Tiefe Flexoren des Unterarms
Die tiefen Flexoren des Unterarms sind drei Muskeln, die am ventralen Unterarm verlaufen und alle eine Beugung in den Hand- und Fingergelenken bewirken.
Dazu gehören die Musculi flexor digitorum profundus, flexor pollicis longus und pronator quadratus.
Da sie alle sehr nah am Radius und der Ulna unterhalb des M. flexor digitorum superficialis liegen, sind sie von außen nur schwer zu ertasten.
Dieser Artikel erläutert die Anatomie, den Aufbau und die Funktion der tiefen Flexoren des Unterarms.
M. flexor digitorum profundus |
Ursprung: proximal an ventraler Seite der Ulna, Membrana interossea Ansatz: Palmarseite der Endphalangen der Finger II-V Innervation: Nervus medianus und Nervus ulnaris |
M. flexor pollicis longus |
Ursprung: ventrale Seite des Radius, Membrana interossea Ansatz: Palmarseite der Daumenendphalanx Innervation: Nervus medianus |
M. pronator quadratus |
Ursprung: distal an der Ulna Ansatz: distal am Radius Innervation: Nervus medianus |
Funktion | Hauptsächlich Beugung in den Hand- und Fingergelenken |
Anatomie
Zu den tiefen Flexoren des Unterarms zählen die Mm. flexor digitorum profundus, flexor pollicis longus und pronator quadratus.
Der Musculus flexor digitorum profundus entspringt an der proximalen Hälfte der ventralen Seite der Ulna sowie an der Membrana interossea. Seine vier Sehnen ziehen durch den Karpaltunnel und auf Höhe der Mittelphalangen zwischen den gespaltenen Endsehnen des M. flexor digitorum superficialis hindurch.
Distal setzen sie schließlich an der Palmarseite der Endphalangen des zweiten bis fünften Fingers an.
Die Innervation erfolgt durch zwei Nerven: den Nervus medianus am zweiten und dritten Finger (C7-Th1) sowie den Nervus ulnaris am vierten und fünften Finger (C7-Th1).
Der Musculus flexor pollicis longus hat seinen Ursprung an der ventralen Seite des Radius und der Membrana interossea, manchmal auch am Epicondylus medialis humeri. Seine Sehne zieht ebenfalls durch den Karpaltunnel und setzt an der Palmarseite der Endphalanx des Daumens an.
Die Innervation erfolgt hier nur durch den Nervus medianus (C6-C8).
Der Musculus pronator quadratus entspringt distal an der Ulna und zieht von dort horizontal zum Radius, was ihm ein quadratisches Aussehen verleiht. Er ist von allen der tiefste Muskel des vorderen Unterarms.
Auch hier erfolgt die Innervation durch den Nervus medianus (C6-Th1).
Die Sehnen des Flexor digitorum profundus und des Flexor pollicis longus laufen am Handgelenk durch den Karpaltunnel.
Innervation
Wie (fast) alle Flexoren des Unterarms werden auch diese drei Muskeln durch den Nervus medianus innerviert.
Der versorgende Ast, der Nervus interosseus anterior, spaltet sich ca. 5 cm unterhalb des Epicondylus medialis humeri vom Medianusnerv ab. Von dort läuft er auf der Membrana interossea unter dem M. Flexor digitorum profundus und M. flexor pollicis longus entlang und endet distal am M. pronator quadratus.
Der M. flexor digitorum profundus erhält darüber hinaus eine Doppelinnervation durch den Nervus ulnaris.
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Funktion
Die tiefen Flexoren bewirken hauptsächllich eine Beugung in den Hand- und Fingergelenken.
- Die Kontraktion des M. flexor digitorum profundus führt zu einer Beugung in den Grund-, Mittel- und Endgelenken des zweiten bis fünften Fingers sowie im Handgelenk. Dieser Muskel ist permanent gespannt, weshalb die Finger im Ruhezustand eine leichte Beugung aufweisen.
- Am Daumen ist der M. flexor pollicis longus für die Beugung im Grund- und Endgelenk sowie die Opposition im Daumensattelgelenk zuständig. Darüber hinaus macht er eine Beugung und Radialabduktion im Handgelenk.
- Der M. pronator quadratus zieht den Radius nach medial und bewirkt somit eine Pronation im Radioulnargelenk.
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Klinik
Die tiefen Flexoren des Unterarms können durch eine Schädigung des Nervus interosseus anterior gelähmt werden (Nervus-interosseus-anterior-Syndrom).
Häufige Ursachen sind eine Einklemmung durch die oberflächlichen Flexoren des Unterarms (z.B. durch Hypertrophie) und akzessorische Muskeln, seltener Traumata (z.B. durch eine Fraktur oder Ellenbogenluxation).
Die betroffenen Patient:innen beschreiben Schmerzen im Unterarm und Kraftlosigkeit bei der Handbeugung. Besonders charakteristisch ist die Unfähigkeit, ein „OK-Zeichen“ mit den Fingern zu formen (Pinch sign). Das liegt daran, dass der Flexor digitorum profundus und Flexor pollicis longus die einzigen Muskeln sind, die eine Beugung in den Endgelenken der Finger machen können.
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