Video: Tiefe Muskeln des hinteren Rumpfs
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Ist diese Balletttänzerin nicht einfach wunderschön? Wir stellen uns beim Tanzen wahrscheinlich alle gerne vor, dass wir so aussehen wie eine Ballerina. In Wirklichkeit trifft das wohl meistens leider ...
Mehr lesenIst diese Balletttänzerin nicht einfach wunderschön? Wir stellen uns beim Tanzen wahrscheinlich alle gerne vor, dass wir so aussehen wie eine Ballerina. In Wirklichkeit trifft das wohl meistens leider nicht zu.
Aber - was nicht ist, kann ja noch werden. Was man auf jeden Fall braucht, um die Posen einer Balletttänzerin einnehmen zu können, sind - ihr denkt es euch wahrscheinlich schon - starke Rückenmuskeln, damit die Wirbelsäule beim Tanzen ausreichend gestützt werden kann. Auf diesem Bild hier seht ihr allerdings nur einen Teil der Muskulatur unseres Rückens.
Wir beschäftigen uns heute mit den Muskeln, die sich unter dieser obersten Muskellage verbergen, und zwar mit den tief liegenden Muskeln des Rückens.
Die Muskelschicht, die wir auf dem Rücken unserer Mitmenschen sehen können, ist nämlich nur die oberflächliche beziehungsweise extrinsische Rückenmuskulatur.
Dazu gehören alle Muskeln, die ihr während des Rückentrainings im Fitnessstudio hervortreten seht, aber unter dieser Schicht befindet sich eine weitere Gruppe von Muskeln, die als tiefe oder auch intrinsische Rückenmuskulatur bezeichnet wird.
Wie viele Dinge in der Anatomie können auch die tiefen Muskeln des Rückens in Gruppen sortiert werden, um das Lernen etwas zu erleichtern.
In allen Ländern dieser Welt gehen die verschiedenen Fakultäten und Universitäten aber unterschiedlich an diese Aufteilung heran.
Eine Möglichkeit, die intrinsische Rückenmuskulatur aufzuteilen, ist die Unterscheidung in zwei Tractus: einen Tractus medialis, der die Muskeln nahe der Wirbelsäule umfasst, und einen Tractus lateralis, der die weiter außen gelegenen Muskeln enthält.
Eine weitere Einteilungsmöglichkeit besteht darin, die Muskeln nach ihrer Anordnung in Schichten zu gruppieren. Dabei ergeben sich vier Schichten - eine oberflächliche, eine mittlere, eine tiefe und schließlich die tiefste Schicht.
Die Gruppierung der intrinsischen Rückenmuskulatur nach Tractus beziehungsweise Bahnen findet sich in einigen europäischen Lehrbüchern, während die Einteilung in Schichten vorwiegend in englischsprachigen Lehrbüchern vertreten ist.
In diesem Tutorial werden wir uns nach der Einteilung in Schichten orientieren.
Falls ihr die Muskeln aber doch lieber anhand der Tractus lernen wollt, ist das natürlich kein Problem: der Verlauf, die Innervation und die Funktion bleiben schließlich trotzdem gleich. Ihr könnt die Muskeln dann einfach in euren Notizen neu gruppieren, während wir die Muskeln durcharbeiten.
Dann legen wir mal los und beginnen mit der oberflächlichen Schicht der tiefen Rückenmuskulatur.
Die obere Muskelschicht besteht aus der spinotransversalen Muskelgruppe, die wiederum von den Musculi splenii gebildet wird. Die Musculi splenii setzen sich aus zwei Muskeln zusammen: dem Musculus splenius capitis und dem Musculus splenius cervicis. Schauen wir uns zuerst den Musculus splenius capitis an.
Der Musculus splenius capitis hat seinen Ursprung an den Dornfortsätzen der Wirbel C3 bis Th3 sowie am Ligamentum nuchae. Von dort verläuft er bis zum lateralen Teil der Linea nuchalis superior, die sich am Os occipitale befindet, und zum Processus mastoideus des Os temporale.
Innerviert wird er von den Seitenästen der Rami posteriores der Spinalnerven C1 bis C6.
Je nach dem, ob dieser Muskel auf beiden Seiten oder nur auf einer Seite angespannt wird, erfüllt er verschiedene Funktionen: Bei einer bilateralen Kontraktion werden die Halswirbelsäule und der Kopf gestreckt. Bei einer unilateralen Kontraktion wird der Kopf zur ipsilateralen Seite gebeugt und gedreht.
Der zweite Muskel ist der Musculus splenius cervicis. Dieser hat seinen Ursprung an den Dornfortsätzen des dritten bis sechsten Brustwirbels und setzt an den Querfortsätzen der Halswirbel C1 bis C3 an.
Wie schon der Musculus splenius capitis wird auch er von den Seitenästen der Rami posteriores der Spinalnerven C1 bis C6 innerviert.
Und auch hier führt eine beidseitige Kontraktion zur Streckung der Halswirbelsäule und des Kopfes, während eine einseitige Kontraktion eine Beugung und Drehung des Kopfes zur gleichen Seite bewirkt.
Das war es schon zur oberflächlichen Schicht der tiefen Rückenmuskeln. Kommen wir nun zur mittleren Muskelschicht.
Sie besteht aus einer großen Muskelgruppe, die zusammengefasst als Musculus erector spinae bezeichnet wird. Dieser wird in drei Muskeln unterteilt, die innerhalb dieses Muskels Stränge bilden. Der laterale Strang entspricht dem Musculus iliocostalis, der mittlere Strang entspricht dem Musculus longissimus und der mediale Strang dem Musculus spinalis.
Um die Sache noch etwas komplizierter zu machen, kann jeder dieser Muskeln weiter in kleinere Muskeln unterteilt werden. Diese Unterteilung richtet sich nach der Art der Wirbel, mit der die Muskeln verbunden sind, zum Beispiel Halswirbel, Brustwirbel und Lendenwirbel. Dazu kommen wir im Verlauf noch einmal genauer. Aber keine Sorge, wir kriegen das hin!
Beginnen wir mit dem seitlichen Strang des Musculus erector spinae. Wie eben schon erwähnt, besteht dieser aus dem Musculus iliocostalis. Dieser kann in drei Teile eingeteilt werden.
Der zervikale Teil des Muskels wird als Musculus iliocostalis cervicis bezeichnet. Er hat seinen Ursprung an den Rippenwinkeln der dritten bis sechsten Rippe und setzt an den Querfortsätzen des vierten bis sechsten Halswirbelkörpers an.
Der thorakale Teil des Muskels, der sogenannte Musculus iliocostalis thoracis, hat seinen Ursprung an den Rippenwinkeln der siebten bis zwölften Rippe und seinen Ansatz an den Rippenwinkeln der ersten bis sechsten Rippe.
Der lumbale Teil dieses Muskels ist als Musculus iliocostalis lumborum bekannt. Er entspringt an der Crista lateralis des Os sacrum, am medialen Rand des hinteren Beckenkamms und an der Fascia thoracolumbalis. Von dort verläuft er bis zum Rippenwinkel der sechsten bis zwölften Rippe, zur tiefen Schicht der Fascia thoracolumbalis und zu den Processus transversi der Wirbel L1 bis L4.
Obwohl dieser Muskel aufgrund seiner Ursprünge und Ansätze in drei Teile unterteilt werden kann, wird der gesamte Muskel von den lateralen Ästen der Rami posteriores der Spinalnerven C8 bis L1 innerviert.
Während die bilaterale Kontraktion des Musculus iliocostalis zur Streckung der Wirbelsäule führt, bewirkt die unilaterale Kontraktion eine Beugung der Wirbelsäule zur gleichen, also ipsilateralen Seite.
Ein weiterer Teilmuskel des Musculus erector spinae ist der Musculus longissimus. Dieser befindet sich medial des Musculus iliocostalis und bildet den mittleren Strang. Wie der Musculus iliocostalis besteht auch der Musculus longissimus aus drei Teilen.
Der oberste Teil des Muskels - der Musculus longissimus capitis - hat seinen Ursprung an den Querfortsätzen der Wirbel C4 bis Th5. Von dort verläuft er nach kranial bis zum Processus mastoideus.
Im Bereich des Halses befindet sich der Musculus longissimus cervicis. Er entspringt an den Querfortsätzen des ersten bis sechsten Brustwirbels und setzt kranial an den Querfortsätzen des zweiten bis sechsten Halswirbels an.
Der unterste, thorakale, Muskelanteil wird als Musculus longissimus thoracis bezeichnet. Dieser entspringt am medialen Rand des hinteren Beckenkamms, an der Crista lateralis des Kreuzbeins und an den Dorn- und Querfortsätzen der Wirbel L1 bis L5. Sein Ansatz befindet sich an den Querfortsätzen der Wirbel Th1 bis Th12 und den Rippenwinkeln der fünften bis zwölften Rippe.
Der Musculus longissimus wird von den lateralen Ästen der Rami posteriores der Spinalnerven C1 bis L5 innerviert.
Die bilaterale Kontraktion des gesamten Musculus longissimus streckt die Wirbelsäule, während die unilaterale Kontraktion die Wirbelsäule zur ipsilateralen Seite neigt. Der Musculus longissimus capitis streckt zusätzlich den Kopf und den Hals, wenn er beidseitig angespannt wird. Eine einseitige Kontraktion dieses Muskelanteils bewirkt eine Beugung und Drehung des Kopfes zur ipsilateralen Seite.
Der letzte Muskelanteil des Musculus erector spinae ist der Musculus spinalis, der aus zwei Teilen besteht.
Der obere Teil dieses Muskels ist der Musculus spinalis cervicis und hat seinen Ursprung an den Dornfortsätzen der Wirbel C7 bis Th1 sowie am Ligamentum nuchae. Er verläuft nach kranial zu den Dornfortsätzen der Wirbel C2 bis C4. Im Allgemeinen ist dieser Teil des Musculus spinalis nicht stark ausgeprägt und in seinen Ansätzen recht variabel.
Der untere Muskelabschnitt wird als Musculus spinalis thoracis bezeichnet und entspringt an den Dornfortsätzen der Wirbel Th11 bis L2. Er endet kranial an den Dornfortsätzen des zweiten bis achten Brustwirbelkörpers.
Wie die anderen Teile des Musculus erector spinae wird der Musculus spinalis von den lateralen Ästen der Rami posteriores der Spinalnerven innerviert, die sich entlang des Muskels befinden.
Die bilaterale Kontraktion des Musculus spinalis streckt die Hals- und Brustwirbelsäule, während die unilaterale Kontraktion die Hals- und Brustwirbelsäule zur ipsilateralen Seite beugt.
Und damit kommen wir auch schon zur tiefen Muskelschicht.
Diese Schicht besteht aus der transversospinalen Gruppe, die sich aus drei Muskeln zusammensetzt: dem Musculus semispinalis, dem Musculus multifidus und den Musculi rotatores.
Beginnen wir mit dem Musculus semispinalis.
Dieser Muskel ist der oberflächlichste der transversospinalen Muskelgruppe und besteht, wie viele der bisherigen Rückenmuskeln, aus drei Teilen.
Im Bereich des Kopfes wird er als Musculus semispinalis capitis bezeichnet. Er entspringt an den Gelenkfortsätzen der Wirbel C4 bis C7 und den Querfortsätzen der Wirbel Th1 bis Th6. Sein Ansatz befindet sich im Bereich zwischen der kaudalen und kranialen Linea nuchae des Os occipitale.
Der zervikale Teil des Muskels wird als Musculus semispinalis cervicis bezeichnet. Er hat seinen Ursprung an den Querfortsätzen der Wirbel Th1 bis Th6 und setzt an den Dornfortsätzen der Wirbel C2 bis C5 an.
Thorakal befindet sich der Musculus semispinalis thoracis. Er entspringt an den Querfortsätzen der Wirbel Th6 bis Th12 und endet an den Dornfortsätzen der Wirbel C6 bis Th4.
Der Musculus semispinalis capitis wird von Ästen des Nervus spinalis C3 innerviert sowie von den absteigenden Ästen des Nervus occipitalis major, ein Ast des Ramus posterior des Nervus spinalis C2.
Im Hals- und Brustbereich wird der Musculus semispinalis dagegen von den medialen Ästen der Rami posteriores der Spinalnerven innerviert.
Der Musculus semispinalis ermöglicht mehrere Bewegungen im Bereich von Kopf, Hals- und Brustwirbelsäule. Eine bilaterale Kontraktion bewirkt eine Extension in diesem Bereich, während eine unilaterale Kontraktion eine Seitneigung nach ipsilateral und eine Rotation zur kontralateralen Seite zur Folge hat.
Der nächste Muskel aus der transversospinalen Gruppe ist der Musculus multifidus, der aus dreieckigen Muskelbündeln besteht. Wie ihr auf diesem Bild sehen könnt, verlaufen die einzelnen Muskelbündel nach kranial und medial zu den Dornfortsätzen der jeweils höheren Wirbel. Dabei lassen sich auch bei diesem Muskel drei Anteile unterscheiden: der Musculus multifidus cervicis, der an den oberen Gelenkfortsätzen der Halswirbel entspringt; der Musculus multifidus thoracis, der am Querfortsatz der Brustwirbel oder an den Dornfortsätzen des zweiten bis fünften Lendenwirbels entspringt; und der Musculus multifidus lumborum, der am dorsalen Teil des Os sacrum, an der Spina iliaca posterior superior und am Ligamentum sacroiliacum entspringt. Der Musculus multifidus lumborum ist der dickste Teil des Musculus multifidus.
Insgesamt entspringt der Musculus multifidus also an den Wirbelkörpern C2 bis L5 und setzt an den Dornfortsätzen des zweiten bis vierten Wirbels oberhalb des Ursprungswirbels an.
Der Musculus multifidus wird von den medialen Ästen der Rami posteriores der Spinalnerven innerviert.
Wie auch bei den vorherigen Muskeln führt eine beidseitige Kontraktion zur Streckung der Wirbelsäule, während eine einseitige Kontraktion zur Lateralflexion nach ipsilateral sowie zur Rotation der Wirbelsäule zur kontralateralen Seite führt.
Der letzte und tiefste Teil der transversospinalen Muskelgruppe beinhaltet die Musculi rotatores. Diese Muskeln sind im Bereich des Thorax am stärksten ausgeprägt. Sie entspringen dort jeweils am Querfortsatz eines Wirbels und setzen am Dornfortsatz des nächsten oder übernächsten kranial liegenden Wirbelkörpers an.
Man kann dabei zwei Muskelanteile unterscheiden: die Musculi rotatores breves, die an den Querfortsätzen der Brustwirbel Th2 bis Th12 entspringen und an den Laminae der Dornfortsätze der Wirbel eine Ebene über ihrem Ursprung ansetzen und die Musculi rotatores longi, die an den Querfortsätzen der Brustwirbel entspringen und an den Laminae der Dornfortsätze der Wirbelkörper zwei Ebenen über ihrem Ursprung ansetzen.
Wie der Musculus multifidus werden auch die Musculi rotatores von den medialen Ästen der Rami posteriores der Spinalnerven innerviert.
Eine Funktion dieser Muskelgruppe besteht in der Streckung der Brustwirbelsäule durch bilaterale Kontraktion. Wie der Name schon verrät, besteht die zweite Funktion der Musculi rotatores in der Rotation der Brustwirbelsäule, und zwar zur kontralateralen Seite.
Damit sind wir auch schon bei der letzten und gleichzeitig tiefsten Schicht unserer Rückenmuskulatur angekommen.
Zu den Muskeln dieser Schicht gehören die Musculi interspinales, die Musculi intertransversarii und die Musculi levatores costarum.
Beginnen wir mit den Zwischendornmuskeln. Wie ihr in der Abbildung schon sehen könnt, handelt es sich bei den Musculi interspinales um relativ kleine Muskeln. Ihren Namen tragen sie aufgrund ihres Verlaufs, denn sie verbinden die Processi spinosi der einzelnen Wirbel miteinander. Auch hier lassen sich drei Teile unterscheiden.
Im Bereich des Halses befinden sich die Musculi interspinales cervicis, die an der kranialen Seite der Dornfortsätze der Wirbel C2 bis C7 entspringen und an der kaudalen Seite der Dornfortsätze der Wirbel C1 bis C6 ansetzen.
Es folgen die Musculi interspinales thoracis, die meistens recht variabel und nicht besonders ausgeprägt sind. Sie entspringen an der kranialen Seite der Dornfortsätze der Wirbel Th2, Th11 und Th12 und setzen an der kaudalen Seite der Dornfortsätze der Wirbel Th1, Th10 und Th11 an.
Den letzten Teil bilden die Musculi interspinales lumborum, die am kranialen Teil der Dornfortsätze der Wirbel L2 bis L5 entspringen und bis zum kaudalen Teil der Dornfortsätze der Wirbel L1 bis L4 verlaufen.
Die Musculi interspinales werden von den Rami posteriores der Spinalnerven innerviert und spielen eine Rolle bei der Extension der Hals- und Lendenwirbelsäule.
Die nächste Muskelgruppe der tiefsten Lage bilden die Musculi intertransversarii. Sie verbinden, wie der Name schon sagt, die Querfortsätze Processi transversi benachbarter Wirbel.
Je nach Lokalisation kann man zwei Muskelgruppen unterscheiden - die Musculi intertransversarii cervicis und die Musculi intertransversarii lumborum. Diese zwei Muskelgruppen können auch als zervikale intertransversale Muskeln beziehungsweise lumbale intertransversale Muskeln bezeichnet werden.
Sie haben ihren Ursprung an den Querfortsätzen der Hals- und Lendenwirbel und verlaufen von dort an den Querfortsätzen der jeweils kaudal angrenzenden Wirbel.
Die Innervation der intertransversalen Muskeln erfolgt über die Rami posteriores und anteriores der Spinalnerven.
Sie sind an der Seitneigung und Stabilisierung der Wirbelsäule beteiligt.
Den letzten Teil der tiefsten Muskellage des Rückens bilden die Musculi levatores costarum. Sie entspringen an den Querfortsätzen der Wirbelkörper C7 bis Th11 und setzen medial des Angulus costae an der nächsten bzw. übernächsten kaudalen Rippe an.
Innerviert werden diese Muskeln von den Rami posteriores der Spinalnerven Th1 bis Th12.
Die Musculi levatores costarum sind beteiligt am Aufrichten und Seitwärtsneigen der Brustwirbelsäule sowie am Halten der Rippen.
Jetzt kennt ihr alle wichtigen Muskeln der tiefen Rückenmuskulatur. Gehen wir also über zu einem klinischen Fallbeispiel. Keine Sorge, ihr habt es gleich geschafft!
Das häufigste klinische Szenario, das ihr im Zusammenhang mit den tiefen Muskeln des Rückens sehen werdet, ist die Überlastung oder Zerrung der Rückenmuskulatur.
Eine Rückenzerrung äußert sich normalerweise als ein nicht ausstrahlender dumpfer Schmerz im Bereich der Lendenwirbelsäule.
Sie wird meist durch eine Überdehnung der Rückenmuskulatur verursacht, die dann zu mikroskopisch kleinen Rissen an den Muskelfasern oder den Bändern führt.
In der Regel sind die Anteile Muskeln des Musculus erector spinae betroffen, die an der Bewegung der Lendenwirbelsäule beteiligt sind. Dazu gehören der Musculus iliocostalis, der Musculus longissimus und der Musculus spinalis.
Sie tritt häufig bei Menschen auf, die wiederholt kraftvolle Rückenbewegungen ausführen, meist verbunden mit einer Rotation der Wirbelsäule.
Es kann also die Gewichtheberin treffen, die ihr Gewicht nicht richtig ausbalanciert, aber auch den Großvater, der beim Bücken nur seinen Rücken beansprucht und nicht seine Bein- und Gesäßmuskulatur.
Eine Rückenzerrung kann akut oder chronisch sein. Akut bedeutet, dass die Schmerzen weniger als einen Monat andauern.
Von einer chronischen Rückenzerrung spricht man ab zwei Monaten.
Bei einer schwerwiegenden Muskelzerrung kann es zu Muskelkrämpfen kommen, die sich durch Verkrampfung, Schmerzen und Funktionseinschränkung der betroffenen Muskeln bemerkbar machen.
Für die Behandlung der Rückenzerrung werden Massagen und Physiotherapie eingesetzt. Außerdem sollte man die belastende Tätigkeit pausieren und sich ausruhen.
Eine Behandlung mit Medikamenten wie nichtsteroidale Antirheumatika, Schmerzmittel und Muskelrelaxanzien wird ebenfalls empfohlen. Aber natürlich ist Vorsorge besser als Nachsorge.
Um einer Rückenzerrung vorzubeugen, sollte man den Rücken gerade halten und zusätzlich die Bein- und Gesäßmuskulatur einsetzen, wenn man etwas Schweres heben möchte. Sportler, die Gewichte heben, oder ältere Personen mit schwächerer Muskulatur können auch eine rückenstabilisierende Bandage tragen, um die Wirbelsäule zu schützen.
Bevor wir zum Ende dieses Tutorials kommen, möchte ich noch kurz zusammenfassen, was wir heute gelernt haben.
Am Anfang haben wir die verschiedenen Arten der Einteilung der intrinsischen Rückenmuskulatur besprochen. Eine Möglichkeit ist die Einteilung in Tractus, dabei unterscheidet man den Tractus medialis und den Tractus lateralis.
Eine weitere Möglichkeit ist die Einteilung nach Muskelschichten. Bei dieser Einteilung wird zwischen der oberflächlichen, der mittleren, der tiefen und der tiefsten Schicht unterschieden.
Die oberflächliche Schicht umfasst die spinotransversale Gruppe, die die beiden Teile des Musculus splenius beinhaltet: den Musculus splenius capitis und den Musculus splenius cervicis.
Die mittlere Schicht bildet der Musculus erector spinae. Dieser besteht zum einen aus der sakrospinalen Gruppe, die wiederum vom Musculus iliocostalis und vom Musculus longissimus gebildet wird. Der Musculus iliocostalis hat drei Anteile: den Musculus iliocostalis cervicis, den Musculus iliocostalis thoracis und den Musculus iliocostalis lumborum.
Und auch der Musculus longissimus lässt sich in drei Teile aufteilen: den Musculus longissimus capitis, den Musculus longissimus cervicis und den Musculus longissimus thoracis.
Zum Musculus erector spinae gehört neben der sakrospinalen Gruppe auch der Musculus spinalis, der zwei Anteile hat: den Musculus spinalis cervicis und den Musculus spinalis thoracis.
Zur tiefen Schicht gehört die transversospinale Gruppe. Sie besteht aus dem Musculus semispinalis, dem Musculus multifidus und den Musculi rotatores.
Wie so oft, lassen sich diese Muskeln jeweils in weitere Muskeln aufteilen. Die drei Anteile des Musculus semispinalis sind der Musculus semispinalis capitis, der Musculus semispinalis cervicis und der Musculus semispinalis thoracis.
Der Musculus multifidus besteht aus dem Musculus multifidus cervicis, dem Musculus multifidus thoracis und dem Musculus multifidus lumborum.
Bei den Musculi rotatores unterscheidet man zwischen den Musculi rotatores breves und den Musculi rotatores longi.
Die letzte und tiefste Lage der tiefen Rückenmuskulatur enthält die Musculi interspinales, die aufgeteilt werden in die Musculi interspinales cervicis, die Musculi interspinales thoracis und die Musculi interspinales lumborum.
Zusätzlich umfasst die tiefste Lage noch die Musculi intertransversarii, zu denen zwei Teile gehören: die Musculi intertransversarii cervicis und die Musculi intertransversarii lumborum.
Und auch die Musculi levatores costarum gehören zur tiefsten Lage der Rückenmuskulatur.
Abgeschlossen haben wir das Tutorial mit einer kurzen Übersicht zur Zerrung der Rückenmuskulatur, die durch eine Überdehnung der Muskeln verursacht wird. Zur Therapie werden unter anderem Medikamente und Massagen eingesetzt. Präventiv sollte man die Bein- und Gesäßmuskulatur beim Bücken einsetzen oder eine Rückenbandage tragen.
Und damit habt ihr’s geschafft!
Vielen Dank fürs Zuschauen und viel Spaß beim Lernen!