Leber und Gallenblase
Die Leber (Hepar) und die Gallenblase (Vesica biliaris) sind zwei unpaare Organe, die mit dem Gastrointestinal-Trakt verbunden sind. Beide haben ganz unterschiedliche Funktionen. So tragen sie unter anderem zur erfolgreichen Verdauung von bestimmten Nährstoffen bei und erhalten stets ein gewisses Gleichgewicht verschiedener Körperstoffe aufrecht.
Die Leber besteht aus mehreren Leberlappen. Sie erhält ihre Blutversorgung hauptsächlich aus der Vena portae hepatis. Die Leber entgiftet den Körper. Also pass auf sie auf! Auf der Party nach bestandenem Examen wird sie dein bester Freund sein!
Die Gallenblase liegt unterhalb der Leber. Sie ist ein Speicherorgan für die Gallenflüssigkeit aus der Leber. Bei Bedarf kann sie diese Gallenflüssigkeit ins Duodenum abgeben.
In diesem Artikel erfährst du mehr über die Anatomie, die Anteile und die Funktionen der Leber und Gallenblase.
Lage |
Leber: Regio hypochondriaca und Regio epigastrica Gallenblase: rechter Oberbauch |
Anteile |
Leber: Facies diaphragmatica, Facies visceralis, Lobus hepatis dexter, Lobus hepatis sinister, Lobus caudatus hepatis, Lobus quadratus, Lebersegmente Gallenblase: Fundus vesicae biliaris, Corpus vesicae biliaris, Collum vesicae biliaris, extrahepatische Gallengänge |
Blutversorgung |
Leber: Arteria hepatica propria, Vena portae hepatis, Venae hepaticae Gallenblase: Arteria cystica, Arteria hepatica dextra, Arteria pancreaticoduodenalis posterior superior, Arteria gastroduodenalis, Vena cystica |
Innervation |
Sympathische Innervation: Plexus coeliacus und Plexus mesentericus superior Parasympathische Innervation: Nervus vagus |
Klinik | Ikterus |
Leber
Lage
Die Leber ist ein intraperitoneales Organ. Sie liegt unterhalb des Diaphragmas und wird von der 7. bis zur 11. Rippe bedeckt. Die Leber nimmt also einen relativ großen Raum im Abdomen ein. Sie erstreckt sich gleich über drei Abdominalregionen: die Regio hypochondriaca dextra, die Regio epigastrica und die Regio hypochondriaca sinistra.
Superior | Diaphragma |
Anterior | 7.-11. Rippe, vordere Bauchwand |
Posteroinferior | Ösophagus, rechte Niere, rechte Nebenniere, rechte Kolonflexur, Omentum minus, Duodenum, Gallenblase, Magen |
Bänder der Leber
Einige peritoneale Bänder halten die Leber in Position: das Ligamentum teres hepatis, Ligamentum falciforme hepatis, Ligamentum coronarium hepatis, Ligamentum triangulare und das Omentum minus.
Das Omentum minus umfasst das Ligamentum hepatogastricum und das Ligamentum hepatoduodenale. Es verbindet die Leber mit der kleinen Kurvatur des Magens und mit dem Duodenum. Das Ligamentum hepatoduodenale ist insofern von großer Bedeutung, weil es die portale Trias in sich trägt. Zur portalen Trias gehört der Ductus choledochus, die Arteria hepatica propria und die Vena portae hepatis.
Das Peritoneum bildet um die Leber herum Peritonealtaschen:
- den Recessus subphrenicus, der zwischen Facies diaphragmatica der Leber und Diaphragma liegt.
- den Recessus subhepaticus, der direkt unterhalb der Leber liegt. Er befindet sich zwischen Leber und rechter Niere und wird auch Recessus hepatorenalis (oder Morison-Pouch) genannt.
Mit den folgenden Materialien wirst du die Lokalisation und die Lageverhältnisse der Leber um einiges besser verstehen.
Anatomie
Die Leber hat zwei Oberflächen: die Facies diaphragmatica und die Fascia visceralis. Auf diesen Oberflächen befinden sich einige Fissuren, die zusammen mit den Bändern die Leber in vier Lappen unterteilen:
- Lobus hepatis sinister und Lobus hepatis dexter, durch das Ligamentum falciforme hepatis getrennt.
- Lobus caudatus und Lobus quadratus, begrenzt durch die Fissuren der Facies visceralis.
Die Leber kann außerdem funktionell in acht Segmente unterteilt werden. Jedes dieser Segmente hat eine eigene Blutversorgung durch Äste der Vena porta hepatis und einen eigenen Gallenabfluss.
Mikroskopisch wird das Leberparenchym in Portalläppchen, Leberazini und Zentralvenenläppchen unterteilt. Zu einem Zentralvenenläppchen gehören immer eine Reihe von Hepatozyten, die um eine zentrale Vene herum angeordnet sind. Zwei Zentralvenenläppchen bilden einen Leberazinus und drei Zentralvenenläppchen ein Portalläppchen. Dazu gehören auch die Sinusoide.
Die Facies diaphragmatica wird fast vollständig vom Peritoneum viscerale bedeckt. Nur an einer Stelle an der Hinterseite nicht. Dort liegt die Leber direkt dem Zwerchfell auf. Diese Stelle wird als “nackte Fläche” oder Area nuda bezeichnet. An dieser Stelle befindet sich auch die Fossa venae cavae, eine Einkerbung in der Leber, die von der Vena cava inferior hervorgerufen wird. Die Vena cava inferior zieht an dieser Stelle Richtung Thorax und Herz.
Die Facies visceralis der Leber wird ebenfalls nur beinahe vollständig vom Peritoneum viscerale bedeckt. Lediglich die Fossa vesicae biliaris und die Porta hepatis sind frei von Peritoneum. Auf der Facies visceralis befinden sich außerdem drei Fissuren, die wie der Buchstabe “H” angeordnet sind:
- Fissura sagittalis sinistra und Fissura sagittalis dextra
- Fossa transversa hepatis (Porta hepatis)
Die Facies visceralis hat einige Vertiefungen, die durch den engen Kontakt zu den benachbarten Organen entstehen. Dazu zählen die Impressio gastrica, die Impressio oesophagea, die Impressio suprarenalis, die Impressio renalis, die Impressio colica, die Impressio duodenalis und die Fossa vesicae biliaris.
Das sind ganz schön viele anatomische Besonderheiten in nur einem Organ, nicht wahr? Und dabei haben wir noch gar nicht über die sonderbare Anordnung der Lebersegmente gesprochen. Mit unserem ergänzenden Material kannst du jegliche Verwirrungen ein für alle mal aus dem Weg räumen.
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Funktion
Die Leber hat metabolische, exokrine und endokrine Funktionen. Sie synthetisiert Plasmaproteine, die den osmotischen Druck im Gefäßsystem aufrecht erhalten, Nährstoffe transportieren und die Blutgerinnung überhaupt erst ermöglichen. Außerdem speichert die Leber Vitamin A, D und K, Eisen und Glykogen. Bei Bedarf kann sie jeden dieser Nährstoffe sofort wieder freisetzen.
Darüber hinaus produziert die Leber Hormone und Hormonvorstufen und hat damit erheblichen endokrinen Einfluss auf den Organismus. Schlussendlich wird auch die Galle in der Leber produziert, um dann für den weiteren Bedarf erst einmal in der Gallenblase gespeichert zu werden.
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Gallenblase
Anatomie
Die Gallenblase ist ein kleines intraperitoneales Hohlorgan. Sie befindet sich an der Facies visceralis der Leber zwischen dem Lobus hepatis dexter und dem Lobus quadratus. Direkt hinter der Gallenblase befindet sich die Pars superior des Duodenums, die rechte Kolonflexur und das proximale Colon transversum.
Die Gallenblase besteht aus drei anatomischen Abschnitten. So, wie die Gallenblase im Bauchsitus liegt, sind es von lateral nach medial die Folgenden:
- Der Fundus vesicae biliaris (Gallenblasengrund), der nach vorne unten (inferoanterior) zeigt. Seine Projektion auf die vordere Bauchwand ist ungefähr die Stelle, an der die rechte 9. Rippe auf den Außenrand des Musculus rectus abdominis trifft.
- Der Corpus vesicae biliaris (Gallenblasenkörper), der in der Fossa vesicae biliaris eingebettet ist.
- Das Collum vesicae biliaris (Gallenblasenhals) mit spiralförmigen Schleimhautfalten.
Ductus choledochus
Die Galle fließt von der Leber über die Gallenwege in die Gallenblase und weiter ins Duodenum. In der Leber wird die Galle von den Hepatozyten produziert und in die intrahepatischen Gallenwege sezerniert. Mehrere Gallenwege schließen sich zusammen und bilden schlussendlich die großen intrahepatischen Lebergänge, den rechten und den linken Ductus hepaticus. Die Ductus hepatici wiederum vereinigen sich im lateralen Teil der Porta hepatis zum extrahepatischen Ductus hepaticus communis.
Der Gallenblasenhals verjüngt sich nach kranial hin und wird zum kurzen Ductus cysticus, dem Gallenblasengang. Dieser wiederum bildet gemeinsam mit dem Ductus hepaticus communis den Ductus choledochus. Der Ductus cysticus, der Ductus hepaticus communis und ein Teil des unteren Leberrands bilden das Calot-Dreick.
Der Ductus choledochus schließt sich mit dem Ductus pancreaticus zusammen und bildet die Vater-Ampulle (Ampulla hepatopancreatica), die sich ins Lumen des Duodenums öffnet. Die Öffnungsstelle der Vater-Ampulle vom Darmlumen aus gesehen liegt an einer Schleimhautfalte, die man Papilla duodeni major nennt. Der Fluss der Galle und des Pankreassaftes wird durch den Musculus sphincter Oddi reguliert.
Für mehr Informationen über die Lokalisation, die Lagebeziehungen und den anatomischen Aufbau der Gallenblase widme dich doch einmal der unten aufgeführten Lerneinheit:
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Funktion
Die Hauptfunktion der Gallenblase ist die Speicherung und Konzentrierung der Gallenflüssigkeit (Galle). Die Galle wird von dort bei Bedarf über den Ductus choledochus ins Duodenum sezerniert.
Ob gerade Bedarf für eine solche Sekretion ist, hängt damit zusammen, wieviel Fette und Proteine in der aufgenommenen Nahrung vorhanden sind. Ist die Nahrung reich an Fett und Proteinen, dann wird Cholezystokinin freigesetzt. Dieses Peptidhormon Cholezystokinin bewirkt eine Kontraktion des Gallenblasenkörpers und eine Relaxation des Gallenblasenhalses.
Der Druck in den Gallenwegen steigt und die Gallenflüssigkeit fließt gerichtet in Richtung Duodenum. Letztendlich relaxiert das Cholezystokinin auch den Musculus sphincter Oddi, sodass die Galle ungehindert aus den extrahepatischen Gallenwegen direkt ins Duodenum fließen kann.
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Blutversorgung
Leber
Ein spezieller Aspekt zur Anatomie der Leber ist ihre duale Blutversorgung. Die Vena portae hepatis (Pfortader) befördert ungefähr 75-80% des zur Leber fließenden Blutes. Das Blut aus der Pfortader kommt direkt aus dem Gastrointestinaltrakt und ist voller Nährstoffe, die in der Leber weiter verarbeitet werden.
Die Vena portae hepatis entsteht aus der Vereinigung der Vena splenica (Vena lienalis) und der Vena mesenterica superior. Sie verläuft dann im Ligamentum hepatoduodenale zur Porta hepatis und wird ein Teil der portalen Trias.
Der Rest der Blutversorgung der Leber geschieht über die Arteria hepatica propria, die aus der Arteria hepatica communis - einem Ast des Truncus coeliacus - kommt. Sobald die Arteria hepatica propria auf die Leber trifft, teilt sie sich in linke und rechte Äste, die dann jeweils ein Lebersegment arteriell versorgen.
Die Venae hepaticae (dextra, intermedia, sinistra) sind für die venöse Drainage der Leber verantwortlich. Sie münden schließlich direkt in die Vena cava inferior.
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Gallenblase
Die Gallenblase und der Ductus cysticus werden von der Arteria cystica versorgt. Die Arteria cystica geht aus der Arteria hepatica dextra hervor.
Der Ductus choledochus wird gleich von vier großen Arterien versorgt: von der Arteria cystica, der Arteria hepatica dextra, der Arteria pancreaticoduodenalis superior und von der Arteria gastroduodenalis. Die arterielle Versorgung des Ductus choledochus ist nach seinen Abschnitten aufgeteilt: einem proximalen, einem mittleren und einem retroduodenalen Abschnitt.
Der venöse Abfluss der Gallenblase und des Ductus cysticus geschieht über die Vena cystica, die wiederum in eine der drei Venae hepaticae mündet. Der Ductus choledochus wird von den Venae pancreaticoduodenales superiores drainiert. Diese fließen ihrerseits dann in das Pfortadersystem.
Innervation
Leber
Das Leberparenchym wird über den Plexus hepaticus vegetativ innerviert. Die parasympathischen Fasern kommen aus dem Nervus vagus (HN X), während die sympathischen Fasern vom Plexus coeliacus in den Plexus hepaticus einstrahlen. Die Leberkapsel wird von Ästen der unteren Nervi intercostales sensibel innerviert.
Gallenblase
Über den Plexus hepaticus werden außerdem auch die Gallenblase und die extrahepatischen Gallenwege vegetativ innerviert. Die parasympathischen Anteile hierfür entspringen ebenfalls aus dem Nervus vagus. Sie bewirken eine Kontraktion der Gallenblase und dadurch einen gerichteten Fluss der Galle in Richtung Duodenum.
Die sympathischen Anteile der vegetativen Innervation für Gallenblase und Gallenwege stammen aus dem Plexus coeliacus. Sie hemmen die Kontraktion der Gallenblase und vermitteln außerdem die Schmerzwahrnehmung bei Läsionen oder Entzündungen der Gallenblase.
Klinik
Als Ikterus (auf Deutsch: Gelbsucht) bezeichnet man eine Gelbfärbung der Skleren, der Haut und der Schleimhäute aufgrund von Bilirubinablagerungen (Hyperbilirubinämie). Das Bilirubin ist ein Abbauprodukt des Hämoglobins aus den Erythrozyten. Es wird in der Leber metabolisiert und über die Gallenblase als Teil der Galle ausgeschieden. Kommt es nun zu einem massiven Anfall von Hämoglobin (z.B. durch Hämolyse), zu Leberschädigungen oder zu einer Gallengangsobstruktion, dann bleibt ein Ikterus meist nicht aus.
Erkrankungen, bei denen ein Ikterus fast regelhaft vorkommt, sind beispielsweise der Morbus Gilbert-Meulengracht, die Hepatitis, die Leberzirrhose oder das Hepatozelluläre Karzinom.
Ein Ikterus wird klinisch erst sichtbar, wenn das Bilirubin im Serum über 2 mg/dl ansteigt. Neben der Gelbfärbung der Haut können Schmerzen im rechten Oberbauch, Fieber, Appetitlosigkeit, ein unspezifisches Krankheitsgefühl, entfärbte Stühle oder dunkler Urin auftreten.
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