Iris
Die Iris (Regenbogenhaut) bildet mit dem Ziliarkörper (Corpus ciliare) und der Aderhaut (Choroidea) die mittlere Augenhaut (Tunica vasculosa).
Sie wird auch als Regenbogenhaut bezeichnet, da sie durch die enthaltenen Pigmente bei jedem Menschen eine individuelle Farbe annimmt.
Durch die Pupillenöffnung in der Mitte der Iris werden Lichtstrahlen in das Augeninnere weitergeleitet. Die in der Iris eingelagerte Muskulatur reguliert die Weite der Pupille und damit die Menge des einfallenden Lichtes.
Dieser Artikel beschreibt die Anatomie und Funktion der Iris.
Aufbau |
Mesothel: Bindegewebszellen Stroma iridis: Kollagenfaserbündel mit Melanozyten und zwei eingelagerten Muskeln (M. sphincter pupillae und M. dilatator pupillae) Facies posterior: pigmenthaltiges Epithel |
Funktion |
Pupillenreflex: Afferenz: N. opticus Efferenz: N. oculomotorius |
Aufbau
Die Iris ist zwischen 0,6 und 1,5 mm dick und an den Rändern mit dem Ziliarkörper verbunden. Diese Schwankungen in der Dicke liegen bei jedem Individuum vor und werden durch die unregelmäßige Vorderfläche der Iris und so genannte Fuchs-Krypten hervorgerufen. Letztere befinden sich zwischen den Rändern der Iris, der Margo pupillaris iridis (Rand der Iris um die Pupille) und der Margo ciliaris iridis (Iriswurzel).
Mittig der Iris befindet sich die nach außen schwarz erscheinende Pupillenöffnung. Durch die Pupille fließt das Kammerwasser aus der hinteren in die vordere Augenkammer. Diese Fließbewegung sorgt dafür, dass die Iris und die direkt unter ihr liegende Linse nicht verkleben.
Die Iris selbst besteht aus bindegewebsartigem Stroma, dem an der nach außen gewandten Vorderseite Mesothel und an der Rückseite ein Pigmentepithel aufgelagert ist.
Mesothel
Das strukturell lückenhafte Mesothel der nach außen gewandten Vorderseite besteht aus mehreren Lagen verzweigter Bindegewebszellen, die nicht miteinander verbunden sind. Sie besitzen Zellausläufer, die in einer parallelen Ebene zur Oberfläche verlaufen und für die Entstehung der Lücken sorgen. Durch diese kann Kammerwasser bis in das Stroma geschwemmt werden.
Die Bindegewebszellen können ebenfalls Pigmente enthalten. Dies hätte eine braune Augenfarbe zu Folge.
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Stroma iridis
Das Stroma iridis besteht aus Kollagenfaser-Bündeln, die netzartig flächenhaft angeordnet sind. Diese Bündel bilden mehrere Netzlagen, zwischen denen sich verschiedene Zellen (u. a. Fibroblasten, Melanozyten, Mastzellen, “Clump cells”) befinden.
Für die individuelle Augenfarbe sind die Melanozyten (Pigmentzellen) von Bedeutung. Je nach Gehalt der Pigmente bzw. Dichte und Lage der Melanozyten im Stroma reicht das Farbspektrum von blau über grün bis braun, wobei vielfältige Mischvariationen existieren und es zu Farbverläufen innerhalb der Iris kommen kann.
Bei braunen Augen befinden sich die Melanozyten beispielsweise nahe der Oberfläche. Bei blauen Augen gibt es nur eine geringe Pigmentdichte, sodass die Pigmente der Hinterfläche sowie Gefäße hindurch scheinen. Bei Albinismus sind keinerlei Pigmente in den Zellen der Iris vorhanden, sodass lediglich die Gefäße des Augenhintergrundes nach vorne rot durchscheinen.
Neben dem kosmetischen Erscheinungsbild wirkt sich die Augenfarbe auch auf die Blendempfindlichkeit des Auges aus. Je dunkler die Augenfarbe ist, umso toleranter sind die Augen für höhere Blendung.
Das Stroma selbst enthält auch viele Nerven und Gefäße aus den Aa. ciliares posteriores longes und den Aa. ciliares anteriores, kleinen okulären Gefäßen der A. ophthalmica. Die anterioren Arterien bilden an der Iriswurzel und der Margo pupillaris zwei Gefäßringe, die miteinander in Verbindung stehen. Mithilfe der Gefäße wird das fluktuierende Kammerwasser stetig erwärmt.
Weiterhin sind in das Stroma iridis zwei Muskeln eingelagert, welche die Pupillenweite reflektorisch regulieren:
- Der M. sphincter pupillae verläuft ringförmig am Pupillenrand und besteht aus glatter Muskulatur. Er ist für die Schließung bzw. Verengung der Pupille verantwortlich und wird durch parasympathische Nerven innerviert.
- Der M. dilatator pupillae ist hingegen radiär ausgerichtet. Seine glatten Muskelzellen enthalten Pigmente und sind untereinander sowie mit dem Pigmentepithel der Rückseite verbunden. Bei Stimulation des Muskels durch Nerven des Sympathikus sorgt dieser für die Weitung der Pupille und damit für mehr Lichteinfall.
Facies posterior
Die Irisrückseite (Facies posterior) ist von einschichtigem pigmenthaltigen Epithel (Epithelium posterius pigmentosum) überzogen und erscheint schwarz. Am Pupillenrand ist diese Färbung bei einem Blick ins Auge zu erkennen.
Sogenannte radiär verlaufende Schwalbe-Felder (Plica iridis) sorgen außerdem für eine Wölbung der Oberfläche.
Zur hinteren Augenkammer hin schließt eine Basalmembran die Iris ab, sodass kein Kammerwasser von der Rückseite aus in das Stroma iridis gelangt.
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Funktion
Die auf die Retina auftreffende Lichtmenge wird u.a. durch die Weite der Pupille bestimmt. Ihre Regulation läuft als typischer Fremdreflex ab, sodass vom Pupillenreflex gesprochen wird.
Ausgangspunkt ist die auf die Photorezeptoren der Retina einfallende Lichtstrahlung. Über die mit ihnen verbundenen Ganglienzellen bzw. deren Axone (afferenter Teil des Regelkreises) wird z.B. eine zu hohe registrierte Lichtmenge zum Prätektum (Mittelhirn) weitergeleitet. Hier erfolgt anschließend ein “Abgleich” zwischen der vorhandenen und der nötigen Lichtmenge.
Anschließend wird auf präganglionäre parasympathische Neurone (Nucleus Edinger-Westphal) umgeschaltet. Von diesem gehen der N. oculomotorius sowie die Nn. ciliares aus (efferenter Teil des Regelkreises). Der M. sphincter pupillae wird stimuliert, die Pupille verengt und die Lichtmenge reguliert.
Ist zu wenig Licht vorhanden, so wird das Signal an den Sympathikus, genauer gesagt Nervenfasern des Ganglion cervicale superius, weitergeleitet und der M. dilatator pupillae stimuliert, sodass die Pupille geweitet wird.
Da die Fasern des Prätektums zu den Okulomotoriuskernen beider Hemisphären ziehen, werden immer die Irismuskeln beider Augen angesteuert. Man spricht von der konsensuellen Lichtreaktion, die in der Klinik oft diagnostisch verwendet wird.
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Klinik
In manchen Fällen kann die Iris komplett fehlen (angeborene Aniridie) oder durch Traumata zerstört sein. Dadurch werden die Augen wesentlich empfindlicher für Blendung. Patient:innen empfinden oftmals auch die fehlende Pigmentierung als kosmetischen Störfaktor.
Therapeutisch kann eine künstliche dauerhaft implantierte Iris ins betroffene Auge eingesetzt werden. Diese besteht aus flexiblem Silikon und wird farblich an das gesunde Auge angepasst.
Allerdings ist die Implantation einer künstlichen Iris risikobehaftet. In der Nachsorge treten immer wieder schwerwiegende Folgen wie Hornhautschäden oder Ödeme auf. Daher sollte der Einsatz gründlich abgewogen werden und nicht rein aus kosmetischem Interesse (zur Änderung der Augenfarbe) durchgeführt werden. Es besteht außerdem die Möglichkeit auf konservative Methoden wie z.B. Kontaktlinsen oder temporäre Irisprothesen zurückzugreifen.
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