Trommelfell (Membrana tympanica)
Das Trommelfell (Membrana tympanica) ist eine dünne Membran, das äußere Ohr vom Mittelohr abgrenzt.
Durch Schallwellen wird es in Schwingung versetzt. Diese Bewegungen werden dann an die nachfolgenden Gehörknöchelchen übertragen. Dies ist der erste wichtige Schritt der Schallübertragung und -umwandlung für den Hörprozess.
Dieser Artikel erläutert die Anatomie, Histologie und Funktion des Trommelfells.
Lage | Grenzt das äußere Ohr vom Mittelohr ab Durch Faserknorpelring im Sulcus tympanicus eingefasst und begrenzt |
Aufbau | Pars tensa (Stratum cutaneum, Lamina propria, Stratum mucosum) Pars flaccida |
Versorgung | Außenseite: A. stylomastoidea, N. mandibularis, N. vagus Innenseite: A. tympanica anterior, Plexus tympanicus des N. glossopharyngeus |
Funktion | Schallweiterleitung |
Lage
Das Trommelfell wird durch einen Faserknorpelring (Anulus tympanicus) im Sulcus tympanicus des Schläfenbeins eingefasst und gleichzeitig durch diesen begrenzt.
Von außen schließt sich der äußere Gehörgang (Meatus acusticus externus) an, auf der Innenseite die zum Mittelohr gehörende Paukenhöhle (Cavum tympani). Diese enthält die Gehörknöchelchen, die direkt hinter dem Trommelfell liegen bzw. am Trommelfell ansetzen.
Die Besonderheit ist eine Art gelenkige Verbindung zwischen den Gehörknöchelchen und dem Trommelfell. Wie flexibel diese Verbindung ist, kann bei Untersuchungen durch eine aktive Herbeiführung von Bewegung überprüft werden. Dabei wird entweder über die Ohrtrompete Luft eingeblasen (Valsalva-Versuch) oder alternativ über den abgedichteten Gehörgang.
Aufbau
Das perlmuttgraue und teilweise durchsichtige Trommelfell hat eine oval-rundliche Form mit etwa 1 cm Durchmesser. An seinem Mittelpunkt, dem Nabel (Umbo membranae tympanicae), ist es trichterförmig nach innen gezogen.
Der Umbo membranae tympanicae entspricht der Spitze des Hammergriffs (Manubrium mallei), der als Stria mallearis durch das Trommelfell hindurch schimmert. Von hier aus erscheint bei Lichteinfall (z.B. bei der Ohrenspiegelung) ein Lichtreflex, der bei der Diagnostik von Bedeutung ist.
Durch die geneigte Stellung des Trommelfells ist der äußere Gehörgang hinten oben etwa 6 mm kürzer als vorne unten.
Der Großteil des Trommelfells, auch Pars tensa genannt, wird über den Anulus fibrocartilagineus aufgespannt. Vorne oben weist der Ring einen halbmondförmigen Einschnitt (Incisura tympanica) auf. An dieser Stelle ist die schlaffere Pars flaccida (Shrapnell-Membran) eingelassen.
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Pars tensa
Als gespannter Anteil des Trommelfells wird die Pars tensa bei Einwirkung von Schallwellen in Schwingung versetzt. Sie besteht aus drei Gewebeschichten mit insgesamt etwa 0,1 mm Dicke:
Stratum cutaneum, Lamina propria und Stratum mucosum.
Das Stratum cutaneum ist die Außenhaut, sie stellt eine Fortsetzung des Gehörgangsepithels dar. Es handelt sich um ein mehrschichtiges unverhorntes Plattenepithel, das über einen Selbstreinigungsmechanismus abgestorbene Hautbestandteile entfernt. Ein dünner Überzug aus Fett unterstützt diese Funktion und ist für den Glanz des Trommelfells bei Lichteinfall verantwortlich.
Die Lamina propria besteht aus zwei Lagen kollagener Faserbündel: einer äußeren Schicht mit Radiärfasern (verlaufen kreisförmig um den Umbo membranae tympanicae herum) und einer inneren Schicht mit Ringfasern (ziehen vom Umbo membranae tympanicae aus zum Rand des Trommelfells). Diese sorgen für die Spannung der Pars tensa.
In der Lamina propria ist auch der Hammergriff verankert. Im Grenzbereich zwischen Pars tensa und Pars flaccida befindet sich schließlich der Hammerfortsatz (Prominentia mallearis), der ebenfalls durch das Trommelfell hindurch erkennbar ist. Die Spannung der Pars tensa wird durch den M. tensor tympani beeinflusst.
Das Stratum mucosum ist die innere dünne Schicht. Diese Schleimhaut ist eine Fortsetzung der Mittelohrschleimhaut und ist mit Mikrovilli besetzt.
Die im Mittelohr befindlichen Strukturen erzeugen bei pathologischen Prozessen Veränderungen am Trommelfell (z.B. eine andere Färbung). Für eine bessere Beschreibung dieser Vorgänge kann die Pars tensa durch zwei senkrecht zueinander stehende Linien in vier Quadranten eingeteilt werden:
Die erste Linie geht durch die Stria mallearis und die zweite geht senkrecht zur ersten durch den Umbo membranae tympanicae. Jeder dieser Quadranten liegt unmittelbar vor einer Mittelohrstruktur (z.B. Ambossschenkel), wodurch bestimmte Veränderungen Rückschlüsse auf pathologische Prozesse zulassen.
Pars flaccida
Die Pars flaccida (Shrapnell-Membran) befindet sich ungespannt im Raum der Incisura tympanica und wird durch zwei Schleimhautfalten der Trommelfellinnenseite (Plica mallearis anterior und posterior) von der Pars tensa abgegrenzt. Diese gehen vom Anulus fibrocartilagineus aus und setzen am Hammerfortsatz an.
Sie ist ähnlich wie die Pars tensa dreischichtig aufgebaut, wobei die mittlere Schicht nicht aus kollagenen Fasern besteht, sondern nur aus lockerem Bindegewebe. Dies bedingt auch die fehlende Spannung. Folglich gerät die Pars flaccida bei eintreffenden Schallwellen nicht in Schwingung.
Versorgung
Gefäße
Das Trommelfell wird hauptsächlich mittels Blutgefäßen versorgt, die einen Ring parallel zum Faserknorpelring bilden. An der Außenseite verläuft die A. stylomastoidea (aus der A. auricularis profunda), an der Innenseite die A. tympanica anterior (aus der A. carotis externa).
Kleinere Gefäßäste ziehen auch in die Mitte des Trommelfells. Wenn sie stärker hervortreten, kann dies auf eine beginnende Mittelohrentzündung hinweisen.
Innervation
Die äußere Seite des Trommelfells wird vom N. mandibularis und einem Ast des N. vagus (Rami auricularis) innerviert. Die Innenseite wird, wie die gesamte Schleimhaut der Paukenhöhle, sensibel vom Plexus tympanicus des N. glossopharyngeus innerviert.
Embryologie
Zu Beginn der Schwangerschaft bilden sich am Embryo in der Region des Halses sechs Kiemenbögen aus, die nach außen durch Schlundfurchen und nach innen durch Schlundtaschen abgegrenzt werden. Das Trommelfell entsteht aus einer Kontaktfläche, die sich zwischen der 1. Schlundfurche und der 1. Schlundtasche als dreischichtige Kontaktplatte heraus bildet.
Dabei wachsen nach lateral der Recessus tubotympanicus aus der 1. Schlundtasche und nach medial der primäre Gehörgang aus der 1. Schlundfurche aufeinander zu. Die Trennwand, das spätere Trommelfell, besteht dann aus dem Ektoderm des äußeren Gehörgangs, einer mesodermalen Zwischenschicht und dem Entoderm des Recessus tubotympanicus. Dieser dreischichtige Aufbau wird auch später beibehalten.
Funktion
Das Trommelfell dient als physische Barriere zwischen dem äußeren Gehörgang und dem Mittelohr und spielt damit eine wichtige Rolle beim Schutz der empflindlichen Strukuren im Mittel- und Innenohr.
Darüber hinaus ist es essentiell für die Übertragung der Schallwellen vom Außenohr zu den Gehörknöchelchen.
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Klinik
Defekte, wie etwa zentrale oder randständige Perforationen, können am Trommelfell im Rahmen von Mittelohrentzündungen oder nach Traumen (z.B. unachtsame Reinigung mit Wattestäbchen, Verbrennungen u.a.) entstehen. Je nach Ursache ist eine zusätzliche Luxation oder Fraktur der Gehörknöchelchenkette möglich.
In erster Linie werden die Defekte durch mitunter starke Schmerzen deutlich, es können aber auch Schwerhörigkeit, Schwindel, Tinnitus und Blutungen hinzukommen.
Perforationen und ihre Ausprägung werden zunächst mittels Otoskopie festgestellt. Ergänzend zeigen dann Hörprüfungen und Gleichgewichtsuntersuchungen die Auswirkungen auf das Mittel- und Innenohr. Um Entzündungen festzustellen, sind Abstriche sinnvoll. Darüber hinaus geben Röntgenuntersuchungen Aufschluss über die Pneumatisierungsverhältnisse im Mittelohr.
Die Therapie der Trommelfellperforation orientiert sich an der Ursache und Ausprägung des Risses. Denkbar sind konservative Methoden wie die Säuberung der Perforationsränder mit anschließender Trommelfellschienung oder die Gabe von antibiotischen Tropfen sowie operative Eingriffe (z.B. Myringoplastik, Tympanoplastik). Trotz umfassender Behandlung kann es dennoch zu fortschreitenden Hörverlusten, bleibendem Tinnitus, Schwindel (bei zusätzlichen Innenohrtraumata) oder chronischen Mittelohrentzündungen kommen.
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