
Aa. gastricae breves
Die Aa. gastricae breves sind für die Versorgung des Magenfundus zuständig. Sie stammen variabel aus der A. splenica oder der A. gastroomentalis sinistra und ziehen über das Lig. gastrolienale nach kranial.
A. gastroomentalis sinistra
Ihren letzten Ast gibt die A. splenica kurz vor der Milz ab und versorgt so den zentralen Teil des Magens (Corpus gastricus) sowie Teile des Omentum majus. Dieser Ast heißt A. gastroomentalis sinistra oder A. gastroepiploica sinistra und zieht durch das Lig. gastrolienale, welches die Milz am Magen fixiert, zur großen Magenkurvatur (Curvatura gastrica major). Dort anastomosiert sie mit der A. gastroomentalis dextra, die aus der A. gastroduodenalis stammt.
Endäste
Bereits vor dem Hilum splenicum (Milzpforte) teilt sich die A. splenica in Terminalarterien auf. Nach ihrem Eintritt in die Milz verzweigen sich diese baumartig weiter in eine variable Anzahl von Segmentarterien.
Die A. splenica gehört zu den sogenannten Endarterien, was bedeutet, dass es präkapillär keine Anastomosen unter den Verzweigungen gibt. Somit hängt jedes nachfolgende Versorgungsgebiet von einem einzelnen Gefäßast ab. Eine ähnliche Gefäßarchitektur mit Endarterien findet sich ebenso in Gehirn, Niere, Schilddrüse und der Netzhaut. Im Falle eines Gefäßverschlusses kommt es zum keilförmigen Infarkt.
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Klinik
Die A. splenica ist eine mittelgroße Arterie und gewährleistet eine gute Durchblutung der Milz. Aneurysmen, also Aussackungen der Gefäßwand, können bei einer Ruptur schnell lebensbedrohlich werden, da große Blutverluste ins Retroperitoneum drohen.
Die Symptome beinhalten schlagartig einsetzende Bauchschmerzen bis hin zum akuten Abdomen sowie Anzeichen eines hypovolämischen Schocks (Tachykardie, Hypotonie, blasses Hautkolorit durch Zentralisation).
Sonographische Untersuchungen können den Verdacht auf eine Milzarterienruptur lenken, weitere bildgebende Diagnostik mittels Angio-CT kann diese Verdachtsdiagnose bestätigen. Die Therapie muss unverzüglich erfolgen und erfordert neben der Stabilisierung der Patient:innen meist eine Notoperation.
Insgesamt sind Aneurysmen der A. splenica jedoch selten und meist im Zusammenhang mit anderen pathologischen Gefäßveränderungen zu beobachten, z.B. bei Arteriosklerose oder im Rahmen eines Ehlers-Danlos-Syndroms.
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