Video: Autochthone Rückenmuskulatur: Medialer Trakt
Du siehst gerade eine Vorschau. Werde Premium-Mitglied, um das ganze Video zu sehen: Die autochthone Rückenmuskulatur (Musculus erector spinae) besteht aus einem medialen und lateralen Trakt. Erfahre alles zur Anatomie des medialen Trakts mit diesem Video von Kenhub!
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Transkript
Hallo alle zusammen, hier ist Astrid von Kenhub. Willkommen zu einem neuen Tutorial. Heute soll sich alles um die autochthone Rückenmuskulatur drehen. Im Fokus steht dabei der mediale Trakt.
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Mehr lesenHallo alle zusammen, hier ist Astrid von Kenhub. Willkommen zu einem neuen Tutorial. Heute soll sich alles um die autochthone Rückenmuskulatur drehen. Im Fokus steht dabei der mediale Trakt.
„Autochthon“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie „ortsständig“ oder „aus dem Land selbst“. Diesen Beinamen trägt diese tiefe Rückenmuskulatur aufgrund ihrer Entwicklungsgeschichte. Im ersten Entwicklungsmonat bilden sich die Anlagen dieser Muskeln nämlich vor Ort entlang der späteren Wirbelsäule.
Später in der fetalen Entwicklung wandern Muskeln aus anderen Regionen zum Rücken, v.a. aus den oberen Extremitäten. Zur Abgrenzung von den autochthonen Rückenmuskeln bezeichnet man diese als sekundäre Rückenmuskeln.
Die autochthone Rückenmuskulatur lässt sich in zwei Gruppen unterteilen: einen oberflächlichen lateralen Trakt und einen tiefen medialen Trakt.
Vielleicht hört ihr in dem Zusammenhang auch einmal den Begriff „Musculus erector spinae“. Dies bedeutet wörtlich übersetzt: „der Muskel, der die Wirbelsäule aufrichtet“. Unter dem Musculus erector spinae werden manchmal alle autochthonen Rückenmuskeln zusammengefasst, manchmal auch nur die Muskeln, die der Streckung dienen. Da dieser alter Begriff zu ungenau ist, wird er heutzutage kaum noch verwendet.
Alle autochthonen Rückenmuskeln haben gemeinsam, dass sie über die Rami dorsales der Spinalnerven innerviert werden. Dies unterscheidet sie von allen anderen sekundären Rückenmuskeln, die von den Rami ventrales versorgt werden.
In diesem Querschnittsbild vom Rücken seht ihr, wie sich der Ramus dorsalis vom Spinalnerven abspaltet und sich in zwei Äste aufspaltet. Der mediale Ast ist für den medialen Trakt und der laterale für den lateralen Trakt der autochthonen Rückenmuskeln zuständig. Anschließend zieht der mediale Ast noch weiter bis zur Rückenhaut, wie ihr hier seht, die er sensibel versorgt.
Die Muskeln des medialen Trakts werden aufgrund ihres Verlaufs in zwei unterschiedliche Gruppen eingeteilt: Es gibt einmal das spinale System, welches zwischen den Processus spinosi der verschiedenen Wirbel verläuft. Zu diesem gehören die Musculi interspinales und spinales. Die Muskeln des transversospinalen Systems verlaufen dagegen zwischen den Processus transversi und spinosi. Zu ihnen zählen die Mm. rotatores, der M. multifidus sowie die Mm. semispinales.
Beginnen wir jetzt mit der ersten Muskelgruppe des spinalen Systems. In der Abbildung seht ihr die Mm. interspinales, die sich über die gesamte Länge der Wirbelsäule erstrecken. Je nach Lokalisation werden die Interspinales in drei Gruppen unterteilt: die Mm. interspinales cervicis, die Mm. interspinales thoracis und die Mm. interspinales lumborum. Die Interspinales thoracis sind meistens nur schwach ausgeprägt, weswegen sie in einigen Anatomiebüchern gar nicht erwähnt werden.
Zusammen dienen die Interspinalmuskeln der Streckung der Hals- und Lendenwirbelsäule, auch Dorsalextension genannt.
Kommen wir jetzt zu den einzelnen Abschnitten: Hier seht ihr den ersten, die Mm. interspinales cervicis. Wie der Name bereits erahnen lässt, verlaufen sie entlang der Halswirbelsäule. Etwas genauer: Sie erstrecken sich zwischen den Processus spinosi oder auch Dornfortsätzen des 2. bis 7. Halswirbels.
Die Interspinales thoracis verlaufen dann zwischen den Processus spinosi der Brustwirbel. Wie bereits erwähnt sind diese Muskeln meist nur schwach entwickelt und nicht immer zwischen allen Brustwirbeln zu finden.
Der am weitesten kaudal liegende Anteil der Interspinalmuskeln sind die Mm. interspinales lumborum. Diese erstrecken sich zwischen den Processus spinosi aller Lendenwirbel.
Fast parallel zu den Interspinalmuskeln laufen die Spinalmuskeln oder Musculi spinales. Seine Anteile sind einmal der M. spinalis cervicis im Halswirbelbereich und der M. spinalis thoracis im Brustwirbelbereich.
Da dieser Muskel beidseits der Wirbelsäule verläuft, ist sowohl eine einseitige als auch eine beidseitige Kontraktion möglich. Bei einer beidseitigen, also bilateralen Kontraktion, kommt es zu einer Dorsalextension der Hals- und der Brustwirbelsäule. Kontrahiert der Muskel nur auf einer Seite, also unilateral, neigen sich Hals- und Brustwirbelsäule in Richtung des kontrahierten Muskels, also auf die ipsilaterale Seite.
Der zervikale Abschnitt des M. spinalis ist ein recht inkonstanter Muskel. Sein Verlauf ist hier daher nur exemplarisch dargestellt. Er entspringt an den Processus spinosi in etwa dem Bereich des 5. Hals- bis 2. Brustwirbels. Darüber hinaus sind die Ursprungsfasern auch mit dem Lig. nuchae verbunden, dem Nackenband.
Seine Fasern verlaufen dann nach kranial und setzen lateral an den Processus spinosi des 2. bis 4. Halswirbels an. Im Gegensatz zu den Interspinalmuskeln setzt er also nicht direkt am Nachbarn an, sondern überspringt mehrere Wirbel.
Noch deutlicher seht ihr das beim M. spinalis thoracis. Der thorakale Abschnitt des Spinalmuskels hat seine Ursprünge an den Processus spinosi der letzten beiden Brustwirbel und der ersten drei Lendenwirbel. Von dort zieht er nach kranial und setzt dann an den Dornfortsätzen des 8. bis 2. Brustwirbels an.
Machen wir weiter mit den Muskeln des transversospinalen Systems. Die ersten, die ich euch davon vorstellen möchte, sind die Mm. rotatores. Diese können, je nachdem wieviele Wirbel sie überspringen, in Rotatores longi und breves unterteilt werden. In einigen Lehrbüchern findet ihr auch eine Gliederung nach Lokalisation. Dort wird zwischen einer lumbalen, thorakalen und zervikalen Gruppe unterschieden. Allerdings sind die lumbalen und zervikalen Mm. rotatores kaum ausgeprägt, weshalb wir bei unserer Einteilung bleiben.
Wie die Interspinalmuskeln können auch die Rotatores ein- oder beidseitig kontrahieren. Bei einer beidseitigen Kontraktion kommt es zu einer Dorsalextension der Brustwirbelsäule. Kontrahiert nur eine Seite, dreht sich die Brustwirbelsäule zur kontralateralen Seite. Daher auch der Name „Musculi rotatores“, die Drehmuskeln.
In dieser Abbildung seht ihr die kurzen Drehmuskeln, die Rotatores breves. Diese entspringen den Querfortsätzen, den Processus transversi, der Brustwirbelkörper und setzen am nächsthöheren Processus spinosus an.
Die langen Drehmuskeln, die Rotatores longi, entspringen ebenfalls am Processus transversus. Sie überspringen allerdings einen Wirbelkörper und setzen am übernächsten Processus spinosus der Brustwirbelkörper an.
Der nächste Muskel, den ich euch vorstellen möchte, ist der M. multifidus. Das heißt wörtlich übersetzt „der vielgespaltene Muskel“. Gemeint ist damit seine kompliziert zusammengesetzte Fiederung. Der Multifidus ist der längste der autochthonen Rückenmuskulatur und erstreckt sich über die gesamte Wirbelsäule bis zum Os sacrum. Seine Bezeichnung kann auch wieder in der Pluralform verwendet werden. Denn auch der M. multifidus besitzt mehrere Abschnitte: einen sakralen, lumbalen, thorakalen und zervikalen. In den Büchern wird er allerdings meistens in der Einzahl genannt, da die verschiedenen Abschnitte individuell unterschiedlich ausgeprägt sind. Manchmal können sie abschnittsweise sogar komplett fehlen.
Auf diesen Abbildungen erkennt ihr gleich die Funktion des Multifidus. Wie die anderen Muskeln, die ich euch bereits vorgestellt habe, führt seine beidseitige Kontraktion zu einer Dorsalextension. Diesmal in der gesamten Wirbelsäule. Kontrahiert der Multifidus nur auf einer Seite, neigt sich die Wirbelsäule zur ipsilateralen, rotiert aber gleichzeitig zur kontralateralen Seite.
Wie bereits erwähnt, zieht der Multifidus entlang der gesamten Wirbelsäule, genauer vom 2. Halswirbel bis zum Os sacrum. Er verläuft dabei zwischen den Processus transversi und spinosi nach kranial zum nächst höheren Processus spinosus. Im Lendenbereich ist der Multifidus meist am stärksten ausgebildet.
Kommen wir nun zur letzten Muskelgruppe des transversospinalen Systems. In dieser Abbildung seht ihr die Mm. semispinales, die Halbdornmuskeln. Sie heißen so, da sie lateral der Processus spinosi verlaufen. Je nach Region unterscheidet man den M. semispinalis capitis, cervicis und thoracis.
Auch seine Funktion lässt sich wieder in eine beidseitige und einseitige Kontraktion unterscheiden. Kontrahieren die Semispinales bilateral, kommt es zu einer Streckung der Brust- und Halswirbelsäule sowie des Kopfes. Bei einer unilateralen Kontraktion hingegen neigen sich diese Skelettanteile zur ipsilateralen und rotieren zur kontralateralen Seite.
Der am weitesten kranial gelegene Abschnitt, der M. semispinalis capitis, entspringt den Processus transversi des 3. Hals- bis 6. Brustwirbels. Er zieht dann bis zum Hinterkopf hinauf und setzt am Os occipitale zwischen der Linea nuchalis superior und der Linea nuchalis inferior an. Der zervikale Abschnitt der Semispinales entspringt an den Querfortsätzen der ersten 6 Brustwirbel und setzt an den Dornfortsätzen des 7. bis 2. Halswirbels an. Der letzte Teil der Semispinales, der M. semispinalis thoracis, hat seine Ursprünge ebenfalls an den Querfortsätzen – diesmal vom 6. bis zum 12. Brustwirbel. Seine Fasern ziehen dann zu den Dornfortsätzen des 4. Brust- bis zum 6. Halswirbel.
Nun sind wir bereits am Ende unseres Tutorials, lasst und das Gelernte noch einmal zusammenfassen.
Wie alle autochthonen Rückenmuskeln werden die Muskeln des medialen Trakts über die hinteren Äste der Spinalnerven innerviert, die Rami dorsales nervi spinales. Die Mm. interspinales und spinales gehören zum spinalen System – also den Muskeln, die zwischen den verschiedenen Processus spinosi der Wirbelkörper entlangziehen.
Die Mm. rotatores, der M. multifidus und die Mm. semispinales erstrecken sich dagegen zwischen den Processus transversi und spinosi der verschiedenen Wirbelkörper. Sie werden deshalb zum transversospinalen System gezählt.
Die Hauptfunktion des medialen Trakts ist die Stabilisierung und Stärkung des Rückens. Bei einer beidseitigen Kontraktion wird dieser gestreckt, es kommt also zu einer Dorsalextension. Bei einer einseitigen Kontraktion wird die Wirbelsäule seitwärts gebeugt und gedreht. Sie bewirkt also eine Lateralflexion und Rotation.