Ohrtrompete (Tuba auditiva)
Die Ohrtrompete (Tuba auditiva, auch Eustachi-Röhre) ist der Verbindungskanal zwischen der Paukenhöhle (Cavum tympani) und dem Epipharynx (Nasenrachenraum).
Durch sie erfolgt ein Druckausgleich, sodass ausgeglichene Druckverhältnisse zwischen äußerem Gehörgang und Mittelohr herrschen, eine Voraussetzung für die reguläre Schallweiterleitung.
Weiterhin erlaubt sie die Belüftung des Mittelohrs und die Ausleitung von Sekreten, z.B. bei einer infektionsbedingten Flüssigkeitsansammlung oder das Fruchtwasser direkt nach der Geburt.
Dieser Artikel beschreibt die Anatomie und die Funktion der Tuba auditiva.
Lage | Im Canalis musculotubarius des Felsenbeins (Pars petrosa ossis temporalis) |
Anteile | Knöcherner Teil (Pars ossea) Knorpelig-elastischen Anteil (Pars cartilaginea) |
Versorgung | A. carotis interna und externa Plexus pterygoideus N. tympanicus |
Funktion | Druckausgleich und Belüftung des Mittelohrs |
Aufbau
Die Ohrtrompete verläuft im Canalis musculotubarius des Felsenbeins (Pars petrosa ossis temporalis) schräg nach ventrokaudal. Sie wird dabei vom M. tensor tympani begleitet, dem Spanner des Trommelfells. Sie ist etwa 40 mm lang und leicht s-förmig.
Ähnlich wie der äußere Gehörgang besteht sie aus zwei Anteilen: dem knöchernen (Pars ossea) und einem größeren knorpelig-elastischen Anteil (Pars cartilaginea).
Pars ossea
Der knöcherne Teil der Ohrtrompete nimmt etwas ein Drittel der Tubenlänge ein und befindet sich am hinteren Ende des unteren Nasengangs (Meatus nasi inferior). Er mündet über eine Öffnung (Ostium tympanicum tubae auditivae) an der vorderen Wand der Paukenhöhle ein.
Die Pars ossea besitzt einen Wulst (Torus tubarius) und ist mit einschichtigem Flimmerepithel überzogen, welches die Tubenmandel (Tonsilla tubaria) ausbildet. Am Übergang vom knöchernen zum knorpeligen Anteil befindet sich eine Engstelle (Isthmus tubae auditivae).
Pars cartilaginea
Der Knorpelanteil verläuft weiter nach medial und besteht nur zum Teil tatsächlich aus Knorpel, nämlich an der mittleren und oberen Wand. An der seitlichen und unteren Wand wird die Tube durch die bindegewebige Lamina membranacea zu einer Röhre verschlossen.
Aus ihr entspringen auch die Musculi tensor und levator veli palatini, die die Tube beim Schlucken oder Gähnen erweitern. Sind diese Muskeln inaktiv, ist der Knorpelanteil bis hin zu seiner Einmündung im Epipharynx am Ostium pharyngeum tubae auditivae spaltartig verengt.
Auch der Knorpelanteil ist mit einem Flimmerepithel ausgekleidet, welches jedoch mehrschichtig ist.
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Versorgung
Die Blutversorgung der Ohrtrompete erfolgt sowohl über Äste der A. carotis interna als auch externa. Aus der Interna ziehen die Aa. caroticotympanicae durch die Vorderwand der Paukenhöhle zur Schleimhaut. Den größten Anteil tragen jedoch die vier Aa. tympanicae aus der Externa:
- A. tympanica anterior (aus der A. maxillaris)
- A. tympanica posterior (aus der A. auricularis posterior)
- A. tympanica superior (aus der A. meningea media)
- A. tympanica inferior (aus der A. pharyngea ascendens)
Das venöse Blut fließt primär über den Plexus pterygoideus ab, der u.a. mit dem Sinus cavernosus, der V. facialis und V. retromandibularis in Verbindung steht. Ein kleinerer Teil drainiert auch in den Plexus pharyngeus.
Die sensible und parasympathische Innervation (zuständig für die Sekretion) erfolgt über den N. tympanicus, einem gemischten Nerven aus dem N. glossopharyngeus. Das Ende der Pars cartilaginea wird darüber hinaus durch einen Ast des Ganglion pterygopalatinum innerviert, bei dem es sich um einen indirekten Ast des N. maxillaris handelt.
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Begrenzungen
Die Ohrtrompete befindet sich innerhalb der unteren Etage des Canalis musculotubarius, dem Semicanalis tubae auditivae. Der Semicanalis musculi tensoris tympani liegt, durch eine Knochenleiste (Septum canalis musculotubarii) abgegrenzt, direkt darüber innerhalb dieses Kanals.
Medial der Pars ossea befindet sich der Canalis caroticus, durch den die A. carotis interna verläuft. Die Pars cartilaginea liegt unterhalb des Felsenbeins und ist hier durch Bindegewebe fest angebunden.
Embryologie und kindliche Entwicklung
Die Ohrtrompete entsteht wie die Paukenhöhle auch aus der ersten Schlundtasche. Diese erweitert sich zu Beginn der Schwangerschaft zum Recessus tubotympanicus und wächst nach außen, wobei sie mit dem Boden der ersten Schlundfurche in Berührung kommt (spätere Entstehung des Trommelfells).
Der vordere Abschnitt des Recessus bildet sich zur Ohrtrompete aus, wodurch letztlich die Verbindung der Paukenhöhle zum Rachenraum entsteht bzw. erhalten wird. Bis zum siebten Schwangerschaftsmonat ist die Röhre noch mit lockerem Mesenchym gefüllt, welches nach und nach abgebaut wird.
In den ersten Lebensjahren des Kindes ist die Ohrtrompete noch weiter, kürzer und flacher als später beim Erwachsenen, wodurch Infektionen leichter in die Paukenhöhle und angrenzende Gebiete aufsteigen können.
Zudem wird das Tubenostium oftmals von übergroßen Rachenmandeln (Tonsilla pharyngealis) verdeckt, sodass der Druckausgleich und die Belüftung eingeschränkt ist. Daher sind Tubenfunktionsstörungen bei Kindern häufiger.
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Klinik
Eine sehr häufige und typische pathologische Veränderung der Ohrtrompete ist der Tubenkatarrh. Dies bedeutet eine Verengung bzw. einen Verschluss und kann auf verschiedene Weise hervorgerufen werden.
Meist bedingen Infektionen oder allergische Reaktionen eine Schwellung der Nase, des Nasenrachenraums oder der Nasennebenhöhlen und in der Folge auch eine Schwellung der Schleimhaut der Ohrtrompete. Aber auch enorme Druckveränderungen (z.B beim Fliegen oder Tauchen) oder Verlegungen der Tubenöffnung führen zu einer Schwellung.
Durch diese ist die Belüftung der Paukenhöhle und angrenzender Hohlräume unzureichend, der Druckausgleich fehlt. Die Folgen sind eine Schallleitungsschwerhörigkeit und Druckgefühle im Ohr.
Bei der Otoskopie (Ohrenspiegelung) kann eine Einziehung des Trommelfells beobachtet werden, mitunter entsteht auch ein Paukenerguss. Eine zunächst konservative Behandlung (Nasentropfen) dient dem Abschwellen der Schleimhäute. In schweren chronischen Fällen sollten eine Tubendurchblasung oder ein operativer Eingriff in Erwägung gezogen werden.
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