Tränendrüse (Glandula lacrimalis)
Die im lateralen oberen Augenwinkel liegende Tränendrüse (Glandula lacrimalis) ist Teil des Tränenapparats (Apparatus lacrimalis).
Sie produziert den wässrigen Anteil der Tränenflüssigkeit (Lacrimae), die das Auge vor Infektionen und dem Austrocknen schützt.
Es handelt sich um eine seröse Drüse mit tubuloalveolären Endstücken, die etwa 8-12 Ausführungsgänge besitzt.
Dieser Artikel beschreibt die Anatomie, Histologie und Funktion der Tränendrüse.
Lage | In der Fossa glandulae lacrimalis des Os frontale |
Unterteilung | Pars palpebralis und Pars orbitalis, unterteilt durch die Sehne des M. levator palpebrae superioris |
Blutversorgung |
A. lacrimalis V. lacrimalis |
Innervation |
Sensibel: N. lacrimalis aus dem N. ophthalmicus Parasympathisch: N. intermedius (N. facialis) Sympathisch: Halssympathikus |
Funktion | Produktion der serösen Tränenflüssigkeit |
Aufbau
Die annähernd mandelförmige Tränendrüse besteht aus einzelnen Drüsenläppchen, die durch Bindegewebssepten voneinander getrennt sind. Die Sehne des M. levator palpebrae superioris teilt die Drüse in eine Pars palpebralis und eine Pars orbitalis. Dabei macht die oberhalb der Sehne gelegene Pars orbitalis etwa zwei Drittel der Gesamtgröße der Drüse aus. Eine Parenchymbrücke verbindet beide Teile miteinander.
Lage
Die Tränendrüse liegt in der seitlichen Orbitawand in der Fossa glandulae lacrimalis (Tränendrüsengrube), einer Vertiefung des Os frontale. Sie liegt dort dem Augapfel kraniolateral auf. Normalerweise ist sie weder tast- noch sichtbar. Beim Ektropionieren (Umstülpen) des Oberlids wird jedoch die Pars palpebralis sichtbar.
Versorgung
Aus der A. ophthalmica kommend versorgt die A. lacrimalis die Tränendrüse mit arteriellem Blut.
Sie begleitet den N. lacrimalis entlang des Oberrands des M. rectus lateralis und zieht von dort zur Drüse. Der venöse Abfluss erfolgt dann durch die gleichnamige V. lacrimalis in die V. ophthalmica superior und schließlich in den Sinus cavernosus.
Die Lymphe fließt über die Nll. preauriculares und die Nll. parotidei profundi in die tiefen Halslymphknoten (Nll. cervicales profundi).
Innervation
Über den N. lacrimalis aus dem N. ophthalmicus wird die Tränendrüse sensibel innerviert. Die sekretorische parasympathische Innervation erfolgt ausgehend vom Ncl. salivatorius superior über den N. intermedius. Dieser gibt während seines Verlaufs durch das Felsenbein den N. petrosus major ab, welcher im Ganglion pterygopalatinum verschaltet wird.
Über den N. zygomaticus und den R. communicans cum nervo zygomatici gelangen die parasympathischen Fasern schließlich zum N. lacrimalis und damit zur Tränendrüse. Sympathische Fasern aus dem Halssympathikus gelangen über periarterielle Nervengeflechte mit der A. lacrimalis zur Tränendrüse.
Histologie
Als eine rein seröse, verzweigte tubuloalveoläre Drüse ähnelt der Aufbau der Tränendrüse dem der Parotis. Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal gegenüber anderen serösen Drüsen stellt jedoch das Fehlen von Schalt- und Streifenstücken sowie das weite Lumen der Endstücke dar. Im interstitiellen Bindegewebe finden sich Lymphozyten und Plasmazellen sowie in höherem Alter auch vermehrt Fettzellen. Zwischen Drüsenepithel und Basalmembran kommen Myoepithelzellen vor, die durch ihre Kontraktion den Sekretionsvorgang unterstützen.
Das Sekret der Tränendrüse mündet in Drüsentubuli, welche wiederum in größere intralobuläre Ausführungsgänge (Ductuli excretorii) enden. Etwa 8-12 Ausführgänge leiten die Tränenflüssigkeit dann in die Fornix conjunctivae (Bindehautgewölbe).
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Embryologie
Die Tränendrüse ist ein ektodermales Gebilde. Die Entwicklung beginnt mit der Kondensation und Verdickung des Mesenchyms um die Fornix conjunctivae superior (obere Umschlagfalte). Zwischen der 9. und 16. Fetalwoche entwickelt sich die Drüse aus soliden, vom Konjunktivalsack ausgehenden Epithelaussprossungen des Oberflächenektoderms oben seitlich am Auge. Diese Aussprossungen werden bald in tubuläre Schläuche umgewandelt. Die Teilung der Drüse durch den M. levator palpebrae superioris wird in der 10. Fetalwoche vollzogen.
Funktion
Die Konjunktiva und Kornea des Auges werden von einem dreischichtigen Tränenfilm bedeckt. Er gleicht Unebenheiten der Kornea aus und verhindert deren Austrocknung. Die mittlere wässrige Schicht wird von der Tränendrüse und kleineren akzessorischen Tränendrüsen (Krause- und Wolfring-Drüsen) produziert. Die tägliche Produktion entspricht etwa 500 ml Tränenflüssigkeit; während des Schlafes pausiert die Sekretion. Fünf- bis zehnmal pro Minute erfolgt ein unwillkürlicher Lidschlag, der ähnlich einem Scheibenwischer die Tränenflüssigkeit gleichmäßig auf der Kornea verteilt und sie so regelmäßig befeuchtet. Äußere Reize wie Fremdkörper, Licht und Staub, ebenso wie psychische, extra- und intraokuläre Reize hingegen stimulieren die Tränendrüse.
Die Tränenflüssigkeit ist eine isotone Salzlösung und enthält N+, K+, Cl- und Bicarbonat-Ionen, sowie Proteine, die eine antibakterielle Wirkung aufweisen. Dazu gehören Lysozym, Lactoferrin, α- und β-Defensine. Weitere Bestandteile sind Immunglobulin A, das von subepithelialen Plasmazellen produziert und per Transzytose in den Tränenfilm geschleust wird, und der Epidermal Growth Factor (EGF), welches die Heilung kleiner Wunden fördert.
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Klinik
Eine seltene hochentzündliche Erkrankung ist die Dacryoadenitis acuta (akute Tränendrüsenentzündung). Die Tränendrüse ist hierbei meist einseitig betroffen und äußerst druckschmerzhaft. Typischerweise ist das Oberlid der betroffenen Seite paragraphenförmig geschwollen und hängt herab (Ptosis). Die Ursache sind meist Pneumokokken oder Staphylokokken, seltener Streptokokken. Auch ein Zusammenhang mit Infektionskrankheiten wie Influenza, Masern, Mumps oder Scharlach möglich.
Als Differenzialdiagnosen kommen das Hordeolum internum (Gerstenkorn), ein Lidabszess oder eine Orbitaphlegmone in Betracht. Die Entzündung verläuft meist schnell und heilt spontan innerhalb von 8-10 Tagen ab. Bei bakteriellen Ursachen wird eine systemische oder lokale Antibiose empfohlen. Bei nicht vollständiger Ausheilung kann die akute Tränendrüsenentzündung in eine chronische Form (Dacryoadenitis chronica) übergehen. Sind beide Tränen- und Ohrspeicheldrüsen chronisch entzündet, spricht man von einem Mikulicz-Syndrom.
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